Ausgabe 11 10/99

Die FolkWorld
Herausgeber Kolumne

Das online Editorial von den Mollis

Die Business-Seite der Dinge und "Plastic Pipers"

Of wird gedacht, daß die Folkszene immer nur eine nette und freundliche Szene ist; es gibt gar einige Leute, die denken, daß Folkmusik überhaupt keine geschäftliche, finanzielle Seite haben sollte - "Folkmusiker sollten nicht bezahlt werden - das kommerzialisiert nur die Musik". Eine seltsame Meinung - schließlich müssen Folkmusiker auch von irgendetwas leben.

Drawing by German artist Annegret Haensel Währenddessen birgt manchmal das Folkbusiness harte Situationen für die Folk-Aktiven. Viele werden sich noch an die Streitigkeiten zwischen verschiedenen Folkmusikern und verschiedenen Labeln erinnern(insbesondere an ein bestimmtes englisches und ein bestimmtes amerikanisches Label denkend), oder an die üblichen Geschichten von Agenturen, die die Musiker ausnutzen.

Als neueres Beispiel der harten Seite des Geschäfts stand in diesem Jahr die Irish Folk Festival Tour in Deutschland einer Rückweisung ihrer früher abgeschlossenen Verträge mit der Abschluß-Band gegenüber - 25,000 Plakate mußten neu gedruckt werden und ein neuer Topact gefunden werden. "Grund" für die Rückweisung der Verträge war ein Wechsel des Managements der Band. Die, die unter diesem Verhalten leiden, sind nicht nur die Tourorganisatoren, sondern auch die Band, deren Ansehen in Deutschland dadurch ein wenig angeschlagen ist und die die Möglichkeit verpaßt, ihren ersten Schritt in der deutschen Szene zu versuchen.

In Schottland unterdessen streitet sich der Organisator eines großen Festivals, das letztes Jahr stattfand und aus verschiedenen Gründen ein finanzielles Desaster wurde, noch immer mit der lokalen Regierung. Die hatte versprochen, einige der finanziellen Risiken zu übernehmen; nachdem das Festival im Desaster endete, nahm sie jedoch Abstand zu der Veranstaltung. Bis heute ist sie nicht ihren Versprechen nachgekommen, so daß bis heute einige der Musiker, die auf dem Festival spielten, ihre Gage noch nicht erhalten haben...

Carlos Nunez 1999; photo by The Mollis Aber Folkmusik kann auch gute Geschäfte machen, und sobald dies passsiert, kommen die Major Labels mit ihren eigenen "Folkstars" an, oft auf viel niedrigerem Niveau. Ein solcher Prozeß ist derzeit in der nordspanischen Szene zu beobachten. Nach dem sehr großen Erfolg des großartigen Dudelsackspielers Carlos Nuñez wollte jedes Major seinen Pipe-Star haben. Und, wie üblich, nehmen sie meist nicht die besten Musiker, sondern diejenigen, die sie noch kommerziell "formen" können. Meist ist nicht die Qualität der Musik das wichtigste Argument für die Majors, sondern die Oberweite der jungen Dudelsackspielerinnen oder die Menge der Dancefloor-Elemente in der Musik.
Werden diese "Plastic Pipers" die Qualität der Musikszene in Nordspanien schädigen können? Wahrscheinlich nicht zu sehr, denn häufig kann doch die Qualität auch überleben, wenngleich meist nicht so erfolgreich wie die kommerzielle Musik...

Trotz allem gibt es noch genügend Möglichkeiten zum Erleben des "real things" - genauso in der "kommerziellen" Umgebung eines Konzertes oder von einer "kommerziellen" CD wie in der "unkommerziellen" Atmosphäre einer Folksession zu Hause...

Eure FolkWorld Herausgeber.

Zeichnung von Annegret Hänsel; Infos zur Künstlerin im Impressum
Photo Credit: Carlos Nuñez; photo by The Mollis


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 10/99

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