FolkWorld Ausgabe 37 11/2008
Saban Bajramovic ++
Hedo Holland ++
GEMA ++
Dragseth Duo ++
Lorbaß und Jan Graf ++
Lied der Moorsoldaten ++
Conträr-Verlag ++
Keine Heimat ++
AlstomChor ++
Demnächst: IFF, Klangwelten ... ++
Zuguterletzt: Besser nüchtern ++
Die Regale in der FolkWorld-Redaktion quellen über; wir müssen uns wohl oder übel von einigen uns in den letzten 10 Jahren zur Rezension zugesandten CDs trennen. Seid ihr an Folk-, Roots- und Weltmusik von Austria bis Wales und Australien bis USA interessiert? Verlosung abgeschlossen! |
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Am 8. Juni 2008 ist in der serbischen Stadt Nis der legendäre Sänger und Komponist Saban Bajramovic verstorben. Von einem Herzinfarkt, den der 72-jährige vor einem Jahr erlitten hatte, konnte er sich leider nicht wieder erholen. Bajramovic hat über 20 Alben aufgenommen und in dem Film "Schwarze Katze, weißer Kater" taucht er als Schauspieler auf. Als König der Zigeunermusik hatte er einen unschätzbaren Einfluss auf die gesamte Musikentwicklung des Balkans, wobei Musiker sich immer wieder bei seinen Melodien bedienten. Mostar Sevdah Reunion "Saban" |
Saban Bajramovic, der Lizard King, der Echsenkönig. Lederne Haut, knorrige Gesichtszüge, dunkle Augen und dicke Lippen, die ein spöttisches Kächeln andeuten. Mit siebenundsechzig erinnert Saban mit seinem zerklüfteten braunen Gesicht an vierzig Meilen schlechter Straße. Nun gut, er war nie ein Vorbild, was Maßhalten und gesittete Lebensführung betrifft: Narben von Messerstechereien ziehen sich kreuz und quer über seine Wangen, und auf seinen Unterarmen sind verblasste Knasttätowierungen zu sehen.
Saban redet sanft, lacht oft in sich hinein, und seine Stimme klingt so einschmeichelnd und gleichmäßig, als würde er singen. Und wenn er singt, dann können ihm nur wenige das Wasser reichen; diese gelassene, sichere Darbietung, bei der er manchmal nur murmelt, manchmal deklamiert, solch eine wunderschöne, verletzte Stimme, immer verständnisvoll, immer voller Seele. Wenn beindruckendes Leiden einen Klang hat, dann bei Saban. Sein majestätischer Tenor geht unter die Haut, er ist der Gottvater des Gypsy-Soul.
Saban wurde am 16. April 1936 geboren; seine Kindheit endete abrupt mit der Invasion der Nazis - sie bauten außerhalb von Nis ein Konzentrationslager und brachten die Roma der Gegend erbarmungslos um. Nachdem er den Krieg überlebt hatte, arbeitete er als Botenjunge, putzte Schuhe, verrichtete schwere Arbeit, machte allerlei dunkle Geschäfte, spielte sehr, sehr gut Fußball und sang bei Roma-Festivitäten.
Im Alter von achtzehn Jahren wurde er zur jugoslawischen Armee eingezogen. Doch Saban empfand die militärische Disziplin als Fluch, also desertierte er. Titos Jugoslawien kannte keine Gnade mit Deserteuren, und so verurteilte ein Militärgericht Saban zu dreieinhalb Jahren. Dort lernte er Lesen und Schreiben, traf professionelle Musiker, sang mit dem Gefängnisorchester. Als er wieder ein freier Mann war, begann er in Kafanas, bei Hochzeiten und Festen zu singen; seine wohlklingende Stimme und seine schwermütigen Songs ließen ihn schon bald zum Chronisten der Roma werden, ein Straßenpoet von Gypsy-Liebe und -Kampf.
1964 veröffentlichte Saban mit "Pelno Me Sam" (Ich bin eingekerkert), einer Eigenkomposition, seine erste Platte. Während der Sechziger und Siebziger war Saban für die Roma auf dem Balkan das, was James Brown für die Afro-Amerikaner war. Er wurde gefeiert als der King des Nove Romske Pesme, des Neuen Romani-Songs, und es hieß, dass die Roma Jugoslawiens Tito am meisten respektierten, an zweiter Stelle kam dann Saban und nach zehn leeren Plätzen noch einmal Saban.
