FolkWorld Ausgabe 43 11/2010

FolkWorld CD Kritiken

Willy Astor "The Sounds of Islands"
Label:
GLM Music GmbH; 2010; 13 Tracks; 41:19 min
Zwischen dem Sänger und dem Instrumentalisten Willy Astor scheinen Welten zu liegen. Während seine wortakrobatischen Kabinettstückchen selbst für Kabarettliebhaber gewöhnungsbedürftig sind, ist seine Musikalität jenseits aller Kritik. Mit Sentimentalität und feinfühligem Umgang mit Stilen bringt er akustische Juwelen zum Vorschein. Der "SommernachtsRaum", wie er sein Album "Sounds of an Island" untertitelt, träumt sich über Grenzen hinweg. Bietet er dem Hörer zunächst eine südländische sommerliche Stimmung an, wechselt er im nächsten Lied zu flinker Gipsymusik. Dann setzt er den Hörer auf ein arabisches Karawanenkamel. Diese Stimmung aus einer zurechtgeträumten 1001-Nacht-Version Arabiens erzeugt er durch seine Steelstring-Gitarre und durch die Ergänzung mit einer Mandola. Sehr schön klingt auch sein nicht zu leidenschaftlich gewordener "Tango de la Esperanza". Willy Astor, der Instrumentalist ist mir um einiges lieber, als der wortwendige Klamaukpoet.
www.willy-astor.de
Karsten Rube


Dulce Pontes "Momentos"
Label:
Galileo-Music; 2010; CD 43:00 + 41:16 min
Siehe auch die englischsprachige
Rezension in dieser FW-Ausgabe
Es ist ein sehr spannendes Erlebnis die Entwicklung einer Künstlerin über 20 Jahre mitzuverfolgen. Dulce Pontes wurde mir 1991 zum Begriff, als sie als portugiesischer Beitrag zum Grand Prix d'Eurovision auftrat und immerhin mit einem 8. Platz beeindruckte.
Über die Jahre verfolgte ich ihre Karriere, hörte ihre eigenen Alben und ihre Gastauftritte, wie den auf der bemerkenswerten CD "Bilbao 0:00 h" des baskischen Akkordeonvirtuosen Kepa Junkera. Ihre hinreißende Art von Portugal zu singen, die Hymne auf die "Sé", der Kathedrale von Lissabon, ist einer der Gründe, warum es mich immer mal wieder an den Tejo zieht.
Dulce Pontes sucht stets neue musikalische Herausforderungen, arbeitet an Modulation und Ausdrucksstärke ihrer Stimme, die sie mittlerweile zu einer künstlerischen Meisterschaft entwickelt hat, die geschulten Ohren eine Lust ist, normalem Hörverständnis aber gelegentlich einiges abverlangt.
Die vielen Stationen ihres bisherigen 20jährigen Schaffens hält die Doppel-CD "Momentos" fest. Neben einigen Liveaufnahmen befinden sich auch neu eingespielte Studioproduktionen auf dem Album.
Lieder die sie auf frühen Alben, wie "Caminhos", "A brisa do coração" und "Primeiro canto" gesungen hat, erfahren hier eine neue, deutlich künstlerische Gestaltung. Ihr beinahe zärtlicher Gesang früher musikalischer Stationen ist fast komplett einem Kunstgesang gewichen, deren Qualität ihres Gleichen sucht. Davon kann man sich auf dem Album deutlich überzeugen lassen. Für die Liebhaber der portugiesischen Musik jenseits des klassischen Fados sollte diese Doppel-CD wohl ein wahr gewordener Traum sein. Wie die Aufnahmen auf "Momentos" beweisen, ist Dulce Pontes heute eine der besten musikalischen Künstlerinnen ihrer Heimat. Ihr Gesang wird immer wieder mit Worten, wie "Göttinnengleich" versehen, was auf eine große, kritiklose Verehrung schließen lässt und auch auf Unnahbarkeit. Das ist angesichts des Albums "Caminhos" von 1996, das ich zu einem der schönsten und einfühlsamsten Alben des letzten Jahrhunderts zählen möchte, bedauerlich. "Momentos" zeigt, dass sich qualitativ hochwertige Kunst selten entwickeln kann, ohne die unbefangene Einfachheit aufzugeben.
www.dulcepontes.net
Karsten Rube


ewo2 "... in dieser Zeit - Avantipopolo 2"
Label:
Plattenbau; 2009; 13 Tracks; 49:58 min
Bernd Köhler ist ein konsequenter politischer Kämpfer und Sänger. Einer, der auch noch mit geballter Faust Gitarre spielt. In der Tradition eines Ernst Busch steht er in vorderster Front als Stimme im Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung. "Avantipopolo 2" ist das ausdrucksstarke Manifest seines elektronischen Weltorchesters - kurz EWO. Historisch immer wieder bedeutsame Arbeiter- und Protestlieder finden sich auf dieser CD. So ist das "Heckerlied" aus der Zeit der Badischen Revolution um 1848 in der Sammlung vertreten, ebenso das "Solidaritätslied" von Brecht/Eisler, das einstmals für den Film "Kuhle Wampe" geschrieben wurde und sich dann zur Hymne des linken politischen Liedes entwickelte. Eigene Lieder lassen nichts von der Schärfe seiner politischen Agitation vermissen. Klar, deutlich und schnörkellos bringt er die wesentlichen Missstände in der von ihm angeprangerten „Zeit des Spätkapitalismus“ auf den Punkt und zeigt auf die von seinem Standpunkt aus Schuldigen an der Misere. Das kommt, wie leider häufig beim politischen Lied recht holzhammerartig rüber. Aber es ist letztlich auch die Aufgabe des Politsongs, zu Protest und Kampf aufzurufen und nicht zum Tanz zu bitten.
www.ewo2.de
Karsten Rube


Elena Ledda "Cantendi A Deus"
Label:
Sardmusic; 2009; 18 Tracks; 68:52 min
Elena Ledda zählt man mit Recht zu den größten Stimmen der Gegenwart, nicht nur auf ihrer Heimatinsel Sardinien. Seit Jahren beschreitet sie die unterschiedlichsten Wege, um sich musikalische Horizonte zu erschließen. Ihr neuestes Projekt beschäftigt sich mit dem geistlichen Lied ihrer Heimat Sardinien. Dazu hat sie eine Vielzahl an Liedern aus Kirchenbüchern und traditionellen Quellen gesichtet und neu arrangiert. Meist wird sie von einem Mandoloncello begleitet, von Gitarre und verhaltener Percussion. Auch die Doudouk findet ihre Anwendung. Es ist ein sehr leises, inniges Album, eine Sammlung vertonter Gebete. Meditativ und zauberhaft zugleich. Vielleicht wird nicht jeder Liebhaber der Musik dieser großen Sängerin von diesem Album überzeugt sein, doch wer es sich in Ruhe anhört, wird deutlich bemerken, dass es ihr eine Herzensangelegenheit ist, diese Musik zu singen.
www.elenaledda.com
Karsten Rube


