FolkWorld #65 03/2018
© folkBALTICA

Berg und Meer

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21. - 29. April 2018
Alma
Albin Paulus
Brian Finnegan
Dragseth
Etta Scollo
Federspiel
Floating Sofa Quartet
Ganes
Habadekuk
Huldrelokkk
Mattias Pérez
Nataša Mirković
Ramsch & Rosen
Sutari
...

Hauskünstlerin:
Julia Lacherstorfer
Artist Video folkBALTICA @ FROG

www.folkbaltica.de

folkBALTICA Festival, Flensburg & Sønderjylland-Schleswig, Sønderburg, 21. - 29. April 2018.

folkBALTICA Auftaktkonzert

Ein ganzes Leben schon begleiten sich Ganes gegenseitig durch ihre musikalischen Welten. Gemeinsam sind die Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen und ihre Cousine Maria Moling in La Val aufgewachsen, einem verwunschenen Dorf in den Südtiroler Dolomiten. So abseits von flirrenden Metropolen, so nahe an der wilden, urtümlichen Offenheit der Natur. Die große Welt steckte in der kleinen und lockte die drei Frauen, sie zu entdecken und zu vielstimmig singenden Märchenwesen, zu Ganes, zu werden. Sie singen auf Ladinisch, einem romanischen Dialekt, der in mehreren Tälern Oberitaliens gesprochen wird. Auf dem aktuellen Album „an cunta che“ (auf Deutsch: „man erzählt, dass …“) ließ sich Ganes von der Ladinischen Sagenwelt beeinflussen. Alt und Neu steht sich gegenüber, untrennbar verbunden, neu betrachtet. Die Musik von Ganes zeigt, wie vielfältig das europäische Kulturerbe ist.

Elisabeth Schuen (Geige, Gesang, Hackbrett)
Marlene Schuen (Geige, Gesang, Keyboard)
Maria Moling (Gitarre, Schlagzeug, Keyboard, Gesang)
Nick Flade (Keyboard)

Berg und Meer

Das Konzert mit dem Titel „Berg und Meer“ im gewölbten Raum der Christuskirche beginnt heimatlich mit einem von folkBALTICA lange erwarteten Wiederhören mit Manuel Knortz und Jens Jesse von der Gruppe Dragseth. Mit einem Finger auf der Landkarte streift der Maler und Musiker Manuel Knortz durch die Welt mit der nordfriesischen Kultur und Natur als Ausgangspunkt. Eigene Lieder werden behutsam mit Interpretationen der Texte von unter anderem Theodor Storm und dem friesischen Dichter Jens Mungard gemischt. Es wird auf Deutsch und nicht zuletzt auf Plattdeutsch gesungen und man merkt die starke Inspiration von der anderen Seite, der Nordsee.

Jens Jesse (Gesang, Gitarre, Ukulele, Glockenspiel)
Manuel Knortz (Gesang, Gitarre)

Vom Meer aus reisen wir mit der diesjährigen Hauskünstlerin, der Geigerin und Jodlerin Julia Lacherstorfer, und ihrem eigenen Ensemble Alma, Richtung Süden durch Europa in die österreichischen Alpen. Seit ihrem Besuch beim folkBALTICA-Festival 2014 haben sie unter anderem 2017 den renommierten RUTH-Sonderpreis des deutschen Rudolstadt Festivals erhalten. Almas Neuinterpretation der reichen österreichischen Musiktradition hat ein großes internationales Echo erhalten. Sie definieren das Ganze neu mit feingeschliffenen Arrangements, brillantem Spiel und würzen es mit schrägem Humor. Jodeln ist nicht nur Jodeln und Alma ist viel mehr als nur Musik.

Julia Lacherstorfer (Violine, Gesang)
Evelyn Mair (Violine, Gesang)
Matteo Haitzmann (Violine, Gesang)
Marie-Theres Stickler (Hamonika, Gesang)
Marlene Lacherstorfer (Kontrabass, Gesang)

