FolkWorld #68 03/2019

CD Rezensionen

Marion & Sobo Band "Esprit Manouche"
Acoustic Music Records, 2018

www.marionandsoboband.com

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Django Reinhardt hat mit seinem unverkennbaren Stil Musikgeschichte geschrieben. Der Gipsy Swing, den er zusammen mit Stephane Grappelli erschaffen hat, ist zeitlos. In den Händen begabter Musiker ist er auch heute noch kein bisschen antiquiert. Marion Lenfant-Preus und ihre Sobo Band lassen auf dem Album “Esprit Manouche” den Geist Reinhardts mit der musikalischen Gegenwart interagieren, bringen gekonnt Swing, Chanson, Balkanmusik und Jazz zusammen. Die Sängerin agiert dabei mühelos in sechs Sprachen. Eigene Kompositionen sind dabei ebenso selbstverständlich, wie Neuinterpretionen bekannter Songs der Gipsy-Swing-Geschichte. Im stetigen Wandel von Beschwingtheit und Melancholie zündet die Sängerin mit ihrer virtuosen Band ein Feuerwerk der Gefühle.
© Karsten Rube


Michael Messer’s Mitra "Call of the Blues"
Knife Edge Records, 2016

www.michaelmesser.co.uk

Der britische Bluesmusiker und Slide-Gitarren-Spezialist Michael Messer hat auf dem Album “Call of the Blues” erfolgreich bewiesen, dass sich Blues-Slide-Gitarre und indische Slide-Gitarre so ähnlich sind, um beide musikalischen Welten sehr harmonisch zusammenzuführen. Die Mischung aus Mississippi-Blues und Hindustani-Blues, die zudem von einer Tabla ergänzt wird, erweist sich als ein packendendes Kulturgemisch, das an den Flüssen von London, den Mississippi und den Ganges musikalisch zusammenfließen lässt. Zauberhaft.
© Karsten Rube


Sandum Trio "Leiker"
Etnisk Musikklubb, 2017

facebook.com/...

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Das norwegische Sandum Trio stellt auf ihrer CD “Leiker” das Akkordeon in seinen verschiedenen Klangfacetten dar. Vom finnisch-melancholischen Klang, über das Tanz-Akkordeon quebecscher Art bis hin zum klassischen “Schifferklavier” spielt Øyvind Sandum sein Instrument. Begleitet von einem weiteren diatonischen Akkordeon und einem Klavier kann man auf diesem Album den Spuren der vom Akkordeon getragenen Musik auf der polarnahen Nordhalbkugel verfolgen.
© Karsten Rube


Stefan Johansson "65 Nord"
Eigenverlag, 2017

www.stefan-johannson.de

Der schwedische Liedermacher Stefan Johansson versucht, sein Leben zwischen zwei Extremen zu leben. Zum Einen in der Ländlichkeit Nordschwedens, zum Anderen in seiner quirligen Wahlheimat Dresden. Das Album “65° Nord” hat er nach längerer Abwesenheit im Norden nun ganz seiner schwedischen Heimat gewidmet. Langsam vorgetragene Lieder, die die Ruhe der nördlichen Landschaft am Polarkreis feiern. Auch, wenn man des Schwedischen nicht mächtig ist, überträgt sich diese musikalische Entschleunigung auf den Hörer. Ein schönes Album, das Ruhe erfordert und Ruhe spendet.
© Karsten Rube


The Bucking Mules "Smoke Behind the Clouds"
Free Dirt, 2017

www.thebuckingmules.com

In einem Farmhaus in Virgina wurde dieses beschwingte Album von den Mitgliedern der Band The Bucking Mules aufgenommen. Die Musiker standen Live vor den Mikrophonen und spielten die alten und neueren Bluegrass- und Country-Tunes ein, als würden sie nach getaner Arbeit, die Leute aus der Region zum Tanz auffordern. Diese authentische Appalachenmusik lässt kaum jemanden in einer traurigen Stimmung zurück.
© Karsten Rube


