FolkWorld #45 07/2011

CD & DVD Reviews

Roland Baisch "Countryboy"
AgrarBerlin, 2009

www.rolandbaisch.de

Fernseh- und Bühnen-Entertainer Roland Baisch (Gesang, Mundharmonika) hat im März 2008 und im Juli 2009 mit seiner Band 14 seiner liebsten Songs eingespielt und auf dem Silberling "Countryboy" gebannt. Neben Frank Wekenmann (Akustik-Gitarren, Dobro, Gesang), Florian Dohrmann (Kontrabass, Indian Harmonium, Gesang) und Rudolph Blazer (Mandoline, Lap Steel Gitarre, Gesang) wurde er bei den Aufnahmen von hervorragenden Gastmusikern begleitet.
Baischs Mundharmonika und großartige Chorgesänge stimmen den Klassiker der Delmore Brothers "Blues stay away from me" an, Gitarre und Bass sorgen für die tolle Begleitung. Es folgt der rasante traditionelle Bluegrass "Roll in my sweet Baby's Arms", bei dem Wekenmann an der Gitarre, Norbert Spengler am Banjo und Winfried Wohlbold am Dobro sich mit atemberaubendem Spiel abwechseln. Dann singt Baisch Gram Parsons melancholischen Walzer "Sin City" oder den mitreißenden Blues "Sixteen Tons" des verstorbenen Country Musikers Merle Travis. Hier erzeugt Dohrmann mit dem Bass einen atemberaubenden Groove zu Baischs leidenschaftlichen Gesang und Gitarre und Mandoline spielen die rhythmische Melodie. Ein weiterer Höhepunkt ist Dickie Thompsons "Thirteen Women", das mit rasantem Pace und jazzigen Improvisationen hervorsticht. Uwe Schenk gastiert bei Jim Webbs romantischem Song "Wichita Lineman" mit gefühlvollem Pianospiel und als Bonus Track hören wir Johnny Cashs "Folsom Prison Blues" und Baischs Version ist nicht nur sehr eigenständig sondern begeistert mit virtuosem Bluegrass Rhythmus.
Roland Baisch schrieb für sein Album zwar keinen Song, aber mit seiner sonoren Stimme interpretiert er traditionelle und gecoverte Songs perfekt. Die erstklassigen Musiker und die schönen Arrangements machen das Album zu einem Leckerbissen für Fans klassischer Country Musik und zu einem hörenswerten Einsteiger für Neulinge.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Savana Lee "Redbird"
Eigenverlag, 2007

www.savanalee.com

Savana Lee (Gesang) und Multi-Instrumentalist Anthony Crawford sind Sugarcane Jane, 2007 veröffentlichten sie ihr Debütalbum mit elf Originalsongs von Crawford und einem Steve Forbert Cover unter dem Namen Savana.
Savana singt mit ihrer klaren Sopranstimme den melancholischen Titelsong und das aufwendige musikalische Arrangement von Crawford begleitet ihren schönen Gesang. Es folgen abwechslungsreiche Songs wie das rockige "Love come back to me", das rhythmische "Uptight Situation" oder die stille Ballade "The One before" mit schönen Banjo Bluegrass Ansätzen. Gefühlvolles Gitarrenspiel begleitet Savanas bluesigen Gesang bei "Romeo's Tune", ein toller Song von Steve Forbert. Das Highlight ist für mich "A Heart needs a Reason", bei dem Spooner Oldham an der Wurlitzer, Waddy Wachtel an der Electric Slide, Rick Rosas am Bass und Phil Jones an den Drums als Gastmusiker auftreten; Crawford spielt hier Banjo, akustische und elektrische Gitarre und singt die Background Vocals. Der rockige Drums/Bass Rhythmus wird von der E-Gitarre unterstrichen, Slide und Wurlitzer füllen den Sound mit schönen Harmonien und das Banjo tanzt mit Savanas leidenschaftlichem Gesang.
Savana Lee hat eine großartige Stimme und Crawford arrangiert und begleitet die Songs perfekt, dennoch fehlen mir bei solchen Zwei-Mann/Frau Produktionen die Kreativität einer eingespielten Band, die die Begleitung meist mit kreativen Improvisationen versieht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


"The Year Dolly Parton was my Mom" [Soundtrack]
Éditions DJ Bash, 2011

www.theyeardollypartonwasmymom.ca

Regisseurin Tara Johns erzählt die Geschichte von der elf-jährigen Elisabeth Alison Gray und Luc Sicard komponierte zu dieser kanadischen Produktion die Filmmusik. Ein 13 köpfiger musikalischer Staff und acht Hauptstimmen waren bei den Aufnahmen dabei.
Sicards lautmalerische Instrumentalstücke überzeugen mit ausdrucksstarken Melodien zu dramatischen Adagio Rhythmen wie die Bluegrass Melodie "Eeny, Meeny, Miney, Moe" oder die wunderschöne Pianomelodie "My dearest Ruby", die mit orchestraler Dramatik den Pace steigert. Dolly Parton fügte selbst sechs Songs hinzu. Einen davon singt sie selbst mit ihrer etwas piepsigen Sopranstimme, "Love is like a Butterfly", ein romantischer Happy Song. Parton schrieb tolle Blues und Americana Songs. Die kanadische Songwriterin Coral Egan singt "The Grass is blue", ein wunderschöner Bluesrock großartig vorgetragen von Egan. Die Stücke wurden von Sicard bzw. Alexander Cattaneo produziert und arrangiert. Einzig das bezaubernde a Capella Lied "Light of a clear blue Morning" wurde von den Wailin' Jennys, Ruth Moody, Nick Mehta und Heather Masse, in Eigenregie produziert und mit fantastischen Chorgesängen umgesetzt. Der Song, der die Kassen klingeln lassen, wird ist das rockige "The Seeker", ein Dolly Parton Song mitreißend vorgetragen von keiner geringeren als Nelly Furtado. Mein Lieblingssong ist jedoch "Little Sparrow", ein gefühlvoller Blues gesungen von der Kanadierin Geneviève Toupin mit atemberaubendem Blues Timbre.
Der Soundtrack macht Lust darauf den Film zu sehen. Dollys Songs sind erstklassiger Americana und wenn sie von Sängerinnen wie Furtado, Toupin, Egan oder The Wailin' Jennys interpretiert werden ein Ohrenschmaus. Ich persönlich mag ihre Stimme nicht.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Guido Plüschke & Rolf Wagels "Bodhrán Insight"
Liekedeler, 2011