Alpentöne

Federspiels Signatur sind Eigenkompositionen, die großteils Bezug auf die musikalischen und biographischen Wurzeln der sieben Musiker nehmen und so das Spannungsfeld aus Tradition und Moderne ausloten. Die Lust am Neuen, am Persönlichen und Unverwechselbaren ist ihr Markenzeichen. Federspiel reizen die Möglichkeiten der Besetzung (sechsmal Blech und eine Klarinette) bestmöglich aus und schaffen neue Klangwelten. Alpentöne mit weltmusikalischen Elementen kommen so im Rahmen von folkBALTICA aus den Bergen ans Meer nach Kiel. Das Repertoire dieser siebenköpfigen Formation ist groß und umfasst vieles. So finden sich auf dem aktuellen Album „Smaragd“ unter anderem eine singende Tuba, eine melancholische Ballerina, ein standhafter Zinnsoldat, eine Liebesballade und eine tanzende Stadt. Für den „Apfelbauern Dudler“ werden die Blasinstrumente dann schon einmal beiseitegelegt und es wird vielstimmig gejodelt. Und auch vor Jazzigem und ungeraden Takten macht Federspiel nicht halt. Tradition wird durch den Blick der Gegenwart betrachtet und damit zeitgenössisch.

Ayac Iuan Jimenez-Salvador (Trompete, Flügelhorn, Gesang)
Frédéric Alvarado-Dupuy (Klarinette, Gesang)
Matthias Werner (Posaune, Gesang)
Philip Haas (Trompete, Flügelhorn, Gesang)
Roland Eitzinger (Flügelhorn, Gesang)
Simon Zöchbauer (Trompete, Zither, Gesang)
Thomas Winalek (Posaune, Basstrompete, Gesang)

Charakterklänge

Die drei jungen Frauen aus Polen waren bereits zu Gast beim Festival 2017 und bewiesen, dass sie trotz einer mehr als anstrengenden Anreise (Flugausfall, Ankunft 10 Minuten vor Konzertbeginn) voller Energie stecken. Dies zeigen sie auch auf der Bühne, wo sie mit ihren kraftvollen Stimmen und einzigartigem Charakter die Zuschauer beeindrucken. Sie sind Sängerinnen, Instrumentalistinnen und Schauspielerinnen. Sutari greifen die überlieferte polnische Folkmusik auf und präsentieren sie in neuem Gewand. Der Charakter der drei polnischen Powerfrauen spiegelt sich dabei z.B. in der Interpretation der Stücke mit traditionellen (Geige, Trommeln, Basetla) und weniger traditionellen (Küchenmixer, Reibe und Schraubenschlüssel) Musikinstrumenten wider.

Sofia Zembrzuska und Kasia Timingeriu (Gesang, Geige, Zabumba)
Basia Songin (Bass, Trommel)

Der gleiche Mond

Floating Sofa Quartet ist ein Projekt von vier jungen Musikern aus Dänemark, Finnland und Schweden. Im März 2013 lernten sich die Mitglieder bei der Nordtrad-Konferenz kennen, wohin sie ihre Studien an den Musikhochschulen von Esbjerg, Helsinki und Göteborg geführt hatten. Die Band hat inzwischen viele Konzerte in Skandinavien und dem übrigen Europa gespielt, darunter auch bei den renommierten Folkfestivals in Kaustinen (Finnland) und Korrö (Schweden). 2017 war das Floating Sofa bereits einmal zu Gast bei folkBALTICA, nämlich bei unserem kleinen „Festival im Festival“ namens „Folk in Blüten“. Nach diesem Herantasten an folkBALTICA stehen sie nun in Eckernförde als alleiniger Hauptact auf der Bühne und spielen ihr Programm aus mitreißenden Instrumentalstücken.

Mads Kjøller-Henningsen (Flöten, Dudelsack)
Leija Lautamaja (Harmonium, Knopfakkordeon, Mandoline, Gesang)
Malte Zeberg (Kontrabass)
Clara Tesch (Geige, Bratsche, Gesang)

Hopsadaddy

Kräftige Bläser, eine wilde Violine und mitreißende Rhythmen kennzeichnen die Musik von Habadekuk und gehen in die Beine. Die kraftvolle Mischung aus Salsa, Jazz und Folk haucht den legendären Spielmannsmelodien neues Leben ein und bietet alles, von wilden Polkas und Jigs bis hin zu lyrischen Walzern und Seemannsliedern, was insbesondere live voll zur Geltung kommt. Das Repertoire besteht sowohl aus eigenen als auch aus traditionellen Stücken von so exotischen Orten wie Thy, Fanø, Vestsjælland und Bornholm. Der Name „Habadekuk“ stammt von einer traditionellen Melodie von der Insel Fanø. 2011 wurde Habadekuks Debutalbum „Hopsadaddy“ als bestes Folkalbum mit einem Danish Music Award Folk ausgezeichnet.