Als Sänger von The Black Mambas glänzte Saban mit seinen in Gold gefassten Zähnen, er soff wie ein Loch und war ein großer Zocker. Und je heller sein Stern strahlte, um so wilder wurde er; er verpasste Auftritte, fuhr Autos zu Schrott und ließ es auch ansonsten gehörig krachen. Der Mann mit dem Spitznamen "No Show Saban" bekam vom jugoslawischen Staatsfernsehen Auftrittsverbot, da er zu Sendungen, für die er gebucht worden war, einfach nicht erschien. Seine Komm-ich-heut'-nicht-komm-ich-halt-morgen-Nachlässigkeit bei Liveauftritten konnte aber auch dazu führen, dass er auftauchte und das Konzert deines Lebens ablieferte.
Bis zum heutigen Tag, sagt Saban, hat er zwanzig Alben und fünfzig Singles veröffentlicht sowie siebenhundertsechzig Songs geschrieben. Im Lauf der Siebziger demonstrierte Saban seine Dominanz über die Musikszene des Balkans mit einem klassischen Song nach dem anderen. Sabans brummige Stimme und sein elektrisierender Sound überstanden harte wie auch großartige Zeiten. Und all das war authentisch. Saban war bereits ein Gangsta, bevor dieser Begriff überhaupt existierte.
Dann fiel Jugoslawien auseinander, und Saban wäre fast von der Bildfläche verschwunden. Doch 1997 landete er mit "Kassandra" den größten Hit seiner Karriere. Der Song war ein Loblied auf Kassandra, die Titelfigur der gleichnamigen venezolanischen Telenovela, die in ganz Serbien, Bulgarien und Mazedonien zum Fernsehphänomen wurde.
Das Weltmusikpublikum hätte den wilden Gypsy King geliebt, hätte Saban nur die geringste Neigung gezeigt, auch das Publikum außerhalb des Balkans für sich zu gewinnen. 1999 machte der bosnische Produzent Dragi Sestic ihn ausfindig und überredete Saban, ein Album für das Label World Connection aufzunehmen. Begleitet von der ausgezeichneten Band Mostar Sevdah Reunion sang Saban fünfzehn herrliche Stücke. "Wenn Saban gewollt hätte, dann wäre er auch beim westlichen Publikum ein großer Star geworden", sagt Labelchef Albert Nijmolen. "Aber er ist einfach zu unzuverlässig, so dass ihn niemand bucht."
aus:
Garth Cartwright, Balkanblues und Blaskapellen
Hedo Holland, * 21.09.1933, Hamburg.
Detlef Walter Wilhelm Holland, der sich selbst abgeleitet von Hedonist
den Spitznamen Hedo gab, genießt nicht nur das Leben und seinen 75.
Geburtstag, sondern ist seit 30 Jahren Herausgeber
einer Zeitschrift für Folklore und die Ideale der Wandervogelbewegung,
die 1978 unter dem Namen "Folklore + Mitmachen" begründet und
seit 1999 unter dem Namen "Folkmagazin" firmiert.
Ein Fanzine zum Mitmachen anstatt ein Hochglanzmagazin soll das Magazin sein,
das alle zwei Monate mit einer Auflage von rund 2.000 Exemplaren erscheint.
Jede Ausgabe enthält Lieder, Tänze und Tanzbeschreibungen,
CD-und Konzert-Rezensionen, sowie
aktuelle Nachrichten und Termine aus der Folk-Club- und Wandervogel-Szene.
Das Hauptquartier des pensonierten Studienrats und Direktkandidats der Grünen im Wahlkreis Ludwigslust
ist der Rabenhof in Lüttenmark, Meck-Pomm,
wo Hedo mit seiner Partnerin Folkfeste, Workshops und Seminare organisiert.