www.bodhranweekends.de

Guido Plüschke und Rolf Wagels sind zwei renommierte Bodhrán-Spieler und Lehrer, Wagels ist unter anderem auch Mitglied der Irish Folk Band Cara. Seit zehn Jahren geben sie gemeinsam Unterricht bei den Workshops während der in diesem Jahr bereits zum 20. Mal stattfindenden Bodhrán Weekends. Nun haben sie eine CD veröffentlicht, auf der sie ihre Spielweise anhand von Aufnahmen mit verschiedenen Musikern des Irish Folk demonstrieren und die Technik im beigefügten Booklet erklären.
Die 18 ausgewählten Stücke bieten in 78 Minuten nicht nur mitreißenden Bodhrán Pace sondern auch tolle instrumentale Sets, drei traditionelle Songs und eine keltische Techno Projektarbeit mit dem HipHop Sänger und Produzenten Markus "Be" Brachtendorf. Das rhythmische Jig/Reel Set "Mysterious Images" von Cara mit Rolf am Bodhrán eröffnet das musikalische Feuerwerk. Rolfs Band Steampacket steuert das atemberaubende Reel Set "Bunny" bei und gemeinsam mit dem irischen Banjo Virtuosen Dessie Kalliher, Colm Healy an der Concertina, dem Gitarristen Cornelius Bode und einer Brass Gruppe hat Guido die "Irish Funky" Reels aufgenommen. Beim rhythmisch-melodiösen Song "The House Carpenter" mit den Engelsstimmen von Cara spielt Rolf das Bodhrán und die stille Ballade "Will ye gang love" gesungen vom irischen Sänger Ian Smith wird von Guido rhythmisch begleitet. Ein besonderer Leckerbissen ist das gemeinsame Bodhrán Solo Stück "Samba in deep Snow". Whistle Spieler Olaf Sickmann hatte Rolf zu den Aufnahmen für ein Album eingeladen und wir hören davon das ausgezeichnet vorgetragene Reel Set "His voice deep in my heart". Dann spielt Guido gemeinsam mit dem britischen Harmonika Virtuosen Brendan Power und dem Kieler Bouzouki Spieler Michael Lempelius den "Jig Jazz" und zum Schluss brilliert Rolf mit seinem großartigen aus dem Cara Programm bekannten Live Solo.
"Bodhrán Insight" bietet dem nur-Zuhörer einen absoluten Hörgenuss und dem Bodhràn Spieler zusätzlich wertvolle Tipps. Ein gelungenes und sicher wichtiges Werk.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Michael Coyne "You're the World"
MPC Records, 2010

www.michaelcoynemusic.com

Der aus Liverpool stammende Sänger und Akkordeon Spieler Michael Coyne macht schon seit den 70er Jahren irische Musik, am Anfang vor allem irische Ceili Musik, später begann er irische Songs zu interpretieren. Auf seinem Debütalbum singt Coyne zwölf irische Country Songs und spielt mit der Band zwei traditionelle Sets.
Kevin Collins schrieb die romantische Polka "Long gone are the days" und mit klagender Tenorstimme und Steel Gitarre klingt sie schon fast melancholisch. Im selben Ton geht's weiter bei Henry McMahons langsamen Walzer "Your Wedding Day", das vom Akkordeon dominiert wird, oder bei Dermot O'Briens Ballade "Dublin Town in 1962". Der Titelsong stammt von den Bellamy Brothers und kommt im rhythmischen Polkatakt daher, der schmalzige Gesang bremst den Pace aber etwas ab. Zur Halbzeit wird man von einem rasanten Reel Set aus der Lethargie geweckt; Überraschung gibt's keine mit "Maid behind the Bar/Sally Gardens", die wohl zu den meist gespielten gehören, doch hier hört man doch recht ansprechendes Akkordeon Spiel. Von den Songs ist Alex Blacks "It still takes a Woman" das rhythmischste und hier singt Coyne für einmal auch etwas beschwingter. Mit dem lüpfigen Jig Set "Shandon Bells/The Brides Favourite" endet das musikalische Programm.
Michael Coyne klingt ein wenig wie ein Alleinunterhalter bei einer Provinz Hochzeit, er fügt den Songs nichts Eigenständiges hinzu, alles klingt wie aus der Juke Box. Nicht mein Ding.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Attwenger "Flux"
Trikont, 2011

www.attwenger.at

Seit 1990 revolutioniert die Oberösterreichische Zwei-Mann Band Attwenger die alpenländische Musikszene mit ihren innovativen und überraschenden Alben. Auf dem neuesten Werk "Flux" stellen uns Markus Binder (Gesang, Texte, Drums, Electronics) und Hans-Peter Falkner (Musik, Ziehharmonikas) 17 neue Original-Songs vor.
Der mitreißende Zydeco-Rock "shakin my brain" eröffnet das musikalisch-poetische Spektakel und das Duo baut unter anderen das Thema von "ain't no sunshine" mit viel Fingerspitzengefühl ein. Weiter geht's mit dem groovigen Dialekt Rap "duamasche" (flirt mit mir) mit Esther Hochedlingers tollem Chorgesang oder Binders souligen Sprechgesang bei "mief" (Gestank). Dance Hall Rhythmus treibt den rasanten Sprechgesang bei "one" (ohne) an und "fressn" verbindet Bluesgesang zu schleppendem Rhythmus mit schrägen Elektroniktönen. Wolfgang Schlögl gastiert an den Electronics bei "internet ged" (Internet funktioniert), einem zungenbrechenden Rap-Rock-Blues. Zum Abschluss hören wir einen coolen "swing" mit Mundharmonika und dem fantastischen Gitarrenspiel des Jazz Gitarristen Harry Stoyka. In den Songs erzählen Attwenger, ausnahmslos im oberösterreichischen Dialekt, vom menschlichen Dasein in all seinen Facetten aus der Sicht des Poeten Markus Binder.
Attwenger vermischen auch auf ihrem neuen Album alpenländische Themen mit verschiedenen Stilen zu einem eigenständigen und großartigen Sound. Rein schaun lohnt sich!
© Adolf „gorhand“ Goriup


Scharlatöne "Hals über Kopf"
Eigenverlag, 2011

Fresch "Vision"
Eigenverlag, 2011

www.myspace.com/scharlatoene
www.fresch.at

Zum einen lädt der Wiener Musikpoet Robert Polsterer dazu ein, sich "Hals über Kopf" in den vokalartistischen Irrgarten der Scharlatöne zu stürzen und zum andern vertont das Gitarrentrio Fresch ihre musikalische "Vision".
Das Wiener a Capella Trio Scharlatöne präsentiert experimentell meditativen Obertongesang mit Maultrommel, Beatbox, Didgeridoo, Alphorn und Obertonflöte. Neben Polsterer hören wir Christian Recklies und Markus Michael Riccabona die schwätzenden (ital. ciarlare) Töne produzieren.
Lautmalerischer Gesang und Maultrommel werden bei "Noinini" von der Beatbox angetrieben. Der Titel entspricht dabei der Artikulation ebenso wie bei "Jolehi", bei dem traditionelles Jodeln mit schrägen Obertonklängen und rhythmischen Akzenten verbunden wird. Die Klangvielfalt der drei Stimmen erzeugt einen fetten Sound, der an moderne Computer "gesteuerte" Techno oder Elektronic Musik erinnert. Dabei ist alles was sich hier in die Gehörgänge schleicht und den aufmerksamen Zuhörer in eine faszinierende Welt von Melodien, Harmonien, Rhythmen und musikalischen Sphären entführt rein akustisch und mit menschlichem Atem produziert. Alphorn, Tieftongesang, Obertonflöte, Jodel, Maultrommel und Beatbox erzeugen schräg traditionelle Klänge bei "Hallo Trio" und "Ausgedinge" überzeugt mit fetzigem Beatbox-Didgeridoo Rhythmus und dramatischem Sound.
Das Album hat mich begeistert, ein Meisterwerk an Kreativität und Innovation. Das menschliche Stimmorgan übertrifft mit seiner Klangfülle jedes Musikinstrument, überzeugt euch selbst.
Ganz anders klingt es wenn die drei Gitarrenvirtuosen und Sänger von Fresch, Erich "Esch" Schacherl, Sascha Esters (auch Cajon) und Robert Polsterer (auch Maultrommel und Vokalartistik), ihre Vision mit fünf Instrumentalstücken und sieben Songs intonieren.
Die Texte stammen ausschließlich von Esch, die Musik von Fresch außer für zwei Songs, die Esch allein komponiert hat. Die musikalische Reise beginnt als "Homeless Passenger" mit rhythmisch melancholischem Folk. Wo wird der Reisende sein Zuhause finden? Vielleicht dort wo der "Bergluftkristall" mit glasklarem Gitarrenspiel zu coolem Cajon Rhythmus erklingt oder dort wo der "Sonnenfeuerglanz" ihm mit wunderschönen Gitarrenharmonien die müden Glieder erwärmt. Esch komponierte den Antikriegs Song "Brothers", der mit klassischem Gitarrenspiel, Maultrommel und epischen Gesang eine dramatische Stimmung erzeugt und der Love Song "Streams of silver Rain" überzeugt mit gefühlvollem Gesang, bluesiger Gitarre und Polsterers großartiger Vokalartistik. Panta Rhei würde man in Österreich als "'s fliaßt" übersetzen, genau das machen die Gitarrenklänge auch; wechselnder Pace und ineinander verwobene Saitenklänge erzeugen ein Bild, das an Intensität Smetanas Moldau in nichts nachsteht. Florian Weisch gastiert am Kontrabass und das Trio erzeugt mit seiner Unterstützung ein beeindruckendes "Klangperlengewitter" und der Titelsong fordert uns auf das Leben zu genießen und das Glas halbvoll zu sehen. Dann besiegelt der "Schmetterlingskuss" das Ende der musikalischen Reise mit klassisch-jazzigen Tönen.
Das zweite Album von Fresch bietet 75 Minuten erstklassigen Gitarrensound und wunderschöne Gesänge. Erstklassige moderne Folkmusik aus Österreich, riskiert einen Saitensprung auf www.fresch.at.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Cécile Corbel "Songbook Vol 3 - Rennaissance"
Bran Music, 2011