Omar Sosa, Battista Giordano, Tenores di Oniferi "Isolanos"
Label:
JazzinSardenga; 2008; 8 Tracks; 55:10 min
Es ist immer wieder schwierig live gespielten Jazz auf eine CD zu pressen und dann von der Retorte die eigenwillige, meist nur in diesem Moment faszinierende und fesselnde Stimmung zu reproduzieren.
Als der Pianist Omar Sosa bei der European Jazz Expo 2007 auf den italienischen Gitarristen Battista Giordano traf und im Laufe des Abends noch von den Tenores Di Oniferi, einer stimmgewaltigen polyfonen acapella singenden Traditions-Boygroup aus Sardinien verstärkt wurde, kam man nicht umhin, die Einmaligkeit dieser musikalischen Sternstunde des Jazz zu bemerken. Meint zumindest die Kritik. Die Ergänzung durch Leandro Saint-Hill an der Flöte ist dabei besonders im titelgebenden Stück "Isolanos" zu würdigen. Leider spielen seine Saxofoneinlagen in anderen Liedern eine eher kontraproduktive Rolle.
Omar Sosa ist bei „Isolanos“ der Mann des Abends. Der kubanische Pianist stellt sein Klavier an die zentrale Position und alle Instrumente und Stimmen versuchen sich ihm anzunähern. Das gelingt am besten dem Gitarristen Battista Giordano, der wie die Tenores von der Insel Sardinien stammt. "Isolanos" ist durchaus hörenswert, doch der Moment der Faszination, den offensichtlich der Liveauftritt auslöste, ist auf der CD kaum zu spüren.
www.jazzinsardenga.it
Karsten Rube


Hank Woji "There was a time"
Label: K&Z Records; 2010; 11 Tracks; 38:31 min
Hank Woji ist rührig. Er kann halt nicht ohne Musik. Nach dem beachtenswerten letzten Album "American Dream" von 2008 legt er nun mit "There was a time" seine dritte CD vor. Diese CD ist deutlich auf blueslastigen Americanasound ausgerichtet. Woji verlässt sich ganz auf sich und spielt die wenigen Instrumente alle selbst. Gitarre sowieso und Mundharmonika ebenfalls. Dabei erzählt er mit angerauter Folkerstimme seine Geschichten, in denen sich alte Freunde und alte Feinde finden, Leute, die man über die Jahre aus den Augen verlor und deren einstige Gemeinsamkeiten sich auch nach Jahren nicht wieder beleben lassen. Wieder ist dem Barden ein eindrucksvolles wie einfaches Album gelungen, das in bester Tradition bodenständiger amerikanischer Folkmusik im Stil eines Springsteen oder Seeger steht.
www.hankwoji.com
Karsten Rube


Zully Goldfarb "De Donde Viene Mi Voz"
Label: Eigenverlag; 2008; 13 Tracks; 47:12 min
"De Donde Viene Mi Voz" ist zunächst eine Tango-CD. Davon gibt es ja viele und gerade in Europa, wo der Tango zu den vielen modernen Tanzerfahrungen Vergnügung suchender Erwachsener geworden ist, fühlt man sich von Tangoproduktionen verwaschenster Qualität umzingelt.
Das ist bei Zully Goldfarbs CD "De Donde Viene Mi Voz" glücklicherweise völlig anders. Zully Goldfarb ist in Argentinien aufgewachsen, als Tochter polnisch-jüdischer Eltern. Die musikbegeisterte Zully fand schnell heraus, das Leidenschaft und Melancholie musikalisch im selben Haus, manchmal im selben Zimmer wohnen. Um so selbstverständlicher ist heute ihr Umgang mit argentinischem Tango und jüdischer Kultur. Ohne Scheu verbindet sie die Emotion des Tangos mit der Hingabe des jüdischen Gesangs. Das Album "De Donde Viene Mi Voz", das sie mit kleiner Besetzung eingespielt hat, klingt nach jenen unverfälschten leidenserfahrenen Tangos, wie sie sich nur in Buenos Aires ereignen. Viele der Texte könnten ganz hervorragend einigen Klezmersongs zur schmerzvollen Aufarbeitung verschiedenster emotionaler Grenzerfahrung dienen. Mit der Untermalung durch Omar Massas Bandoneon und dem hervorragenden Pablo Saclis am Klavier wird der ausdrucksstarke Gesang der Goldfarb zur zeitlosen Elegie.
www.zully.com.ar
Karsten Rube


Chet Nichols "Prairie Harvest"
Label: Magic Garage Records; 2010; 15 Tracks; 62:11 min
Siehe auch die englischsprachige
Rezension in dieser FW-Ausgabe
Chet Nichols wurde 2008 in die Kansas Music Hall of Fame aufgenommen, zeitgleich mit Pat Metheny. Was die beiden gemeinsam haben, ist die Fähigkeit Gitarre zu spielen. Metheny meisterhaft, Nichols eher für den besseren Hausgebrauch. Auf diese Auszeichnung ist Chet Nichols so stolz, dass er es nicht versäumt im Booklet der CD mehrfach darauf hinzuweisen und auf seiner Website kann man es auch beim besten Willen nicht übersehen. Das soll nicht sein Ansehen schmälern, das er in den Augen der Auswahlkommission drüben in Kansas besitzt, lässt aber die Frage offen, ob solche Ruhmeshallen für die Musik oder die Musiker wichtig sind.
Seine CD "Harvest Prairie", die als Vol.2 einer "Best of" ausgeschrieben ist, lässt diesen Wert nicht unbedingt erkennen. Chet Nichols steht seit Jahren als Vorprogramm von amerikanischen Größen, wie Linda Ronstadt, Jefferson Airplane, B.B.King und John Denver auf der Bühne, kommt aber kaum über diesen Status hinaus. Er versammelt auf der CD "Prairie Harvest" 15 Tracks aus seinem Schaffen, wobei Abwechslungsreichtum dabei nicht offensichtlich wird. Country, Folk, Bluegrass, Lieder aus der Mitte des Landes und einer Mitte des Lebens, die sich dem Herbst entgegen neigt. Alles nicht aufregend, alles nicht neu, alles nicht wirklich preisverdächtig. Netter Durchschnitt, den man hört und schnell vergisst.
www.chetnicholsmusic.com
Karsten Rube


