FolkWorld Ausgabe 40 11/2009

FolkWorld CD Kritiken

Lee Penn Sky "Prelude to Hindsight"
Label: Parker’s Records; 2006
Der in Idaho lebende Singer/Songwriter Lee Penchansky hat unter seinem Künstlernamen Lee Penn Sky das Debütalbum „Prelude to Hindsight“ mit 13 eigenen Songs veröffentlicht. Bei den Aufnahmen wurde er von einigen sehr guten Gastmusikern begleitet.
Es beginnt mit dem stillen Folksong „Do as I say“, bei dem Von Von Stravers Lee auf der Mandoline begleitet. Das einfache Arrangement mit Gitarre, Mandoline und Gesang findet in „Valentine’s Day“, ein melancholischer Love Song mit zwei Gitarren, Bass und Akkordeon (John Cazan), seine Fortsetzung. Diese Songs stechen mit schönen Harmonien hervor und obwohl Lee über keine großartige Stimme verfügt klingen sie recht gut. Als Lee dann aber bei „I’m spinning“ mit einem kompletten Rock Line-up (Akustikgitarre, E-Gitarre, Orgel, Bass, Schlagzeug) aufspielt, musste ich feststellen, dass seine einfach aber gut gestrickten Lieder nicht dafür geeignet sind. Er ist ein typischer Liedermacher und kein Rockmusiker und so bevorzuge ich Songs wie „Nebraska“ mit Brent King an der Mandoline oder „Michigan“ mit Mandoline (King), Dobro (Andy Pendley), Gitarren (Sky, Cazan, Pendley), Bass (Cazan) und Schlagzeug (Bob Dudy).
Das Album ist eine Sammlung von Songs, die von Folk über Blues bis Rock eine breite Bandbreite abdecken. Wie schon erwähnt gefallen mir die Songs dann wenn sie authentisch rüberkommen und sich auf das Wesentliche beschränken. Lee hat einfach nicht die Stimme um gegen ein großes Arrangement anzukommen, benötigt aber eine gute musikalische Begleitung.
www.leepennsky.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Amby, Nino Deda, Michael Marx "Lieder der Poesie 2"
Label: Bee Records; 2008
Amby Schillo (Gesang, Gitarre, Bass, Cello, Perkussion), Michael Marx (Gesang, Gitarre, Bass, Duduk) und Nino Deda (Gesang, Akkordeon) hatten bereits 2006 ein Album mit Vertonungen von deutscher Lyrik herausgegeben. Nun gibt es die Nachfolge CD mit weiteren zehn gesungenen Gedichten und zwei Instrumentalstücken.
Literarisches hört man da von Hermann Hesse (1877-1962), Joseph von Eichendorff (1788-1857), Heinrich Heine (1797-1856), Rainer Maria Rilke (1875-1926), Joachim Ringelnatz (1883-1934), Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) und von dem von den Nazis ermordeten Erich Mühsam (1878-1934); die Musik dazu stammt abwechselnd von Marx und Deda.
Die Vertonung des Hesse Gedichts „Stufen“ von Marx eröffnet den musikalischen Reigen mit einem wunderschönen melancholischen Lied, das von Gitarre, Akkordeon und Cello hervorragend begleitet wird. Es folgen weitere stille Balladen wie Eichendorffs „Frühlingsnacht“ (Deda), Heines „Sie saßen und tranken am Teetisch“ (Deda) oder Rilkes „Herbsttag“ (Marx). Hofmannsthals „Vorfrühling“ wurde als melancholisches Lied interpretiert; Duduk, Akkordeon und Bass machen es ein wenig jazzig.
Heines „Belsazar“ (Marx) klingt mit viel a Capella Gesang und minimaler Instrumentierung orchestral jazzig. Auch Rilkes „Das Karussell“ (Marx) brilliert mit coolen Jazzrhythmen und schönen Harmonien während Mühsams „Der Revoluzzer“ (Marx) mit rhythmischem Fingerschnippen und tollem dreistimmigen Gesang zwischen Blues und Jazz anzusiedeln ist. Ringelnatz schrieb „Überall“ und Deda vertonte es als atemberaubendes dreistimmiges a Capella Lied im Stil von Bobby McFerrin. Deda schrieb die beiden mitreißend rhythmischen Instrumentalstücke; die traditionell komponierten „Albanischen Impressionen“ werden auf Gitarre, Akkordeon und Perkussion gespielt und bei „Enxhi’s Walzer“ zeigen die drei Vollblutmusiker, dass sie musikalisch erste Sahne sind. Das verkehrte Gedicht (Dunkel war’s…) eines unbekannten Autors ist mein persönlicher Favorit. Deda macht daraus einen Jazzsong im Stil von Al Jarreau.