www.cecile-corbel.com

Die bretonische Harfenspielerin Cécile Corbel hat gemeinsam mit Simon Caby (Gitarren, Bass, Piano, Drums, Streicher Arrangements) ihr drittes Songbook mit sechs Originalsongs, einer Co-Komposition mit Alan Stivell und drei traditionellen Liedern aufgenommen und abgemischt. Mit Eric Zorgniotti (Cello), Gilles Donge (Violine), Cyrill Bonneau (Dudelsack, Flöten, Duduk) und JB Mondoloni (Bodhràn) begleitet sie eine erstklassige Band.
Corbel ist eine Lyrikerin und das Album ist wie eine Reise durch ihre Welt, die mit „Brian Boru“, einem Liebeslied an ihre Heimat das Finistère, beginnt. Die Melodie stammt von Alan Stivell und ist von einem Irischen Marsch inspiriert und Corbel träumt vom geheimnisumwobenen westlichsten Punkt Frankreichs. Die Harfe und der feenhafte Gesang verzaubern den Zuhörer und Gastmusiker und John Lang besticht mit virtuosem Uilleann Pipes und Flötenspiel. „King of the Fairies“ ist eine wunderschöne melancholische Rockballade über den schottischen Barden Thomas Rhymer (13. Jahrhundert) und das epische „Elisabetha“ erzählt die Geschichte der 1692 in Massachusetts wegen Hexerei angeklagten, aber wie durch ein Wunder frei gesprochenen Elisabeth Proctor. Die traurige Geschichte „La belle s’est endormie“ ist ein traditionelles Lied aus Frankreich, begleitet von gefühlvollem Harfenspiel und Kammermusik artigen Streicherklängen. Dann entführt uns Corbel nach Irland mit „Little Soldier“, einem rhythmischen Song, bei dem Harfe und Flöte ein atemberaubendes Duett spielen. Am Ende erreichen wir das sephardische Anatolien, „Yarim Gitti“, einer großartigen Live Aufnahme mit Cyrill Maurin an der Akustikgitarre und Pascal Boucaud am Bass, für mich der Höhepunkt des Albums.
Cécile Corbel gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten der bretonischen Musikszene und auch ihr neues Album wird alte und neue Fans finden: Hervorragende Musiker, perfekte Arrangements und tolle Songs.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Stefan Johansson "Finding Home"
Eigenverlag, 2011

www.stefan-johansson.de

Stefan Johansson (Gitarre, Gesang, Cajun, Perkussion) lässt uns auf seinem Solo Debütalbum „Finding Home“ an seiner Reise von Luea in Nordschweden über Deutschland bis nach Thailand oder Neuseeland und zurück nach Dresden, seiner heutigen Heimat, teilnehmen. Gemeinsam mit einer Reihe großartiger Gastmusiker hat er elf Originalsongs aufgenommen, die Texte stammen teils von Mona Morin und teils von ihm selbst.
Johansson war jahrelang als Straßenmusiker unterwegs und hat die Lieder mit seiner Akustikgitarre komponiert, erst später wurden sie für eine Begleitband arrangiert und das hört man auch. Wir begeben uns „On the road“ mit rhythmischer Gitarre und mit Johanssons warmer Tenorstimme, dann stimmen Kontrabass, Violine, Cello und die zweite Gitarre ein und steigern die Dramatik. Johansson singt ein wunderschönes Duett mit Silvana Mehnert bei der melancholischen Ballade „My family“. Sullivan Michael Garvey brilliert mit seinem tollen Dobrospiel bei „The creek“ und Johanssons Bandkollege von Stroemkarlen Guido Richarts (Bass) erzeugt gemeinsam mit Gast-Drummer KJR den mitreißenden Groove von „Peaceful“. Mona Morin schrieb den Text zu „Angels“ und Johansson vertont ihn als psychedelische Rockballade. Die zwei Gitarren von Johansson und Andre Dusk, Cello (Stefan Other), Violine (Gunther Lietz), Drums (Jesper Nilsson) und Bass hinterlegen den atemberaubenden Gesang des Duos mit einer hypnotischen Klangfülle und manchmal etwas schrägen Tönen. Mit dem stillen Song „Thank you“ endet ein außergewöhnliches Album.
Johansson hat ein faszinierendes Album aufgenommen, es vereinigt Folk mit Pop- und Rock und überzeugt mit musikalischer Virtuosität, perfekten Arrangements, wunderbarem Gesang und erstklassigen Songs.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Jim Malcolm "Sparkling Flash"
Beltane Records, 2011

English CD Review

www.jimmalcolm.com

Der schottische Troubadour Jim Malcolm hat für sein neuntes Soloalbum „Sparkling Flash“ fünf Eigenkompositionen, vier Lieder von Robert Burns bzw. Robert Tannahill und drei traditionelle Songs aufgenommen. Begleitet wurde er dabei von einer Reihe erstklassiger Folk Musiker und den wunderbaren Stimmen seiner Frau Susie und seiner Tochter Beth.
Den melancholischen Titelsong hat er für den verstorbenen Sänger Jim Reid geschrieben, er erzählt von einem gewaltigen Blitz beim Begräbnis, der Reid in den Folk Himmel begleitet hat. Dave Watt an den Keyboards und Susies Gesang begleiten Jims wunderschöne Ballade. Robert Burns‘ „Farewell to the Banks of Ayr“ singt Malcolm zu coolem Latino Rhythmus, virtuosem Gitarrenspiel und bluesiger Mundharmonika. Perkussion und Gitarre begleiten das rhythmische Duett von Susie und Jim beim traditionellen „The Birkin Tree“ und Beth begleitet Jim bei Burns stiller Ballade „The Broom o the Cowdenknowes“ mit ihrer klaren Sopranstimme. Marie Fielding besticht bei Robert Tannahills „Fly we tae some desert Isle“ mit gefühlvollem Fiddle Spiel und Susie übernimmt die Hauptstimme. Ein weiterer Höhepunkt ist das traditionelle „The bonny Ship the Diamond“, bei dem Scooter Muse den mitreißenden Banjo Rhythmus vorgibt und Malcolms dazu mit atemberaubendem Gesang und tollem Gitarren Spiel überzeugt. Mein Favorit ist Malcolms „Suzi Wollenberg“, bei dem sich die Old Blind Dogs Jonny Hardie (Fiddle, Gesang), Fraser Stone (Perkussion), Aaron Jones (Bass, Gesang) und Ali Hutton (Whistle) dazugesellen um die verstorbene amerikanische Pub Besitzerin mit jazzigem Groove, tollen Solis und mehrstimmigen Gesängen zu ehren.
Jim Malcolm hat ein hervorragendes Album produziert. Er ist ein großartiger Songwriter, virtuoser Musiker und Sänger und hat mit seinen früheren Bandkollegen, Freunden und seiner Familie die idealen Partner gefunden.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Lily Neill "The Habit of a Foreign Sky"
Eigenverlag, 2011

