FolkWorld Ausgabe 37 11/2008; Kolumne von Walkin' T:-)M
Die FolkWelt zwischen Harz und Heide:
Der Tod spielt Klarinette
Helmut Eisel @ FolkWorld:
www.ostfalen-portal.de
Zwischen Harz und Heide habe ich diese Kolumne einmal nach einer allgemein gebräuchlichen Bezeichnung genannt. Manche sagen unter Vernachlässigung der Peripherie 'Braunschweiger Land'
oder 'Okerland' oder benutzen das Wortungetüm 'Region Mitte Nord'.
In jüngster Zeit gab es in Südniedersachsen und im westlichen Sachsen-Anhalt
mehrere Versuche, wieder den alten Begriff 'Ostfalen' als Landschaftsbezeichnung zu etablieren.
FW #13,
#14,
#25,
#31,
#34
A First Class Ticket to Safed
Cicadas Wedding Dance
Roshinkes mit Mandeln
Rebbe Elimelekh,
Rondo a. Klez
Der Terminus Ostfalen bezeichnet den östlichen Teil des alten Sachsen im Bereich zwischen den Flüssen Leine, Elbe, Saale und Unstrut. Am Ende der Sachsenkriege Karls des Großen 785
Der Mensch braucht Trost. Denn wer Sorgen hat, hat auch Malheur. Und wer sich um den Spott nicht zu sorgen braucht, der hat eben einen Schaden. Viele Schäden aber hat die Heide. Sie ist ein Stück Natur ohne Fehl und Arg und darum ver-spotten die Menschen immer wieder die Heide. So ist das christliche Abendland. Abendland: das Gegenteil der Lü-neburger Heide am Morgen. Die Heide ist mehr als eine Idee. Sie ist die nichtchristliche Landschaft, in der der Heidenspaß entwickelt wurde, der vorzüglich im Wald und auf der Heide gemacht wird. Wenn aber die Heide sich zusammentut mit anderen Heiden, dann gibt's einen Heidenlärm, von dem geschrieben steht: Warum denn rasen und toben die Heiden im Zorn. Matthias Beltz |
Presseschau |
Der Tod spricht Klarinette
Domfestspiele Bad Gandersheim, 28.06.-10.08.08: Die Premiere von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel "Jedermann" (uraufgeführt 1911) eröffnete am Samstag in Bad Gandersheim die 50. Ausgabe der Domfestspiele. Welch zeitlose Kraft in dem in Stil und Sprache an mittelalterliches Besinnungstheater anknüpfenden Stoff steckt, zeigten die eindreiviertel Theaterstunden vor der romanischen Domfassade. Für die Gänsehaut sorgt Helmut Eisel. Der Tod. In schwarzem Anzug mit weiß geschminktem Kopf taucht er lautlos aus dem Nichts auf. Seine Stimme ist die Klarinette. Sie kann sanft locken, vorwurfsvoll keifen, keckernd verhöhnen. Melancholische Melodien im Klezmer-Stil wechseln mit Warnrufen und einem gebrochenen, im Ohr fast schmerzenden Ton, wenn Eisel nicht nur ins Mundstück bläst, sondern dazu mit seiner eigenen Stimme weitere Töne erzeugt.
![]() Paperboys @ FolkWorld: FW #20, #25, #31, #33
|
Rockige Musik strotzt vor Lebensfreude
Kulturscheune, Salzgitter-Lebenstedt, 13.09.08: The Paperboys aus Kanada fanden zwar keine volle Kulturscheune vor, aber die familiäre Atmosphäre beim Saisonauftakt der Reihe "Scheunennächte" des Fachdienstes Kultur hatte auch ihren besonderen Reiz. Die wilde Mischung aus Celtic-Rock und Latino-Elementen ist einzigartig im Folk-Genre und begeisterte in Salzgitter. Das keltische Element, getragen durch Fiddle, Tin Whistle und Flöte, ergänzt durch Gitarre, E-Bass und Schlagzeug, war in rockig-poppige Grooves verpackt, die in die Beine gingen. Frontmann Tom Landa brachte außerdem noch seine mexikanischen Wurzeln mit ein.
