FolkWorld Issue 39 07/2009; Artikel von Morten Alfred Høirup (Übersetzung: John Høyer Nielsen)


På Dansk

Eivør
Stern am nordatlantischen Firmament

Die Färöerinseln ist eine Gruppe von 18 bildschönen und windumwehten Inseln im Nord-Atlantik, gelegen zwischen Schottland, Island und Norwegen. Die grassbewachsenen Inseln mit ihren hohen Felsen haben milde Winter und kühle Sommer, die eine hervorragende Grundlage für ein reiches Tierleben bieten, große Schwärme von brütenden Seevögel, Robben und Wale. Dazu kommen noch die Menschen und ihre vielen Schafe, die dem Inselreich seinen Namen gegeben haben (Färöer: altnordisch für Schafsinseln). Knapp 50.000 Einwohner gibt es - davon leben 17.000 in der Hauptstadt Thórshavn -, die ursprünglich von norwegischen Wikingern abstammen, die schon vor über 1000 Jahre die Inseln besiedelten. Die Färöerinseln beherbergen eine der schönsten und vielfältigsten Kulturen unter dem nordatlantischen Himmelsgewölbe, so dass es viele Anlässe gibt, einen Blick in ihre Richtung zu werfen - und einer davon ist die preisgekrönte Sängerin Eivør Pálsdottir.

Eivør Pálsdottir ist in internationalen Folkmusikkreisen für ihr enormes Talent bekannt, ihre schönen Lieder, ihre fantastische Stimme und nicht zuletzt für ihre intensiven und lebensbejahenden Live-Konzerte.
Eivor

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Egal ob sie ganz alleine auf die Bühne geht, nur mit ihrer Stimme und ihrer traditionellen nordischen Rahmentrommel, ob mit Gitarre im Duo mit dem kanadischen Gitarristen und Liedermacher Bill Bourne, oder als Gesangssolistin mit dem Symphonieorchester der Färöerinseln, sie beherrscht die Bühne als wäre sie ihr privates Eigentum, und das Publikum lässt sich einfangen von ihren Geschichten und Liedern, die sie auf Färöisch, Swedisch, Isländisch oder Englisch singt.

Eivør hat sich schon als Kind für die Musik, die Kunst und die mündliche Erzähltraditionen interessiert. Mit 15 hat sie die Schule verlassen, um sich ganz der Musik zu widmen, als Komponistin, Liedermacherin und Sängerin. Heute, zehn Jahre später, entpuppt sie sich als voll entfaltete Künstlerin, deren Talente sehr viel weiter reichen als nur die färöische Gesangstradition, die von Anfang an ihr Fundament war.

Eivør hat Rock mit Färöer-Bands gesungen, sowie klassische Musik und Jazz auf Island studiert. Sie hat mehrmals mit den Färöer Komponisten und Pianisten Kristian Blak gearbeitet, mit seiner Gruppe Yggdrasil hat sie mehrere Alben und internationale Live-Konzerte gemacht. Eivør war Solistin in Kristian Blaks Opera “Firra” in 2004, und im folgenden Jahr hat sie eng mit Danmarks Radios Big Band zusammen gearbeitet, eine neue Konstellation, die die Platte “Trøllabundin” hervorbrachte, eine Platte ausschliesslich mit Texten und Kompositionen von Eivør, und mehrere Big-Band-Tourneen mit Eivør als Solistin nach sich zog.

Eivør und die Tradition

“Ich bin in dem kleinen Färöerdorf Gøta aufgewachsen, einer Ortschaft mit nur 500 Einwohnern. Meine Eltern und mein Urgrossvater haben mich schon als kleines Kind die traditionellen Lieder und Balladen gelehrt, und bei uns zuhause wurde immer gesungen. Mit 13, als ich mehr über den färöischen Liederschatz lernen wollte, habe ich mit einem kleinen Tonbandgerät die alten Mennschen auf den Inseln aufgesucht und bei ihnen alte Lieder und Balladen aufgenommen, die meine Generation gar nicht mehr kennt. Die Gesangsweise der alten Leute hat mich inspiriert und tief beeindruckt, sie war ganz einzigartig, kam ungekünstelt, direkt vom Herz. Hier liegt für mich der Ursprung aller Musik, und hier gehört sie hin. Damals schon habe ich eine enge Verbindung mit meinen Färöerwurzeln empfunden, mit dem traditionellen Gesang, der fast immer ohne jede Instrumentalbegleitung vorgetragen wurde. Die Stimme und rhytmisches Fußstampfen, oft mit Kettentanz verbunden, waren die einzige Mittel, die man brauchte, und das wiederum hat zu sehr spannenden und schrägen Melodien und merkwürdigen Rhythmen geführt. Einige von diesen frühen Aufnahmen habe ich auf meiner ersten CD verwendet (ich war 16), einer CD, wo ich Altes mit Neuem zusammengeflochten habe.”

