FolkWorld #80 07/2023
© Bardentreffen

Nuremberg, Germany

Geklaute Laute?

Bardentreffen

21.-23. Juli 2023

Bardentreffen @ FROG

www.bardentreffen.de

Das 46. Bardentreffen in Nürnberg steht in diesem Jahr unter dem Motto „Geklaute Laute?“ und findet eine Woche vor dem Beginn der bayerischen Sommerferien von Freitag bis Sonntag, 21. bis 23. Juli 2023, statt. Bei rund 90 Konzerten auf acht Bühnen in der malerischen Altstadt werden wie gewohnt aktuelle Trends der Weltmusik und des Global Pop präsentiert. Neben den über 400 internationalen Künstlerinnen und Künstlern des offiziellen Bühnenprogramms werden zudem viele Liedermacherinnen und Singer-Songwriter erwartet, die ihr Können in den Straßen und auf den Plätzen zum Besten geben werden. Das Festival greift mit dem diesjährigen Motto die Diskussion um kulturelle Aneignung und musikalische Anerkennung auf.

Äl Jawala

Artist Video Äl Jawala @ FROG

www.jawala.de

Omiri

Artist Video Omiri @ FROG

www.omiri.eu

Gankino Circus

Artist Video Gankino Circus @ FROG

www.gankinocircus.de

Tęgie Chłopy

Artist Video Tęgie Chłopy @ FROG

www.tegiechlopy.pl

Über 200.000 Besucherinnen und Besucher jeden Alters strömen jährlich, zu Beginn der Bayerischen Schulferien Ende Juli, Anfang August zu den malerischen Plätzen und in die historischen Innenhöfe der Altstadt, um, bei freiem Eintritt, Liedersänger und Gruppen aus der ganzen Welt zu erleben. Das Bardentreffen ist Nürnbergs Open-Air-Höhepunkt und als Festival der Weltmusik d e r Klassiker. Das stets überraschende Programm umfasst 90 Konzerte auf neun Bühnen und wird komplettiert durch das Angebot hunderter Straßenmusikanten, die auch zwischen den offiziellen Bühnen ein begeistertes Publikum aus ganz Deutschland finden.

Wenn man vom Bardentreffen spricht, spricht man von Superlativen: Für die Süddeutsche Zeitung ist es „das größte Umsonst & Draußen Musikfestival Deutschlands“. Sie geht soweit, das Traditionsfestival als „Nürnbergs fünfte Jahreszeit“ zu betiteln. Jedes Jahr lässt das Bardentreffen, das als Open-Air-Format bundesweit konkurrenzlos ist, über der ganzen Nürnberger Altstadt eine faszinierende Klangwolke mediterraner Lebenslust schweben. Über all die Jahre hat dieses musikalische Stadtfest erheblich zum Lebensgefühl und zur Identität Nürnbergs beigetragen.


Äl Jawala (GER) - BALKAN BIG BEATS

Wenn auf der Bühne ihr Feuerwerk zündet, gibt es kein Halten mehr. Auf unzähligen Trommeln und mit zwei Saxofonen entfachen diese deutschen Pioniere der Balkan-Beats-Szene das Feuer einer ganzen Gypsy-Brass-Band. Mal traditionell orientalisch, mal urban und clubtauglich, liegen bei Äl Jawala Konzerterlebnis und Party ganz nahe beieinander. Hier wird die Frage nach kultureller Aneignung auf der Tanzfläche beantwortet – oder von den Bandmitgliedern so: „Vielfalt ist Reichtum, lasst sie uns feiern“.

Cara - BEST OF CELTIC MUSIC

Cara

Artist Video Cara @ FROG

www.cara-music.com

Das „Irish Music Magazine“ stuft die multinationale Folkband Cara als „Goldstandard kontinentaler keltischer Musik“ ein. „Authentisch und respektvoll in gleichem Maße“, sei sie, „… und inzwischen Teil unserer lebendigen Tradition.“ Statt der kulturellen Aneignung bezichtigt zu werden, wird Cara in Irland also in den höchsten Tönen gelobt und mit Preisen überhäuft. Unter anderem konnte Cara zwei „Irish Music Awards“ einheimsen in der 20-jährigen Bandgeschichte, die jetzt mit einem Best-of-Programm gefeiert wird.

Omiri (POR) - TRAD-REMIX MIT WITZ UND CHARME

Omiri bringt zusammen, was scheinbar meilenweit auseinanderliegt: Volksweisen und moderne elektronische Sounds. In diesem originellen Projekt werden traditionelle portugiesische Gesangsschnipsel gesampelt, mit konventionellen Instrumenten wie Akkordeon, Trommel oder Nyckelharpa instrumentiert und der Sound dann komplett aufgebrochen, indem ihm treibende elektronische Elemente beigemischt werden. Was so entsteht ist einzigartig, nicht nur voller Energie, sondern auch Witz und Charme und immer tanzbar.

