Ausgabe 8 2/99

Die FolkWorld Herausgeber Kolumne

Das online Editorial von den Mollis

Die neuen Trends der Folk Musik

Xose Manuel Budino; photo by The Mollis Wir kommen gerade zurück vom Celtic Connections Festival in Glasgow; wie man schon an den Berichten in dieser Ausgabe erahnen kann, haben wir viele tolle Konzerte besucht und hatten wir dort nicht nur viel Arbeit, sondern nebenbei auch jede Menge Spaß. Die Atmosphäre in Schottland ist übrigens im Augenblick äußerst interessant - sie ist voll von einer positiven, demokratischen Aufbruchsstimmung; jeder ist schon gespannt auf das neue Schottische Parlament...

Doch nun wieder zur Musik - Celtic Connections hat uns wieder einmal gezeigt, daß die spannendste Musik der 'neuen Stars' der Folk Szene meist nicht aus den 'klassischen' Folkländern Irland, Schottland, England stammt. Wenn man all diese brillianten Musiker aus Nord-Spanien und Nova Scotia sieht, überlegt man sich schon, woher ihre größere Ausstrahlung kommt, was sie anders machen als ihre Kollegen von den Britschen Inseln.

Oft ist die Bühnenpräsenz dieser Musiker sehr stark, sie wissen mit ihrem Publikum umzugehen. Außerdem haben sie eine sehr frische und junge Ausstrahlung - und zwar nicht nur die jungen Bands, sondern auch die etablierten Künstler (wie John Allen Cameron). Viele von ihnen sind perfekt dazu geeignet, den Nicht-Folk-Fan-Freund davon zu überzeugen, daß Folk Musik doch cool und trendy ist und viel Spaß macht. Zusätzlich hat ihre Musik viele neue, sonst nicht oft gehörte Einflüsse - die Melodien sind oft starke Ohrwürmer

Slainte Mhath; photo by The Mollis Die Musiker bringen noch die Mentalität ihrer Herkunftsregion in die Musik ein - die Bands aus Nord-Spanien bringen feuriges spanisches Temperament (und natürlich auch nordspanische Traditionen) in die keltsche Musik ein, die Leute aus Nova Scotia/Cape Breton möchten die Atmosphäre einer 'kitchen party' (Küchen Party) auf die Bühne bringen und die Zuschauer in dieses ganz spezielle Cape Breton Erlebnis einbeziehen.
Die etablierten Musiker aus Schottland und Irland müssen aufpassen, daß ihre keltischen Verwandten ihnen in Zukunft nicht die Schau stehlen. Die derzeitige Trendentwicklung kann aber auch für diese Musiker positive Auswirkungen haben, wenn durch die neuen Trends ein größeres Interesse für keltische Musik allgemein erzeugt wird.

Wir wollen damit nicht behaupten, daß in Schottland derzeit nichts los ist. Auf Celtic Connections konnte man zwei neue Besetzungen von erfolgreichen schottischen Bands erleben - Anam und Old Blind Dogs - beiden Bands ist es gelungen, ihre musikalische Ausstrahlung noch zu vergrößern. Die Peatbog Faeries, die in dieser Ausgaben vorgestellt werden, haben mit ihrer schottischen Roots Musik in Weltmusikkreisen größere Erfolge.
Wolfstone hingenen, die bekannt waren als eine der besten Folk Rock Acts diese Jahrzehnts, haben wohl einen der schwerwiegendsten Fehler ihrer Bandgeschichte gemacht, als sie ihren Lead Sänger/Songwriter/Gitarrist nahegelegt haben die Band zu verlassen...

Ambrozijn, press photo Bisher war nur die Rede von keltischer Musik - aber auch in einigen anderen Europäischen Regionen wird Folk Musik immer stärker. Aus Belgien können wir berichten, daß dort drei flämische Bands, alle auf dem neuen Folk Label Wildboar Music, äußerst erfolgreich sind, und eine für die belgische Szene ganz neue Popularität flämischer Folkmusik hervorrufen. Sie haben duch hochqualitative Musik kombiniert mit Professionalismus in Design und Marketing durch ihr Label, gezeigt, daß im Musikgeschäft durchaus ein Platz für Folkmusik existiert - man muß nur richtig 'rangehen.
Auch in Dänemark findet man erfolgreiche Regional-Musik - es gibt vermehrt wieder junge Bands die dänische Musik machen, und dabei auch noch einigen Erfolg haben. Eine von ihnen, Sorten Muld, wurde mit ihrem Mix aus mittelalterlicher und äußerst moderner Musik für ganze acht dänische Grammies im letzten Jahre nominiert.

Erfreulicherweise zeigen diese Entwicklungen, daß die eigenen Traditionen in Europas Regionen wiederentdeckt und frisch und modern arrangiert zeitgemäß ins nächst Jahrtausend gebracht werden. Das ist doch gut zu wissen...

In dieser Ausgabe werden wir einige dieser Trends etwas näher beleuchten. Wir haben Konzertberichte von Cape Breton/Kanadischer Musik, von dem Star-Akkordeonspieler aus dem Baskenland und einem Star-Dudelsackspieler aus Galizien, ein Interview mit der Belgischen Band Ambrozijn, ein Schwerpunkt bei den CD-Kritiken auf dänischer Musik und und und.

Viel Spaß!

Eure FolkWorld Herausgeber

Photo Credit: Xose Manuel Budino (by The Mollis), Slainte Mhath (by The Mollis), Ambrozijn (press photo)


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