FolkWorld #68 03/2019
© Rainer Krispel / Internationales Akkordeon Festival

Erfolgsgeschichte Akkordeon Festival

Die Trommelstöcke rühren einen Wirbel auf der Snare, die Trompeten setzen ein, nicht nur eine , nein viele Quetschen „ziehen auf“, Jubel ist zu vernehmen – es gilt voller Freude die 20. Auflage des Internationalen Akkordeonfestivals Wien anzukündigen, die mit ihren vielen kommenden Attraktionen wie jedes Jahr helfen wird die letzten (kalendarischen) Wintertage zu überstehen und den langsam einsetzenden Frühling mit offenen Armen zu empfangen.

Akkordeon Festival Wien

23.02.-24.03.2019

Akkordeon Festival 2019: Marie-Theres Stickler

Akkordeon Festival @ FROG

www.akkordeonfestival.at

20 ausufernde, programmatisch dichte Kulturfeste ganz im Zeichen des Akkordeons. Ein Instrument, in Hoch- und Volkskultur gleichermaßen vertreten, das zu E- und U-Musik ebenso stets etwas zu spielen weiss, wie es bei der Wiener Musik und der Weltmusik souverän mitzureden hat, regionale Dialekte diverser Folkloren ebenso fließend spricht wie die vielen Zungen der globalen Popmusik, mit den Jazzer_innen beseelt jamt und improvisiert, dass es eine wahre Freude ist, und sich dann in der Kammermusik subtil diszipliniert. Dennoch war im Jahr 2000, als Friedl Preisl das erste Akkordeonfestival umsetzte, nicht abzusehen, dass sich im Zeichen dieses großartigen Instruments eine solche Erfolgsgeschichte entwickeln würde können, als die das Akkordeonfestival Wien heute international wahrgenommen und nicht nur in Wien wertgeschätzt wird. Dies mag damit zu tun haben, dass beim Akkordeonfestival Wien immer wieder auch die Nähe und Querverbindungen oben aufgeführter Begrifflichkeiten, die tatsächlichen Wahlverwandtschaften vermeintlich unterschiedlicher Genres manifest werden, und es in der Essenz um lebendige Schönheit, um Lebendigkeit und deren in vielen musikalischen Formen wertigen Ausdruck gehen darf.

Dieses Prinzip findet sich wieder in den vielen Programmpunkten des Jubiläumsfestivals, dessen Eröffungsgala am 23.2.2019 im Wiener Stadtsaal das famose Quintett Alma spielt, nicht erst seit seinem Auftritt bei der Eröffnung der Wiener Festwochen weithin bekannt. Ihr zeitgemäßer Umgang mit volksmusikalischen Traditionen ist dabei nahezu exemplarisch für eine künstlerische Enteignung einer erstarrten und sinnentleerten Brauchtumspflege, die solche Musik ohne Heimattümelei genießbar macht, und die sich immer wieder im Kontext des Festivals findet. Inhaltlich noch radikaler und vernehmbarer stehen dafür Attwenger, beliebte Stammgäste des Akkordeonfestivals, die am 22.3. im Schutzhaus Zukunft die erste Abschlussgala zelebrieren werden. Zwischen Eröffnung und Abschluss wird sich entfalten, was Friedl Preisl selbst unprätentiös als eine „bunte Mischung“ definiert: Etwa zwei Abende mit je zwei Duos (die zweite Eröffnungsgala am 24.2., mit Anna Steinkogler & Valentin Butt, sowie den famosen Spaemann & Bakanic am 24.2., und am 15.3 mit dem Duo Montanaro Chavez, sowie Klaus Paier & Asja Valcic, jeweils im Porgy & Bess). Von künstlerischen Stammgästen war schon die Rede, Otto Lechner beruft am 25.2. wieder Die Wiener Ziehharmoniker zu und um sich (Theater Akzent), die zweite Abschlussgala bestreitet er mit Otto Lechner & die anderen Register (23.3., Porgy & Bess). Ein Naheverhältnis zum Festival haben auch Dobrek Bistro, die am 11.3. zu ihrer Weltklasse-Weltmusik ins Orpheum laden, die famose Wiener Tschuschenkapelle feiert gar im Rahmen des Festivals ihr 30-jähriges Jubiläum, mit diversen Gäst_innen (27.2. Schutzhaus Zukunft).