Anders Ringgaard Andersen (Posaune)
Jakob Holdensen (Trompete)
Rasmus Fribo (Saxophon)
Rasmus Brylle (Schlagzeug)
Emil Mathiasen (Kontrabass)
Theis Juul Langlands (Klavier)
Peter Eget (Akkordeon)
Kristian Bugge (Geige)

Liebeslieder

Mit Etta Scollo als zweite starke Frau verspricht es ein einzigartiger Liebesliederabend in der „hyggeligen“ St. Jürgen Kirche zu werden. Von Kritikern als „die Stimme Siziliens“ bezeichnet entführt sie mit ihrer Musik – irgendwo zwischen Folk aus ihrer Heimat, Chanson und Pop gelegen – das Publikum in andere Welten. Ihre Lieder, die meist von der Liebe handeln, singt sie in ihrer Heimatsprache. Passend erzählt sie die dazugehörigen Geschichten – manche selbst erlebt, andere übertragen. Das alles mit viel Herz und Schmerz, aber nie kitschig, sondern voller Ironie und Witz. Wirkt sie im einen Moment mädchenhaft zerbrechlich, entwickelt ihre Stimme im nächsten Moment eine Kraft, die im Zuhörer Melancholie und Zuversicht zugleich entfacht.

Etta Scollo (Gesang, Gitarre)
Susanne Paul (Cello, Stimme, Multiinstrumente)
Cathrin Pfeifer (Akkordeon)

Matinee

Ramsch & Rosen präsentieren Volksmusik der Gegenwart im Spannungsfeld von früher und jetzt. Zwischen alten Bildern, Handschriften und Zeilen stöbern Julia Lacherstorfer (folkBALTICAs Hauskünstlerin 2018) und Simon Zöchbauer nach alten Melodien, und ist die Staubschicht erstmal behutsam beiseite gewischt, entpuppt sich das zum Vorschein kommende oftmals als richtiger Herzensschatz, bei dem selbst ein Hauch von Kitsch nicht aufdringlich wirkt: Zu Gstanzln und Liedern von der Alm tänzelt die Geige – mal seufzend, mal jauchzend – auf der vielsaitigen Zither umher, die Stimmen überschlagen sich zum Dudler, bis ihnen schließlich ein Jauchzer entfährt, der die Herzen des Publikums höher schlagen lässt.

Julia Lacherstorfer (Geige, Bratsche, Gesang, Schellen, Trommel)
Simon Zöchbauer (Zither, Trompete, Gesang, Shruti Box, elektr. Tampura)

Obertöne

Ein Ton ist nicht bloß ein Ton, sondern eine Zusammensetzung von einem Grundton und verschiedenen leiseren Obertönen. Man könnte versucht sein zu sagen, dass das auch für die Natur des Menschen gilt. Aber kann man den Grundton komplett vermeiden und kompliziertere Melodien nur mit Obertönen spielen? Die Antwort ist ja, und der Klang und die Instrumente der Obertöne wie zum Beispiel die Obertonflöte haben schon immer die Zuhörer fasziniert, beispielsweise als der Finne Tapani Varis vor einigen Jahren 40.000 Menschen bei einem Festival auf Bornholm mit lediglich einer einfachen Maultrommel faszinierte. Drei Spezialisten, drei Bläser aus drei verschiedenen Ostseeländern fordern einander in einem einzigartigen und ganz speziellen folkBALTICA-Konzert mit der Magie der Obertöne heraus.

Tapani Varis, Albin Paulus und Michał Zak (diverse Oberton- und Blasinstrumente)