English CD Review

www.lilyneill.com

Die amerikanische Harfenspielerin Lily Neill hat ihr zweites Album „The Habit of a foreign Sky” mit 13 eigenen, gecoverten und traditionellen Instrumentalstücken in Helsinki produziert. Acht Stücke trägt sie Solo vor, bei den restlichen fünf wird Lily von den finnischen Gastmusikern Timo Alakotila (Harmonium, Piano), Ilkka Heinonen (Kontrabass), Kukka Lehto (Violine) und Vesa Norilo (Cello) begleitet.
Es beginnt mit der zauberhaft schönen Solo Performance, „Bedford Row“, einer rhythmisch verspielten Tune. Dann stimmt der Kontrabass ein und erzeugt den jazzigen Groove zu Lilys feiner Harfenmelodie und die Violine brilliert mit virtuosem Spiel, das wunderbar lautmalerische „Life on Wheels“. Harfe und Cello spielen bei den traditionellen Irischen Tunes „The Miser’s Pocket/Sergeant Early’s Dream“ zum Tanz auf, ergänzt wird das atemberaubende Set mit Brian Rooneys „M and M“. Neben traditionellen finnischen Melodien hat Neill auch „Rannalla“, einen wunderschönen Tango von Vesa Tuomi, aufgenommen, hier begleiten sie Violine und Cello. Ein weiterer Höhepunkt ist das Set „A thousand Farewells/The clear Coaster“ (Seàn Ryan/Lily Neill). Das Zusammenspiel von Piano und Harfe erzeugt eine großartige Klangfülle und einen mitreißenden Pace. Mit Phil Cunninghams „Lady Ramsey“ beendet Lily das Album wieder Solo. Ihre Finger scheinen die Saiten der Harfe zu verzaubern und spielen die betörend schöne Melodie.
Lily Neill gehört sicher zu den bemerkenswertesten Harfenspielern, sie hat einen sehr eigenständigen fast märchenhaften Stil, überzeugt aber auch mit rhythmisch folkigem Spiel.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Velha Gaiteira "Velha Gaiteira"
Eigenverlag, 2011

English CD Review

www.velhagaiteira.com

Velha Gaitera ist in Portugal der Ausdruck für eine Frau, die trotz fortgeschrittenen Alters noch gerne singt, musiziert und tanzt. Ricardo Santos (Gaita-de-Fole Transmontana, Adufe, Stimme), Hervê Freire (Caixa Beiroa, Adufe, Stimme) und Zê Quezada (Bombo Beirão, Stimme) verbinden mit diesem Projekt die traditionelle Sackpfeifenmusik aus der Region Tràs-os-Montes und die mitreißenden Perkussionsrhythmen der Beira Baixa zu einem Stil, den man Trance Rural Orgânico benannt hat.
Der dumpfe Ton der Bordunpfeife hinterlegt den klagenden Gesang von Ti Zita, die Trommeln setzen ein, schlagen einen mittelalterlich anmutenden Rhythmus und die Gaita singt dazu ihr Lied. Es folgen die rhythmische "Alvorada de Caçarelhos" und die mehrstimmigen hypnotischen Gesänge von "Entrudo", die das rasante "Senhora do Almurtão" einleiten; hier kann man die maurischen Einflüsse gut heraushören. Meist dominieren Sackpfeife und die tiefen Basstrommeln die traditionellen und selbst komponierten Stücke, bei "São João" überzeugt das Trio jedoch mit rhythmischem Chorgesang zu einfachem Trommelrhythmus. Die klerikalen Gesänge von "Penitentes" wurden mit dem rhythmischen Feuerwerk von "Caldudo", einer Eigenkomposition, zu einem außergewöhnlichen Set verschmolzen und das Kinderlied "A Velha a Fiar" wird von der Grupo de Percussão da Escola Cidade de Castelo Branco vorgetragen. Telmo Valezim spielt die Pifaro, eine kleine Querflöte, bei "Moda dos Bombos", das rhythmisch und gesanglich der brasilianischen Musik ähnelt.
Gemeinsam mit einigen ausgewählten Gastmusikern und Sängern haben Velha Gaitera eine hörenswerte Sammlung von traditioneller portugiesischer Musik fernab vom Fado produziert, hört doch mal rein!
© Adolf „gorhand“ Goriup


Hotel Palindrone "Jodulator"
Pocket Sized Sun Records/Hoanzl, 2011

English CD Review

www.hotelpalindrone.com

Die österreichische Band Hotel Palindrone hat mit „Jodulator“ ihr viertes Album veröffentlicht. John Morrissey (Valisette, Bouzouki, Gitarre), Peter „Nag“ Natterer (Saxophon, Bass, Piano, Beat-Box, Okarina, Synthesizer), Albin Paulus (Gesang, Jodel, Klarinette, Sackpfeifen, Maultrommel, Bombarde) und Stephan „Stoney“ Steiner (5-saitige Fiddle, Nyckelharpa, Drehleier, diatonisches Akkordeon, Gesang) haben fünf Eigenkompositionen, Sets aus traditionellen, gecoverten und eigenen Tunes und drei traditionelle Stücke aufgenommen.
Paulus schrieb das Sackpfeifen-Set „Schmetterlinge 2000 & Ittum“, eine rasante Polka und ein melodiöser Jig, und überzeugt mit virtuosem Spiel zum treibenden Bouzouki und Bass Rhythmus. Es folgt das traditionelle schweizerisch/vorarlbergerische „Juutz & Rongger“, das mit einem tollen Saxophon/Jodel Duett beginnt, die Maultrommel löst den Jodel ab und dann stimmt die Band ein und spielt zum Tanz auf. Das Titelstück verbindet Naturjutz mit Synthesizer Jodel, Darabuka und Drum-Loop (Robin Gillard) mit großartigem Fiddle, Bouzouki und E-Gitarren Spiel und entführt uns in die Zukunft der Folkmusik. Stoney komponierte die wunderschöne Mazurka „Pelican“, die wiederum sehr traditionell mit Klarinette, Akkordeon und Saxophon daherkommt und Morrissey hat über einen traditionellen Ländler auf der Bouzouki das Stück „Matavenero“ improvisiert und die Band hat das Ganze mit Christoph Pelgens (Duo Cassard) „Alpine Muineira“ zu einem jazzig-folkigen Set zusammengeschweißt. Nag und Stoney vertonen den Electric Light Orchestra Hit „Don’t bring me down“ mit Beat-Box, Dudelsack und fettem Bass Sound und verbinden ihn mit Kathryn Tickells „Peter Man“ und mitreißendem Fiddle Spiel. Mit der bretonischen „Suite Gavotte“ laden die Musikanten zum Ballsaal Palindrone, einem alle 2-3 Monate stattfindenden folkloristischen Tanzabend, ein und bei „Dance the Steirer“ verabschieden sich Hotel Palindrone mit einem weiteren außergewöhnlichem Klangerlebnis; traditionelles wird mit Beat-Box, Saxophon, klassischem Arien Gesang (featuring Ian Smiths Bass-Stimme) und Piano zu einem Tanzstück für das dritte Jahrtausend vereinigt.
Das Album hat mich mit seinem innovativen Sound begeistert. Die Jungs haben Spaß am Musizieren, sind hervorragende Musiker und brillieren vor allem mit erstklassigen Arrangements und Kompositionen.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Triangle "The Long Way"
Eigenverlag, 2011