Hochklassig sicherlich wieder das polnische Motion Trio (6.3., Porgy & Bess) und ein definitives Highlight des Festivals ist zweifelsohne das Zusammentreffen des großen französischen Akkordeonisten und Komponisten Richard Galliano mit dem Upper Austria Jazz Orchester am 9.3. im Stadtsaal. Spannendes und Substantielles verspricht ebendort der 16.3., wenn Troi - Franziska Hatz, Tino Klissenbauer und Valentin Blum – mit Robin Gillard und Bernd Satzinger ihr Klangespektrum erweitern. Franziska Hatz programmiert und präsentiert auch die Akkordeonfestival Lounge, die an drei Samstagen des Festivals, 2.3., 9.3. und 16.3., jeweils ab 21 Uhr im Rahmen des Cafe Mocca ganz unmittelbaren Konzertgenuss ermöglicht.

Alma

Artist Video Alma @ FROG

www.almamusik.at

Die Stummfilm Matinee (jeweils an den Sonntagen während des Festivals, ab 13 Uhr im Filmcasino, Livevertonungen von Filmklassikern), und Akkordeon-Workshops in Zusammenarbeit mit Österreichisches Volksliedwerk vervollständigen das reiche Programmangebot des 20. Internationalen Akkordeonfestival Wien 2019.

ALMA (AT) - HERZENSMUSIK

Julia Lacherstorfer: Geige, Stimme Evelyn Mair: Geige, Stimme
Matteo Haitzmann: Geige, Stimme
Marie-Theres Stickler: Diatonische Harmonika, Shruti Box, Stimme
Marlene Lacherstorfer: Kontrabass, Harmonium, Stimme

Seit 2011 gehören Alma zu jenen von Wien aus operierenden Bands und Künstler_innen, die erfolgreich traditionelle Volksmusik als eine weltoffene Musik neu interpretieren und erweitern, oder, wie sie selber sagen „ihr ein modernes, lässiges Gewand überwerfen, ohne sie zu verkleiden“. Mit „Oeo“ erschien 2017 nach „Nativa“ (2013) und „Transalpin“ (2015) Almas drittes Album, ob seiner Qualitäten wie schon das Debüt mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Eine von vielen Würdigungen, die die fünf Musiker_innen auf ihrem gemeinsamen künstlerischen Weg schon erfahren haben. „Oeo“ berührt dabei mit dem Entwurf eines „Esperantos der alpenländischen Musik“.

Alma bestechen mit Eigenkompositionen, die von Jodeln und vom Landler ausgehend, die Idee einer universellen „Heimat“ ahnen lassen, die nichts mit der entrischen geistigen Enge dunkler österreichischer Täler oder der lebensbedrohenden intellektuellen Sauerstoffarmut heimischer Bergwelten zu tun haben. Akkordeonistin Marie Theres-Stickler von Alma über den Landler: „Die Betonungen in dieser dreivierteltaktigen Gattung liegen auf den Taktzeiten eins und drei. Daraus ergibt sich ein Rhythmus, der einem gesunden, pumpenden Herzmuskel ähnelt: bumm-bumm. bumm-bumm. bumm-bumm. Schlussfolgerung: Alma spielen nicht nur Seelenmusik, es geht noch näher: Herzensmusik!“

OTTO LECHNER & DIE WIENER ZIEHHARMONIKER (SI/AT)- OHNE NOTEN!

Otto Lechner, Bratko Bibic, Walter Czipke, Atanas Dinovski, Maria Düchler,
Ingrid Eder, Heidelinde Gratzl, Franz Haselsteiner, Franziska Hatz,
Stefan Heckel, Tino Klissenbauer, Johannes Münzner, Alexander Shevchenko,
Paul Schuberth, Maria Stattin, Florian Zack: Akkordeon

Dieses ziehharmonische Orchester um und mit Otto Lechner ist heute definitiv in Feierlaune! Verschränken sich doch der Geburtstag seines Gründers (der 55., wenn jemand fragt!), das 10-jährige Bestehen der Ziehharmoniker selbst und das 20. Akkordeonfestival in einer Art, die einen diesen Montag schon als „falschen Samstag“ ausrufen lassen mag. Der erste Teil des Abends wird dabei eine bunte Mischung aus diversen Kleinformationen mit den Musiker_innen der „Ziehharmoniker“ aufbieten, um einen Einblick in deren sonstige – reichen! –musikalischen Aktivitäten zu ermöglichen. Im zweiten Teil wird dann das komplette Akkordeonorchester, „des Umblätterns müde geworden“, eine Auswahl seiner beliebtesten Kompositionen zum Besten geben, allerdings ohne dabei die entsprechenden Noten zu konsultieren. Mit einer lyrischen Intervention der Schauspielerin Anne Bennent ist dazu jederzeit zu rechnen!