Sharing Heritage

2018 ist das offiziell erklärte Europäische Kulturerbejahr – und das aus gutem Grund. In einer Zeit, in der Zerrüttung und Egoismus fast „das neue Schwarz“ zu sein scheinen, kann die Musik verbinden und vereinen. Europa teilt Kulturerbe, Wurzeln und „familiäre“ Unterschiede, insbesondere, wenn es um traditionelle Musik, Tanz und Gesang geht. Die gleiche Melodie, die in Schottland als Jig bekannt ist, ist auch ein skandinavisches Kinderlied und eine italienische Tarantella. „Kærlighedstræet“ („Der Liebesbaum“) ist ein einfaches Lied im 3⁄4-Takt mit der gleichen Struktur und poetischen Botschaft über Torheit und leichtsinnige Liebe, egal in welcher Kultur, in welchem Land oder in welcher Region Europas. In Portugal und Spanien ist diese als Tanzmelodie „La Folia“ bekannt, und allein im kleinen Dänemark finden sich drei verschiedene Varianten. Die Barockkomponisten haben sie in ihre Orchesterwerke eingearbeitet und deren Orte zeugen noch heute von einer lebendigen Tradition. Das Menuett hat seinen Ursprung im Frankreich des 17. Jahrhunderts und der Walzer im späten 18. Jahrhundert in Österreich. Beide Tänze wanderten mit den Spielleuten quer durch ganz Europa, gewannen große Popularität, und noch heute wird auf vielen Hochzeiten Walzer getanzt. Es gibt viele Beispiele und die Schlussfolgerung ist, dass traditionelle Musik keine Grenzen kennt. Dieser Kunstart hat das folkBALTICA-Festival seit seinem Beginn 2005 seine Achtung erwiesen, sie unterstützt und präsentiert. Die dänische Sängerin und Songwriterin Helene Blum wurde zusammen mit dem künstlerischen Leiter des Festivals, dem Geiger und Komponisten Harald Haugaard, zum Botschafter für das Europäische Kulturerbejahr Sharing Heritage ernannt. Zusammen haben sie ein Ensemble mit Musikern aus starken europäischen Traditionen zusammengestellt, von Karelien im Norden bis nach Sizilien im Süden, von Bosnien im Osten bis nach Irland im Westen. In einem außergewöhnlichen Konzert mit einem gemeinsamen Repertoire lassen sie den musikalischen Baum aus den gleichen Wurzeln wachsen und die Krone sich entfalten mit Liebe zur Gemeinsamkeit und Unterschiedlichkeit.

Sharing Heritage – Love Tree Ensemble (Europa)
unter der Leitung von Helene Blum & Harald Haugaard
Helene Blum (Gesang)
Harald Haugaard (Geige)
Hauskünstlerin Julia Lacherstorfer (Geige)
Etta Scollo (Gesang)
Nataša Mirković (Gesang)
Sérgio Crisóstomo (Geige)
Brian Finnegan (Flöten)
Albin Paulus (Blasinstrumente)
Michał Żak (Blasinstrumente)
Mattias Pérez (Gitarren)
Tapani Varis (Kontrabass)

Trolldans

Die drei polnischen Frauen von Sutari treffen im Charlottenhof auf drei skandinavische „Schwestern” vom Trio Huldrelokkk, das sich im Laufe der letzten zehn Jahre mit seinen kühnen Interpretationen von instrumentaler und skandinavischer Folkmusik, virtuosen Violinen, groovenden Gitarren und verlockenden Stimmen einen guten Namen als neue Formation gemacht hat. Huldrelokkk ist die Bezeichnung für den lockenden Ruf der Waldnymphen, und den drei skandinavischen Frauen ist es seit ihrem Debüt 2009 gelungen, eine große und treue Zuhörerschaft um sich zu versammeln. Mal sehen, ob das nicht auch bei ihrem ersten Besuch des folkBALTICA-Festivals gelingt.

Kerstin Blodig (Gesang, Gitarre, Bodhrán)
Mia Gunberg Ådin (Gesang, Geige, Nyckelharpa)
Liv Vester Larsen (Gesang, Geige, Schlagzeug)

Meet the Artist

folkBALTICAs Hauskünstlerin Julia Lacherstorfer wurde in eine Familie hineingeboren, in der sie schon von frühester Kindheit die Klänge von Kontrabass (Mutter) sowie Drehleier und Dudelsack (Vater) zu hören bekam. So beschloss sie im Alter von sechs Jahren, Geige spielen zu wollen. Aus dem anfänglichen „Gekratze“ auf dem Instrument wurde schnell ein ernsthaftes Interesse für Musik und Improvisation, das Julia Lacherstorfer im Rahmen eines Studiums der Musikerziehung sowie von Jazz und improvisierter Musik vertiefte. Sie ist unter anderem Mitglied der Bands „Alma“ und „Ramsch und Rosen“. Bei „Meet the Artist“ im Schifffahrtsmuseum wird sie im Gespräch mit Torge Korff von ihrem musikalischen Werdegang und ihrem Zugang zu Musik erzählen und auch für Fragen des Publikums zur Verfügung stehen. Und natürlich wird sie nicht nur erzählen, sondern auch Kostproben ihres musikalischen Könnens geben.


Photo Credits: (1) folkBALTICA Logo, (2) Dragseth, (3) Ganes, (4) Alma, (5) Federspiel, (6) Sutari, (7) Floating Sofa Quartet, (8) Etta Scollo. (9) Habadekuk, (10) Albin Paulus (Hotel Palindrone), (11) Ramsch und Rosen, (12) Julia Lacherstorfer, (13) Huldrelokkk (unknown/website).


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