Various Artists "The Rough Guide to Desert Blues"
Label:
World Music Network; 2010; 64:30 + 49:37 min
Die CD "Desert Blues" des Rough Guide Labels versammelt einpaar der interessantesten Musiker der westafrikanischen Sahararegion. Wer den gitarrenlastigen Sound der Tuaregs von Tinariwen kennt und mag, findet auf der CD einige musikalisch eng verwandte Lieder aus der kargen Wüstenregion. Die Gruppe Terakraft eröffnet die Sammlung. Terakraft, "die Karawane", wie sie in der Tuaregsprache Tamasheq heißen, wurden 2001 von einem Exmitglied von Tinariwen gegründet. Sie verbinden die traditionellen Lieder der Tuareg mit den politischen Zielen, die die Menschen im unruhigen Norden Malis zu erkämpfen versuchen. Ali Farka Touré, war der Blueskönig Westafrikas. Der 2006 in Bamako verstorbene Musiker gehörte zu den einflussreichsten Musikern Afrikas überhaupt. Sein Song "Mali Dje" aus dem Album "Niafunké" von 1999 ist auf dem Sampler zu hören. Natürlich hört man auch die Rollings Stones der Sahara, wie Tinariwen seit Jahren wegen ihres satten Elektrogitarrensounds genannt werden. Nicht zu vergessen ist das Traumpaar des westafrikanischen Afro-Beats Amadou & Mariam. Ordentlich bluesgetränkt hört sich Molouma an, eine Künstlerin aus Mauretanien, die sich besonders stark im Kampf gegen AIDS engagiert. Neben dem Schwerpunkt Westsahara, der mit Tamikrest, Tinariwen und Terakraft sehr gut vertreten ist, liegt ein weiterer Blickpunkt auf der Musik, die entlang des Nigers zu hören ist. Die Band Etran Finatawa steht hier stellvertretend für die Reichhaltigkeit der kulturellen Vielfalt entlang dies mythischen Flusses. Die Stämme der Fulbe und der Tuareg galten Jahrzehntelang als unversöhnlich verfeindet. Etran Finatawa überwinden diese geschichtliche Feindschaft, in dem sie sich zur Hälfte jeweils aus Musikern der beiden Völker zusammensetzen. Dieser Gruppe widmet die Special Edition des Rough Guide Samplers „Desert Blues“ mehr Zeit und packt als Bonus die komplette CD "Introducing Etran Finatawa" dazu.
An den Kreuzungen der Handelsstraßen zwischen Arabien, Westafrika und den Traditionen der südlichen Sahara entstand dieses interessante Kulturen versöhnende Projekt Etran Finatawa. 2008 konnte man die Band auf dem Tanz und Folkfestival in Rudolstadt live erleben. Es ist eine spannende Musik, die den Hörer mit ihrer geduldigen, von der Zeit losgelösten Spielweise in Trance zu versetzen vermag.
Die reiche musikalische Welt Afrikas ist seit Jahren Ziel zahlreicher Musikscouts. Die Roughguide-CDs sind in dieser Richtung von großem Pioniergeist beseelt. Musik afrikanischer Künstler aus der Region der Sahara und der Sahelzone, Gegenden, die karg erscheinen mögen, fährt für die Produzenten von Weltmusikplatten seit einigen Jahren fruchtbare musikalische Ernten ein. Afrikanische Musik ist absolut im Trend. Hoffentlich können auch die Musiker davon profitieren.
www.worldmusic.net
Karsten Rube


Luftmentschn "Liebesrausch"
Label:
GLM Music GmbH; 2009; 14 Tracks; 49:49 min
Ja, das Liebeslied. Wie viele Lieder widmen sich wohl diesem zentralen Thema menschlichen Seins? Wie viele Lieder dabei im geistig halbwegs wachen Zustand erträglich sind, wage ich nicht zu fragen. Doch, glücklicherweise will man ja im Liebesrausch von geistiger Wachheit nur wenig wissen. Es gibt allerdings mindestens eine kommerziell fürchterlich erfolgreiche Musikrichtung, in der es von Liebesliedern und Herz-Schmerz-Thematik auf eine Weise wimmelt, die die Frage aufkommen lässt, ob die Produzenten eine Lösung gefunden haben, das Gehirn des Hörers beim Anschalten der Musik in den sofortigen Ruhezustand zu versetzen. Bei der Münchner Kapelle Luftmentschn braucht man sich solche Gedanken nicht zu machen. Sie schafft es auf ihrer CD "Liebesrausch" Lieder zu präsentieren, die nicht nur verliebt klingen, sondern dem Liebenden mehr als eine gewisse Restintelligenz zutrauen. Ihre Texte sind eindeutig zweideutig. Allein die Titelgebung spricht für sich, wenn man "Kurzes Vorspiel"; "Flotter Dreier" und "Tango Nr. 6" liest. Doch dann entpuppen sich gerade diese Lieder als hervorragende musikalische Umsetzungen intensiver Gefühlswallungen. Die Kapelle spielt geschickt mit Tempo, Stimmung und Instrumentierung. Beherrscht wird ihre Musik vom Akkordeon und der diatonischen Harmonika. Recht angenehm gesellt sich ein Hackbrett hinzu, das den Namen Salterio trägt. Das Instrument besitzt den weichen perlenden Klang einer Harfe, wirkt aber nicht so esoterisch. Stilistisch bewegen sich die Luftmentschn zwischen europäischer Folklore, französischem Tango und Kaffeehausmusik. Eine Mischung, die den Liebenden auch dann noch schmecken sollte, wenn das Feuer der Liebe sich auf gemütliche Betriebstemperatur herab geregelt hat.
www.luftmentschn.wordpress.com
Karsten Rube


Various Artists "Ladies of the World"
Label:
Sunset France; 2010; 12 Tracks; 42:07 min
Sunset France sucht sich immer wieder neue Gründe aus, um auf ihrem Playa Sound Label Sampler auf den Markt zu bringen. Das Thema "Große Stimmen dieser Welt" lässt sich dabei gern und oft bedienen und das Thema "Große weibliche Stimmen dieser Welt" ganz besonders. Auf der vorliegenden Sammlung finden sich große weibliche Stimmen aus allen Himmelsrichtungen. Nazaré Pereira aus Brasilien singt eine Melodie aus dem Amazonasgebiet. Lucília do Carmo ist die Vertreterin der an Herzschmerzen vergehenden Fadosängerinnen. Dass die Griechen, was tragische Stimmungen in Musik zu verpacken angeht, auch nicht ganz talentlos sind, beweist Katerina Vlahou. Und so arbeitet sich die CD weiter über Argentinien und Schottland nach Israel. Sylvie Sivann singt mit ihrer klassischen Opernstimme ein jüdisches Thema mit dezenten jazzigen Anklängen. Auch dieses Lied ist, wie alle Lieder bis zu diesem Zeitpunkt sehr verhalten, sehr sentimental. Das ändert sich erst mit der Sängerin Marie-Line Dahomay von den Antillen und der darauf folgenden Kady Diarra aus Burkina Faso. Zwar wird die Musik bis zum Ende hin nicht wirklich fröhlich, aber sie gewinnt mit Beiträgen aus der Karibik, Westafrika und Indien wesentlich mehr Tempo. Abgerundet wird die CD "Ladies of the World" mit einem putzigen Folkloreschunkler aus Tahiti. Sunset France haben bei der Auswahl der Lieder einen recht eigenen Geschmack bewiesen. Es ist gut, dass dabei nicht die üblichen Verdächtiginnen der Weltmusikszene zu Gehör gebracht werden. Doch eine Spur mehr Lebensfreude hätte der CD sicher gut getan.
www.playasound.com
Karsten Rube


