FolkWorld Ausgabe 39 07/2009; Buchrezensionen von Walkin' T:-)M


Carl Spitzweg ,Der arme Poet', www.spitzweg.de
T:-)M's Nachtwache
Folk - nah und fern

Folk ist sozusagen gewissermaßen irgendwie eine spezielle Form der populären weltlichen angloamerikanischen und europäischen Musik, die sich traditioneller oder daraus abgeleiteter Sing- und Musizierweisen einer regionalen oder lokalen Kultur bedient. Punkt. Wenn man über Folkmusik schreibt, sollte man sich nicht lange mit Definitionen aufhalten, sondern schleunigst medias in res gehen.

Carl-Ludwig Reichert, Folk

Carl-Ludwig Reichert, Folk - Von Joan Baez bis Adam Green. Dtv premium, 2008, ISBN 978-3-423-24587-6, 260 S, €14,90.

Demgemäß ist das hier zu besprechende Büchlein auch nur kurz und knapp Folk betitelt. Nach langer Zeit (Siniveer, Steinbiß in den 80ern) wagt sich endlich wieder jemand im deutschsprachigen Raum an einer Gesamtschau.

Lino Battiston, Tage in der Provence

Nach dem Frühstück werden die Gitarren gezupft. Jeder findet irgendwo einen stillen Platz zum Üben. Veranda, Weinfeld, die Wiese mit den Obstbäumen, Hofmauer, das Gewölbe zum Kellereingang, Nischen gibt es genug. Der Wind trägt unaufdringlich den Klang der Gitarren. Eine ruhige, fast meditative Atmosphäre entsteht. Um die Mittagszeit lade ich in den Hof unter die immer grüne Eiche zur gemeinsamen Lehrstunde ein. Nachdem sich alle um den runden Tisch eingefunden haben, werden zunächst die Gitarren gestimmt. Heute ist Blues angesagt. Nach kurzer Erklärung über den Aufbau des Blues - ich habe Kopien mit den Akkordfolgen und den Griffbildern verteilt - geht es dann zur Sache. Einige haben Probleme mit dem C7/9-Akkord und lehnen sich leicht frustriert zurück, klatschen aber mit im Takt, versuchen sich gesanglich und finden spontan einen lustigen Reim und lachen dabei. Die Anderen haben sich jetzt warm gespielt, es wird probiert und improvisiert. Ich fixiere im Mundharmonikahalter meine Bluesharp und steige mit ein. Einer sitzt auf seinem Cajon und sorgt mit seinen Händen für den richtigen Rhythmus. Jetzt macht es so richtig Spaß. Alles ist in Bewegung. Der Wind kümmert sich um die Notenblätter, die über den Hof flattern und nicht mehr zur Ruhe kommen. Aber die brauchen wir jetzt nicht mehr. Ale sind fast wie im Rausch. Balsam für die Seele, für den Blues.
So Gitarrist Lino Battiston über seine alljährliche Gitarren-Workshops im Maison des Champs in Südfrankeich. Eine Woche lang Gitarre spielen zwischen Weinfeldern und Obstgärten. Klingt interessant. Auch wenn Fingerpicking und Provence auf den ersten Blick nicht ganz zusammenpassen, ist es besser als in einer kalten, feuchten und dunklen Tropfsteinhöhle spielen. Die Gitarre sagt: Ich brauche Licht, die Sonne, das Leben und die Zukunft, sonst kann ich nicht schwingen und klingen. Tage in der Provence ist ein Büchlein mit tagebuchartigen Notizen, an dem einzig die grafische Gestaltung etwas billig wirkt - Bilder, die wie Fotos aussehen, die man am PC durch einen Wasserfarbeneffekt gejagt hat. Jeder Bild-Geschichte ist ein Titel auf der beiliegenden CD zugeordnet, entspannende und zum Träumen verführender Rag, Blues, Folk und Jazz. Die Impressionen von Farbe, Licht, Wind Musik und Geselligkeit wirken wie eine Seelenmassage. Besser kann man es nicht sagen. Für welche Zielgruppe ist dies gedacht? Sicherlich für alle, die einen Kursus mitgemacht haben. Vielleicht für alle, die dies noch vorhaben, oder einfach neugierig geworden sind. Es gibt durchaus schlechtere Örtlichkeiten dafür.

