FolkWorld #78 07/2022
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Daryana Antipova (Vedan Kolod)

Artist Audio Daryana Antipova
(Vedan Kolod) @ FROG


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Uutai


Transglobal World Music Chart Mundofonias Mundofonías 2022 #44: Hacia Siberia y el oriente lejano / To Siberia and the Far East. We travel to the most remote northern east of Asia, listening to the music of the diverse cultures that live there, thanks to the compilation «Folk and Great Tunes from Siberia and Far East«: Lydia Chechulina – Uutai – Vedan Kolod – Sretenie Ensemble – KrAsota & RAmantik – Polyn’ – Ulger – New Asia.

www.mundofonias.com | www.transglobalwmc.com

Frische frostige Luft

Folk and great tunes from Siberia and Far East

Dobrynya Satin (New Asia)

Artist Audio Märchen aus
alten Zeiten


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„Wenn man Sibirien einmal im System hat, dann wird man es nie wieder los. Ich habe meine Kindheit damit verbracht, durch die Taiga zu streunen, und ich vermisse es“, sagt die russische Folkmusik-Expertin und Musikerin Daryana Antipova. Ihr geht es darum, die lebendige sibirische Volksmusik jenseits aller Klischees bekannter zu machen. Und das funktioniert doch am besten mit einem Sampler, auf dem die aus ihrer Sicht wichtigsten Akteure der Folkszene vorgestellt werden.

In der sibirischen Volksmusik von heute geht es nicht um die hierzulande bekannten, „scheinbar authentischen“ sowjetische Folklore-Ensembles oder professionelle Chöre. Um dies zu verstehen, muss man weit ich die Geschichte zurückblicken: In der UdSSR verstand sich der Staat als „Erzieher“ der indigenen Völker des Landes. Moskau gab Richtlinien vor, die zur offiziellen Staatsdoktrin passten. Mit der kulturellen Tradition der indigenen Völker hatte diese Politik rein gar nichts zu tun. In den vergangenen zwanzig Jahren aber sind aus den Ruinen der „offiziellen sowjetischen Tradition“ immer mehr unabhängige Projekte in der Volksmusik entstanden.

Folk and great tunes from Siberia and Far East

Various Artists "Folk and great tunes from Siberia and Far East", CPL-Music, 2022

In den Regionen Sibirien und Fernost sprechen die Menschen auch heute noch über die Vertreibung, die sie in den 1950er Jahren erleben mussten. Damals drängte Moskau viele russische und indigene Bewohner der Region dazu, in größere Siedlungen mit staatlich gebauten Wohnungen umzuziehen. Die Menschen wurden ausdrücklich ermutigt, ihren Lebensstil zu „modernisieren“. Sie versuchten zwar, ihre Traditionen mit den gleichen Mythen und Legenden zu verknüpfen, die durch viele Generationen weitergegeben wurden, aber nicht immer waren diese Bemühungen erfolgreich. Ein weiteres Problem: Die traditionelle Folklore verschwindet im 21. Jahrhundert genauso schnell wie zu Sowjetzeiten, „dank" der allgegenwärtigen Globalisierung, die kulturelle Unterschiede nivelliert, klagt Daryana Antipova.

Sie selbst hat sibirische Folk-Bands vor zwanzig Jahren ausgerechnet von einem Brieffreund aus Deutschland kennengelernt! „Er schickte mir eine Kassette mit Aufnahmen der legendären Gruppe Huun-Huur-Tu von Berlin nach Krasnojarsk“, erinnert sie sich. Und dann gab es das „Sayan Ring“-Festival und die ersten Radiosendungen von Artemy Troitsky über sibirische Volksmusik. Es gibt heute völlig gegensätzliche Entwicklungen: In Moskau können Konzertbesucher keine einzige sibirische Folkband benennen, Gelegentlich taucht vielleicht der Name Albert Kuvezin auf. Auf der anderen Seite wird die sibirische Folkmusik außerhalb Russlands immer bekannter. „Als ich 2020 bei der American Folk Alliance International in New Orleans war, arbeiteten einige lokale Agenturen, die russische Folkmusiker fördern, bereits mit den Bands wie Alash, Altai Kai und Chirgilchin zusammen“, erinnert sich Daryana.

Sibirien ist viel größer und vielfältiger als die drei Republiken, die heute bei den Touristen beliebt sind. Es gibt eine große Anzahl musikalischer Kulturinstitute, in denen Volkskunst gelehrt wird. Deren Absolventen sind live aber kaum zu hören. Eine weitere Frage: Warum ist eine sibirische Teilrepublik musikalisch aktiver als eine andere? „Wir haben das Glück, dass Musiker der wunderbaren Band Ulger sich bereit erklärt haben, auf dieser Compilation vertreten zu sein“, freut sich Daryana. Die Republik Burjatien ist durch Musiker wie Zor und Inga präsent. Aus der Republik Altai stammen New Asia und Bolot Bairyshev. Aus Jakutien sind Ayarkhaan und Uutai vertreten. Die Republik Tyva ist mit Yat-Kha, Khartyga und Alexey Khovaly dabei.

Die Musiker aus dem Fernen Osten Russlands sind selbst bei guten Kennern der sibirischen Szene unbekannt. „Ich rief Elena Tyurina an, die Projektmanagerin von Ethnicart, und bat sie um Hilfe. So sind auf der Compilation Vertreter aus Kamtschatka, Tschukotka und der Region Magadan mit dabei, mit Olga Lastochkina, Oleg Napevgi, Yosif Zhukov, Gubernator und Lydia Chechulina. Musiker aus der Region Omsk und der Region Nowosibirsk, Krasnojarsk und der Republik Tyva sind durch Gruppen und Musiker wie Vedan Kolod, Dmitry Paramonov, Oktai, Sretenie, KrAsota vertreten.

„Die musikalische Vielfalt der sibirischen ethnischen Kultur und der indigenen Völker ist riesig. Aber wenn man zusammen mit den Musikern frische frostige Luft einatmen kann, während man ihren Melodien zuhört, dann bin ich dafür sehr dankbar“, schreibt Daryana Antipova.


Bolot Bairyshev

Ulger

Alexey Khovalyg


Dmitry Paramonov

Albert Kuvezin (Yat Kha)



Новая Азия (New Asia) - Топшуур (Topshur)



Alexey Khovalyg - Teve-Khaya


Listen to: Uutai - Singing Sky, Yat Kha - Shartylaam, Bolot Bairyshev - Укок (Ukok)



Photo Credits: (1) Daryana Antipova (Vedan Kolod), (2) Uutai, (3) Dobrynya Satin (New Asia), (4) 'Folk and great tunes from Siberia and Far East', (5) Bolot Bairyshev, (6) Ulger, (7) Alexey Khovalyg, (8) Dmitry Paramonov, (9) Albert Kuvezin (Yat Kha), (10) Ayarkhaan (unknown/website).


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