OTTO UND DIE ANDEREN REGISTER (AT) - LIEDER VON GOTT, DEM TEUFEL UND ANDEREN ERFINDUNGEN

Otto Lechner: Akkordeon, Verschiedenes Georg Graf: Saxophone, Verschiedenes
Markus Windisch: E-Bass Xavio Plus: Schlagzeug


MARTIN SPENGLER & DIE FOISCHN WIENA (RS/AT) - SO SCHEE KLINGT FOISCH

Martin Spengler: Stimme, Akustik- und E-Gitarren, Violine
Manuela Diem: Stimme, Glockenspiel
Marko Zivadinovic: Knopfharmonika, Stimme
Manuel Brunner: Kontrabass, Stimme

Im Zentrum dieser Band steht Martin Spenglers souliges Singer-Songwritertum, dem er zwischen Blues, Jazz, Pop, Walzer und Bossa Nova keine stilistischen Grenzen auferlegt, und das er mit seinen brillanten Musiker_innen im Sound der Stadt fließen lässt. So gesehen real existierende heutige Wiener Weltmusik, mit tiefen Wurzeln. Die Lieder tanzen im Hellen wie im Dunklen, jubilieren und raunzen, schmeicheln und schimpfen. Sie wärmen und verletzen. Sie wissen zu überraschen, mal verletzlich, fast zerbrechlich, meist groovend wie die Hölle, mit großem Juhu das Leben und die Liebe feiernd.

NOTIFY (IE) - CHALLENGING NOTIONS OF TRADITIONAL IRISH MUSIC

Pádraig Rynne: Akkordeon Cillian King: Gitarre, Akkordeon
Eoin Walsh: Bass Davie Ryan: Drums Cormac McCarthy: Klavier, Keyboards

Das Debütalbum dieser irischen Band erschien 2013, drei Jahre später folgte „InConcept“, veröffentlich auf dem US-Amerikanischen Label Ropeadope. Bei ihren Aufnahmen wie auf der Konzertbühne versteht es die Band um den begnadeten Instrumentalisten Pádraig Rynne, mit ihrer perfekten Balance aus Jazz, Elektronik, Pop, Funk und traditioneller irischer Musik das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Dabei verstehen Notify es meisterlich, ihr Wissen und ihre Liebe um die Traditionen mit musikalischer Neugier und Innovation zu verbinden.

Wiener Tschuschenkapelle

Artist Video Tschuschenkapelle @ FROG

www.tschuschenkapelle.at

Wir könnten jetzt von einem „Anlasskonzert(programm)“ schreiben. Wir würden damit zum Ausdruck bringen wollen, dass Otto Lechner, der dabei heute einer launig benannten neuen Band vorsitzt – mit „alten Überraschungsgästen“ ist zu rechnen, sich etwas überlegt hat. Was für den vielfältigen Musiker, der anderswo im Festivalverlauf seinen 55. Geburtstag feiert, ohnehin keine Seltenheit ist. So rechnet ihm ein namhaftes Internet-Lexikon an, „das Akkordeon in Österreich wieder populär gemacht zu haben“, er selbst sieht sich auf seiner Homepage bescheidener „seit Jahrzehnten blind im Dienste der Musik“. Für seine „Rückkehr in Wiens größten Jazzclub“ hat er sich und seinen Mitspielern einen so klugen wie klingenden Satz zum Motto erkoren: „Jazz is the teacher and Funk is the preacher.“ Groove und Funk bis zur Sitztanzekstase sind angesagt, dazu „dialektische Lieder“ eigener Fabrikation.

WIENER TSCHUSCHENKAPELLE (HR/MK/BS/RG/AT) - 30 JAHRE TSCHUSCHENKAPELLE!