Lino Battiston, Tage in der Provence - Erinnerungen und Träume bei instrumentaler Gitarrenmusik. 2008, ISBN 978-3-938-415-37-5, 64 S, €19,90 (www.gitarre-plus.com, www.battiston.de) (mit CD).

Hiss, Lieder und Legenden

Wir sind Freunde der Musik, wir fahrn um die halbe Welt. Wir spielen in Celle und Dresden für Ehre, für Ruhm und für Geld. 14 Jahre lang ist HISS (-> FW#38) nun schon die Lieblingskapelle der Polkakönigin, die Hauskapelle im Bordell zum Kleinen Tod, aber bis dato blieben unsere Lieder an Lagerfeuern, in Schulen und an Universitäten ungesungen. Das soll sich nun geändert haben, von unserer schönen, zu Herzen gehenden Musik gibt jetzt auch Noten. Außer dem polnisch-amerikanischen Reggae-Verschnitt "Someone stole the Kishka" und der Rumba "Tequila" handelt es sich um Eigenkompositionen von Stefan Hiss (Gesang, Akkordeon) und Michael Roth (Blues Harp). Das Büchlein enthält u.a. zeitlose Klassiker wie die "Friedhofspolka", die Zydeconummer "Tanz", den Walzer "Mein Herz", aber auch Stücke vom letzten Album wie "Suppe" und "Vegetarier". Noten (Gesangsmelodien und Instrumentalsolos), Akkorde, Texte und Hintergrundinfos sind vorhanden. Leider wurden nur 14 Stücke aus dem Repertoire ausgewählt, aber es heisst ja No. 1!

Hiss, Lieder & Legenden No. 1. Edition DUX 782, 2009, ISBN 978-3-86849-006-0, 76 S, €17,50.

Andy Mayerl, Walking Bass Unter Walking Bass versteht man eine Bassbegleitung in durchgehenden Viertelnoten, die in vielen Jazz-Stilen, aber auch im Blues, Rhythm & Blues, der Country-Musik, dem Ska, sowie Rock und Pop verwendet wird. Er ist mit dem barocken Basso Continuo verwandt und spätestens seit den Big Bands der Swing-Ära ab den 1930ern nicht mehr wegzudenken. Historisch wurden zunächst gewohnte Töne rhyhmisch verdopelt, dann mit Akkordzerlegungen und Skalentönen erweitert, schließlich wurden die Basslinien mit chromatischen Verbindungstönen und rhythmischen Verzierungen ergänzt. Dies alles und noch viel mehr bietet Andy Mayerls umfassender Einstieg in den Jazz und die Walking-Bass-Technik. Neben den bereits erwähnten Techniken gibt es Ausflüge in den Jazz Waltz, Latin Jazz und Jazz Rock und immer wieder Infos zur Geschichte des Jazz und Bassisten wie Pops Foster, Pettiford, Mingus, Pastorius und Patitucci. Nicht nur Bassisten können etwas lernen. Auf den drei CDs spielt ein Quartett alle Übungen sowie elf Jazzstücke als Playalong-Versionen zum Mitjammen.

Andy Mayerl, Walking Bass - Step by Step zu Jazz- & Latin-Basslinien. Edition DUX 791, 2009, ISBN 978-3-86849-007-7, 232 S, €36,80 (mit 3 CDs).

Martina Schumeckers, Irish Folk Music Auf dem Titelbild schweift der Blick über Doonagore Castle auf den Hafen von Doolin, dem Mekka traditioneller Musik im westirischen County Clare. Im Hintergrund mag man im Dunst die Aran-Insel Inisheer erahnen. Klischees? Mag sein! Eine Kompilation wie Irish Folk Music kommt ganz ohne wohl nicht aus. Die Kölnerin Martina Schumeckers hat 25 Titel aus dem irischen Repertoire zusammengestellt: Folksongs (ohne Texte) wie "Arthur McBride" und "Danny Boy", "Sally Gardens" und "A Nation Once Again", Carolan-Melodien wie "Morgan Magan" und "Sheebeg Sheemore", Tanzmusik wie der "Morrison's Jig" und der "King of the Fairies"-Setdance, aber auch nicht unbedingt so abgeklampfte wie der "Lord Mayo March" und der "An Combra Dunn"-Hornpipe (eigentlich: An Comhra Dunn, zu gut deutsch: der dunkle Sarg), z.T. als Set zu zwei Stücken zusammengestellt. Die Noten enthalten jeweils Melodiestimme und Begleitung.

