Ausgabe 24 12/2002

Das FolkWorld Editorial

Von FolkWorlds Michael Moll

In letzter Zeit kamen bei FolkWorld mehrere Neuigkeiten über Gesetze an, die das Leben traditioneller Musik noch weiter erschweren könnten. Auch wenn in vielen europäischen Ländern in den letzten Jahren Folk und traditionelle Musik einen Status der Anerkennung erreicht haben, wie sie ihn lange nicht hatte, haben die Gesetzgeber nicht erkannt oder verstanden, welche Rolle Folkmusik haben kann oder sollte.

In Irland haben kürzlich viele der bekanntesten Musiker der irischen Folkszene gegen einen Gesetzentwurf protestiert, der traditionelle Musik von anderen Kultursparten trennen würde, indem es effektiv einen abgetrennten Kulturrat für traditionelle Musik bilden würde. Auch wenn ein Kulturrat für Traditionelle Musik für Deutsche wohl paradiesisch klingt, ist ein Grossteil der Trad-Musik-Szene gegen den Plan, der in Augen der Kritiker nicht der beste Weg ist, die Zukunft traditioneller Musik zu sichern. Es wäre wohl geeigneter, endlich von der landläufigen Meinung wegzukommen, dass traditionelle Musik anders zu behandeln ist als die anderen kulturelle Sparten, und zu zeigen, dass Kultur "mit grossem K" nicht höher steht als traditionelle Musik, sondern auf gleicher Augenhöhe zu betrachten ist. Positiv zu bemerken ist allerdings, dass die irische Regierung gleichzeitig mehr Fördermittel für traditionelle Musik verspricht, und positiv auf traditionelle Musik zu sprechen ist.

Ganz im Gegensatz zu den englischen Nachbarn. In England wurde im Herbst ein Gestzentwurf für eine Reform der Lizenz-Gesetze für Pubs vorgestellt. Dieser Gesetzentwurf betrifft auch Livemusik, und wird Live Musik in Pubs noch einmal erheblich erschweren (FolkWorld hat bereits über englische Lizenzgesetze in früheren Ausgaben berichtet). Das Gesetz wird insbesondere Folk und Jazz betreffen, als Nischen-Musikformen. Der zuständige Minister, Kim Howells, hat sich bereits in der Folkszene einen zweifelhaften Ruf erarbeitet: Er wird zitiert, dass Folkmusik "seine Idee der Hölle" ist. Nun wird ihm vorgeworfen, dass er seine Abneigung zur Folkmusik umsetzt in eine snobistischen Hetzjagd gegen traditionelle Musik.

Auch auf europäischer Ebene gibt es negative Nachrichten, was Folkmusik betrifft: Das Europäische Jugendfolkorchester (EYFO) wird voraussichtlich aufgeben müssen, weil die EU Fördermittel aus dem Programme "CULTURE 2000" auslaufen. EYFO hat in seiner kurzen Existenz nicht nur das Profil und Bewusstsein europäischer Folkmusik gestärkt, sondern auch die Grundidee der europäischen Union symbolisch repräsentiert, indem es die Gemeinsamkeiten in den Traditionen und Kulturen in europäischen Ländern präsentiert hat. Es ist eine Schande, dass die Fördermittel für ein solch symbolisches Projekt nur dazu reichen, das Projekt zu starten, aber nicht, es am Leben zu halten. Demnach bleiben Europe nur die Jugendorchester der Kultur mit "grossem K" - Klassik, Barock, Oper etc.

Schwere Zeiten für Folkmusik? Nicht schwerer als es früher war. Diese Meldungen zeigen jedoch, dass Folkmusik noch weit entfernt ist von weitreichender Anerkennung als eine akzeptierte Kulturform.

 

Allen unseren FolkWorld Lesern wünschen wir ein friedliches Weihnachtsfest, und ein Jahr 2003 voller hervorragender Musik.

Eure FolkWorld Herausgeber.

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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/2002

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