Bazar Andaluz "Convivencia"
Eigenverlag, 2018

www.bazar-andalus.de

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Unter dem Namen Bazar Andalus verbindet eine Künstlergruppe ihre Liebe zur orientalisch geprägten Worldfusion. Dabei beschränken sie sich nicht allein auf eine abwechslungsreiche und multikulturell orientierte Musik, sondern verschmelzen die akustischen Momente mit visuellen. Sandmalerei, Videokunst, Derwischtanz und freier Tanz gehören zum Projekt. Das Album “Convivencia - Die Kunst des Zusammenlebens” birgt einen musikalischen Schatz aus Melodien und Poemen der Liebesdichtung aus Persien, Kurdistan und Andalusien. Der Sufipoet Maulana Rumi wird auf dem Album ebenso zitiert, wie Lieder und Gedichte aus der Zeit Al-Andalus, der Zeit, als die Mauren in Spanien regierten und den Religionen und Kulturen einen recht großen Freiraum gewährten. Die Musiker stammen aus Deutschland und dem Iran und beherrschen die verschiedenartigen Instrumente Vorderasiens ebenso, wie die aus dem Abendland. Mehr als eine Stunde lang entführen Bazar Andalus den Hörer in eine zauberhafte Welt, wie aus einem orientalischen Märchen.
© Karsten Rube


Canan Uzerli "İçten Gelen Ses"
Canan Uzerli Music, 2018

www.cananuzerli.com

Wie reichhaltig sich Musik entwickeln kann, wenn man verschiedenen Kulturen Raum gibt sich gemeinsam zu entfalten, hört man eindrucksvoll auf dem Album “İçten Gelen Ses” der türkisch-deutschen Sängerin Canan Uzerli. Übersetzt heißt das Album “Die Stimme aus dem Innern”. Sehr persönlich wirken die Songs, die die Künstlerin durchweg auf Türkisch singt. Im Booklet sind alle Texte zudem ins Deutsche übertragen, so dass man den Songs und der wunderschönen Stimme lauschen und den Gedanken der Sängerin folgen kann. Die poetischen Texte drehen sich um Glück, Sehnsucht, Schicksal. Auch eine Liebeserklärung an Istanbul ist zu hören. Mit Akkordeon und Saz, mit Geigen und Gitarren verbindet sie die beiden Kulturen, die in ihrer Seele wohnen. Musikalisch wagt sie dabei den Spagat zwischen Pop, Folklore und europäischen Hörgewohnheiten. Tango und Flamencoanklänge finden in den Liedern ebenso ihre Berechtigung, wie die reichhaltige Klangharmonie der türkischen Musik. “İçten Gelen Ses” ist ein Album, das vom ersten Ton an fesselt und einen am Ende beseelt und glücklich entlässt.
© Karsten Rube


Ensemble Noisten "Tanz Jerusalem"
Griot-Verlag, 2017

www.ensemble-noisten.de

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Wie dicht die Religionen eigentlich beieinanderliegen, versuchen die Mitglieder des Ensemble Noisten zu ergründen. Texte aus drei Weltreligionen und drei musikalische Stile verbinden die Musiker. So werden Sufimusiken mit Klezmer und Orgelwerken verwoben. Poeme des Mystikers Rumi, Worte der christlichen, jüdischen und orientalischen Weisheit werden von Nina Hoger und Felix von Manteufel vorgetragen. Die Platte ist ein wunderbarer Tanz der Kulturen und legt großen Wert darauf, die Gemeinsamkeiten der drei Weltreligionen herauszuarbeiten.
© Karsten Rube


Griselda Sanderson & Ricardo De Noronha "Veer"
Waulk Records, 2017

www.grissanderson.com

Die schottische Instrumentalkünstlerin Griselda Sanderson spielt seit 2015 mit dem Portugiesen Ricardo de Noronha auf den Bühnen Europas. Beide erkunden die volkstümlichen Instrumente verschiedener Regionen. Das Album “Veer”, ihr erstes gemeinsames Werk erlaubt es dem Hörer, einem weit gespannten Bogen zu folgen, der von der Musik Skandinaviens, über die Melodien Südeuropas bis hin zum Klangkosmos des Nahen und Fernen Ostens reicht. Zahllose Instrumente bedienen die beiden Musiker und ihre Gäste. Es sind Nickelharpa und Dulcimer zu hören, Akkordeon, Violine, Hardanger Fiddle, Flöten aus verschiedenen Erdteilen und ein weitreichendes Feld von Perkussionsinstrumenten. Die Kompositionen orientieren sich an traditionellen Themen, an deren Leitlinien sich die Musiker mit viel Improvisationsgeschick entlang bewegen.
© Karsten Rube