Martina Schumeckers, Irish Folk Music. Holzschuh VHR 1781, 2009, ISBN 978-3940069-64-1, 40 S, €13,50.

Nelly Leuzinger, Wiener Lieder "Irish Folk Music" aus der Reihe "Holzschuh Exclusiv" ist im engeren Sinn für das Akkordeonspiel im mittelschweren Bereich gedacht, genauso wie Nelly Leuzingers Wiener Lieder. Wer kennt sie nicht, die Klischees von Fiaker, Heurigen und Maderln? Erst wann's aus wird sein mit aner Musi und mit'n Wein, dann pack ma die sieb'n Zwetschk'n ein, eh'nder net! Wann der Wein verdirbt und wenn amol die Musi stirbt, in die mir Weana so verliabt, is's a G'frett! Solang im Glaserl no a Tröpferl drin, solang a Geign no voll Melodien is und solang als no a tulli g'stelltes Maderl do. Das Bändchen enthält natürlich auch die berühmte "Reblaus", und Es wird a Wein sein und mir wer'n nimmer sein, d'rum g'niaß ma 's Leb'n so lang's uns g'freut, 's wird schöne Maderln geb'n und mir werd'n nimmer leb'n, d'rum greif ma zua, g'rad is's no Zeit. Kein Wunder, dass sich unter den Textern und Komponisten keine Dame befindet. Die Herren Pick, Marischka, Leopoldi, Benatzky, Lorens, Hornig, Gruber und Prosel präsentieren ihre Klassiker; das Neo-Wiener-Lied der Herren Neuwirth, Lendl und Wizlsperger jenseits der Heurigenseligkeit, dafür mit viel Ironie und schwarzem Humor hat noch keinen Eingang in ein Liederbüchlein gefunden (FW#39). Aber genauso wie es auch in Wien neben viel Touristennepp noch anständige Heurigenlokale und hervorragenden Wein gibt, finden sich auch unter den Wiener-Lied-Klassikern so manche Perle.

Nelly Leuzinger, Wiener Lieder. Holzschuh VHR 1782, 2009, ISBN 978-3940069-65-8, 47 S, €13,50.

T:-)M's Nachtwache FW#38
Englische Titel
Ich will die Geschichte vom Folkrevival bis zum Antifolk hier nicht nacherzählen. Mehr noch, sie beginnt im 18. Jahrhundert, als erste Sammler Lieder aus dem Volksmund aufzeichneten. Neben dem Haupttext enthält das Buch "Mini-Lexika", sowie eine Biblio-, Disko- und Filmografie - für beginnende Sammler, die nicht an den Untergang des Mediums CD glauben, weil sie mit 3000 mp3-Titeln auf einem beliebigen Speichermedium nicht viel anfangen können.

Folk erwies sich als die ideale Identifikationsformel für Cordhosen- und bebrillte Vollbartträger und Mädchen, die lieber barfuß liefen als in Pumps. Folk war antibürgerlich, aber fast drogenfrei, wenn man Alkohol und Marihuana nicht zählte. Folk war ländlich, aber nicht unbedingt sittlich, jedoch auch nicht prollmäßig, wie der Rock'n'Roll der Vorstadt-Gangs. Folk implizierte eine cool rebellische Haltung gegen den satten und konformistischen Way of life der Mittelschicht, die sich an eine gelernte und gefühlte amerikanische Tradition des verfassungsmäßigen Dissens anlehnte, der linke und rechte Wurzeln hatte, zumeist anarchistischer, selten religiöser Natur.

Der Autor erinnert nebenbei auch an die Freaks und nicht nur an die kommerziell Erfolgreichen, die zum Teil aber auch schon längst vergessen sind. Das Mini-Americana-Lexikon enthält beispielsweise Beiträge über Dave Alvin (-> FW#34), die Asylum Street Spankers (FW#34), David Bromberg (FW#33), Cordelia's Dad (FW#6), die Demolition String Band (FW#23), Steve Earle (FW#30), David Grisman (FW#27), Arlo Guthrie (FW#35), Michelle Shocked (FW#31), Southern Culture on the Skids (FW#32), Otis Taylor (FW#36), Townes Van Zandt (FW#34) ...

