FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Live-Bericht von Walkin' T:-)M
![]() www.irishheartbeat.eu |
Das Irish Heartbeat Festival ist die gelungene Neuauflage des in die Jahre gekommenen St. Patrick’s Day Celebration Festival, das nach zwanzig Jahren in den verdienten Ruhestand geht.
Seit 1990 ist Petr Pandulas St. Patrick’s Day Celebration Festival durch die Lande gezogen, um dem Bundesbürger irische und verwandte Musik nahezubringen. Und das rund um den 17. März, dem nach dem Heiligen Patrick benannten irischen Nationalfeiertag.
![]() M. & S. Heaton @ FolkWorld:
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Nun der Befreiungsschlag: ein neuer Name anstatt des bandwurmartigen und sperrigen Paddy's-Day-Titels. Ansonsten hat sich nur noch das Artwork geändert, nicht die Konzeption der Festival-Tour. Die Musik gibt die Änderungen vor, meint Festival-Chef Pandula, der aus dem westirischen Doolin (FW#40) selbst nach Deutschland gekommen ist, um die Veranstaltungen zu begleiten.
Der Veranstaltungsort, den ich mir ausgesucht habe, ist das Jovel in Münster, jetzt eine Disko und einst ein Autohaus, wo ich selbst noch vor Jahren meinen Wagen zur Reparatur hingebracht habe. Das weckt bei mir nicht unbedingt positive Erinnerungen, ich will aber nicht in der Vergangenheit verweilen. Das hat weder das Festival noch die Automarke verdient.
Die Musikauswahl ist - zumindest dieses Jahr - weniger folkrockig als beim Vorgängerfestival. Den Beginn machen Matt und Shannon Heaton, ein sympathisches Päarchen aus Boston, Massachussetts. Shannon beginnt mit dem Song "Annie's Waltz" und singt mit warmer und weicher Stimme, ansprechend begleitet von Matt an Gitarre und Bouzouki. Dann folgen ein paar flotte Reels mit Shannon an der Flöte, Matts Begleitung ist rhythmischer und kräftiger, weitere Unterstützung kommt von Kieran Jordan und ihrem eher eigenwilligen irischen Steptanz-Stil.
Wieder ein Song, "Maggie Dean", auch mit Steppunterstützung und Kieran singt Backing vocals. So geht es weiter: "Lover's Lament", "Sailing for Botany Bay", "Lily of the West" ... Matt demonstriert seine Deutschkenntnisse mit einem Witz und die Zeit vergeht viel zu schnell. Nach einer 3/4-Stunde ist Umbaupause, Zugaben werden für später aufgehoben.
Leider gibt es jetzt kein irisches Bier (kollektives Seufzen im Publikum), das war früher besser. Stattdessen kommt mit den Rapparees - so wurden im 18./19. Jahrhundert irische Wegelagerer und Gesetzeslose genannt -
![]() Paul McKenna Band @ FolkWorld: FW#38, #41
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Das ist Kneipen-Folk reinstes Wassers (Feuerwassers natürlich) und klingt wie die Pogues, die nur das Schlagzeug zuhause gelassen haben. Bass, Whistle, Gitarre, Geige und Banjo machen allerdings auch ohne Schlagwerk genügend Dampf. Der Rest des Sets - Eigenkompositionen wie "The Grass Grows Greener" oder das traditionelle "Lowlands of Holland" - ist glücklicherweise nicht ganz so wuchtig. Ganz zum Schluss präsentiert die nordirische Band den Acapella-Shanty "South Australia", der sich in fünf Minuten von einem traditionellen Seemannslied in einen modernen Rap-Song entwickelt
Es folgt ein weiter Ortswechsel: von Irisch-Amerika über Nordirland nach Schottland. Paul McKenna hat mit einem furiosen Debütalbum die Kritikerwelt beeindruckt. Paul singt mit samtweicher Stimme im Andy-Irvine-Duktus (#23) traditionelles schottisch-irisches Liedgut ("P Stands for Paddy", "Lambs on the Green Hills", "Red Haired Mary"), aber auch zwei Titel von Ewan MacColl ("Ballad of Acounting", "Terror Time" -> #37), den der Originalschotte McKenna als Möchtegernschotten zum Engländer herabstuft.
Für die Liedbegleitung sowie die Instrumentalsets sind eine dynamische Rhythmusgruppe verantwortlich, insbesonders aber Fiddler Ruairidh MacMillan zuständig. Letzterer ist schottischer Young Traditional Musician des Jahres 2009 (#41) und dafür durfte er auf Kosten der BBC auf dem renommierten schottischen Greentrax-Label ein Solo-Album einspielen (#42).
Als Zugabe spielt die Paul McKenna Band den "Jolly Beggarman". Dann werden alle Musiker nach und nach zu dem Riff des Pophits "Final Countdown" auf die Bühne gerufen, der in einen furiosen Reel übergeht. Aber es ist lange noch nicht Schluss: es folgen ein paar Jigs, ein weiterer Song ("Welcome Poor Paddy Home"), und schließlich weitere Reels. Das ordentliche Zugabenset ist wohl auch dem WDR geschuldet, der den heutigen Abend mitgeschnitten hat.
Fazit: Die Auswahl der Künstler war exzellent, auch verglichen mit den St. Patrick’s Day Celebration Festivals der letzten Jahre. Auch von anderen Besuchern der Irish-Heartbeat-Tour war nur Gutes zu hören (#42). Der Relaunch ist also gelungen. Hoffen wir, dass es so bleibt.
![]() The Rapparees @ FolkWorld: FW#41 www.therapparees.com |
Photo Credits:
(1) Irish Heartbeat logo
(by Magnetic Music);
(2) Shannon Heaton,
(3) Paul McKenna Band,
(4) The Rapparees (by Walkin' Tom).
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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010
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