Oi Dipnoi "Bastrika"
NarRator Records, 2015

www.oidipnoi.com

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Oi Dipnoi ist ein Trio von Folkmusikern aus Sizilien. Die Musik auf ihrem Album “Bastrika” versucht traditionelle sizilianische Folklore mit originellen Klangexperimenten und modernen Weltmusikelementen zu verbinden und damit eine Brücke zwischen den Zeiten zu bauen. Mit Akkordeon, Tambourin und Gesang bringen sie ihre sizilianische Heimat zum Klingen. Dank Bodhràn, Maultrommel, Kastagnetten und Dudelsack lassen sie benachbarte Kulturen ebenfalls zum Zug kommen. Die Songs sind zum großen Teil ausgelassen und fröhlich, tendieren allerdings gelegentlich zur Experimental-Tarantella. Spannend ist die Musik von Oi Dipnoi durchaus, jedoch auch ein bisschen rätselhaft.
© Karsten Rube


Pantasonic "Rayos y Centellas"
Soulfire, 2017

www.pantasonics.com

Wenn eine höllische Mischung aus Ska, Reggae, Dub, Punk, Funk und ein bisschen Balkanmariachi zusammentreffen, dann muss man bei den Pantasonics sein. Diese Tübinger Partyband macht vor kaum einem Stil halt, der Leute zum Pogohopsen animiert. Dabei geben sie sprachlich genauso wenig auf Grenzen, wie musikalisch. Spanisch, Englisch, Deutsch, sogar Hebräisch soll man sie schon singen gehört haben. Die sechs Musiker holen aus Trompete, Akkordeon, Orgel, Schlagwerk, Gitarre und Bass alles raus, was drinsteckt. Und das, wenn es sein muss auch ziemlich laut. Großer rhythmischer und vor allem schweißtreibender Spaß.
© Karsten Rube


Red Priest "The Baroque Bohemians"
Red Priest Records, 2017

www.redpriest.com

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Eins der außergewöhnlichsten Barockensembles der Welt trägt den Namen Red Priest. Dies ist eine Anleihe an den Komponisten Antonio Vivaldi. Der hatte nicht nur rote Haare, sondern besaß den Priesterstand, auch wenn er diesen Job wegen seiner anfälligen Gesundheit nicht lange durchhielt. Als Komponist blieb er der Nachwelt erhalten. “Der Priester und der Zigeuner” ist ein Vivaldistück, das auf der CD “The Baroque Bohemians” der Red Priests an Vivaldi erinnert. Die Musiker des Ensembles nehmen sich aber nicht nur der gehobenen Klassik an, sondern lassen ebenso auch Folklore erklingen. So kann man klassisch arrangierte Stücke, wie “The Gipsy Round” von William Byrd und “The Jewish Dance” von Richard Nicholson aus dem 16. Jahrhundert hören. Händel und Telemann trägt das Ensemble auf überraschend frei interpretierte Weise vor, ohne die Originale dabei zu misshandeln. Unkonventionell in Kleidung und Auftrittsgepflogenheiten, haben The Red Priest mittlerweile einen ähnlich eigenwilligen Ruf, wie seinerzeit Nigel Kennedy. Von den einstigen elf Gründungsmitgliedern agieren derzeit vier an Cello, Cembalo, Violine und Barockflöte. Red Priest vermitteln großartige Klassik mit gelungenen Folkansätzen.
© Karsten Rube


Sans "Kulku"
Cloud Valley Music, 2018

cloudvalley.com/...

Der englische Multiinstrumentalist Andrew Cronshaw nahm 2011 mit ein paar befreundeten Musikern das Album “The Unbroken Surface of Snow” auf. Er selbst bediente die elektrische Zither. Zudem gehörten zu diesem Projekt der armenische Duduk-Meister Tigran Aleksanyan, sowie die finnische Sängerin Sanna Kurki-Suoni, die manchen von Hedningarna bekannt sein dürfte. Die Chemie zwischen den Musikern stimmte und nach einer langen Schaffensperiode in unterschiedlichen Projekten fanden sich die Musiker 2018 wieder zusammen, um unter dem Bandnamen Sans das Album “Kulku” aufzunehmen. Dieses multikulturelle Werk bringt vor allem karelisch-finnische Töne hervor, da Sanna Kurki-Suoni und ihre Tochter Erika Hammarberg den typischen Gesang der ostfinnischen Region Karelien zelebrieren. Die Duduk Tigran Aleksanyans bringt wiederum den Kaukasus und seine Klänge in Spiel. Finnische Kantele und Andrew Cronshaws 74-saitige Zither ergänzen dieses kulturelle Wechselspiel ebenso, wie die Klarinetten- und Saxophoneinlagen des Schotten Ian Blake.
© Karsten Rube