Gankino Circus and Friends (GER/FIN) - WAHNSINNS-WELTMUSIKSHOW

Ist es Volksmusik, Weltmusik, Musikkabarett oder Zirkus? Von allem ein bisschen. Und deswegen ist ihre Show so besonders. Diese verspricht beim Bardentreffen eine der Superlative zu werden. Denn die Gankinos haben sich Gäste eingeladen. Neben dem Papst der fränkischen Volksmusik David Saam und Spaß-Heavy-Metal-Legende Vito C von J.B.O. kommt auch das schillerndste Pärchen des finnischen Tangos: Laura Ryhänen und Mikko Kuisma von Uusikuu. Ein finnisch-fränkischer Kulturaustausch! Ein hinreißend verqueres Bühnengeschehen, handgemachte Musik und eine große Portion finnisch-fränkischen Wahnsinn. Das geht ins Ohr, und sicher auch ans Herz. Manege frei!

Tęgie Chłopy - LEBENSFROHE TANZMUSIK AUS POLEN

Wer schon einmal in Polen auf dem Land bei einer Hochzeit war, der weiß: Nur wer ein schweres Bein- oder Hüftleiden hat, bleibt da die ganze Zeit am Tisch sitzen. Es wird dort mindestens so viel getanzt wie gegessen und getrunken. Das war schon immer so und solange es Kapellen wie Tęgie Chłopy gibt, wird dabei auch zukünftig alte Tanzmusik gespielt, bei der sich die Decke hebt. Das ist jedenfalls erklärtes Ziel dieses famosen neunköpfigen Orchesters.


Ronja Maltzahn

„Fridays For Future“-Absage
(Rolling Stone, 24.03.2022)


Artist Video Ronja Maltzahn @ FROG

www.ronjamaltzahn.de

Themenschwerpunkt „Geklaute Laute?“

Das Festival greift mit dem diesjährigen Motto die Diskussion um kulturelle Aneignung und musikalische Anerkennung auf. Wer darf welche Musik spielen? Dürfen fränkische Musiker Blues singen und europäische Bands Reggae machen? Muss Irish Folk made in Ireland sein und Tango Hecho en Argentina? Was bedeutet Aneignung denn eigentlich? Gibt es eine gute, anerkennende Aneignung? Und was unterscheidet sie von einer schlechten, diskriminierenden?

Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner: „Wir laden die Menschen vor und auf unseren Bühnen dazu ein, sich diesen komplexen Fragen wie immer mit großer Neugier, Respekt und Weltoffenheit zu nähern. Dafür steht das Bardentreffen seit vielen Jahren. Das ist der Kern dieses musikalisch-künstlerisch grenzenlosen Festivals. Ich freue mich auf die Festivaltage, die Nürnberg zur Musikkapitale machen.“ Rainer Pirzkall, künstlerischer Leiter des Bardentreffens, ergänzt: „Es erweitert den eigenen Horizont, über die oft schwarz-weiß geführte Debatte um kulturelle Aneignung im Rahmen unseres internationalen Musikfestivals nachzudenken und den Begriff näher unter die Lupe zu nehmen.“

Ein erster Blick ins diesjährige Programm verrät dann auch: Die Musikwelt ist voller Aneignungen. Beispiele gefällig? Die Congo Cowboys aus Südafrika fangen in einem wilden Ritt amerikanischen Bluegrass und Country mit afrikanischen Rhythmen ein. Das Orchestre International du Vetex aus Belgien bedient sich bei Latin, Balkan-Musik, Tarantella, Polka und Cumbia und mischt alles mit großer Raffinesse zu einem eigenen, neuen Sound. Jahneration hat den Reggae nach Frankreich entführt, das deutsche Quartett Cara hat sich dem Irish Folk verschrieben und die Sängerin Leléka und ihr Ensemble greifen in eine Kiste mit ukrainischen Volksliedern und Jazz. Ganz frei vom Verdacht, irgendwann irgendwas „geklaut“ zu haben, ist wohl keiner der Festivalgäste. Nicht das London Afrobeat Collective aus dem Herzen der britischen Metropole, nicht die Kubanerin La Dame Blanche, die ihre karibischen Wurzeln mit elektronischer Musik modernisiert, nicht Django 3000, die sich selbst als bayerische Gypsy-Rocker bezeichnen.

Zusätzlich zum Konzertangebot stellt sich das Bardenreffen in Kooperation mit dem „folker“, Deutschlands größtem Musikmagazin für Song, Folk & World, der Aufgabe einer theoretischen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit dieser kontroversen Thematik. Im Pfarrhof und Kapitelsaal von St. Sebald sind dazu an allen drei Festivaltagen Interviews, Diskussionen oder Vorträge geplant. Zu Gast sein wird unter anderem Journalist und Autor Jens Balzer mit einem Impulsvortrag zur historischen Einordnung des Begriffsfelds. Außerdem vorgesehen ist eine Podiumsdiskussion mit unterschiedlichen Aktiven der Szene, ein Gespräch mit Festivalmachern oder ein Workshop zum Thema Urheberrecht in Zusammenarbeit mit der GEMA.


Falls ihr nicht selbst zum Bardentreffen kommen könnt, könnt ihr mit den Videos und Live-Streams des Bayerischen Rundfunks die Festival-Atmosphäre auch zu Hause genießen! Merken Sie sich schon jetzt das Wochenende von Freitag, 26. bis Sonntag, 28. Juli 2024 vor!



Photo Credits: (1)-(2) Bardentreffen, (3) Äl Jawala, (4) Omiri, (5) Cara, (6) Gankino Circus (7) Tęgie Chłopy, (8) Ronja Maltzahn (unknown/website).


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