Der amerikanische Part ist informierter als der europäische (Großbritannien, Irland, Deutschland; das Mini-Lexikon Deutschland erwähnt immerhin Fiedel Michel (FW#11), Laway (FW#38), Ougenweide (FW#34) und Achim Reichel (FW#38)). So ist es z.B. putzig, Planxty (FW#30) oder die Bothy Band (FW#30) als Folk-Popper und Sharon Shannon (FW#30) als undogmatisches Gesangswunder zu bezeichnen, Blowzabella (FW#34) unter Irish Folk und Runrig (FW#24) in die walisisch singende Rockszene einzuordnen. Vieles scheint auf dem Schuberth-Buch zu beruhen, das nur noch im Antiquariat erhältlich ist (FW#22).

Carl-Ludwig Reichert war in den Siebzigern Mitbegründer von Bayernrocker Sparifankal und spielt derzeit mit der Gruppe Wuide Wachl. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zu Rock und Folk geschrieben, u.a. ist er Autor von "Blues - Geschichte und Geschichten" (-> FW#28). Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Kostprobe gefällig:

Das Kingston-Trio, drei Folk-Darsteller, die beim Publikum erfolgsmäßig ebenso abräumten wie Heino als Vertreter des deutschen Volkslieds in China.

'Eve of Destruction' zerstörte nicht die Welt, sondern vor allem den guten Geschmack, indem er das intellektuelle Niveau von Folk zum Pop-Mainstream hin senkte.
Reicherts Meinungsabsonderungen sollten allerdings nur denjenigen stören, der einem ranzig-konservativem Heile-Welt-Familienbild anhängt, oder Vertreter der Musikindustrie:

Wer kein aufwendiges Video hatte, wer in etwelchen seltsamen Sprachen wie Finnisch, Serbokroatisch, Baskisch, Walisisch oder gar in regional begrenzten Dialekten sang, konnte sicher sein, von den Agenten der Dauerberieselung nicht belästigt zu werden. Die Kehrseite war, dass es für solche Musik keine massenmediale Verbreitung und somit keinen Markt gab. Jedenfalls nicht, bis ein paar Schlaumeier den Begriff "Weltmusik" erfanden, der neue Kanäle der gnadenlosen Vermarktung für die neuen Musiken der Dritten Welt öffnete. Doch ästhetisch war es eine Katastrophe. Fremde Kulturen wurden inhaltlich wie formal geplündert, die musikalischen Traditionen landeten auf dem Ramsch, wo jeder Depp sie zuschanden sampeln durfte. Hybride Atombomben des schlechten Geschmacks fielen auf reizgeile Ohren und der Unterschied zum viel verspotteten Markt der "volkstümlichen" Musik war letztlich nur noch graduell. Die Parole schien zu heißen: Musik-Mafiosi aller Länder, rafft, was ihr könnt, im Aus- und Schlussverkauf der primitiven Kulturen.

Er seufzt:

Der Unterschied zwischen Hein & Oss und Heino ist immer noch und jetzt erst recht entscheidend. Die gesamtdeutschen Volkstümelei-Spektakel werden nicht weniger dümmlich und tümlich bleiben, wenn ein paar plastifizierte Liedermacher dort mitmachen dürfen. Schöne Lange Weile wird das geben. Wenn die Szene nur endlich aus ihrer selbstverordneten Gemütlichkeit und Vergnügungssucht herauskäme, weniger Tanzböden zerstampfte, weniger Bordun-Saiten strapazierte, weniger Rollenspiele spielte, weniger Hobbits und Wurzel-Seppen, spillrige Hexlein und Elfen hervorbrächte, sondern die Fäden ungefähr da wieder aufnehmen würden, wo die Generation der Öko- und Medien-Karrieristen sie liegengelassen hat. Es gäbe mächtig viel zu tun. Folk wäre genau die richtige Musik dazu.