Lieder der Poesie verbindet großartige Poesie mit poetisch virtuoser Musik und wird jeden Liebhaber von guter Musik begeistern. Die drei Künstler sind sowohl gesanglich wie auch musikalisch vom Feinsten; lasst euch das nicht entgehen.
www.liederderpoesie.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Jon Strider "White Wings"
Label: New Sky Records; 2005
Der kalifornische Singer/Songwriter Jon Strider lebt seit 2005 in Schweden, wo er auch das Album „white wings“ mit elf neuen Songs aufgenommen hat. Bereits seit den späten 60er Jahren begeistert Strider mit seinem Rhythm & Folk die Fans. Bei den Aufnahmen wurde er von Amir Aly (Bass, E-Gitarre, Loops), Thomas Grün (Drums), Vera Renella (Gesang), BG Sahlin (Akustikgitarre), Marlon Tependio (Perkussion) und den Chorsängerinnen Disa Renella und Louisa Sjunnesson begleitet.
Das Album beginnt mit „At the Way Station“ vor allem rhythmisch und mit tollem Gesang. Strider hat eine schöne und volle Tenorstimme, mit der er melancholische Love Songs wie „We got Faith“ wunderbar vorbringen kann. Hier wird er von der engelhaften Stimme von Vera Renella begleitet. Der Titelsong ist eine romantische Ballade mit Disas Chorgesang während „Elvis Angel“ eine humorvolle Widmung an den unvergesslichen Rock’n’Roll Star ist. Das instrumentale „Flight“ wird durch Veras hypnotische Stimme und die psychedelisch anmutende Begleitung zu einem Hinhörer und perfekten Abschluss der CD.
Jon Strider hat mit seiner Band ein schönes Album voller rhythmisch melodiöser Songs produziert. Für meinen Geschmack ist es manchmal zu Mainstream, aber das soll weder die gesanglichen noch die musikalischen Qualitäten in Frage stellen. Reinhören zahlt sich auf jeden Fall aus.
www.jonstrider.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Strömkarlen "…spelar"
Label: Eigenverlag; 2009
Der schwedische Wassergeist Strömkarlen schlägt wieder zu! In Gestalt der Fiddlerin Christina Lutter (auch Gesang und Whistles), des Gitarristen und Sängers Stefan Johansson und des Multiinstrumentalisten Guido Richarts (Gesang, Kontrabass, Bodhràn, Hurdy-Gurdy, Kalimba, Piano und Maultrommel) nimmt er den Zuhörer gefangen, entführt ihn weit in den Norden und taucht ihn ein in die Musik Skandinaviens und Irlands. Mit ausgewählten Gastmusikern hat das Trio je vier traditionelle schwedische und irische Songs und Tunes, zwei Coverversionen von schwedischen Liedern und zwei Eigenkompositionen von Guido Richarts aufgenommen.
„Björnlaten“ (Bärenmelodie) heißt der im schleppenden Rhythmus gespielte traditionelle Tanz aus dem schwedischen Dalarna, mit dem der Wassergeist uns einfängt. Neben der Fiddle vernebeln uns der Kontrabass, die Gitarre und die Maultrommel mit ihrem hypnotischen Spiel die Sinne. Weiter in den Norden nach Jämtland lockt uns der Klang der mehrstimmig gesungenen romantischen Ballade „Jag väntar“ (Ich warte), die einen Text des schwedischen Dichters Dan Andersson vertont. In der Walpurgisnacht wird das traditionelle „Varvindar friska“ (Steife Frühlingsbrise) gesungen. Das Trio interpretiert es zuerst atemberaubend A Capella, bevor Bodhràn, Fiddle, Kontrabass und Didgeridoo (Hendrik „Left“ Löffler) einen mitreißenden Rhythmuswechsel initiieren. Es folgt das archaisch interpretierte skandinavische Kirchenlied „Jag höja vill till Gud min sang“ (Ich möchte dieses Lied für Gott singen) mit Löffler an der Kirchenorgel und Stefan „Steppel“ Salewski an der Perkussion; dazu kommen der klerikale mehrstimmige Gesang, Bass, Gitarre und Fiddle. Richarts schrieb vor acht Jahren „Visan“ (die Melodie), nun hat es Johansson ins Schwedische übersetzt und Strömkarlen haben es als mittelalterliches Lied mit Hurdy-Gurdy, Whistle, Bodhràn, Gitarre und Bass arrangiert. Der irische Seefahrer Song „In London so fair“ wurde mit Kalimba und Holzxylophon (Salewski) als tropisch anmutender Groove eingespielt, während die traurige Ballade „Paddy’s Lamentation“ traditionell mit dem slow gespielten reel „Master Crowley’s“ kombiniert wurde. Hakan Norle und Rune Lindström schrieben 1941 das fröhliche „Visa vid midsommartid“ (Lied um den Mitsommer), das noch heute bei den Mitsommernachtsfeiern in Skandinavien gespielt wird und Mikael Wiehe ließ sich von einem Oscar Cleve Bild zu „Flickan och krakan“ (das Mädchen und die Krähe) inspirieren. Beide Lieder werden traditionell vorgebracht. Beim irischen Liebeslied „Flower of Magherally“ wird Christinas gefühlvoller Gesang von Sullivan MG auf dem Dobro und Johansson an der Gitarre begleitet. Zum Abschluss gibt es ein weiteres irisches Folklied zu hören, „Maid of Culmore“, bei dem Richarts Lutter am Piano begleitet.
