FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Live-Bericht von Adolf „gorhand“ Goriup
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Das 376-Seelen-Dorf Corbeyrier liegt auf 929 Höhenmetern am Ende einer kurvenreichen schmalen Straße ob dem berühmten Weinbauort Aigle. Das abgelegene Fleckchen, das südöstlich des Genfersees liegt, bietet einen wunderbaren Ausblick auf das Rhonetal, schöne Wanderwege und VTT-Strecken und vor allem eines der charmantesten Folk-Festivals der Schweiz.
Die Organisatoren sind La Confrérie du Loup (Bruderschaft des Wolfes), welche ursprünglich aus einem Skiclub entstand. Seit 1997 veranstalten sie alle zwei Jahre ein reich animiertes Musikfestival im Forsthangar der Gemeinde. Der Wolf, der das Wappen von Corbeyrier schmückt, tanzt sprichwörtlich während des Festivals. Es werden Workshops für bretonische und irische Tänze organisiert und das Gelernte anschließend bei den Konzerten sofort umgesetzt. Selten sieht man in der Schweiz so viele junge und ältere Menschen sich an den Händen fassen und mit viel Ausdauer den An Dro, eine Bourrée oder eine Gavotte tanzen.
Doch wer tanzt, benötigt auch die dazu erforderliche Energie; auch kulinarisch wird hier einiges geboten. Im Village Céltique, dem keltischen Dorf, werden ganze Wildschweine gebraten und mit einem Bulgur (Hartweizen) Eintopf, einem alten gallischen Rezept, serviert.
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Verschiedene Stände stellen keltische und mittelalterliche Waren aus. So gibt es einen Kürschner, der seine handgefertigten Lederwaren feil bietet, einen Waffenschmied, der vor Ort eine kleine Schmiede aufgebaut hat und seine Waffen zum Verkauf anbietet, und Händler, die neben Schmuck, Trinkhörner, Talismane und andere Ziergegenstände auch Naturkosmetika und besagte vegetarische Naturprodukte verkaufen.
Wilde schwer bewaffnete Recken in mittelalterlicher Montur mit Kettenhemd üben sich im Axt- und Messerwerfen, Feuerschlucker und Schaukämpfe erstaunen Jung und Alt und überall tummelt sich schön und originell kostümiertes Volk. Doch nun zur Musik, dem Mittelpunkt, um den sich alles dreht.
Dieses Mal eröffnete den Freitagabend die blutjunge Walliser Band Anach Cuan das musikalische Feuerwerk mit ihrem dynamischen und mitreißenden Folk. Bodhràn, Fiddle, Whistle, Drehleier, Dudelsack, Akkordeon, Gitarren, Bass, Schlagzeug und das großartige Gesangsduo haben das Publikum innert kurzer Zeit in Festlaune gebracht. Die talentierten Musiker überzeugen mit Spielwitz, rhythmischen Sets und tollen Songs. Dann spielten die Bretonen von Obi’s Trio mit akustischer Gitarre, Akkordeon und Perkussion zum Tanz auf. Sie heizten dem Publikum mit kräftigen Rhythmen und rockigem Sound ein. Anschließend begeisterte das Walliser Ensemble iFolk das Publikum mit jazzig-folkigen Tönen und Flötistin Jennifer Skolovski mit leidenschaftlichem Tanz. Der Abend wurde standesgemäß mit einem tanzfreudigen Fest Noz beendet, zu dem die bretonische Band Forzh Penaos die mitreißenden Rhythmen lieferte.
Leider war es mir aus beruflichen Gründen nicht möglich, auch den Samstag mit dem Wolf zu verbringen. Das musikalische Programm war wie immer erstklassig: Joanne McIver & Christophe Saunière boten schottischen Folk, die französische Folk Band BlackWater bestach mit mitreißenden Folkrock und die Irische Superband Grada war neben der David Pasquet Group sicherlich das Highlight des diesjährigen Festivals.
Photo Credits:
(1) Festival Logo (by Festival Céltique Danse avec le Loup);
(2) Anach Cuan,
(3)-(5) Festival Impressions (by Adolf „gorhand“ Goriup).
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010
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