Kaum jemand scheint es bemerkt zu haben, aber einige Kulturveranstalter machen mobil gegen die GEMA, die Verwertungsgesellschaft, die im vermeintlichen Interesse der Komponisten deren Urheberrechte wahrnimmt. Monika Bestle, Leiterin der Sonthofer Kulturwerkstatt, und Nina Zober vom Buxtehuder Theater im Hinterhof haben eine Petition an den Deutschen Bundestag initiiert. Es werden gefordert:
Die Intiatoren sammeln Unterschriften für die Petition als auch GEMA-Leidensgeschichten und Tipps für den Umgang mit der GEMA. "Meine 11-jährige Erfahrung hat gezeigt", erläutert Monika Bestle, "dass der Unmut über die Praktiken der GEMA in einer Zeit, in der Künstler und Veranstalter immer schwierigeren Zeiten entgegen gehen, stets mehr zunimmt. Zahlreiche Veranstalter haben bereits aufgegeben, Vereine reduzieren gezwungenermaßen ihre Veranstaltungen und Künstler müssen immer öfter erfahren, dass GEMA-pflichtige Musik nicht gespielt werden soll und darf. Manche Veranstalter sind dazu übergegangen, die GEMA-Gebühren den Künstlern abzuverlangen. All dies darf nach meiner Meinung nicht länger hingenommen werden."
Ein zweites Reizthema ist auch schon im Visier: die Künstlersozialkasse!
Hans-Momsen-Preis für Dragseth Duo
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Träger des Hans-Momsen-Preises - Kulturpreis des Kreises Nordfriesland - sind im Jahr 2008 die nordfriesischen Musiker Kalle Johannsen aus Husum und Manuel Knortz aus Witzwort, bekannt als das Dragseth Duo. Dieser seit 1986 jährlich verliehene Kulturpreis des Kreises Nordfriesland ist nach Hans Momsen (1735-1811) aus Fahretoft benannt, der als Landmesser und Bauer sein Leben lang autodidaktisch als Mathematiker, Astronom und Instrumentenbauer tätig war.
Seit der Gründung des Duos vor über dreißig Jahren, unterbrochen von einer zehnjährigen Schaffenspause, in der sie getrennte musikalische Wege gingen, haben sich die beiden in Husum geborenen Künstler zu einem musikalischen Aushängeschild für die Region entwickelt. Mit Auftritten in ganz Deutschland und darüber hinaus, ihren vielen Alben, aber vor allem mit ihrer bodenständigen, unprätentiösen Art sind Kalle Johannsen und Manuel Knortz eine Werbung für die Region - und das nicht nur in musikalischer Hinsicht. Das Duo ist sich stets treu geblieben und erlebt heute das Wiedererstarken einer Musikrichtung, die zu jener Zeit, da es sich ihr verschrieb, von vielen milde belächelt wurde.
Mit seinen Produktionen hat das Dragseth Duo Brücken geschlagen - zwischen Regionen und Kontinenten. Oft wurde und wird es als „Friesen-Band“ bezeichnet. Dabei hat es nie auch nur einen friesischen Song geschrieben. Sein Verdienst besteht vielmehr darin, Heimatverbundenheit und Weltbürgerlichkeit als Einklang zu verstehen und dies auch musikalisch zu vermitteln.
Bad Bevensen-Preis für Lorbaß und Jan Graf
Bad Bevensen-Preisträger:
1985 Helmut Debus
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In diesem Jahr wird der angesehene ‚Bevensen-Preis’ der Stadt Bad Bevensen, der seit 1985 für ‚besondere Leistungen auf dem Gebiet vokaler und instrumentaler Gestaltung und Interpretation niederdeutscher Texte’ ausgelobt wird, gleich zweimal vergeben. Preisträger sind die Gruppe ‚Lorbaß’ aus Gelting und Jan Graf aus Krummbek. Es ist das 9. Mal, dass der Preis im Rahmen der alljährlichen ‚Bevensen-Dagfahrt’, der früher ‚Dichtertagung’ genannten mehrtägigen Tagung plattdeutscher Kulturschaffender, überreicht wird.
Das Lied der Moorsoldaten |
Und wo wir schon einmal dabei sind, gratulieren wir herzlich den Schweizer Brambus Records zum 20., sowie den niederländischen Music & Words und den US-amerikanischen Red House Records zum 25. Jubiläum.