Monaco Bagage "Alles außer gewöhnlich"
Label: Tap Tone; 2009; 14 Tracks; 51:26 min
Zunächst einmal ein Wort zum CD-Cover. Diesen verspielten Pappklappkarton zu betrachten macht richtig Spaß. Lob dem Gestalterteam. Ich bin mir nicht sicher, ob man so etwas in größerer Auflage produzieren kann, aber für die, die diese CD in der Hand halten ist es ein lustvoller Hingucker. Die Monaco Bagage stammen, wie der Name verrät aus München. Man kann das, was sie machen getrost als Kabarett bezeichnen. Bayrisches Musikkabarett. Aber so bayrisch kommen sie gar nicht daher. Einflüsse aus ganz Europa mogeln sich geschickt in ihre Musik. Jazzattrappen untermalen die hintersinnigen Texte der vier Bühnenkünstler. "Gertraud" möchte ich erwähnen. Das Lied versucht so simpel zu swingen, wie die Musik zum rosaroten Panther. Ein Lied über München singt die Monaco Bagage auch - logisch - ein Lied über die Völkerscharen, die die Münchner Gastlichkeit genießen. Vom Biergarten besuchenden Japaner, bis zum Brasilianer, den die Sängerin Miene Costa ziemlich gut darstellen kann. Angesichts ihrer lusophonen Herkunft kein Wunder. Dass bei einem waschechten Kabarett auch die Politik nicht ohne eine kleine oder größere Ohrfeige davon kommt, sollte nicht verwundern. So wird ihre Europahymne „Äh Geh“ zu einer rat- wie rastlosen Irrfahrt durch die Europapolitik. "Europa ist ein "In-Kontinent" singen sie. Besser kann man das Durcheinander kaum bezeichnen. Gelegentlich wird die Bagage krachig. Dann trifft Balkanbrass auf bayrische Volkskunst und aus den vier Mündern ballern Abrechnungssalven auf Kirche und Politik. Vorsichtshalber verraten sie am Ende des Liedes "Gschtanzl", dass sie Narrenfreiheit genießen. Man kann ja nie wissen. Ja deftig ist sie, die Bagage. Zünftiges bayrisches Kabarett mit musikalischem Weltblick.
www.MonacoBagage.de
Karsten Rube


Ganz schön Feist "The Yellow from Egg"
Label: HÜA Music; 2010; 23 Tracks; 47:42+ 43:38 min
Ganz Schön Feist sind ganz schön dreist. Ihre Comedietexte, die sie zu harmonischem Satzgesang servieren, kippen regelmäßig aus der Harmonie in die Absurdität. Eine Absurdität, die sich aus der Beobachtung des angeblich Normalen ergibt. 20 Jahre sind sie bereits damit beschäftigt wunderschön gesungene Frechheiten hervorzubringen. Zitatenreich, wortgewandt und meistens a-capella. Zeit mal eine Sammlung der besten Lieder dieses Trios auf einer Doppel-CD zu bündeln. Ausgesuchte Lieder aus einem reichhaltigen Repertoire, eben "The Yellow from Egg". Stets machen sie sich Gedanken über das Leben und die Liebe, was damit alles schief gehen kann oder sogar gelingt, wenn auch selten auf gewünschte Weise. Dabei bringen sie, wie auf der überwiegend live aufgenommen CD zu hören ist, regelmäßig das Publikum zum Johlen und Schenkelklopfen. So wie im Lied "Choreographie" in dem sie eine Boygroup imitieren, die mit "ausgefeilter Choreografie" vom nicht vorhanden Text ablenkt. Dies wird mit einer ausgefeilten Choreografie vorgetragen, die man sich beim Hören der CD nur vorzustellen vermag. Wer sie noch nicht live erleben durfte, kann sich ein paar Eindrücke auf der Youtube-Seite der Band holen. Selten habe ich bei Comedie so lachen müssen, wie bei den gelungen gereimten Dreistigkeiten von Ganz Schön Feist. Und das will bei einem bekennenden Comedieverächter wie mir schon was heißen.
www.ganzschoenfeist.de
Karsten Rube


Al Andaluz Project "Al-Maraya"
Label:
Galileo Music; 2010; 13 Tracks; 65:19 min
Mit der CD "Al-Maraya" des Al Andaluz Projekts begeben wir uns in die Zeit des frühen spanischen Mittelalters. In eine Zeit, in der die Mauren über das Land herrschten, der jüdischen Kultur der Sepharden und den christlichen Ideen aber mit beispielloser Toleranz begegneten. Aus dieser Zeit stammen die Lieder, die das Andaluz Projekt zusammengesucht hat. Das klingt nicht nach einer möglichst amüsant wirkenden Mittelaltermugge, sondern wirkt wie ein Blick durch ein Zeitfenster. Man fühlt sich an den Hof des Emirats von Cordoba versetzt. Al-Andaluz hieß nicht nur das Territorium, das die Mauren zu jener Zeit auf dem spanischen Festland besetzten. So heißt auch das interkulturelle Projekt, das aus Musikern der deutschen Mittelalterband Estampie besteht, sowie aus Mitgliedern des spanischen Ensembles L'Ham de Foc. Die haben es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht haben, die Musik des Mittelmeerraumes zu erkunden und gelangen nun wieder zu den Wurzeln der Musik ihrer Heimat. Versehen mit einigen Gastmusikern aus dem arabischen Sprachraum gelingt der CD "Al-Maraya" ein Sprung in eine längst vergangene faszinierende Zeit kulturellen Crossovers.
www.alandaluzproject.de
Karsten Rube