www.irish-music-triangle-bs.de

Triangle ist ein Projekt der beiden Braunschweiger Dun Aengus Musiker Bianka und Klaus Brünenkamp. Nach beinahe 14 Jahren Bandgeschichte haben die beiden nun ihre erste CD mit traditionellen und gecoverten Songs und Tunes aus Irland und Schottland produziert.
Gitarre, Whistle und Flöte spielen den traditionellen schottischen "Lady MacIntosh's Reel" und leiten den irischen Arbeitersong "The'll never get their man" ein. Die beiden gut harmonisierenden Stimmen werden von Rhythmusgitarre, Whistle und Mundharmonika begleitet. Ewan MacColl schrieb "Farewell to the life of the rover", Bianka und Klaus singen es a Capella und "Island in winter/Fanny Power" von Thomas Loefke/Turlough O'Carolan ist ein Set mit zwei wunderschönen Melodien vorgetragen mit Gitarre und Flöte. Am besten gefällt mir die traditionelle "Mouth Music", bei der das Bodhràn den Rhythmus schlägt, Bianka und Klaus mit tollem rhythmischen Gesang überzeugen und die Gitarre einstimmt und einen mitreißenden Groove erzeugt. Beim schottisch-irischen Set "Spanish Cloak/O'Keeffe's Slides" sorgt die Bouzouki für den Rhythmus und Mundharmonika und Flöte spielen die Harmonien. Das irische Weihnachtslied "A-Soalin" oder das Trinklied "Moonshiner" kombiniert mit dem "Jim Ward's Jig" ergänzen das abwechslungsreiche Programm.
Die Musik von Triangle ist Akustik Folk ohne Schnörkel, Bianka singt, spielt die Flöten und Whistles und schlägt das Bodhràn und Klaus spielt die Saiteninstrumente, Mundharmonika und singt. Die Aufnahmen entsprechen den Live Arrangements und laden zu einem musikalischen Ausflug auf die grüne Insel ein.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Waldner "Found & Lost"
Blue Fleur Musik, 2010

www.waldnermusic.com

English CD Review

Der Kanadier David Waldner singt auf seinem neuen Album "Found & Lost" von seinem nomadenhaften Leben zwischen Ontario, Toronto und seiner heutigen Heimat London. Die zehn Originalsongs hat er gemeinsam mit einer Reihe von Gastmusikern aufgenommen und produziert.
Er singt die sanfte Ballade "Heaven only knows" mit geheimnisvoller Stimme, spielt dazu Gitarre und Keyboards und erzeugt einen psychedelisch anmutenden Sound. Beim rockigen Titelsong begleitet ihn ein Line-up mit Bass, Drums, Piano, Orgel, Trompete, Horn und Posaune. Die Arrangements sind abwechslungsreich, Bläsertrios bereichern den rhythmischen Popsong "Undone", ein Streichquartett begleitet das orchestrale "This wonderful Pain" und das Rhodes Piano verleiht dem melancholischen "In Stone" einen jazzigen Touch.
"Found & Lost" ist ein Pop Album mit bemerkenswert vorgetragenen Songs, die wirklichen musikalischen Highlights fehlen aber ein wenig.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Gerald Ross "Mistletoe Mazel Tov"
UkeTone Records, 2010

www.geraldross.com

FolkWorld Xmas

Der in Michigan lebende Autodidakt Gerald Ross hat ein Album mit zehn bekannten Melodien zum Thema Weihnacht und Chanukka aufgenommen. Er spielt Ukulele, Gitarren, Bass und Schlagzeug und hat alle Stücke neu für die Ukulele arrangiert.
Auf einer Talsma Tenor Ukulele interpretiert er den Slow Walzer "Silver Bells", begleitet vom Bass und der Gitarre. Dann lädt er zur cool jazzigen "Late Night Latke Party" ein; die elektrische Talsma Tenor Ukulele zaubert zum stampfenden Rhythmus von Bass, Gitarre und Drums und die Fender Champion Steel Gitarre singt ihr melancholisches Lied. Der Gospel "Go tell it on the Mountain" überzeugt mit bluesiger Rhythmusgitarre und tollem Ukulele Spiel und "Blue Christmas" intoniert er solo auf der akustischen Ukulele. Mit einem Beard Gold-Tone Resonator Dobro macht er das jiddische Lied "Chanukah oh Chanukah" zu einer brillanten Americana Melodie, dazu zeigt er großartiges Fingerpicking an der Ukulele, mein Favorit. Mit seiner neuesten Errungenschaft, der aNueNue Gerald Ross Signature Tenor Ukulele, trägt er "Rockin' around the Christmas Tree" vor und zeigt dabei nochmal was man aus diesem oft unterschätzten Instrument rausholen kann.
"Mistletoe Mazel Tov" ist das fünfte Album von Ross; vier wurden auf der Ukulele eingespielt und eines auf der Gitarre. Mir gefallen seine relaxten Arrangements und sein virtuoses Spiel.
© Adolf „gorhand“ Goriup


Gerald Ross "Ukulele Hit Parade"
Ukulele Tone Records, 2009

www.geraldross.com

Leute, die sich die Ukulele als Instrument auswählen, werden schnell als Sonderlinge angesehen. Wer spielt schon mit einem viel zu kleinen Instrument. Tatsächlich gibt es entweder meisthafte Musiker, die sich ohne scheu mit dieser kleinen Klampfe in die Öffentlichkeit trauen, wie es gern der von mir sehr verehrte Götz Alsmann tut. Dass das Instrument zu unrecht als unvirtuose Miniklampfe bezeichnet wird, beweist der amerikanische Gitarrenmeister Gerald Ross. Der hat der Ukulele und der ebenfalls als Sonderlingsgitarre verschrieenen Hawaiigitarre mit seiner "Ukulele Hitparade" ein musikalisches Rehabilitationspaket gepackt. Songs aus der Swingära und gruselige Popkoriphäen, wie der Beach Boy Schlager "California Girls" werden von ihm sehr angenehm auf seinen Instrumenten bearbeitet. Schöne kleine freundliche Songs kommen dabei raus. Wunderbar ist der Louis Armstrong Song "The Gipsy" aus dem Jahre 1946, die Countrynummer "You dont know me". Ganz hawaiianisch kommt Ross mit "He Aloha No Honolulu". Das ist fast ein bisschen zu viel des Guten, aber immer noch besser, als die "Somewhere over the Rainbow" Version, des viel zu großen Hawaiianers Israel Kamakawiwo'ole . Besonderes Highlight der CD ist meiner Meinung nach "Musik to watch Girls by", ein Song, der in den 60ern von Andy Williams gesungen wurde und im letzten Jahr neben dieser schönen Version von Gerald Ross auch von Joe Jackson wiederentdeckt wurde. Alles in allem hat Gerald Ross den Instrumenten Ukulele und Hawaiigitarre mit großem Respekt und einer gehörigen Menge Spaß ein paar wundervolle Songs entlockt.
© Karsten Rube