Bernhard Flieher, Weit, weit weg

Bernhard Flieher, Weit, weit weg - Die Welt des Hubert von Goisern. Residenz-Verlag, 2009, ISBN 978-3701731350 , 254 S, €19,90.

Eins ist klar. Das Herz schlägt nicht für Deitsch (
FW#31), sondern für neue, aufregende wie skurrile Talente wie z.B. Johanna Zeul, Devendra Banhart oder Pieta Brown. Sie alle lassen die Zukunft so hell erscheinen, dass auch Folkies Sonnenbrillen brauchen werden. Aber ob das noch etwas mit Folk zu tun hat?

Die Parole "Wenn du ein Liedermacher sein willst, dann steh auf und geh dahin, wo es nicht selbstverständlich ist" hat sich bei den saturierten Massen-Beglückern noch nicht wieder herumgesprochen. Auch so ein Satz von Reichert. Einer, der dorthin gegangen ist, wo es nicht selbstverständlich ist, ist der Liedermacher aus Bad Goisern (auch wenn der für Reichert wahrscheinlich viel zu sehr nach Mainstream riecht).

Mit dem "Hiatamadl" wurden Hubert von Goisern und die Alpinkatzen 1992 bekannt und Aushängeschild der sogenannten Neuen Volxmusik, die die Alltagssprache Pop mit der Umgangssprache Volksmusik zu verbinden wussten. Der Goiserer bezog damit eine Position zwischen dem Getto der Bewahrungsfanatiker und der Beseitigung zugunsten der Volksdümmlichkeit.

Wo die Volksmusik auftaucht, wird sie eingeschlagert und aufgepoppt. Ecken und Kanten werden abgeschliffen. Die rohe Kraft, zu der diese Musik fähig ist, wird ihr geraubt. Statt schauriger, durchaus sozialkritischer Geschichten konzentriert man sich auf die Bewahrung des Schönen, Reinen und Guten. "Fesch san die Buam und sauber die Madln." Hier wird alles gesäubert von den wirklichen Grauslichkeiten der Realität. Vergessen durch Verdrängen.

Aber er stieg bei den Alpinkatzen aus. Stillstand ist Tod. Die Suche führte ihn in die weite Welt, aber auch zurück ins heimische Österreich, wo er die die beiden "Trad"-Alben aufnahm - pure Volksmusik ohne Anbiederung an einen Massengeschmack und ohne Kompromisse in der Umsetzung.

Die Reise, der Weg zieht sich als Metapher durch seine Lieder. Schon in dem Alpinkatzen-Klassiker "Weit weit weg" heisst es (nicht unbedingt positiv besetzt):

Marcus van Langen, Liebe, Wollust, Spielmannslieder

Marcus van Langen ist seit Jahren eine der zentralen Figuren in der deutschen Mittelalterrock Szene. Angefangen von der ersten EP, die 1995 unter seinem Namen erschien, über seine Band Des Teufels Lockvögel bis hin zum Palästinalied Projekt, das von verschiedenen Künstlern der Szene gemeinsam für Not leidende Kinder in Israel und Palästina produziert worden war, hat er starke Akzente gesetzt. Nun hat er aus seiner reichen Erfahrung schöpfend ein mittelalterliches Liederbuch herausgegeben ... mehr

Marcus van Langen, Liebe, Wollust, Spielmannslieder. Zauberfeder, 2009, ISBN 978-3-938922-16-3, 144 S, €24,90.

Jetzt sind die Tåg schon kürzer word'n
und Blattln fålln a von die Bäum
und auf'm Almasatl liegt schon Schnee

A kalter Wind weht von die Berg
die Sonn is a schon untergangen
und ich hätt di gern in meiner Näh

Jetzt bist so weit, weit weg
so weit, weit weg von mir
des tuat mir schia(ch) und wie

Oder in dem nicht ganz so alten Lied von der "Stråss'n":

No' ållweil reden d'leut
dass früher besser g'wesen wär - hm vielleicht
nur håb'n mir nix davon
weil wås vorbei is' is' vorbei - lång vorbei

Es is' nix wåhr , wås nit a g'log'n is'
und åll's, wås g'scheit is', is' nit guat
weil es is' die selbe stråss'n
die di'hoam führt oder fort

Wer si' no' nie g'fürcht håt
wird si' niemals a wås trau'n
und wer no' nie wem gern g'håbt håt
der wår no' nie alloan
es is' die selbe stråss'n
de di' hoam führt oder fort

Weit, weit weg führt Bernhard Flieher, Kulturredakteur der Salzburger Nachrichten, den Leser. Beginnend bei dem kleinen Bub, der Flügelhorn und Steirische Ziehharmonika lernte, auf die Beatles und Stones traf, und wegen zu langer Haare aus der Blasmusikkapelle geflogen ist.

