FolkWorld Issue 40 11/2009; Artikel von Morten Alfred Høirup (Übersetzung: John Høyer Nielsen)


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Ziel: Supreme World Domination
Afenginns andersartige und berauschende Musik

Die preisgekrönte dänische Gruppe Afenginn (altnordisch für: berauschend oder sich stärken) ist für ihre intensiven und mitreissenden Konzerte bekannt. Konzerte, in denen die fünf Musiker mit Geige, E-Bass, Mandoline, Klarinette und Schlagzeug fast explosiv alles geben. Afenginn spielen eine Mischung aus Nordic Folk, Weltmusik und Punk, und zwar mit einer Dynamik, die sich von stillen, lyrischen Passagen bis hin zu kontrolliertem Wahnsinn bewegt. Ihrem anarchistischen Bühnenauftritt zugrunde liegen aber viele, viele Stunden disziplinierter Arbeit, Komposition, Arrangement und Erprobung neuen Materials.

Die Musik von Afenginn ist so beschrieben worden: „Bastard-Ethno mit einem Hauch nordischer Melancholie und einer Prise wohltuenden Wahnsinns“, und die Gruppe hat vor kurzem ihr drittes Album herausgegeben: Reptilica Polaris.

Auf Reptilica Polaris arrangiert Kim Nyberg, der in Finnland geborene Mandolinespieler und Komponist von Afenginn, die Musik nicht nur für die fünfköpfige Gruppe, er bringt beispielsweise auch einen Männerchor und ein zwölfköpfiges Blasorchester mit ins Spiel.

Afenginn

Afenginn sind: Kim Nyberg (Mandoline), Rasmus Krøyer (Klarinette), Niels Skovmand (Geige), Aske Jakoby (Bass, Gitarre), Rune Kofoed (Schlagzeug)

Afenginn @ FolkWorld: FW #38

Icon Sound & Icon Movie @ www.afenginn.dk

Icon Movie @ www.youtube.com

Die CD ist sehr gesangsorientiert, aber die Sprache, die gesungen wird, ist eine Art vom Dichter Timo Haapaniemi geschaffenes Volapük. Die CD ist als ein einziges langes und ungeheuer dynamisches Werk eingespielt. Ein umfassendes Projekt also, dessen Realisierung über lange Zeit alle Ressourcen der Gruppe in Beschlag nahm. Die Studienaufnahmen dauerten ein halbes Jahr.

Afenginn hat sich 2002 aus der dänischen Undergroundszene herausgebildet, erzählt Kim Nyberg, als Gruppe ohne ein eigentliches Konzept: „Am Anfang tasteten wir im Dunkeln herum, ohne einen Masterplan. Die Grundidee war aber, eine Musik zu machen, die kammermusikalische Aspekte einbezog und zur selben Zeit tanzbar und rockig war. Man könnte vielleicht sagen, irgendwo zwischen Hedningarna aus Schweden und Astor Piazzolla aus Argentinien. Seitdem haben wir uns in viele verschiedene Richtungen entwickelt. Und das ist eigentlich ein Markenzeichen für Afenginn, wir lassen uns keine Begrenzungen auferlegen. Unsere Takte und Töne sind ein bisschen schräger geworden, wir blicken heute ein bischen mehr nach Osten als nach Norden.“

Arbeitsverteilung, Preise und fachliche Anerkennung

Seit Jahren schon haben sich die Musiker der dänischen Folkszene oft von irischer, schottischer oder amerikanischer Musik des Westens inspirieren lassen, oder von schwedischer, norwegischer oder finnischer Musik des Nordens. In den letzten Jahren aber haben sich immer mehr jüngere Musiker Richtung Süden und Osten orientiert. Sie haben jüdische Klezmermusik, osteuropäische Balkanmusik und mittelalterliche mitteleuropäische Folkmusik für sich entdeckt. So auch die fünf Mitglieder von Afenginn, die alle etablierte Mitglieder der dänischen Musikszene sind, und die alle auch einzeln in anderen Gruppen tätig sind. Von Rock und Pop über Tango bis hin zu Singer/Songwriter-Material von den Faröerinseln; alles in Gruppen, die ganz unterschiedlich organisiert sind. Bei Afenginn aber hat sich eine feste Arbeitsteilung entwickelt.