Slavko Ninic: Stimme, Gitarre Mitke Sarlandziev: Akkordeon
Hidan Mamudov: Klarinette, Stimme Maria Petrova: Schlagzeug
Jovan Torbica: Bass

Seit unglaublichen 30 Jahren ist die Tschuschenkapelle um „Obertschusch“ Slavko Nini ´ c eine feste Größe der österreichischen Musiklandschaft, ihre jüngste, 2018 erschienene CD heißt „Die Patriotische“. Wie ihre Konzerte besticht diese durch Ausgelassenheit und musikalische Originalität. Mit leichten Jazzanklängen, gewitzten Arrangements und technischer Perfektion frischt die Band Balkanweisen auf, schlägt eine Brücke zwischen traditioneller und moderner Musik, und damit gleichzeitig zwischen den zahlreichen Volksgruppen, für die Wien Heimat geworden ist. Das Repertoire der leidenschaftlichen Musiker_innen der Tschuschenkapelle umfasst traditionelle und neue Lieder vom Balkan, Serenaden des Mittelmeers, türkisch-arabisch-orientalische Weisen, griechischen Rembetiko, bosnische Sevdalinka, Gipsy-Jazz, sowie Ausflüge ins Wienerlied und in die Klassik. Hingabe und Humor flankieren ihre Musik als originären Ausdruck gelebter Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit. Zum stolzen Jubiläum darf mit Überraschungs-Gäst_innen gerechnet werden!

THE SANDY BRECHIN BAND (SCO) - LICHTGESCHWINDIGKEITSFOLK

Sandy Brechin: Akkordeon
Andrew Mill: Gitarre
William Oke: Bass Ross Anderson: Cajon

Angeführt vom „wilden Mann des schottischen Akkordeons“, Sandy Brechin, stürzt sich diese Formation in ihre aufregende, oft nahezu mit Lichtgeschwindigkeit gespielte Interpretation von traditioneller Musik. Dabei versteht es der Bandleader auch mit seinen Kompositionen zu begeistern, die innovativ Tradition und Heute zum Klingen bringen, sein Label Brechin All Records ist nicht umsonst die künstlerische Heimat einiger der größten Talente der schottischen Musikszene. Dass Sandy es dazu versteht, sein Publikum mit launigen Geschichten zu und aus der Musik zu unterhalten, schadet seinen Konzerten selten …


RACHELE ANDRIOLI e ROCCO NIGRO (IT) - STIMME … AKKORDEON … PURE EMOTIONEN

Rachele Andrioli: Stimme Rocco Nigro: Akkordeon

Didier Laloy

Artist Video Didier Laloy @ FROG

www.didierlaloy.be

Dieses Duo zweier kongenialer Musiker_innen aus Apulien im Südosten Italiens konzentriert sich vermeintlich puristisch auf nur zwei Klangquellen: die reiche Stimme von Rachele Andrioli und das ebenbürtig stimmgewaltige Akkordeon von Rocco Nigro. Ihr Repertoire umfasst süditalienisches Liedgut ebenso wie zeitlos Poetisches von Edith Piaf und artverwandten Künstler_innen. Andrioli zieht alle Register ihrer Sangeskunst, haucht und schreit mit ihrer tiefen, unverwechselbaren Stimme, Nigro hält mit der ganzen Erfahrung seines schon mit 10 Jahren begonnenen Musikerlebens mit. Unverstellt werden Dramatik und Melancholie zelebriert.

DIKNU SCHNEEBERGER TRIO & CHRISTIAN BAKANIC (AT) - EIN GIPFELTREFFEN AKKORDEON – GITARRE

Christian Bakanic: Akkordeon Diknu Schneeberger: Gitarre
Martin Spitzer: Gitarre Joschi Schneeberger: Kontrabass

Sowieso, wenn ein Mensch sich allmählich Richtung 30 bewegt, darf das Wort „Wunderkind“ langsam Pause machen. Am Ausnahmetalent des Gitarristen Diknu Schneeberger ändert dies freilich wenig. Mit seinem Trio verwebt er auf der jüngsten CD „Feuerlicht“, im Juni 2018 erschienen, den Swing mit Jazz, lateinamerikanischen Rhythmen, einer Prise Wiener Schrammelmusik, etwas Soul und vielem mehr zu einem pulsierendem Ganzen, das sich in mitreißender und harmonischer Weise zwischen schwungvoll, verspielt und gefühlvoll einpendelt. Mehr als genügend musikalische Anknüpfungspunkte für Christian Bakanic, bekannter Stammgast des Akkordeonfestivals, seinerseits spielerisch vertraut mit der komplexen Spontanität des Jazz, der temperamentvollen Leidenschaft des Tango Nuevo, dem disziplinierten Moment der Klassik und den vielschichtigen Traditionen europäischer Volksmusik.