Dublin Gospel Choir "Doing Their Thing"
Label: Lefthand Production; 2009; 13 Tracks; 56:12 min
Mitte der 1990 Jahre hat sich der Dublin Gospel Choir als Schulchor in einem Dubliner Stadtbezirk gegründet. Es war kaum zu erwarten, dass sich solche Schulprojekte hinüberretten können in das Leben danach. Im Falle des Dublin Gospel Choirs ist dieser seltene Fall eingetreten. Grund dafür ist sicher das große Engagement, das die Sängerinnen und Sänger an den Tag legen. Hört man sich den fröhlichen, souligen Gesang an, der einem von der CD "Doing Their Thing" entgegenschallt, wird einem schnell deutlich, dass dort nicht nur ein energischer Schulchorleiter dahinter stand, sondern alle Mitglieder des Chors. Der Choir interpretiert Klassiker der Soulära. "Ain't No Mountain" ist darunter von Ashford & Simpson. Der Dublin Gospel Choir bedient sich aber auch mehrerer Songs der jungen amerikanischen Gospellegende Kirk Franklin. Franklin hat in den letzten Jahren maßgeblich Funk und Hip Hop in den Gospel eingeführt und schreckt auch vor Latinrhythmen im amerikanischen Kirchenlied nicht zurück. All diese Lieder singt der Dublin Gospel Choir mit großer Leidenschaft und einer Energie, die direkt vom Himmel gespeist scheint.
www.dublingospelchoir.com
Karsten Rube


Nora Thiele "Modern Oriental Frame Drums"
Label: Eigenverlag; 2008
Die Leipziger Perkussionistin Nora Thiele ist seit 2005 freischaffend und gibt Workshops, spielt als Gastmusiker, Solo oder auch bei einem ihrer Projekte die traditionellen und historischen Trommeln. Ihr erstes Soloalbum hat sie speziell der Rahmentrommel gewidmet und alleine elf selbst komponierte Stücke eingespielt.
Thiele spielt die verschiedensten Rahmentrommeln aus der Türkei, dem Nahen Osten oder Asien, aber auch Cymbals, Gongs, Woodblocks, Shaker, Vibraphon oder Maultrommel. Für manche Stücke hat sie mehrere Spuren bespielt um ein volles Klangbild zu erhalten wie bei der Reise durch den Mittleren Osten "Faintaisie Oriental", während sie andere nur mit einer Trommel eingespielt hat wie das Solo für die ägyptische Tamburine (Riq) "Big Beauty". Egal ob mit einem Sammelsurium an Trommeln oder mit einer einfachen Tamburello (Annunziata Ballata Tarantella) Thiele schafft mit ihren Trommeln ein wunderbares Klangbild. Besonders lautmalerisch präsentiert sich "Elfengnomen", das mit vier Maultrommeln und dem Vibraphon aufgenommen wurde. "Kansheka" betört den Zuhörer mit gesungener Trommelsprache, der Kanjira (kleine indische Rahmentrommel) und dem Shaker und zum Abschluss spielt Thiele das hypnotische "11n Gnom N.", bei dem Thiele mit Samples experimentiert.
Das erste Soloalbum von Nora Thiele ist für Liebhaber von Perkussion ein Muss. Von authentischer orientalischer Trommelkunst bis zu elektronisch veränderten Beats kann man hier (fast) alles hören. Mir gefällt die Musik wegen seiner Kreativität.
www.norathiele.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Ben Woolman "Many Moods"
Label: Eigenverlag; 2010
Der aus Minnesota stammende Finger-Style Gitarrist Ben Woolman hat für sein neues Album "Many Moods" acht Eigenkompositionen und drei gecoverte Instrumentalstücke aufgenommen.
Er spielt die Stücke solo auf verschiedenen Akustikgitarren. Vom romantischen Originalstück "One Afternoon" über Stings stillen Song "Invisible Sun" bis zum rhythmischen "Mazurka Dance" brilliert Woolman mit gefühlvollem und perfektem Spiel. "Wicked Ascent" sticht mit virtuosem Fingerpicking und einer wunderschönen Melodie hervor. Blind Blakes "West Coast Blues" wird von Woolman als "Blake says" mit tollem bluesigen Groove gespielt und zum Abschluss interpretiert der Gitarrenvirtuose James Horners balladenhafte Melodie "Legends of the Fall".
Das neue Album von Ben Woolman ist für Liebhaber von akustischer Gitarrenmusik ein Muss. Die Stücke werden mit viel Gefühl und glasklarem Klang vorgetragen und bestechen mit schönen Arrangements.
www.benwoolman.net
Adolf 'gorhand' Goriup


Radig "Immer weiter"
Label: Revolver Distribution Services; 2009
Das mittlerweile vierte Album des aus Weimar stammenden Trios Radig bietet zehn abwechslungsreiche Originalsongs, zum größten Teil von Songwriter Norbert Radig (Gesang, Akustikgitarre, Bass, Perkussion). Neben den Bandkollegen Keyboarder Volker Trautmann und Gitarrist Thomas Gaul waren eine ganze Reihe von Gastmusikern (Bass, Schlagzeug, Perkussion, Saxophon, Posaune, Klarinette, Banjo) und zwei Sängerinnen an den Aufnahmen beteiligt.
Es beginnt mit den lateinischen Chorgesängen von „Audi Amice Me“, der Aufforderung zuzuhören und zu genießen virtuos gesungen von Norbert, Britta und Franziska Radig. Es folgt das rhythmische „Ich will doch nur“, die Geschichte einer missverstandenen körperlichen Nähe, bei dem Bernd Klinkhardt zum Ausklang ein schönes jazziges Klarinettensolo spielt. Gaul brilliert beim Titelsong mit tollem bluesigen Gitarrenspiel und Trautmann an den Keyboards und am Vibraphon, dazu singt Radig eine Satire über Männer, die die Mutter gegen eine Ehefrau eintauschen. Dann wird es stiller und melancholischer; hier gefällt mir vor allem die traurige Beziehungsgeschichte „Nicht alles“ mit Guido Werners wunderbarem Saxophonsolo. Gegen Ende wird’s dann noch mal rockig mit dem polit-kritischem „Yes we can“, bevor sich die drei mit dem Schlaflied „Schliess die Augen und schlafe“ verabschieden.
Ein unterhaltsames Album mit großartig vorgetragenen Texten, die vom Alltag erzählen und ansprechender musikalischen Begleitung.
www.radig-band.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Schorsch & de Bagasch "Jedn Dog"
Label: R'n'D; 2010
Schorsch Hampel (Gesang, Gitarre) ist der Songwriter und Frontmann der bayrischen Blues Combo Schorsch & de Bagasch. Die Bagasch sind Ferdl Eichner (Mundharmonika, Slide Gitarre), Klaus Benz (Klavier, Orgel, Harmonium), Dominik Schindlbeck (Bass) und Thomas Bittner (Schlagzeug, Congas, Djembe). Für ihr drittes Album "Jedn Dog" haben sie gemeinsam mit einigen Gastmusikern 14 neue Mundart Lieder aufgenommen.
Es gibt bayrischen Rock'n'Roll und Blues zu hören wie bei "Seinerzeit", bei dem Maultrommel, Harmonika und der grollende Bassgesang den Ton zum schleppenden Blues Rhythmus angeben. Claudia Cane singt ein Duett mit Schorsch beim souligen Rock'n'Roll von "Normalerweis" und Stephan Holstein gastiert an der Klarinette beim traurig rhythmischen Bluesrock "Konrad und Nora". Der rasante Rock'n'Roll von "Wos des ois bedeit" wird auch als akustische Wohnzimmerversion vorgetragen, die mit Gitarre, Harmonika und Perkussion für meinen Geschmack wesentlich origineller daherkommt. Der Titelsong schließlich besticht mit mitreißendem Rhythmus und Harmonikaspiel.
Das neue Album von Schorsch & de Bagasch bietet solide gespielten Blues und Rock'n'Roll zu Texten, die aus dem Leben eines Musikers gegriffen sind. Manchmal fehlt mir etwas die Leidenschaft beim Gesang.
www.debagasch.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Sophie Hunger "1983"
Label: Two Gentlemen; 2010
Die gebürtige Bernerin Sophie Hunger (Gesang, Gitarren, Piano, Harmonika) hat ihr drittes Album nach ihrem Jahrgang getauft. Gemeinsam mit ihrer Band bestehend aus Michael Flury (Posaune), Christian Prader (Flöte, Gitarren), Julian Sartorius (Drums, Perkussion), Simon Gerber (Bass) und Manuel Troller (E-Gitarren) hat sie 13 neue Eigenkompositionen und eine Coverversion aufgenommen.
Es beginnt mit der spartanisch begleiteten Vokalartistik von "Leave me with the Monkeys" und geht weiter mit rhythmisch experimentellen Sound bei "Love Song to everyone". Den düster rockigen Titelsong singt Hunger in hochdeutsch und verlangt "bitte sing mir ein Volkslied", welches etwas später mit dem in Mundart gesungenen "D'Red" (die Rede), einem langsamen traurigen Blues von Piano und Flöte begleitet, folgt. "Le vent nous portera" von der französischen Rockband Noir Desir ist ein wunderschön melancholischer Song, bei dem Hunger mit gefühlvollem Gesang und Flury mit jazzigem Spiel auf der Posaune bestechen. Bei "Invisible" trifft experimenteller Sprechgesang auf poppig rockige Rhythmen mit starkem Bassspiel und zum Abschluss spielt Hunger den stillen Song "Train People" solo am Piano.
Die Musik von Sophie Hunger ist jung, frisch und eigenständig; ich würde sie irgendwo zwischen New Wave, Pop und Rock einordnen. Sie hat eine tolle Stimme und auch musikalisch wird da einiges geboten.
www.myspace.com/sophiehunger
Adolf 'gorhand' Goriup


