Ausgabe 26 10/2003

Das FolkWorld Editorial von Michael Moll
Folkmusik mit Imageproblemen?

Vor einiger Zeit hat sich das wohl wichtigste internationale Magazin für Folk & World Musik, Folk Roots, entschieden, das Wort "Folk" aus dem Titel zu streichen, und mit "FROOTS" ein neues "brand" zu formen, um das Heft von der Cliché-behafteten Folkszene wegzuführen. Keine verstaubten Wollpullover, sondern coole innovative international Musik. Der Inhalt der FROOTS hat sich währenddessen nicht geändert, und immer noch wird auch über Folk berichtet. Der deutsche Folkförderpreis wurde auch kürzlich umgetauft - in RUTH...

Hat das Label "Folk" Imageprobleme? Einige Festivals sind wohl auch davon überzeugt; dieses Jahr gab es einen Trend, den Term Folk aus dem Festivaltitel zu nehmen: Sowohl das International Folk Festival Tilburg und das Tanz&Folk Fest Rudolstadt haben das Wort "Folk" aus dem Namen gestrichen.

Bei der 13. Version des Rudolstadt Festivals fand man nicht mehr den Titel "Tanz&Folk Fest" auf den Postern. Wie unser Reporter Tom Keller in seinem Bericht schreibt: "Das gute alte Tanz&FolkFest ist passé. Eine neue Corporate Identity musste her - schämt man sich etwa für Tanz und Folk in diesen hippen Weltmusikzeiten? -, es heißt nun TFF.Rudolstadt, mit einem Punkt und ohne Leerzeichen dazwischen. Selbiges bedeutet je nach Lesart The German Ethno Roots Fusion Dance & Music Festival, oder schlicht: Tortur Für Folkmuffel."

Währenddessen versucht auch das hochkarätige holländische International Folk Festival Tilburg, nach seiner dritten Auflage, mehr "trendy" zu werden, indem es "folk" aus dem Titel streicht - das nächste Festival, im Januar 2004, wird "Route 04" heissen! Das Festival hatte in den letzten Jahren mit niedrigen Besucherzahlen zu kämpfen. Ein grosser Teil der Schuld wird der Behauptung zugewiesen, dass "Folk" ein falsches Image verkörpere. Andere Festivals mit ähnlichem Programm aber ohne "Folk" im Titel wären erfolgreicher als das Tilburger Festival. Die Organisatoren hoffen nun, dass der Name "Route 04" die Medien eher dazu bewegt, über das Festival zu berichten, und somit mehr Zuschauer kommen. Auch wenn der Fokus auf Folkmusik bestehen bleibt, wird gleichzeitig die Bandbreite der Musik des Festivals erweitert.
Allerdings - wird das Umbenennungs-Experiment vielleicht auch einige Folkies abschrecken? Es wird interessant sein, ob Route's Strategie aufgeht.

Ist Folk wirklich langweilig und "out"? Und selbst wenn das der Fall ist - ist es die richtige Strategie, die Bezeichnung "Folk" zu umgehen? Wäre es nicht sinnvoller, das Image von Folk zu stärken, und dabei den Begriff "Folk" stolz zu verwenden?

FolkWorld folgt nicht den Trend, Folk aus dem Titel zu nehmen - FolkWorld ist ein Markenzeichen, dass hoffentlich die Nachricht verbreitet, dass Folk cool und trendy ist - als Folkmusik, und unter keinem anderen Namen!

Eure FolkWorld Herausgeber.

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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 10/2003

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