Forty Thieves Orkestar "Last Band Standing"
Enja Records, 2011

www.forty-thieves.com

Als Ali Baba dereinst die Vierzig Räuber beklaute, griff er mit vollen Händen in einen Schatz, den die Räuber in mühevollen Raubzügen aus allen vier Himmelsrichtungen zusammengetragen hatten. Hinter dem "Sesam öffne dich" erschloss sich ein nicht unbeträchtlicher Blick auf das Kulturgut der damals bekannten Welt. Ob Ali Baba seinerzeit überhaupt wusste, was er da vorfand, geht aus dem Märchen nicht hervor.
Anders verhält sich das mit Aidan Love. Dieser moderne Ali Baba macht mit den Vierzig Räubern gemeinsame Sache und greift sich aus dem musikalischen Schatz des Vorderen Orients, Osteuropas, aber auch aus dem der westlichen Welt so viele spannende Elemente heraus, wie es eine geschickte Fusion vertragen kann. Und er geht wirklich geschickt vor. Statt, wie häufig im Bereich des balkanesken Powerfolks, alles in einem Topf zu kippen, sucht er sorgsam aus, was welcher Stimmung am zuträglichsten ist. "Last Band Standing" heißt das aktuelle Album von Aidan Love und dem Forty Thieves Orkestar. Man kann es ohne Übertreibung als ein "Sesam öffne Dich" der modernen Weltmusik bezeichnen. Die Klarinette, die Idris Rahman spielt, hat einen wesentlichen Anteil an der Musik der Band. Sie spielt sich mal jazzig durch die Songs, mal symbolisiert sie den Klezmeranteil in der Folklore Osteuropas. Dann wird es melancholisch. Aber nur für einen Moment, denn Reggaeklänge, Blechbläser und das ungarische Cymbalon treffen aufeinander und verbinden sich zu einem Tanz der Nationen, der durch die geschickten elektronischen Beats und Dubs, die Aidan Love untermischt zu einem heißen Clubsound aufgepeppt wird. „Giza Stomp" der Auftakt der CD wirkt wie eine Karawane, die sich zwischen Palästina und dem Balkan bewegt. Hier ein bisschen Oriental, da ein bisschen DJ Shantel. "Belboeli" betört mit dem Gesang der Bulgarian Voices. Noch intensiver werden diese Stimmen im vierten Track, dem "Dervish Tanz" eingesetzt. Auch hier ist das ideenreiche Arrangement mit elektronischer Programmierung, Akkordeon, Cymbalon und Klarinette hervorragend aufgewertet worden. Besonders angetan hat es mir der "Bosporus Blues", der eine etwas leisere, aber ungeheuer dynamische Stimmung vermittelt. Mit "Last Band Standing" dem titelgebenden Stück der CD nähert sich die Band leider gefährlich dem abgelutschten Balkanpop im Stil einer Rummelplatzkapelle. 17 Hippies, statt Vierzig Räuber. Das ist allerdings auch die einzige schwache Nummer auf diesem facettenreichen Album.
Aidan Love und seine Vierzig Räuber wandeln seit Jahren zwischen London und Istanbul. Sie finden dabei immer wieder neues musikalisches Beutegut, das sie in ihrer Schatzkammer einlagern. Doch, wie bei Ali Baba, lässt man es dort nicht einfach liegen. Das Forty Thieves Orkestar betreibt eine Art kulturmusikalischen Raubzug, wie man ihn nur begrüßen kann, denn alles was sie auf ihren Wegen erbeuten, geben sie geputzt und heller strahlend an die Welt zurück.
© Karsten Rube


Tamikrest "Toumastin"
Glitterhouse Records, 2011

www.tamikrest.net

Beim Hören des Radioprogramms erstaunt mich immer wieder, wie wenig politisches Sendungsbewusstsein sich in der dort abgesonderten Musik widerspiegelt. In einer Zeit, in der sich die gewählten Volksrepräsentanten nur noch auf der Ebene des Politainments darstellen, könnte man von der Kunst doch ein bisschen mehr politisches Engagement erwarten. Nicht von den Kabarettisten, die sich ja auf derselben Ebene der Selbstdarstellung bewegen, wie die Politiker, sondern von der Musik. Doch beim politisch motivierten Popsong denkt man wohl zuerst an Wolfgang Niedecken und bekommt Sodbrennen. Hier kann die moderne zivilisierte, aber oberflächliche erste Welt von Afrika lernen. Zum Beispiel von den Musikern in Mali. Die im Nordosten des Landes lebenden Tuareg haben nach den langen Jahren des Bürgerkrieges ihre Kalaschnikows mit den E-Gitarren vertauscht. Wenn man in den vergangenen Jahren nur in den Weltmagazinen von der Einengung des Lebensraumes dieses Nomadenvolkes erfuhr, so kann man heute deutlichere Töne aus dem Land selbst hören. Diese Töne sind blueslastig und mit starken Gitarrenriffs unterlegt. Am bekanntesten dürften die Musiker von Tinariwen sein. Doch während diese noch selbst mit dem Bürgerkrieg konfrontiert wurden, stemmen sich jüngere Musiker nach oben, deren erste und einzige Waffe die E-Gitarre ist. Ousmane Ag Mossa, Begründer der Tuaregband Tamikrest ist einer dieser jungen Musiker. Aufgewachsen mit dem Desert-Blues und der Musik dieser Wüstenregion, lernte er früh Gitarre spielen. Als Rebellen in der Provinz Kidal im Jahr 2006 mit Anschlägen einen kriegsähnlichen Zustand herstellten, der ein knappes Jahr anhielt, war das für den jungen Mann eine schwere Zeit. Er war kein Krieger, sondern Musiker. Beeinflusst von Afro-Beat und Reggae, von Magreb-Beats und Metal, aber vor allem von der Musik der Tuareg, gründete er mit ein paar Freunden seine Band Tamikrest und traf damit genau den Nerv der Menschen der Region. Beim mittlerweile weltbekannten Festival Au Desert in Timbouktou traten die Musiker 2007 auf. Kurze Zeit später fanden sie sich in einem Tonstudio in Bamako wieder, wo sie ihrer erste CD „Adagh“ aufnahmen. Schon auf dieser CD lieferten sie den Beweis, wie eng Heimatklänge und politische Aussagen beieinanderliegen können. Auch auf der nun vorliegenden zweiten CD „Toumastin“ spielt die Liebe zur Wüste eine große Rolle und darin auch die Hoffnung und der Wille, die Lebensräume, die die Tuareg seit Jahrhunderten ausfüllen nicht aufgeben zu müssen. Ihre Musik ist ein befriedendes Angebot an die Menschen der Sahara. Tatsächlich sind sich die Nachbarn dank der hypnotisierenden Gitarrenklänge der Tuareg heute deutlich näher als vor Jahren.
Tamikrest ist ein Zusammenschluss von Musikern aus unterschiedlichen Orten und Gegenden in der Provinz Kidal. Der Name bedeutet soviel, wie Knotenpunkt, Verbundenheit oder Bündnis. Während „Adagh“ beschwörende Töne besessen hat, die der arabischen Folklore zuzurechnen sind, ist das neue Album deutlich rocklastiger geworden. Rock mit einer klaren Botschaft, die man verstehen kann, auch wenn man das Tamasheq, die Sprache der Tuareg nicht versteht. Tamikrest geht es um Identität und um die Beseitigung von Intoleranz und Ignoranz. Sie wollen sich mit ihrer Musik wehren, gegen den Untergang ihrer Tradition und Kultur, die seit Jahrhunderten existiert und deren Nomadenwesen für die sesshaften Kulturen schlicht unverständlich ist. Sie singen davon, wie die Regierung ihrem Volk den Lebenssinn abgräbt, und beklagen die Zerbrechlichkeit des momentanen Friedens. Über allem schwebt die Liebe zur unendlichen Wüste. „Toumastin“ will diese Botschaften und auch diese Liebe weit über die Grenzen ihrer Region hinaustragen. Der treibende Sound der Gitarren, die eindringlichen Gesänge und der fremde, aber um so fesselndere Rhythmus sorgen dafür, dass die Musik von Tamikrest wie ein Sandsturm in die verschlafenen Hörgewohnheiten der westlichen Welt fegt und daran erinnert, dass Musik ein Ausdrucksmittel ist und kein Hintergrundgeräusch. Für das nordwestliche Afrika ist die moderne Musik der Tuareg längst Ausdruck jenes neuen Selbstbewusstseins, dass die arabische Welt seit einigen Monaten zu einer Region der Hoffnung macht.
© Karsten Rube