Allison Moorer "Crows"
Label: Rykodisc Inc; 2010
Die New Yorkerin Allison Moorer (Gesang, Piano, Wurlitzer, Akustikgitarre) begann ihre Karriere 1998 mit einem Debütalbum im Stil von Nashville Country Musik. Seit 2004 jedoch bewegt sie sich in Richtung Pop und Rock, wie auch auf ihrem neuesten Album „Crows“, für das sie 12 Eigenkompositionen und einen Song von Drummer R.S. Field aufgenommen hat.
Die CD beginnt mit langsamen aber durchaus rockigen Rhythmen wie bei “Goodbye to the Ground”; das starke Bassspiel von Brad Jones betont dabei die glasklare Stimme von Moorer und der ansteigende Pace erzeugt eine tolle Dynamik. Es folgen rhythmisch poppige Songs wie „Just another Fool“ und romantische Balladen, die durch perfekte Arrangements und den wunderschönen Gesang hervorstechen. Bei der Rockballade „Should I be concerned“ brilliert Chris Carmichael mit großartigen Streicherarrangements und Moorer mit feiner Pianobegleitung ihres atemberaubenden Gesangs und beim traurigen „Still this Side of Gone“ ertönt der einschmeichelnde Klang der Wurlitzer. Mein Lieblingssong ist Fields stiller Blues „It’s gonna feel good“, bei dem der kräftige Altgesang und Joe McMahans Steel Gitarre wunderbar harmonieren. Zum Abschluss gibt’s den romantischen Titelsong, einen Slow Waltz, zu hören.
Allison Moorer ist eine hervorragende Sängerin, deren - für meinen Geschmack etwas zu kommerziellen Songs - mit erstklassiger musikalischer Begleitung aufgewertet werden.
www.myspace.com/allisonmoorer
Adolf 'gorhand' Goriup