In seinen Essays äußert er Gedanken über Hubert von Goisern und kommt dabei in Momentaufnahmen dem Künstler näher als es eine vollständige Biografie täte. Ganz nebenbei entwirft Flieher ein (kritisches) Panorama der Alpenrepublik und seiner Bewohner. Denn es ist eben nicht unbedingt: Ein selig singendes Völkchen, in dem schon auch die eine oder andere Gams gewildert wird, ein Völkchen aber, das sonst niemandem etwas zu Leide tut und in dem Wald und Wiesen bejodelt werden.

Ist es da Ironie, wenn Flieher von den Schwierigkeiten berichtet, in Ouagadougou eine Cola zu kommen (ich kenne Orte in Wien, wo sich das ähnlich schwierig gestaltet; wie heisst es doch in der Wolf-Haas-Verfilmung "Der Knochenmann" so schön: Dies ist ein Wirtshaus und kein Gasthaus). Kürzlich setzte der deutsche Finanzminister im Streit um Steueroasen und Steuerhinterziehung Länder wie Österreich mit Ouagadougou gleich (und Burkina Faso hat sich mit Recht darüber beschwert). Aber ich schweife ab.

Hubert von Goisern

Hubert von Goisern @ FolkWorld: FW #19, #23, #24, #26, #27, #36, #37

Icon Movie @ www.youtube.com

www.hubertvongoisern.com

Hubert von Goiserns LinzEuropaTour, die ihn mit dem Schiff die Donau hinunter bis zum Schwarzen Meer und in einem zweiten Teil Donau, Rhein und Main hinauf in den Nordwesten führte, ist nun abgeschlossen. Am kommenden Wochenende ist mit dem Linz 09-Hafenfest auch dieses Abenteuer vorbei. Neue Orte werden auftauchen. Wege werden sich gabeln. Richtungen werden wechseln. Stimmt. Man darf gespannt sein.

Werner Reif, Lautenstücke aus der Renaissance John Dowland, der hervorragendste und von Shakespeare gerühmte Komponist und Lautenist der englischen Renaissance, aber auch Hoflautenisten Elisabeths I. wie Francis Cutting (für volkstümliche Melodien bekannt), Anthony Holborne, sowie Vater und Sohn John und Robert Johnson fehlen nicht. Nach zwei Zusammenstellungen mit Lautenduetten aus der Renaissance hat Werner Reif speziell eine Sammlung mit Stücken aus England zusammengestellt. Es finden sich Gigues und Jiggs (nicht unbedingt im 3/4-Takt), Galliards und ein Triple Hornpipe (FW#38). Die für 6-chörige Laute komponierten Stücke sind auch für Gitarre geeignet, wenn auch Reif empfiehlt, die g-Saite auf fis zu stimmen. Dies erleichtert ungemein, die Laute hatte nämlich eine kürzere Mensur, und klingt außerdem noch authentischer (FW#38). Nicht nur für Liebhaber der Renaissance gedacht (man denke nur an Blackmore's Night (FW#37), und man muss nicht unbedingt Richie Blackmore sein, um es spielen zu können.

Werner Reif, Lautenstücke aus der Renaissance bearbeitet für Gitarre: England. Edition DUX 900, 2009, ISBN 978-3-86849-011-4, 44 S, €12,80.

Dank dem DUX Verlag sind wir in der Lage, 3 "Lautenstücke aus der Renaissance"-Bücher zu verlosen.
Verlosung abgeschlossen!

Thanks to the DUX publishing company we are able to raffle off 3 "Lute Pieces from the Renaissance" books, featuring 35 pieces arranged for guitar from Dowland, Johnson & Co. Competition closed!



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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2009

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