Solo Cissokho & Indrė Jurgelevičiūtė "Solo & Indrè"
One Root Music, 2015

In einem ruhigen Dialog zwischen den Kulturen führen uns Solo Cissokho aus dem Senegal und die Sängerin Indrè Jurgelevičiūtė aus Lithauen. Beide Musiker spielen ihre eigene Form der Harfe. Cissokho ist ein Griot, ein westafrikanischer Geschichtenerzähler und Meister auf der Kora, der Kürbisharfe. Jurgelevičiūtė spielt das Psalterium, eine Urform der Zither oder des Hackbretts. Natur und Magie werden hier musikalisch miteinander verbunden, die Sagenwelt des Nordens mit der Mystik des afrikanischen Westens. Dieses erste gemeinsame Album der Musiker beinhaltet traditionelle Melodien aus beiden Kulturkreisen und lässt durch geschickte Improvisationstechniken die Klangfarben Afrikas mit denen des Baltikums verschwimmen.
© Karsten Rube


Stefano Saletti & Banda Ikona "Sound City"
Felmay, 2016

www.stefanonsaletti.it

Stefano Saletti hat sein Album “Sound City” wie ein Konzeptalbum aufgebaut. Ausgehend von Aufnahmen, die er rund um das Mittelmeer gemacht hat, beginnt seine Soundreise in Lampedusa, einer Insel, die Symbol wurde, für Hoffnung und Verzweiflung, für Gastfreundschaft und Abgrenzung gleichermaßen. Saletti lässt ein Klangfresko aus Straßenaufnahmen, Geräuschen, Radioaufnahmen und seiner Musik entstehen, die den Hörer auf dieser Reise begleiten. Das Leben am und mit dem Mittelmeer wird zu Geräuschen, Geräusche werden zu Musik. Musik wird zum Ausdruck der Vielfalt, der Gegensätze zwischen Nord- und Südufer des Meeres. Von Lampedusa geht es über Jaffa, zum Gazipark in Istanbul, dem Symbol für die Proteste in der Türkei. Gaza, Sarajevo, Tanger, alles Brennpunkte der Ungerechtigkeit, der Gewalt und der unterdrückten Hoffnung. Schließlich kehrt Saletti am Ende des Albums an den Ausgangspunkt zurück. Er versucht dabei, stets die Hoffnung am Leben zu halten. Sein musikalisches Spektrum gibt dank seiner ausgezeichneten Band viel von den Kulturen wieder, die den Rand des Meeres säumen.
© Karsten Rube


Sutaras "Kompromisai"
Eigenverlag, 2018

www.sutaras.lt

Etwas überrascht der Titel des litauischen Folkensembles Sutaras schon. Es heißt übersetzt. Kompromisse. Doch beim Hören stellt der folkbegeisterte Hörer schnell fest, dass das die Gruppe keine Kompromisse macht. Sutaras spielt litauische Folklore für jeden Tanzschuh. Dabei setzt die Kapelle durchaus auf modernere Hörgewohnheiten, denn Sutaras besitzen einen künstlerischen Stamm, der sich durch mehrere Generationen zieht. Die Lieder stammen aus der Folklore des Landes, werden aber zum Teil recht mitreißend arrangiert. Zahlreiche Gäste haben sich auf dieser Produktion hinzugesellt. Satte Bläsersätze können wir heraushören, allerhand Perkussion, Akkordeon, Tuba, Dudelsack und sogar verschiedene Streichinstrumente. Wer die Gruppe gern mal beim Spielen sehen möchte, dem sei die DVD “Sutaras 6000!” ans Herz gelegt.
© Karsten Rube


Tori Sparks "La Huerta"
Glass Mountain Records, 2017

www.torisparks.com

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Die amerikanische Bluessängerin Tori Sparks hat ihren zentralen Lebenspunkt schon vor einigen Jahren nach Barcelona verlegt. Auf ihrem Album “La Huerta” zeigt die Künstlerin einmal mehr, wie stark der Einfluss der spanischen Musik bei ihr inzwischen ist. Ihre Arrangements binden neben Rock und Blues Flamenco, Rumba, kubanische Musik und Gospel ein. Der Gitarrist El Rubio ist mittlerweile festes Bestandteil der Band von Tori Sparks. Neben einigen eigenen Kompositionen greift sie auf einen Song von Led Zeppelin zurück. Als Bonustrack kann man Tori Sparks live erleben, wie sie gefühlvoll den Gospelsong “Wade in the Water” vorträgt.
© Karsten Rube