BELEM: DIDIER LALOY & KATHY ADAM (BE) - STRENGE UND SPIELWITZ

Didier Laloy: Akkordeon Kathy Adam: Cello

Dobrek Bistro

Artist Video Dobrek Bistro @ FROG

www.dobrek-bistro.com

Dieses Duo begeisterte zuletzt beim Akkordeonfestival 2015, als Kathy Adam und Didier Laloy es im Theater Akzent verstanden, mit ihrer Mischung aus „kammermusikalischer Strenge und instrumental virtuosem Spielwitz“ zu brillieren. Nach Jahrzehnten, die sie in den unterschiedlichsten Formationen zusammenspielten, haben sich diese beiden belgischen Ausnahmemusiker_innen vor einigen Jahren voll und ganz auf ihr ureigenes künstlerisches Duo Belem eingelassen, pflegen im Dialog von Cello und Akkordeon ihre Lust an der Kammermusik ebenso wie ihre Liebe zum Tänzerischen, stecken mit der Freude und der Virtuosität ihrer Musik das Publikum nachhaltig an.

DOBREK BISTRO (PL/RU/BR/AT) - WELTGUT SEIT 2000!

Krzysztof Dobrek: Akkordeon Aliosha Biz: Violine Sascha Lackner: Kontrabass
Luis Andre Carneiro De Oliveira: Schlagzeug

Ein 20jähriges Jubiläum des Akkordeonfestivals ohne die im Jahr 2000 in Wien gegründeten Dobrek Bistro ist völlig undenkbar! Das regelmäßige Engagement dieser Weltmusikspezialisten aus Wien (und natürlich aus Polen, Russland und Brasilien) beim Akkordeonfestival hat nämlich lange Tradition. In all den Jahren haben uns die virtuosen Klangnomaden dabei schon mit manch „neuem Ding“ überrascht. Stets gleich geblieben sind hingegen der unverwechselbare Bistro-Sound und die große Leidenschaft für die Live-Performance! Der berühmte, sehr trockene, Osteuropäisch-Wienerische Schmäh, mit dem die Herren Dobrek und Biz das Publikum „sanft“ von einem Lied zum nächsten begleiten, kam auch noch nie zu kurz. Wir freuen uns schon wieder (sehr). Sie hoffentlich auch!

NOEMI WAYSFELD & BLIK (FR) - ERDE, HEIMAT & MUSIK

Noëmi Waysfeld: Stimme Thierry Bretonnet: Akkordeon
Florent Labodinière: Gitarre/Oud Antoine Rozenbaum: Bass

Noëmi Waysfeld

Artist Video Noëmi Waysfeld @ FROG

www.noemiwaysfeld-blik.com

Beim KlezMORE Festival 2017 bereiteten die in Paris geborene Sängerin Noëmi Waysfeld und ihre Musiker dem Publikum einen berührenden und stimmigen Konzertabend. Sie schöpften dabei souverän aus dem Material der Alben „Kalyma“ (2012) und „Alfama“ (2015). Letzteres übertrug legendäre Fados mit großer künstlerischer Sensibilität ins Jiddische. Mit „Zimlya“ (Russisch: „Erde“) kehren sie nach Wien zurück, der Abschluss einer Trilogie von dicht gewobenen Alben, die das Thema „Exil“ aus verschiedenen Perspektiven musikalisch ergründen. Auf „Zimlya“ singt Waysfeld unter anderem Französisch, ein Indiz für eine Rückkehr in heimische Gefilde, im übertragenen wie tatsächlichen Sinne. Die Künstlerin über „Zimlya“: „Wer hat gesagt, dass die Erde verbrannt ist? Wer hat gesagt, dass die Erde ausgedörrt ist? Dabei kann niemand der Erde ihre Fruchtbarkeit absprechen. Sie wird alles überwinden und weiter Leben schenken – denn die Erde ist unsere Seele und sie atmet mit ihrem ganzen Dasein. So würde ich das Album zusammenfassen.“