Ich und mein Tiger "...und all die andern Leben"
Label: Eigenverlag; 2009
Das Bremer Liedermacher Trio ich und mein Tiger hat seinen Erstling "...und all die andern Leben" mit elf Songs von Sebastian Herde (Gesang, Gitarre) und Niklas Keil (Gitarre) aufgenommen; der dritte im Bunde ist Richard Welschhoff am Kontrabass.
Es beginnt mit dem melancholischen "Bahnhof", das in einem bluesigen Finale endet. Dabei fällt das wunderbar harmonische Zusammenspiel der drei akustischen Instrumente auf, das sich durch die ganze CD zieht. Aber auch tolle Gesänge, leidenschaftlich vorgetragen, werden geboten wie bei "Fahrstuhlmusik". Dann singt Herde das traurige Liebeslied "Steine" mit viel Gefühl oder schreit seine Wut raus beim Arbeitslosen Song "Untergehen". Das virtuose Gitarrenduo und ein großartiges Bass Solo verwandeln den Love Song "Talsperre" in ein rhythmisches Feuerwerk. Zum Ausklang besticht das Trio mit der wunderschönen Ballade "Alter Haudegen, was nun?".
Das seit drei Jahren bestehende Trio brilliert mit facettenreichem Spiel, abwechslungsreichen Liedern und sehr persönlichen Texten. Unbedingt mal reinhören!
www.ichundmeintiger.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Die Kapellis "Easy & Free"
Label: Eigenverlag; 2009
Die bereits 1991 gegründete Band Die Kapellis aus dem niedersächsischen Hassbergen hat mit „Easy & Free“ ihren dritten Silberling veröffentlicht. Das heute neunköpfige Ensemble bietet traditionelle und gecoverte Stücke, Scottish und Irish Folk, einige davon Live.
Das Line-up ist natürlich reich ausgestattet: von Gitarren, Mandoline, Bouzouki, Banjo, Bass, Dulcimer sowie Geige, Bratsche und Harfe ertönen da unzählige Saiten, der Rhythmus wird mit Bodhràn, Bones, Cajon und vielen anderen Perkussionsinstrumenten erzeugt und die Luft zwängt sich durch verschiedenste Röhren und Säcke, seien es die der Highland Pipes, der Tin Whistle oder aber des Akkordeons und der Harmonika. Natürlich werden auch die Tasten bearbeitet.
Auf ihrem neuen Album stellen uns die Kapellis zehn traditionelle und neun gecoverte Stücke vor. Nick Keirs "applecross bay" ist ein romantischer Song, der zum Mitschunkeln animiert, "galway girl" von Steve Earl besticht mit rhythmischen Mandolinen- und Fiddlespiel und Davy Steele schrieb die flotte Folkhymne auf die Salzsieder "a health tae the sauters". Aber Ute Hoffmann singt auch die poppige Ballade "until we meet again" (Malachi Cush, Pam Sheyne, Martin Sutton, Don Mescall). Dazu kommen traditionelle Songs wie das traurige "youth of heart", der rhythmische Bluegrass "the shores of amerikay" oder der aus Neufundland stammende Anti-Drinking-Song " the old black rhum". Einer meiner Lieblingssongs von Robert Burns, "ye jacobites", wird mit viel Leidenschaft und erstklassigen Solo- wie auch Chorgesängen vorgetragen und der Titelsong ist eine traurige Trinkerballade. Das bretonische "pennherez keroulaz" ist eine schöne Harfenmelodie und "pay me my money down" wird von großartigen mehrstimmigen Gesängen bestimmt. Diese wurden ebenso Live aufgenommen wie das Abschiedslied " a wee deoch an doris" (tak' a dram afore ye go).
die Kapellis machen Musik, die sich hervorragend für einen Irisch/Schottischen Abend eignet; Mitsingen, Mitklatschen und Mitschunkeln gehört da einfach dazu. Sowohl gesanglich wie auch musikalisch wird das Ganze souverän und professionell vorgetragen.
www.kapellis.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Aniada a Noar "Holz"
Label:
Extraplatte ; 2009
Seit mittlerweile 27 Jahren spielt das Grazer Ensemble Aniada a Noar in derselben Besetzung und hat bereits 14 Tonträger veröffentlicht. Michael Krusche (Gitarre, Geige, Gesang), Wolfgang Moitz (Flöten, Nasenflöten, Gesang), Bertl Pfundner (Mandoline, Gitarre, Ziehharmonika, Gesang) und Andreas Safer (Geige, Nasenflöte, Mandoline, Gesang) haben für das neue Album „Holz“ 16 traditionelle aber auch eigene Stücke teilweise Live in einer angesehenen Grazer Tanzschule aufgenommen.
Live wurden die rasante traditionelle "Hödlmoser Polka", die mit wunderschönem Geigenspiel hervorsticht, ebenso wie der volkstümliche "Zillertaler Walzer", den Safer mit dem Lied "Hulzmusikanten" zu einem mitreißenden Set zusammengespannt hat, aufgenommen. Dazu kommen selbst komponierte Tänze wie das rhythmische "A lustig" (Krusche) oder der halsbrecherische "6/8 Walzer" (Safer) und Lieder wie die im traditionellen Stil komponierten Lieder "Hulz" oder "Stulz auf Hulz" (beide Safer). Im Studio wurden aufgenommen "I kloupf auf Hulz" (Moitz/Steiner), das mit tollem Mandolinenspiel begeistert, Safers romantischer "Abschiedsjodler" und das abwechslungsreiche traditionelle Set "Lära Brett/Schleininger/Zillertaler Polka".
Aniada a Noar machen österreichische Volksmusik abseits des Musikantenstadl Rummels; mir gefallen vor allem ihre volkstümlichen Lieder und Stücke.
www.aniada.at
Adolf 'gorhand' Goriup


P.P. Slaggert "Down with the Tyrants"
Label: Eigenverlag 2009
Der irische Country-Singer/Songwriter P. P. Slaggert (Gesang, Gitarre, Harmonika) hat sein drittes Album "Down with the Tyrants" mit acht Originalsongs und drei Coverversionen von Dan McDaid gemeinsam mit Eamon McElholm (Gitarren, Keyboards, Bass, Gesang, Drums) und Gastmusiker Arty McGlynn (Gitarren) aufgenommen.
Es beginnt mit dem rhythmischen Country Song "Summer Holiday", bei dem McGlynn das Duo an der Gitarre unterstützt. Slaggerts Songs reichen vom bluesigen "Face like mine" mit einem schönen Gitarrensolo über den melancholischen Americana "The one and only Arty G", das er gemeinsam mit McElholm geschrieben hat, bis zu dem mit rockigen Groove hervorstechenden "I'm in the DUP". Von den McDaid Covers gefällt mir der zum Mitschunkeln animierende Sing-along "Happy Joe" am besten.
Die Musik von P.P. Slaggert ist gut vorgetragener Mainstream Country mit ansprechendem Gitarrenspiel. Für meinen Geschmack fehlen die innovativen Ideen und Slaggerts Stimme ist meines Erachtens etwas farblos.
www.ppslaggart.force9.co.uk
Adolf 'gorhand' Goriup