Vertiko "Ballgeflüster"
Laika-Records, 2016

www.vertikoswing.de

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Willkommen in den halbseidenen Clubs der späten Zwanziger. Da, wo das Licht ein wenig gedämpft ist, um nicht alle Wahrheiten zu erkennen. Erich Kästner schrieb in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts viele Beobachtungen, die er in seiner Umgebung machte, in einer Art Gebrauchslyrik nieder. Ein paar der Gedichte haben drei Künstler aus Hamburg in Coupletform, manches balladesk und wieder anderes verswingt vertont. Vertiko nennt sich Kapelle mit Nina Majer an der musikalischen Front, Frederik Feindt am Flügel und Ralf Böcker an Akkordeon und Trompete. “Ballgeflüster” ist, wie die Platte im Untertitel verspricht “Unartiger Swing”. Von leichten Mädchen und schweren Jungs wird hier gesungen, von falscher Liebe und echtem Neid. Die Bilder, die die Lieder hervorrufen, sind voller Schlieren, die Farben verwischt, der Spaß der Protagonisten aufgesetzt. Ganz, wie es Kästners Lyrik entsprach. Dies wird von den Musikern der Gruppe Vertiko zudem musikalisch stimmig umgesetzt. Man möchte meinen, in den verrauchten Amüsierkellern zu hocken, nach Unterhaltung zu lechzen und der Hoffnungslosigkeit zu entfliehen, die einen auch dort im Nacken hockt. Im kästnerschen Sinne denkt man: “Wenn man versucht in dunklen Zeiten, sich hin und wieder Licht zu machen, dann sieht man manchmal mehr als gut und selbst dem Clown vergeht sein Lachen.” Vertiko sind in ihrem Vortrag der Lyrik Kästners extrem nahe gekommen.
© Karsten Rube


Vingefang "Tidens Ekko"
Go Danish Folk, 2018

www.vingefang.com

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Die beiden dänischen Folkmusikerinnen Lene Høst und Miriam Ariana haben sich an der Musikhochschule Odense kennengelernt und arbeiten seit dem als Folkduo zusammen. Geige, Klavier, Gitarre und vor allem ein sehr harmonischer Gesang verbinden die beiden, so wie die gemeinsame Leidenschaft am Reisen. So haben die Künstlerinnen unterwegs allerhand Impressionen aufgegriffen, die sie nun auf ihrem aktuellen Album “Tidens Ekko” mit der dänischen Folklore verbinden. Es entsteht ein fruchtbarer Dialog zwischen dänischen Liedgut, sowie französischen, portugiesischen und keltischen Einflüssen. Eine ausgezeichnete Versammlung von Gastmusikern an diversen Instrumenten von Trompete, Klarinette über Saxophon bis hin zur Zither vervollständigt diese gelungene Produktion.
© Karsten Rube


Vivid Curls "Eine Welt"
Sturm und Klang, 2016

www.vivid-curls.de

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Rapunzel-Naturkost und Vivid Curls präsentieren mit der Aktion “Eine Welt” gemeinsam ihre Ideen zum Schutz der Umwelt. Während Rapunzel bereits seit 40 Jahren versucht umwelt- und sozialverträgliche Nahrungsmittel zu erzeugen, hat sich die Band Vivid Curls nun seit bald zwei Jahrzehnten dem musikalisch geführten Kampf gegen eine graue und gefühlsarme Welt verschrieben. Da passt ein Zusammenführen beider Projekte gut. Auf Konstantin Weckers “Sturm und Klang” Label haben sie “Eine Welt” als poppiges Album zum größten Teil in ihrer heimatlichen Allgäuer Mundart eingespielt, mit gelegentlichen Abstechern ins Englische.
© Karsten Rube


Voxtra "The Encounter of the Vocal Heritage"
Muziekpublique, 2016

bandcamp.com/...

Die erste öffentliche Kommunikation des Menschen erfolgt meist über die Stimme. Überall auf der Welt. Das beweist, dass der Mensch, egal aus welchem Kulturkreis er kommen mag, die Chance hat, sich weltweit verständlich zu machen. Gesang ist dabei eines der ersten Mittel, kulturelle Eigenheiten zu vermitteln. Das Ensemble Voxtra nutzt dieses, den meisten Menschen gegebene Instrument, um miteinander zu interagieren. Die Vokalisten stammen aus Madagaskar, Belgien, Albanien, Finnland und Sardinien. Überall dort herrscht eine große kunstfertige A-Capella-Gesangskultur. Als vereintes Gesangsensemble bringen sie auf der CD “The Encounter of the Vocal Heritage” die verschiedenen Gesangsstile, wie die kulturellen Unterschiede auf polyphone Weise zusammen. Unterstützt werden die zauberhaften Stimmen von skandinavischer Kantele und Glockenspiel.
© Karsten Rube