![]() www.rdl.de |
Seit dem Herbst 1998 präsentiert Christian Rath wöchentlich europäische Folk- und Rootsmusik beim südbadischen Sender Radio Dreyeckland. Jeden Dienstag von 15 bis 16 Uhr gibt es aus Freiburg Schwerpunktsendungen zu ausgewählten Ländern oder Gruppen. "Keine Heimat" betrachtet Folkmusik "wohlwollend, aber antiromantisch als normaler Teil des Musikbusiness". Jeweils Freitags von 15 bis 16 Uhr gibt es eine zweite Sendung, "Zweite Heimat", ohne Schwerpunktthema. Radio Dreyeckland ist der älteste nicht-kommerzielle Radiosender in Deutschland. Er sendet auf 102,3 MHz UKW und in verschiedenen Kabelnetzen der Region oder ist als Livestream zu hören.
5 Jahre und kein bisschen leise – der AlstomChor Mannheim. Ein exponiertes und bundesweit einmaliges Musikprojekt hat am Samstag, den 25. Okober, sein fünfjähriges Bestehen gefeiert. Die „wilde 13 der Alstom-Belegschaft” gründete sich in der heißen Phase der Auseinandersetzung um den Erhalt des Mannheimer Betriebes und hat sich durch Auftritte und eine CD auch bundesweit einen Namen gemacht.
www.resistance-online.net/alstom/ |
![]() Irish Folk Festival
Auf zur Rainbow Expedition, um drei Stunden lang Musik aller Couleur zu genießen! ![]() 16.10.-19.12.2008
12.-13.06.2009 |
16. Okt.-16. Nov. 2008 - IRISH FOLK FESTIVAL
mit: Liadan, Beoga, Niamh Ni Charra & Alan Colfer, Griogair
www.irishfolkfestival.de16. Okt.-19. Dez. 2008 - KLANGWELTEN
mit: Wagogo Queens, Tata Dindin, Jatinder Thakur, Enkhjargal, Rüdiger Oppermann
www.klangwelten.com26. Nov. - 20. Dez. 2008 - IRISH CHRISTMAS
mit: John Faulkner, Jackie Daly, Paddy Keenan, Alec Finn, Johnny 'Ringo' McDonagh, Eleanor Shanley, Sean Ryan, Gerry 'Fiddle' O`Connor, Fergus Feelie
www.weltenklang.at19.-22. Feb. 2008 - FESTIVAL MUSIK & POLITIK
Berlin; mit: Billy Bragg, Hans-Eckardt Wenzel, Jaromír Nohavica, Antoni Muracki, Frank Viehweg
www.songklub.de26. Feb. - 14. März 2009 - ST. PATRICK'S DAY (CELTIC SPRING)
mit: Nuala Kennedy, Morga
www.weltenklang.at12.-25. März 2009 - ST. PATRICK’S DAY CELEBRATION
mit: Searson, Fallen Angels, The Outside Track
www.st-patricksday.de12.-29. März 2009 - IRISH SPRING
mit: The Dingle White Females (Pauline Scanlon und Eilis Kennedy), Uiscedwr, The Long Notes, Daoiri Farrell
www.irishspring.de22.-28. April 2009 - folkBALTICA
Flensburg & Sønderjylland-Schleswig; mit: Länderschwerpunkt Dänemark
www.folkbaltica.de8.-10. Mai 2009 - FOLKFRÜHLING
Venne
www.folkfruehling.de21.-25. Mai 2009 - LEIPZIGER TANZHAUSFEST
Leipzig; mit: Andrea Capezzuoli e Compagnia, Banda Brisca, Erika & Cecilia, Jacal, Swedenquell, Wimmerschinken und Sigrid Doberenz, Zerrwanst & Co.
www.tanzvolk-leipzig.de12.-13. Juni 2009 - WILDE TÖNE
Braunschweig;
www.wilde-toene.de03.-05. Juli 2009 - TFF.RUDOLSTADT
mit: Länderschwerpunkt Russland, Magisches Instrument Laute, Tanz des Jahres Männerwerbetänze, Focus Regional Niedersachsen/Bremen
www.tff-rudolstadt.de31. Juli - 02. Aug. 2009 - BARDENTREFFEN
Nürnberg;
www.bardentreffen.de
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2008
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