La Marotte "La Marotte"
Label: Eigenverlag; 2010
Die aus Sachsen-Anhalt stammende Band La Marotte hat ihr Debütalbum mit zwölf traditionellen Stücken live in der Blasiikirche Ouedlinburg aufgenommen. Magdalena Krampitz (Geige, Gesang), Torsten Höher (Dudelsäcke, Schalmeien, Flöte, Gesang), Fiete Wachholtz (Davul, Darabuka, Gesang) und Christian Luther (Laute, Gesang) machen rhythmischen Mittelalterrock und greifen dabei auf historische Stücke aus verschiedenen Ländern zurück.
So überzeugt das Quartett mit skandinavischen Stücken wie die mit tollen Rhythmuswechseln hervorstechende "Polska efter Zacharias" oder dem rasanten "Grimbergen" ebenso wie beim einzigen Lied "Avrix mi Galenica" von der iberischen Halbinsel. Letzteres ist auch mein Favorit; rhythmisch rockiges Lautenspiel, mitreißende Perkussion und wunderschönes Geigenspiel begleiten den gefühlvollen Gesang bevor die Schalmei ihren traurigen Gesang erklingen lässt. Bei "Beodos" hören wir großartiges Zusammenspiel von Geige und Dudelsack, "Madre Deus" besticht mit gefühlvollem Lautespiel, begleitet von Geige, Dudelsack und treibendem Rhythmus und "Beldhrane" kommt mit beinahe jazzigem Groove daher. Ein weiterer Höhepunkt ist das Stück das der Band den Namen gab, bei dem die vier Musikanten ihr virtuoses Spiel zur Schau stellen.
Der Erstling der Spielleute aus Ouedlinburg ist ein bemerkenswertes Album; die Aufnahmen sind Live und somit perfekt um die musikalischen Kompetenzen der vier hervorzuheben. Schade nur dass es nicht mehr Lieder zu hören gibt.
www.lamarotte.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Vermaledeyt "Relikt"
Label: Totentanz Records; 2010
Der Mittelalterrock scheint im Freistaat Bayern seine Hochburg gefunden zu haben. Mit der Newcomer Band Vermaledeyt gesellt sich ein weiteres bemerkenswertes Ensemble dazu. Vivianne von der Saar (Gesang, Cello, Dudelsack), Johann Lästerzunge (Gesang, Gitarre, Bouzouki, Nyckelharpa), Simon Donnerschlag (Schlagwerk, Perkussion, Samples), Basileus von Berg (Dudelsack, Schalmei, Flöten, Gitarre), Arras Schelter (Dudelsack, Schalmei, Flöten), Jean der Franzose (Drehleier, Gitarre, Davul, Darabuka, Rahmentrommel) und Thomas Galgenvogel (Dudelsack, Schalmei, Flöten) haben für ihr zweites Album "Relikt" elf traditionelle und eigene Lieder und Stücke aufgenommen.
Nach dem dramatischen "Intro" mit einem Text von Horis El Hammamy starten die sieben Spielleute mit dem instrumentalen "Pandemonium" richtig durch. Eine weitere Eigenkomposition ist das mit psychedelischen Samples angereicherte "Lytha". Die Instrumentalstücke überzeugen mit starken Rhythmen, dem eindringlichen Klang der Dudelsäcke und Schalmeien sowie abwechslungsreichen Arrangements. Das aus der Bretagne stammende "Dérobée de Guincamp" ist ein traditioneller Tanz, bei dem Vivianne mit tollem Cellospiel den mitreissenden Rhythmus unterstützt. Das französische Lied "Le maître de la maison" wird im Stil eines Rundtanzes vorgetragen und besticht mit Johanns schöner Stimme und traditioneller Instrumentierung während Vivianne die traurige Ballade "Fünf Söhne" mit ihrer bezaubernden Stimme in Friesisch singt, begleitet von verschiedenen Saiteninstrumenten, Flöten und perfektem Chorgesang. Es wurden auch traditionelle Texte vertont wie das lateinische "Vino Gratias" aus der Carmina Burana oder François Villons "Ballade des pendus". Das Programm wird mit der Eigenkomposition "Feuer und Flamme", einem wunderschönen Lied im Duett gesungen, abgerundet.
Mit dem neuen Album werden Vermaledeyt auf der Mittelalter Szene Furore machen. Hervorragende Gesänge, musikalisch erstklassig begleitet und perfekt arrangiert präsentieren sie uns Musik, die den Klang mittelalterlicher Instrumente und Kompositionen mit modernen Elementen zu einer wohlklingenden Einheit verschmilzt.
www.vermaledeyt.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Patrick Bloom "Ghosts of Radio"
Label: Mud Dauber Records; 2009
Singer/Songwriter Patrick Bloom lebt in Iowa, wo er auch gemeinsam mit seiner Band Ghosts of Radio sein neues Album mit neun eigenen Songs aufgenommen hat. Begleitet wurde er dabei von den Musikern der Band und einigen hervorragenden Gastmusikern. Bloom singt und spielt die Akustikgitarre und Perkussion.
Sein gefühlvoller Gesang gekoppelt mit der schönen Stimme prägt die Songs, die in gefälligem Rhythmus von Drummer James Robinson und Bassist Billy Valencia daherkommen. Dazu kommen die fein gespielte E-Gitarre von Eric Straumanis und Megan Valencias Orgel, die eine bestechende Grundharmonie legt, wie beim Americana "Minnesota". Randall Davis übernimmt die Leadgitarre und Nathan Basinger die Orgel beim rockigen "Union Suit". Es folgen großteils melancholische Songs wie "Prophetstown", die für meinen Geschmack etwas zu Mainstream daherkommen. Am besten gefällt mir das rhythmische "Rosalie", bei dem David Zollo das Honky Tonk Piano spielt, Greg Young auf Trompete und Posaune jazzige Akzente setzt und Lynne Hart dazu die Klarinette erklingen lässt. Ein weiterer Höhepunkt ist das bluesige "Oh my Soul", bei dem Straumanis' tolle Leadgitarre und Blooms Gesang hervorstechen.
Patrick Bloom und die Ghosts of Radio spielen ansprechenden Americana, dem aber meines Erachtens manchmal ein wenig der Pepp fehlt. Dennoch durchaus ein gelungenes Album.
www.patrickbloom.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Duivelspack "Dicke Freunde"
Label:
Totentanz; 2010
Zehn Jahre ist es her, dass Arnulf der Puster, Musicus Varus und Marquard vom Lindenbaum sich zusammentaten um gemeinsam als Spielleute durch die Lande zu ziehen. In einer mondbeschienenen Nacht trafen die drei einen gehörnten Gesellen, der ihnen die Seelen zum Tausch gegen Erfolg, Reichtum und jede Menge Weiber abkaufen wollte. Doch da sie dieses irdische Glück in den vergangenen Jahren bereits erreicht hatten, schlugen sie das Angebot aus. Zur Strafe verdammte der Teufel sie dazu im wahrsten Sinne des Wortes "Dicke Freunde" zu werden.
Und so singt das Duivelspack auf ihrem neuen Tonträger wie gewohnt dreistimmig vorgetragene Lieder mit schalkhaften Texten, begleitet von einem akustischen Instrumentarium wie Gitarrenzisther, Nyckelharpa, Drehleier, Harfe, Fiedel, Blas- und Schlaginstrumente. El Silbador von Saltatio Mortis gesellte sich mit seinem Dudelsack zum Trio um 13 Lieder und zwei Instrumentalstücke aufzunehmen.
Neben Werken aus eigener Schöpfungskraft wurde auch Christoph Friedrich Wedekinds Studentenlied "Crambambuli" (1745) mit bemerkenswertem Dudelsackspiel, gekonntem Chorgesang und tollem Gitarrenzisther Rhythmus vertont. Der Wildwuchs in der Mittelalter Szene wird beim sarkastischen "Dudelsack" auf die Schippe genommen und dazu fiedelt Musicus Varus meisterlich während El Silbador den Unterschied zwischen virtuosem und stümperhaftem Spiel auf dem Dudelsack hörbar macht. "Die zwei Falken" ist ein von Arnulf bearbeiteter traditioneller Text, der als gefühlvolle Ballade mit schöner Flöten- und Harfenbegleitung interpretiert wurde. Die Instrumentalstücke sind eine perfekte Plattform ihre musikalische Kompetenz zur Schau zu stellen, seien es die traditionellen "Schweizer Tänze" oder das von Musicus Varus komponierte "Badduh", und "Das fröhliche Lied vom bitteren Ende" schließt den musikalischen Reigen mit jazzigen Tönen und lästernden Worten.
Das neue Album von Duivelspack ist eine originelle Mischung aus mittelalterlichen Klängen, zeitgenössischer Liedermacher Kunst und einem modernen Genre übergreifenden Sound. Da ist wirklich für jeden etwas dabei.
www.duivelspack.de
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2010

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