Sophie Cavez

Artist Video Sophie Cavez @ FROG

www.duomontanarocavez.sitew.com

MONTANARO – CAVEZ (BE/FR) - MUSIK OHNE GRENZEN … FREI …

Sophie Cavez: Akkordeon Baltazar Montanaro: Violine

Die Musikalität und Kreativität der belgischen Akkordeonistin Sophie Cavez – auch bekannt von der Formation KV Express – und des französischen Geigers Baltazar Montanaro ergänzen sich ideal. So haben sie sich vor vielen Jahren als künstlerische Seelenverwandte mit ihren Instrumenten aufgemacht, „um die Winde des Nordens einzufangen und die Melodien des Südens“. Was sie daraus machen, hat dabei die ansteckende Anmutung eines Walzers, der verspielt und intensiv um den ganzen Globus tanzt. Bislang veröffentlichte das Duo drei CDs, zuletzt 2015 „Le 3ème Temps“.

STERZINGER III (AT) - KEUSCHHEIT UND DEMUT IN ZEITEN DER CHOLERA

Stefan Sterzinger: Akkordeon, Stimme
Edi Köhldorfer: Gitarre
Franz Schaden: Kontrabaß

Ob dieser musikalischen Konstellation darf einem schon ein „Zaubertrio!“ entfahren. Oder mensch formuliert es wie Stefan Sterzinger selbst, der es immer wieder versteht, seinen künstlerischen Ausdruck in die unmittelbare zeitgemäße Relevanz weiterzuentwickeln: „Schon Klasse, welche Kompetenz da geigt mit mir!“ Entsprechend ist das aktuelle Album „Keuschheit und Demut in Zeiten der Cholera“ (Galileo) eine textliche und musikalische Großtat. „Es hält einen in Atem, nimmt einen bei der Hand und rennt los, nur um überraschend das Tempo zu ändern, zu drosseln, dann wieder zu erhöhen. Elegien und Serenaden, Instrumentalstücke und Walzer, Schmeicheleien und Dissonanzen.“ So ist es!


NEUE WIENER CONCERT SCHRAMMELN & TINI KAINRATH & TRAUDE HOLZER (AT) - SCHRAMMELN IN BEWEGUNG

Peter Uhler: Violine
Johannes Fleischmann: Violine
Walther Soyka: Schrammelharmonika
Peter Havlicek: Kontragitarre Stimme
Traude Holzer: Stimme
Tini Kainrath: Stimme

Attwenger

Artist Video Attwenger @ FROG

www.attwenger.at

Jubiläumstechnisch haben die Concert Schrammeln die Nasen vorn, feierte diese exquisite Formation doch schon 2015 ihr 20jähriges Bestehen, das Vierteljahrhundert winkt also aus nicht allzu weit entfernter zeitlicher Distanz. Gemein ist ihnen, den Neuen Wiener Concert Schrammeln und dem Akkordeonfestival, dass sie mit Routine allein, mit der gepflegten Wiederholung des einmal Erreichten nicht zufrieden sind. In ihren Konzerten und auf ihren Tonträgern (zuletzt erschien „I häng an meiner Weanastadt“ mit Willi Resetarits) bildet sich die ständige Auseinandersetzung und forschende Beziehung der Musiker mit und zu ihrer geliebten Schrammelmusik ab, die ständige künstlerische Bewegung. Eine Haltung, die unweigerlich zu neuen musikalischen Möglichkeiten und Ausdrucksformen führt. Zusätzlich hat sich das Quartett für heute zwei der schönsten Wiener Stimmen eingeladen, die jede für sich weit mehr als „nur“ Wienerlied können, aber hallo! Alles Schrammeln!

ATTWENGER (AT) - KONSTANT SUPER SEIT 1990!