Wie wichtig ist es für Eivør, ihre eigene Tradition zu kennen? Eivor “Meine Färöerwurzeln bedeuten für mich alles! Ich trage sie mit mir in allem, was ich tue, als Teil meiner Basis. Je besser ich als Mensch verstehe, woher und wovon ich komme, desto tiefer kann ich in mein Schaffen hinein gehen, ohne mich selber zu verlieren. Wenn man sich mit seinen eigenen Traditionen vertraut macht, fühlt man sich überall auf der Welt “zu Hause”. Auf den Färöerinseln hat man immer gesungen, bei Hochzeiten, bei Beerdigungen, zuhause in der Stube oder draussen in die Natur. Singen berührt unsere Herzen und vereint Menschen.”

Eivør und ihre Arbeitsweise

Eivør Pálsdottir ist nicht nur Komponistin, Liedermacherin und Sängerin, sie ist auch als Malerin aktiv, und zur Zeit macht sie mit ihren Bildern eine Austellung im Haus des Nordens in Thórshavn. Bruno Eysturstein, Journalist bei dem Färöer Jugendmagazin mess.fo schreibt zu dieser Verbindung: “Almost like magic, the paintings took me on a journey into unknown parts of the mind (…) an exciting and psychedelic exhibition; a portal into one self.”

Gefragt, wo sie ihre Inspiration findet, und wie sie mit ihrer Musik und ihren Bilder arbeitet, antwortet Eivør: “Die Inspiration kommt von allen Seiten auf mich zu, von der Natur, von Menschen, denen ich begegne, von dem Tag und der Nacht und von allen Farben des Lebens. Ich schreibe Lieder, wann und wo die Inspiration auftaucht, aber um Musik schreiben zu können, brauche ich ein gewisses Maß an Ruhe und Frieden, sodass die Gedanken freien Flug haben. Ich reise viel, spiele viele Konzerte, dann passiert immer vieles um mich herum, und genau dann ist es wichtig, eine friedvolle und ruhige Ecke in mir selbst aufsuchen zu können. Ich habe seit meiner Kindheit Bilder gemalt, und es ist gut für mich, das, was mich bewegt, in verschiedene Formen zu bringen. Oft entspringt ein Lied und ein Gemälde aus derselben Inspirationsquelle, das Bild unterstützt das Lied, oder umgekehrt. Ich habe Perioden, wo ich mich nur mit dem Malen beschäftige, und andere Perioden, wo ich nur Musik mache. Ich habe aber auch versucht, meine Leinwände auf Tourneen, in verschiedene, Hotelzimmer zu bemalen… das war nicht besonders praktisch…” sagt sie mit einem Lächeln, und fügt hinzu: “Ich bin einfach ein Menschentyp, der das Singen oder das Ausdrücken von Gefühlen nicht lassen kann, egal wie. Es gibt so viel, das ich machen möchte, dass ich fast vor kreativer Energie explodieren könnte.”

Im Jahr 2006 ist Eivør nach Dänemark umgesiedelt, hat mit ihrer Musik das ganze Land erobert, und ist mit zwei Danish Music Awards (Dänischer Grammy) belohnt worden. Heute ist Eivør wieder in ihrem Geburtsort Gøta auf den Färöerinseln wohnhaft, tourt von da aus aber weltweit. Eivør hat bisher fünf recht unterschiedliche CDs herausgebracht, CDs, die ihre große musikalische Spannweite zeigen, von Jazz über Singer/Songwritering und Keltisches, bis hin zu Poptönen. Die Frage stellt sich, wie Eivør in Zukunft ihr großes Talent einsetzen wird. Wohin steuert sie?

Morten Alfred Hoirup
Morten Alfred Høirup (*1961) ist ein dänischer Musiker und Journalist. Er war Sänger und Gitarrist im Duo Haugaard & Høirup und arbeitet derzeit freischaffend für das Danish Roots-Projekt.

www.mortenalfred.dk, www.danishroots.eu
“Ich denke über Musik als ein riesiges Meer von Liedern, Tönen, Lauten und Wörtern, worin ich schwimme. Ich weiss nie, wohin mich der Strom führt, aber ich fühle mich privilegiert und geehrt ein Teil dieses Meeres sein zu dürfen. Zur Zeit arbeite ich an einer neuen CD, die bis Ende 2009 fertig sein soll. Später in diesem Sommer gehe ich ins Studio, und ich bin auf das Endergebnis sehr gespannt. Ich arbeite diesmal mit meiner Band und einrm sehr engen Freundn den ich schon länger kenne. Ich will nicht zu viel über die CD sagen, ich bin immer noch mitten im Arbeitsprozess, und man kann nie wissen, was im Studio passiert. (Eivør lächelt) Genau das liebe ich an der Musik, sie kann dich überall hin führen, wenn du ein offenes Herz hast.”

Photo Credits: (1)-(2) Eivør (from website); (3) Morten Alfred Høirup (by The Mollis).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2009

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