Michael van Merwyk "Songster"
Timezone, 2018

www.bluesoul.de

Seit Jahrzehnten tingelt der Bluesmusiker Michael Van Merwyk unangepasst mit eigenen Songs und Balladen durch Clubs und über Bühnen. Jetzt hat er sich einen kleinen Traum erfüllt und eine CD mit Coverversionen aufgenommen. Die Bluesgitarre im Anschlag und mit Harmonika und Bass als Begleitung bringt er auf seine eigenwillig erzählerische Spielart Songs von Bowie, Judas Priest, U2, Depeche Mode und noch einigen anderen Pop und Rock-Ikonen zu Gehör. Das gelingt ihm vor allem deshalb, weil er jeden Song mit Herzblut füllt. Da werden selbst ausgetrocknete Songs, wie der Kiss-Schlager “I Was Made For Loving You” wieder lebendig. Oft verheben sich Künstler beim Covern ihrer Lieblingssongs. Michael Van Merwyk ist jede der 16 Neuinterpretationen hervorragend gelungen.
© Karsten Rube


Michael van Merwyk "I Had A Hard Way To Go"
Timezone, 2019

www.bluesoul.de

Wer seit über 35 Jahren mit der Gitarre unterwegs ist, um all den Menschen die durstig sind nach guter Musik und ehrlichen Geschichten, Linderung zu verschaffen und selbst nicht müde wird immer wieder neue Lieder zu ersinnen, der kann irgendwann auf eine breite Palette von abwechslungsreichen Songs zurückgreifen. Der "Best of..."- Sampler war also nur eine Frage der Zeit. 25 Tracks aus unterschiedlichen Phasen des Schaffens vom Blueser und Rootsgitarristen Michael van Merwyk kann man auf diesem Album finden. Für Einsteiger und Dauerfans gleichermaßen gut geeignet. Das Album erscheint als Smart-Record, verbindet Musik aus der Zeit, als man noch Kassetten austauschte, mit dem modernen Medium, dass digital durchs Netz schwirrt. Und man muss trotzdem nicht auf Cover und Booklet verzichten, bekommt dazu den Download- oder Streaming-Link und schon kann es losgehen mit dem Hörgenuss.
© Karsten Rube


Bad Temper Joe "The maddest of them All"
Timezone, 2019

www.badtemperjoe.com

Bad Temper Joe wird auch bei seiner sechsten Albumproduktion nicht müde, Geschichten aus dem Leben zu erzählen. Sein Stil ist klar im Americana definiert. Country, Folk, Blues, Songwriting auf Gitarrenbasis. Stories von Soldaten im Bürgerkrieg, von Reisen als Musiker, von modernen Problemen mit der Technik gibt er zum Besten. Und davon hat er soviel vorbereitet, dass am Ende zwei CD's aus dieser, in einer Novemberwoche am Stück produzierten Session purzelten. Um hervorragende Americana-Musik zu hören, muss man nicht bis in die USA fliegen. Bad Temper Joe's Songs sorgen für eine nahezu authentische Stimmung.
© Karsten Rube


Christian Falk "Jetzt"
Timezone, 2019

www.christianfalkmusik.de

Wenn man mit Dreißig überraschend feststellt, dass sich die Welt doch nicht allein nur um einen selbst dreht, der Generation »Ich!!!« langsam entwächst, wird das Genießen des »Hier und Jetzt« immer komplizierter. Das geliebte Ego bekommt Risse und die Suche nach der Schuld für nicht Erreichtes findet nun auch in der Politik statt. Und dann fängt der Liedermacher an, Bilanz zu ziehen. Christian Falk liefert auf seinem Album »Jetzt« keine Patentlösung für die geschundenen Seelen der ratlos älter Werdenden. Musikalisch ist Falk recht vielfältig. Rockig, nervend, verspielt, verträumt, laut, leise - immer dem Moment und der Stimmung angepasst sind die Song. Mit dem Schlusslied bleibt bei Falk, wie beim Hörer allerdings nur ein Schulterzucken: »Hat’s alles schon gegeben«.
© Karsten Rube