Markus Binder: Schlagzeug, Stimme HP Falkner: Akkordeon, Stimme

Wenzel

Artist Video Wenzel @ FROG

www.wenzel-im-netz.de

Attwenger und das Akkordeonfestival – muss (und will) ja! Schließlich ist es ein Verdienst von HP Falkner, das Akkordeon als, mit Verlaub, geiles Instrument einem Publikum nahegebracht zu haben, das damit davor wenig Berührungspunkte hatte. Im Kontext mit der ständig mutierenden/ mutierten Textarbeit von Markus Binder eine bis heute nachwirkende, einzigartige künstlerische Position. Dabei verstehen es Attwenger 28 Jahre nach ihrer Gründung, weiter spannende Musik zu machen, die immer und immer wieder etwas zum Hier und Jetzt zu sagen hat, was mensch so nicht unbedingt erwartet.

WENZEL & BAND (DE) - NACH DIESEM ABEND KENNEN WIR UNS

Wenzel: Stimme, Gitarre, Akkordeon, Piano Hannes Scheffler: Gitarren, Bass
Thommy Krawallo: Gitarren, Bass Stefan Dohanetz: Drums, Perkussion
Manuel Abreu: Trompete

Mit der neuen CD „Wo liegt das Ende dieser Welt“ kommt der deutsche Liederschreiber, Musiker, Autor und Regisseur Wenzel – der Vorname zum Künstlernamen ist Heinz- Eckhart – mit Band wieder nach Wien. Erschienen im Herbst 2018 suchen die Lieder nach Wegen aus unerträglicher Nähe in ersehnte Ferne. Erzählen von durchtanzten Nächten voller Geheimnisse, in denen gefragt wird, warum die Erde keine Scheibe ist und warum mensch im Ballett nicht spricht. Unter anderem. Wenzel stand schon weltweit und mit Arlo Guthrie, Randy Newman, Billy Bragg, Konstantin Wecker, sowie vielen anderen Musiker_innen auf der Bühne, er überstand diverse Ehrungen und Preise (den der deutschen Schallplattenkritik gleich acht Mal …) ohne sich die Treue aufzukündigen oder sich nach Schubladen und modischen Attitüden zu richten.

19th GUINNESS CELTIC SPRING

Gut, der Guinness Celtic Spring mag erst das 19. Mal durchs Land ziehen – heuer mit zwei Trios, einem aus der revitalisierten Englischen Folk- Bewegung, dem umjubelten Wunderknaben von Moore/Moss/Rutter , und andererseits mit dem tief in der westirischen Tradition eingebetteten Caroline Keane & Tom Delany Trio – und damit nominell „jünger“ sein als das Akkordeonfestival, aber wir freuen uns, wir freuen uns sehr!

CAROLINE KEANE & TOM DELANY TRIO (IE) - YOUTH & MATURITY

Caroline Keane: Concertina
Tom Delany: Uillean Pipes
Marty Barry: Gitarre

Keane Delaney

Artist Video Keane/Delaney @ FROG

www.facebook.com/...
Artist Video
www.mooremossrutter.co.uk

Keane und Delany sind Gründungsmitglieder der Irischen Band FourWinds, mit der sie durch die USA, Kanada und Australien tourten. Als Duo spielten sie die CD „Never Say Goodbye, Say Good Luck” ein, die sie nun als Trio präsentieren.

MOORE/MOSS/RUTTER (GB) - ACHINGLY BEAUTIFUL!

Tom Moore: Violine
Archie Churchill-Moss: Melodeon
Jack Rutter: Gitarre, Stimme

2009 gegründet, vereint das Repertoire dieses Trios Englische Folk-Stücke, eigene Kompositionen, „Klassiker“, Jazz und Bluegrass. Sie zelebrieren dies als „beispielhafte Innovatoren der Szene“.

AKKORDEON & HARMONIKA WORKSHOP

Franziska Hatz

Artist Video Franziska Hatz @ FROG

www.gmhorkestar.at

Im Rahmen des Akkordeonfestivals veranstaltet das Österreichische Volksliedwerk vier Workshops rund um Akkordeon und Harmonika. Jeweils einen halben Tag lang stellen sich renommierte MusikerInnen zur Verfügung, um den TeilnehmerInnen ihre persönliche Musizierweise und ihr Repertoire näher zu bringen. Dabei soll das eigene Können der TeilnehmerInnen erweitert werden.