Kim Nyberg: „Wir waren immer ein Do-It-Yourself-Orchester, das alles selber gemacht hat. Aber jetzt, wo die Auftritte immer mehr werden, haben wir uns für das Organisatorische Hilfe von außen holen müssen. Musikalisch funktioniert es so, dass ich die Musik schreibe, und dass wir sie dann als Kollektiv weiterbearbeiten, was Dynamik, Tempo und Ausdruck betrifft. Das hat sich als eine gute und sehr produktive Arbeitsweise für uns erwiesen.“

Und woher kommt deine Musik? „Sie kommt aus einer ganz speziellen Ecke meines dunklen Gehirns ...“ Afenginn Kim Nyberg sagt dies mit einem Augenzwinkern, aber seine Kompositionen und die ernsthafte, engagierte und originelle Arbeit von Afenginn hat großartige künstlerische Ergebnisse hervorgebracht, wie zum Beispiel die oben erwähnte CD Reptilica Polaris, die sehr positive internationale Rezensionen erhalten hat.

Afenginn ist mit mehreren Danish Music Awards (Danish Grammy) ausgezeichnet worden, und jetzt als Teilnehmer in das Projekt „Junge Elite“ eingeladen worden. Ein Projekt, das vom Kunstrat des dänischen Kultusministeriums finanziell unterstützt wird. Diese wesentliche finanzielle Förderung soll die internationale Karriere von Afenginn unterstützen. 2009 und 2010 ist die Veröffentlichung von zwei CDs weltweit geplant. Ebenso werden gerade jetzt Tourneen durch Dänemark und ganz Europa geplant.

Die Welt mit der Musik erobern

Afenginn hat schon fleißig im Ausland getourt; Länder wie Deutschland, Malaysia, Belgien, Holland, die Schweiz, Estland, Schweden, Norwegen, Finnland und die USA stehen auf ihrer Liste. Als Gruppe hat Afenginn ein einzigartiges Kontaktvermögen zu ihrem Publikum. Die Mitglieder sind alle hervorragende Instrumentalisten, und die Idee, ein selbsterdachtes Kauderwelsch zu singen, gibt allen die gleiche Möglichkeit, die Texte zu verstehen ... oder eben nicht zu verstehen, und so den Gesang an sich zu genießen.

Laut der britischen Musikzeitschrift fROOTS müsste eine internationale Karriere vor Afenginn liegen:

„They’re shockingly good, with imaginations and technique that won’t quit. If there’s justice, they’ll be huge“ – fROOTS (UK)

Morten Alfred Hoirup
Morten Alfred Høirup (*1961) ist ein dänischer Musiker und Journalist. Er war Sänger und Gitarrist im Duo Haugaard & Høirup und arbeitet derzeit freischaffend für das Danish Roots-Projekt.

www.mortenalfred.dk, www.danishroots.eu
Fragt man Kim Nyberg, wie er die internationele Möglichkeiten von Afenginn einschätzt, dann fehlen weder die Ambitionen noch der Optimismus. Kim Nyberg erzählt mit einem Lächeln: „Es sieht vielversprechend aus! Wir arbeiten schon teilweise im Ausland, und mit dem Fördergeld vom dänischen Kunstrat (54,000 €), das zwei Jahre lang unseren Auslandeinsatz stärken soll, ist Optimismus wohl angebracht. Wir haben auch soeben einen Plattenvertrag mit der deutsche Firma Westpark Music unterschrieben, die unsere Musik international vermarkten soll. In den Statuten Afenginns steht klipp und klar geschrieben, dass unser Ziel die supreme world domination ist, und in diese Richtung arbeiten wir uns ganz leise vor ...“

Photo Credits: (1)-(2) Afenginn (from website); (3) Morten Alfred Høirup (by The Mollis).


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2009

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