Mischpoke "Di Eyne Velt"
Timezone, 2019

www.mischpoke-hamburg.de

Klezmer kann sehr vielseitig sein. Kaum eine Musikform hat sich in den letzten Jahren so intensiv darum bemüht, mit anderen musikalischen Stilistiken zu fusionieren, wie der Klezmer. Puristen betrachten das mit Skepsis. Weltoffenere Künstler sehen da farbenfroher. Die Klezmerkapelle Mischpoke lässt diese Verbindungsfreude schon mit ihrem Namen zu erkennen. "Mischpoke" im Jiddischen soviel, wie Sippschaft, schließt die ganze Familie und auch die Freunde ein. "Di eyne Velt" heißt das Album der begeisternden Klezmermusiker aus Hamburg, in der es mal traditionellen Klezmer zu hören gibt, mal balkanesk gefärbte Töne, manchmal sogar klassische Anklänge auftauchen. In jedem Fall spritzig und mit einer Menge Spaß vorgetragen.
© Karsten Rube


Andy Jones "Shield"
Timezone, 2018

www.andyjonesofficial.com

Mit eindrucksvollen Rockhymnen und folkigen Songwritermomenten meldet sich der stimmgewaltige englische Sänger und Gitarrist Andy Jones zurück. Der mittlerweile im Ruhrgebiet agierende Künstler hat 13 sehr persönlich wirkende, sowie ein paar politisch ambitionierte Songs produziert. Neben Themen, wie Liebe und Vaterschaft, singt er auch über die Gleichgültigkeit und Flüchtlingsleid. Andy Jones ist mit »Shield« ein Album gelungen, das rockig und herzlich gleichermaßen wirkt.
© Karsten Rube


Stefan Noelle "Meinetwegen im Regen"
Nasswetter Music Group, 2016

www.stefan-noelle.de

In Deutschland ist man als singender Dichter schnell ein Liedermacher. Stefan Noelle möchte ich aber lieber als Chansonier bezeichnen. Wie erklärt man den Unterschied, ohne der einen oder anderen künstlerischen Stilrichtung gegenüber despektierlich zu wirken. Ich versuche mal besser keine Erläuterung. Aber Chansons liegen mir mehr. Stefan Noelle erzählt seine Geschichten mit Gefühl, melancholisch, mit Stil leidend, mit leuchtendem Herzen und mit einem angenehmen Augenzwinkern. Farbenfroh ist seine Poesie, verspielt die musikalischen Arrangements. Und dabei bleibt er am Puls der Zeit. Umweltthemen kann man protestierend vortragen. Oder verheult. Noelle macht das nicht, er legt den Finger mit Witz auf die Wunde, wie in “O Mai” deutlich zu hören ist. Mit seiner Hymne auf die “Erdbeerbowle” darf man sich hingebungsvoll die vitaminstrotzende Kante geben. Und eine so schöne Liebeserklärung auf Gemüsebasis habe ich vor des Sängers “Willst du mit mir fencheln” auch noch nie gehört. Das Album “Meinetwegen im Regen” von Stefan Noelle strotzt nur so vor Lebendigkeit. Ich find’s toll.
© Karsten Rube


Groupa "Kind of Folk"
All Ice Records, 2016

www.groupa.se

Groupas Musik befand sich schon immer am Rande zwischen experimentellem und traditionellem. Auch mit Kind of Folk sind sie sich da treu, denn spielerisch erforscht das schwedisch norwegische Trio neue Ausdrucksformen älterer gut bekannter traditioneller schwedischer Standards aus sowohl Spiel- als auch Gesangsrepertoire. Nur einige Male erfindet das Trio ganz seinem Stile treu den Folk neu. Manchmal ist es schwer die Standards hinter den musikalischen Experimenten zu erkennen.
Doch im Allgemeinen bekommt der Zuhörer mindestens einen gut zu verstehenden Hinweis, auf welchen Standards das aktuelle Stück Improvisation und Erforschergeist basiert. Groupas Musik ist einzigartig und drückt eine Art Naturgeist aus. Schon Terje Isungsets aus der norwegischen Natur gewonnen Perkussion Instrumente sind für diesen Eindruck unabdingbar. Mats Eden's zaubrisches Spiel auf Viola d'Amore und Hardingfiddle und die windigen Töne die Simon Simonsson seinen vielen unterschiedlichen Flöten entlockt machen das verträumte Bild eines vergessenen Urwaldes komplett. Das Wechselspiel zwischen melodiöser Percussion und Tanzgrooves, wobei diese immer im Einklang mit den zaubrischen Brisen und Improvisation, die Groupas Musik ausmacht stehen, resultieren in dem was den typischen Sound der drei experimentierfreudigen Herren ausmacht.
Keines der mittlerweile 8 Alben ist sich gleich und trotzdem begleitet die Musik Groupas ein ganz besonderer Stil, der in einem die Sehnsucht nach einer längst vergessenen Urkraft erweckt.
Kind of Folk, das sich ganz speziell mit schwedischen Traditionen befasst wurde für den schwedischen Grammy nominiert. Das Folgeprojekt Kind of Folk Vol.2 hat dann norwegische Traditionen im Fokus.
Alle Stücke des Albums gehen so ineinander über, dass man die Titelübergänge überhaupt nicht merkt und das Werk als Ganzes durchgehend genießen kann. Es lädt sehr zum Träumen ein in vergangene Zeiten, in denen die schwedische Folkmusik zum Arbeitsalltag gehörte und die Wälder groß und unaufgeräumt und voller Wesen waren.
© Luise Rube