FRANZISKA HATZ (AT) - Pianotastenakkordeon für Wiedereinsteiger_innen: Sie haben bereits als Kind Akkordeon gelernt? Am Dachboden steht noch ein altes Instrument? Sie finden das C auf beiden Seiten? Sie wissen, wie man einfache Dur/Moll-Akkorde auf der Bassseite greift? Sie wollen probieren, in einem Ensemble zu spielen? Franziska Hatz erarbeitet mit Ihnen ein bis drei einfache, weltmusikalische Stücke und steht mit Tipps, Schulungsempfehlungen und kleinen Improvisationsübungen zur Seite.

NIKOLA ZARIC (AT) - Jazzimprovisation am Akkordeon: Die Teilnehmer_innen lernen bei Nikola Zaric (Belofour, Duo Vila Madalena, Vienna Balkan Groove) balkaneske Skalen und Verzierungen, die gut für Improvisationen im Jazz zu verwenden sind. Der Workshop richtet sich an Fortgeschrittene am Knopfdruckakkordeon mit russischem B-Griff auf der Diskantseite oder am Pianoakkordeon.

JOHANNES KÖLBL (AT) - System oder Chaos? Was die Steirische Harmonika alles kann: Johannes „Jonny“ Kölbl (Tubonika, Quetsch´n´Vibes) gibt Fortgeschrittenen Einblick in die Evolution der diatonischen Harmonika. Aufgegriffen werden Notationsarten, Stimmungen und die unterschiedlichsten Diskant- und Basssysteme, die anhand von Beispielen verglichen werden. Im Mittelpunkt steht dabei die harmonischen und klanglichen Möglichen der diatonischen Harmonika bis an ihre Grenzen auszuloten.

WALTHER SOYKA (AT) - Interpretation und Stilistik auf der Schrammelharmonika: Anhand konkreter Stücke, die den Teilnehmer_innen zugesendet werden, wird am „In-Besitz-Nehmen“ der Stücke gearbeitet, verschiedene Tempi, Stimmführungen, Dynamiken ausgelotet – bis am Schluss alle das Gefühl haben, ihre „eigene“ Version erarbeitet zu haben. Dieser Workshop richtet sich an Fortgeschrittene. Walther Soyka unterrichtet auf einem chromatischen Knopfakkordeon in B-Lage.

SAMURAI ACCORDION (IT/FI/IR/Baskenland) - IM DIENSTE DES INSTRUMENTS UND DER MUSIK

Riccardo Tesi, Simone Bottasso, Markku Lepistö, Kepa Junkera,
David Munnelly: Akkordeon

Fünf der profiliertesten diatonischen Akkordeonisten Europas haben sich zu diesem musikalischen Kollektiv zusammengefunden, und dafür nicht umsonst den Begriff des „Samurai“ als ihren Namen gewählt. So wie die Samurai Krieger im nahezu absoluten Dienst einer Sache (oder eines Herren) waren, stellen sich diese Tonkünstler mit ungleich schöneren Mitteln ganz und hingabevoll in den Dienst der Musik. Ohne falsches Pathos verlangt (und belohnt) das Akkordeon, wenn sich ihm mit Seele und Körper gewidmet wird – das 2017er Album von Samurai Accordion heißt „TÉ oder 手“ (japanisch für Hand). Diese fünf Akkordeon-Großmeister – nicht nur Riccardo Tesi dabei ein populärer Stammgast des Festivals – verstehen es, geradezu gemeinsam zu atmen, klingen dabei klug, ausdrucksstark, zeitgenössisch und traditionell zugleich, Kraft und Zärtlichkeit sind dem Samurai Accordion kein Widerspruch. Meine Damen und Herren – die große Kunst der Musik auf höchstem Niveau!



Photo Credits: (1) Akkordeon Festival Logo (by Internationales Akkordeon Festival Wien); (2) Marie-Theres Stickler, (3) Alma, (4) Otto Lechner, (5) Notify, (6) Martin Spengler, (7) Wiener Tschuschenkapelle, (8) Rachele Andrioli e Rocco Nigro, (9) Diknu Schneeberger, (10) Sandy Brechin, (11) Didier Laloy, (12) Dobrek Bistro, (13) Noemi Waysfeld, (14) Duo Montanaro Cavez, (15) Walther Soyka, (16) Sterzinger, (17) Peter Havlicek (Neue Wiener Concert Schrammeln), (18) Attwenger, (20) Caroline Keane & Tom Delany, (21) Franziska Hatz, (22) Samurai Accordion (unknown/website); (19) Wenzel (by Walkin' Tom).


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