Ialma "Simbiose"
ZIG ZAG WORLD & Folmusica, 2011

English CD Review

www.ialma-musica.com

Dass sich Galizien in den letzten zwanzig Jahren ins Bewusstsein der Folkmusik gespielt hat, liegt nicht nur an so hervorragenden Instrumentalisten, wie Carlos Nuñez, sondern auch, an der Fähigkeit der Musiker mit Stilmitteln zu spielen, ohne ihre traditionelle Note zu verlieren. Galizische Musik klingt meist typisch für den Nordosten Spaniens, selbst, wenn sie, wie im Falle der Gruppe Ialma in Belgien produziert wird. Ialma, das sind fünf Frauen aus Galizien, die seit mehr als zehn Jahren in Belgien leben und arbeiten. Ihre Heimatverbundenheit zeigen sie mit ihrer Musik. Eigentlich sind es Pandereitagesänge – der eigentümliche Gesang der Wäscherinnen, die mit ihren Liedern den neuesten Klatsch aus der Gemeinde verbreiten und auch mal ein paar weniger schmeichelhafte Wahrheiten über die Männer des Dorfes verbreiten. So will es zumindest die Legende. Ialma sind weit davon entfernt, mit ihrer Musik Tratsch zu verbreiten. Mit ihrem aktuellen Album „Simbiose“ lassen sie vielmehr die alte Tradition der Panderetas mit den akustischen Mitteln des modernen Europas eine – eben – Symbiose eingehen. Das Album sprüht vor Lebensfreude und Witz. Neben fast sakral anmutenden Momenten, wie in „Ialma Torna“ sind es vor allem die vielen stimmungsvollen, fast an Popmusik angelehnten Arrangements, die den Spaß an der CD ausmachen. Mit einer gehörigen Portion Frechheit covern sie den Bangels-Hit „Walk like an Egyptian“ und machen „Dance like a Galacian“ daraus. Der wunderschöne Chorgesang der fünf Frauen, die gelungenen Arrangements, der dezente Einsatz von Klavier, Trompete, Gaita und vor allem des Backgroundchors machen „Simbiose“ zu mehr, als einer weiteren neuen CD mit galicischer Musik. Traditionelle Musik mit Elektrobeats oder auch mal mit einem Rapper aufzumischen, das macht heute jede zweite Folkkapelle. Aber nur selten gelingt dabei mehr, als ein Versuch ein bisschen unkonventioneller als andere herüberzukommen. Ialma scheren sich keinen Deut um halbherzige Modernisierungsversuche. Sie nutzen, was passt. Auf „Simbiose“ passt alles, vor allem deshalb, weil sie nicht krampfhaft Stile aufeinanderprallen lassen, sondern in jedem Moment dieser CD-Produktion den Spaß, den sie haben auf den Hörer übertragen.
Zehn Jahre Ialma, da kommen allerhand Momente zusammen, in denen man mit dem Gedanken spielt, doch ein bisschen aus dem Nähkästchen der Band zu plaudern. Das tun die Mädels locker im Booklet der CD, wie man mit großem amüsierten Interesse nachlesen kann.
„Na Iauga“ ist ein Song, den sie in galizisch und Französisch auf der CD singen. Interessanterweise wirkt er gerade in der französischen Version, wie ein belgischer Song, der gut in das Repertoire der Gruppe Laïs passen würde. Ein absolut toller Song übrigens, der für mich bisher zu den besten Liedern des Jahres gehört.
© Karsten Rube


Sabor de Gracia "Sabor pa' rato"
Worldvillage, 2010

www.sabordegracia.com

Wer sich an die erfolgreiche Nuevo Flamenco Band Ketama erinnert, die bis zum Anfang des neuen Jahrtausends für volle Tanzflächen in Madrid, Valencia und Barcelona sorgte, der wird an der Musik von Sabor de Gracia seine helle Freude haben. Zwar ordnen sie sich selbst nicht dem Nuevo Flamenco zu, sondern eher dem Rumba Catalana, die Grenzen zwischen den Stilen sind jedoch so fließend, dass solche einengenden Kastensortierereien weder hilfreich noch sinnvoll sind. Sabor de Garcia spielen seit Mitte der Neunziger Jahre zusammen und können bereits auf eine beeindruckende Discografie zurückblicken. "Sabor pa' Rato" aus dem Jahre 2010 ist eine CD mit 15 ausschließlich zum Tanzen animierenden Songs, die zwischen andalusischen Flamenco und lateinamerikanischer Rumba angesiedelt sind. Mit kräftigen Bläsersätzen und flinken Gitarren, permanenten Percussioneinsatz und leichtem Seitenblick zur Discoszene sind sie die legitimen Nachfolger der einstigen Erfolgskapelle Ketama. Wer von der CD allerdings abwechslungsreiche Musik erwartet, dürfte enttäuscht sein, denn die 15 Songs ähneln sich doch so sehr, wie es ausschließlich zum Tanzen komponierte Musik häufig tut. Lediglich zum Ende des Albums, wird die Musik für einen Titel etwas ruhiger. Für eine ganze Stunde aufgeregt gute Laune ist mit der CD jedoch gesorgt.
© Karsten Rube


Martina Eisenreich "Violin Tales"
Fine Music, 2011

www.martina-eisenreich.com

Wim Wenders behauptet auf der Verleihung zum deutschen Filmpreis in seiner Präsentation des Preises für die beste Kamera, dass man sich Filme ohne Musik, ohne Ton vorstellen kann, aber ohne Bild wohl nicht. Vielleicht sieht er das nicht ganz so einseitig, wenn er sich die Musik von Martina Eisenreich anhört. Die Wundergeigerin erzeugt Musik, die eine solche Bilderflut im Kopf erzeugt, dass man geneigt ist, ihre Musik als Grundlage für eine oder gleich mehrere Erzählungen nehmen zu wollen. "Valse pour le Moment" steht für solche Empfindungen, aber auch "The Myth of the Pixies", das wie eine rasante Verfolgungsjagd zwischen Menschen und Pixies in Cornwall klingt. „Donna Donna“ klingt wie ein tragisches Märchen, in dem das schlafende Dornröschen am Ende nicht geweckt wird. Umgekehrt liegt es nahe, die vielseitige Musikerin für die musikalische Untermalung von Filmen zu gewinnen. Auf ihrer Homepage finden zahlreiche Beispiele dafür. Auf der CD „Violin Tales“ beschränkt sie sich neben der Interpretation des Banjoduells aus „Beim Sterben ist jeder der Erste“ auf ihre Musik zum Film „Mondmann“. Der preisgekrönte Kurzfilm von Fritz Böhm, der 2007 nach einem Bilderbuch von Tomi Ungerer entstand, wurde von Martina Eisenreich sehr anregend in Töne gegossen. Auf "Violine Tales" hört man nicht nur die im Film zu hörende Version, sondern zudem noch eine weitere, die sie mit dem Filmorchester Babelsberg eingespielt hat. Martina Eisenreichs" Violin Tales" sind sehr gehaltvolle kleine Geschichten, die der Fantasie viel Anregung geben, sie mit Farben und Gefühlen auszufüllen. Nicht zum ersten Mal ist ihr eine CD gelungen, die man gern hört und die man gern wiederhört.
© Karsten Rube