Seine selbst komponierten Stücke klingen fremd und gleichzeitig vertraut. Und sie sind – wie ihr Schöpfer – ohne jede Eitelkeit. Die sanften Klänge der Neuen Keltischen Harfe machen beim Autofahren, Bügeln oder flach auf dem Sofa liegend genauso viel Spaß wie beim genauen Hinhören, beim Studieren der Harmonien. Für diese Töne gibt es keine Schublade, kein Etikett zum Draufkleben. "Beim Komponieren fange ich einfach das auf, was direkt aus der Seele fließt", sagt Kleemann. Und dorthin, so scheint es, fließt die Musik beim Hören zurück. [Salzgitter-Zeitung, 21.05.2005] Ralf Kleemann @ FolkWorld: FW #33 |
Keltische Harfe verzaubert Zuhörer
St. Peter und Paul, Salzgitter-Lesse, 14.09.08: Rund 130 Besucher waren in die Kirche St. Peter und Paul gekommen, um den Klängen der Neuen Keltischen Harfe von Ralf Kleemann zuzuhören. Darunter waren viele Freunde, Nachbarn und die Familie des Harfenvirtuosen. Ralf Kleemann stammt aus Lesse und wuchs auch dort auf. Mit irischen und schottischen Weisen, eigenen Arrangements historischer Melodien, aber auch mit Kirchenliedern und eigenen Kompositionen gestaltete Kleemann sein Programm. Mit den silbrigen, sphärischen Klängen, die der Künstler seinem Instrument entlockte, verzauberte er sein Publikum. Besonders eindrucksvoll war die tiefe Verbundenheit des Musikers mit seiner Harfe. Nicht ohne Selbstironie bemerkte er: "Man verliert das Zeitgefühl und erliegt der Selbstverzauberung." [Salzgitter-Zeitung, 16.09.2008]
Bunter Hund in Schwarz
Reinhard Mey @ FolkWorld: FW #25, #27 |
Stadthalle, Braunschweig, 25.09.08: Reinhard Mey stürmte dunkel gekleidet die Bühne, schnappte sich seine Gitarre und sang nach einigen Begrüßungsgesten los. Das Publikum in der ausverkauften Stadthalle klatschte begeistert. Was die Anhänger des Berliner Liedermachers gestern Abend von ihrem Idol erwarten durften, wurde recht bald klar. "Ich wollte wie Orpheus singen", gestand er singend. Das Lied stammt von seinem ersten, 1967 erschienenen Album. Kurz darauf folgte "Bunter Hund" von seiner aktuellen und rund 40 Jahre später auf den Markt gekommenen Scheibe. Es gibt wohl kaum einen deutschen Sänger, der so viel zu erzählen hat. Und kaum einen, der so vielschichtig ist. Er sang von Liebe, Wärme und Zärtlichkeit - und ging mit seinen Texten dennoch auf Distanz zum seiner Meinung nach anspruchslosen deutschen Schlager. "Ich bin verfemt, weil ich nach meinen Regeln leb, nicht Männchen mache und nicht Pfötchen geb', ich rede keinem nach dem Mund, ich bin ein bunter Hund", singt der Berliner in besagtem Titelsong des neuen Albums. [Braunschweiger Zeitung, 26.09.08]
Warum heißt Ihre Band Five Alive'O?
Five Alive'O ist von mir entworfen worden – von dem Lied der Dubliners. Die Dubliners haben ein Lied geschrieben, das hieß "Alive alive oh". Da wir fünf sind, dachte ich mir: Wir können das umändern in Five Alive'O.
|
Partymusik mit Dudelsack und Fiddle
Kniestedter Kirche, Salzgitter-Bad, 11.10.08: Seán Reeves und seine Band Five Alive‘O verwandelten am Wochenende die Kniestedter Kirche in einen Hexenkessel. Was die Formation bot, ging über den traditionellen Irish Folk weit hinaus. Seán Reeves und seine Mannen boten eine urwüchsige Irish-Folk-Mischung mit Folk-, Blues-, Pop- und Rockelementen. Eine unbändige Spielfreude ging von den Musikern aus. Die sechs Musiker spielten sich in Ekstase, wobei die langsamen Stücke genauso ausdrucksstark zur Geltung kamen wie die schnellen Sätze. Gitarrist Gert Neumann und Bassist Reza Askari-Motlagh lieferten die groovige Unterlage für das virtuose Spiel der Fiddler [Jonathan Williams & Michael McCarrol], des Flötisten [Alexander 'Näx' May] und den Gesang von Seán Reeves, der sich auch exzessiv an den Rhythmusinstrumenten Bodhran und Cajon betätigte. Beeindruckend war auch das Spiel von Näx am irischen Dudelsack. [Salzgitter-Zeitung, 13.10.08]
Folk'n'Fusion, Hildesheim, 24.-26.10.08 |
Ein ausführlicher Bericht über Folk'n'Fusion 2008 erfolgt in der nächsten FolkWorld-Ausgabe.
|
Die FolkWelt zwischen Harz & Heide (FW#36) |
Photo Credits:
(1) Helmut Eisel,
(2) The Paperboys,
(3)-(4) Sean Reeves & Five Alive'O
(unknown);
(5) Vladiswar Nadishana,
(6) Beoga,
(7) Lunasa,
(8) Dun Aengus
(by Walkin' T:-)M).
Zur englischen FolkWorld |
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2008
All material published in FolkWorld is © The Author via FolkWorld. Storage for private use is allowed and welcome. Reviews and extracts of up to 200 words may be freely quoted and reproduced, if source and author are acknowledged. For any other reproduction please ask the Editors for permission. Although any external links from FolkWorld are chosen with greatest care, FolkWorld and its editors do not take any responsibility for the content of the linked external weBraunschweigites.