Puhti "Komia"
Nordic Notes, 2016

www.puhti.eu

Innerhalb der Folkmusik von Fusion zu sprechen ist mittlerweile nichts Neues mehr. Auch Puhti macht Neues aus den traditionellen Liedern Finnlands und produzieren mit einem mächtigen Akkordon, starken Stimmen eine spannende Kombination aus Folk und Pop. Irgendwo versteckt sich auch ein bisschen was Rockiges, auch wenn keines der typischen Elemente der Rockmusik verwendet wird. Eigentlich arbeiten Reeta-Kaisa Iles (Gesang, Kumaja, Klatschrytmen) und Anne-Mari Kivimäki (Akkordeon, Gesang, Kumaja, Klatschrhythmen) zusammen mit einem Bühnenprogramm in dem sie lebendige Folkmusik mit Tanz vereinen. Diese beiden Elemente kombiniert auf einem Silberling resultiert in einem sehr rhythmischen Musikerlebnis. Die sehr rhythmische finnische Sprache, die auch teilweise in Form von Sprechgesang eingesetzt wird, trägt ihren Teil dazu bei. Die Tanzgrooves werden wie es scheint von dem Akkordeon adaptiert und Klatschrhythmen sowie rhythmisches Stapfen runden das tänzerische Gefühl der Musik ab. Als Zuhörer erfährt man angenehme Schwingungen, die sich durch die Musik in die Beine oder Pomuskeln nagen und einen unweigerlich mitwippen lassen. Der Gesang der zwei Damen ist kraftvoll. Beide haben sehr unterschiedliche Stimmen, die voller Charakter stecken. Hier haben wir ein sehr schönes Beispiel finnischen Partyfolks zu bestaunen.
© Luise Rube


Lisa Lestander "Sånger från Förr II"
Westpark Music, 2018

www.lisalestander.se

Lisa Lestander ist kein unbeschriebenes Blatt. In dem schwedischen Vokalensemble Kraja und als Arrangörin des großen Festivals Umefolk hat sie sich einen Namen gemacht und auch als Solokünstlerin ist sie nicht vom Pferd gefallen. Nach Sånger från Förr I kommt jetzt der Nachfolger Sånger från Förr II (Lieder von früher), in dem sie zusammen mit dem bekannten Saxofonisten Jonas Knutsson und dem Synt-Virtuosen Mats Öberg weitere Lieder ihrer Heimat vor dem Vergessen bewahrt. Die Musik und Lieder des schwedischen Nordens haben bisher nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit genossen. Die Arrangements sind überwiegend ruhig und trotz der Tatsache, dass es sich um traditionelle Volkslieder handelt, haben die drei sich entschieden die Lieder durch Lestanders Flügelhorn und Knutssons Saxofonspiel, aber auch die improvisatorischen Ausschweifungen Öbergs erfolgreich in Jazz und Avantgarde zu verkleiden. Das Folkloristische bleibt durch die alten Texte, die sehr freundlich und poetisch von Lisa Lestanders unglaublich beruhigendem Gesang vorgetragen werden, erhalten. Sie handeln von Liebe, Hoffnung, Hochzeitsriten aber auch Abschied von der Heimat und Erinnerungen.
Die gesamte Platte hat einen sehr ruhigen Charakter. Auch wenn es sich nicht unbedingt um Weihnachtslieder handelt, geht diese Ausgabe musikalisch durch ihre getragene leicht melancholische Stimmung durchaus als Weihnachtsplatte durch.
© Luise Rube



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