Maria Kalaniemi "Vilda Rosor"
Skycap Records, 2011

www.mariakalaniemi.com

Die Anzahl der einflussreichsten Akkordeonvirtuosen der Gegenwart ist recht überschaubar. Maria Kalaniemi gehört dazu. Ihre Spielweise und ihre Musik kann man unter Hunderten Akkordeonstücken ohne Probleme heraushören, so einzigartig ist die finnische Musikerin. Seit 20 Jahren veröffentlicht sie regelmäßig außergewöhnliche Alben, und niemals wiederholt sie sich. "Vilda Rosor" ist das neueste Werk der Künstlerin. Grundthema des Albums ist die Musik der finnisch-schwedischen Minderheit in Skandinavien. Der Gruppe der Finnlandschweden, die sich allerdings nicht als spezielle ethnische Gruppe versteht, gehörte unter anderem auch Jean Sibelius an. Maria Kalaniemi gehört ebenfalls dazu. Auf dem aktuellen Album singt Maria Kalaniemi alle Titel auf Schwedisch. Außerdem nimmt sie sich die Freiheit, traditionelle Melodien nach ihren Ideen zu arrangieren und auch Textzeilen so anzupassen, dass sie ihrer Vorstellung entsprechen. Das ist zwar im puritanischen Sinne nicht eben traditionsgerecht, aber Traditionspflege oder besser -hege ist es in jedem Fall. Die Experimentierlust der Kalaniemi ist ja seit jeher bekannt und so gewinnen die zehn Stücke der CD "Vilda Rosor" durch ihre eigenwillige Spiel- und Lesart eher dazu. Viele der Stücke, die sie als aufmerksame Sucherin traditioneller Musiken verwendet, finden sich ohnehin kaum noch im Gedächtnis der Menschen. So sorgt die Künstlerin mit dem Wiederfinden und Neuvertonen dafür, das musikalische Kostbarkeiten vor dem Vergessen bewahrt werden. Interessant ist dabei wiedereinmal die außergewöhnliche Zusammenstellung der Instrumente. Der Folksong "I fjol" wird mit einem Banjo eingeleitet und besitzt einen leisen Hang zum Cajun. Das Schlußstück "Jeppo" wiederum ist eine Originalaufnahme einer Folkband aus den Siebzigern, zu der Maria Kalaniemi kurzerhand ihr Akkordeon greift und mitspielt. Aber auch die große finnische Tangomelancholie interpretiert sie mit dem Stück "Under fillmånen" auf "Vilda Rosor" erneut gekonnt. Wieder einmal eine Maria Kalaniemi CD, das sich in die Reihe ihrer wunderbaren Alben mit einer neuen Facette einfügt.
© Karsten Rube


Iness Mezel "Beyond the Trance"
Wrasse Records, 2010

www.iness-mezel.com

Vielleicht liegt es ja an der derzeitigen revolutionären Grundstimmung, dass die Musik aus dem arabischen Norden Afrikas voller mitreißender Power und Wut ist. Justin Adams - Gitarrist bei Robert Plant und Produzent solcher erfolgreichen arabischen Energiestürme wie Tinariwen hat ein Gespür für aufregende frische Musik aus Nordafrika. Iness Mezel ist eine weitere spannende Entdeckung Adams. Sie wurde im Norden Afrikas im Berberstamm der Kabyle geboren, wuchs aber aufgrund des algerischen Bürgerkrieges im Norden von Paris auf, wo sie weitgehend von der westlichen Popmusik geprägt wurde. Doch irgendwie fand sie in ihrer Kultur zurück und lernte sich in ihrer Geburtssprache auszudrücken.
"Beyond the Trance" ist bereits die dritte CD der Sängerin, aber ihre Erste, die sich so deutlich engagiert zeigt. Gleich der erste Song "Amazone" lässt aufhören. Diese Mischung aus Berberrhythmen, Rockgitarren und dem Gesang der Mezel ergreift den Hörer sofort. Dabei belässt sie es nicht beim treibenden Rhythmus, sondern macht klar, dass in einer so männlich dominierten Welt, wie der arabischen, der Auftritt einer selbstbewussten Frau bereits eine revolutionäre Bewegung ist. Lieder, wie Respect" und "Cool Yiwen" stehen da auf derselben mitreißenden Ebene, wie "Amazone". Diese dynamische Stimmung zieht sich durch das ganze Album "Beyond the Trance" und lässt einen auch nach dem Ende der CD nicht so schnell wieder los. Ein ganz vorzügliches musikalisches Beispiel arabo-europäischer Verbindung.
© Karsten Rube


Future Trad Collective "Future Trad Collective"
Vertical Records, 2010

www.futuretradcollective.com

Besonders kreative Musiker bleiben selten monogam mit einer einzigen Band verheiratet. Sie benötigen die Aktivität und veränderliche Vielfalt, wie sie in einem festen Bandgefüge nun mal nur bedingt gegeben ist. Michael McGoldrick ist ein festes Mitglied der schottischen Band Capercaillie. Daneben war er allerdings auch in der Band von Kate Rusby tätig und spielte mit Alan Stivell, Mark Knopfler und Youssu N'Dour. Einen wesentlichen Teil trug er zum musikalischen Fusionprojekt Afro-Celt- Soundsystem bei. Diese Idee der Vermischung traditioneller keltischer Tunes mit Musik aus Afrika und Asien lässt ihn auch bei seinem jüngsten Ausflug außerhalb fester Bandstrukturen nicht los. Als Initiator des Future Trad Collective lässt er eine großartige Melange aus keltischen, indischen und lateinamerikanischen Melodien auf elektronische Klänge prallen. Das Ergebnis steht ganz in Tradition des Afro Celt Soundsystem. Wenn Michael McGoldricks Pipes und Whistles sich mit den indischen Tablas von Parvinda Bharat verbinden und Ian Fletcher mit Keybord und Computer einen Soundteppich webt, der den Hörer in Trance versetzt, dann ist das wie die Erschaffung einer Parallelwelt aus Klang und Harmonie. Ein akustisches Second Live nur viel freundlicher. Es ist ja häufig gefährlich zu viele verschiedene musikalische Kulturen in einen Topf zu werfen. Dabei ist schon eine Menge insprirationsloser Soundbrei entstanden. McGoldrick hat aber ein Gespür für die Nuancen, die das Verweben so unterschiedlicher musikalischer Lebensauffassungen, wie der Rastlosigkeit des Hip-Hop Generation und der esotherischen Durchgeistigung, die man im Celtic-Folk häufig antrifft oder westafrikanischen Schamanismus der Berauschtheit der Housemusik entgegenzusetzen. Das alles gelingt hervorragend und macht das Future Trad Collective zu Pionieren der dringend mit neuen Inspirationen zu versorgenden Weltmusik.
© Karsten Rube



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