Auch das neue Album von Strömkarlen steht dem Vorgänger „Middvinternatt“ (Folkworld # 38) in nichts nach. Originale traditionelle Musik aus Skandinavien und Irland, vorgebracht in traditioneller oder auch innovativer Weise. Für mich sind die drei wohl vom Feinsten was die deutsche Folkszene zu bieten hat.
www.stroemkarlen.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Peatbog Faeries "Live"
Label: Peatbog Records; 2009
Die 1994 gegründete schottische Celtic Fusion Band Peatbog Faeries ist zwar auf der Isle of Skye zuhause, hat aber durch ihre ausgedehnten Tourneen weltweit eine große Fangemeinde aufgebaut. Das lang überfällige Live Album wurde aus Aufnahmen von nur zwei Veranstaltungen in Edinburgh aufgenommen. Peter Morrison (Pipes, Whistles), Adam Sutherland (Fiddle), Tom Salter (Gitarre), Graeme Stafford (Keyboards), Innes Hutton (Bass) und Iain Copeland (Drums) wurden bei den Konzerten von den Wayward Boys an den Blechblasinstrumenten begleitet.
Morrison schrieb acht der elf Sets selbst, zwei stammen von Sutherland und das „The dancing Feet Set“ besteht aus traditionellen wie auch zeitgenössischen Stücken. Die Faeries machen mitreißend rhythmische Instrumentalmusik und so beginnt das Album mit Morrisons „The Anthropologist“ und einem großartigen Saxophonsolo von Nigel Hitchcock; kräftige Bassläufe, tolles Schlagzeugspiel, Whistle und Fiddle sorgen für den notwendigen Speed. Bei Sutherlands „Invergarry Blues“ brilliert Stafford mit einem hervorragenden Orgelsolo während die Jungs im Stile einer Bigband rocken. „The Locks and Rocks Reel“ ist eine perfekte Plattform für Morrisons Dudelsackspiel und das Bläserquartett, neben Hitchcock bestehend aus einem zweiten Saxophonisten, Konrad Wiszniewski, dem Trompeter Paul Spong und dem Posaunisten Rick Taylor. Das Zusammenspiel von Gitarre und Fiddle wie auch der Dudelsack und die Bläser dominieren „Friend of crazy Joe“ und Copeland spielt ein atemberaubendes Solo beim 18 minütigen „The dancing Feet Set“. Während dann Wiszniewski bei „Decisions, Decisions“ ein jazziges Saxophonsolo spielt übernimmt Sutherland beim folgenden „Kevin O’Neill of Rutherglen“ gemeinsam mit Morrison an der Whistle die Führung und spielt erstklassigen Folk. Nach mehr als 70 Minuten ertönt das bombastische Finale von „Caberdrone“ und wie bei einem Konzert gibt es dann noch eine Zugabe, die wunderschöne Whistle/Fiddle/Saxophon Tune „All about Windmills“.
Die sechs Musiker von den Peatbog Faeries gehören sicher zu den besten Schottlands und gemeinsam mit dem Bläserquartett haben sie eine bemerkenswerte Live CD eingespielt. Sutherland und Copeland kannte ich schon durch ihre Arbeit mit Session A9 und habe sie sogar schon Live gesehen, aber der Rest der Band steht ihnen in nichts nach.
www.peatbogfaeries.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Dunkelschön "Katharsis"
Label: Screaming Banshee/Alive!; 2009
Seit ich die bayrische Mittelalterband Dunkelschön vor einem Jahr Live in der Met Bar in Lenzburg gesehen habe (Folkworld #38) hat Nicolas von Stolzmann den Platz des jungen Mönches fest eingenommen. Er singt und spielt Bouzouki und Gitarre und dazu kommt neu noch die Stimme der Cellistin Monika Klüpfel. In dieser neuen Besetzung haben die fünf Musiker traditionelle und historische Texte vertont, aber auch ein selbst komponiertes Lied und eigene Melodien eingespielt.
Vanessa Istvan eröffnet den musikalischen Reigen mit dem hellen Klang der Flöte, mit der sie die dunkelschöne Vertonung eines Textes der Carmina Burana einleitet; archaische Rhythmen, der dunkle Klang des Cello, die Nyckelharpa und die Gitarre begleiten Michael Kaisers leidenschaftlichen Gesang bei „Mandaliet“. Beim traditionellen schwedischen Lied „Kristallen den Fina“ lässt Vanessa ihre wunderschöne Altstimme erklingen und Christian Wittkopf erzeugt dazu den mitreißenden Rhythmus. Dann folgt die Eigenkomposition „Askiath, die weißen Raben“, ein düster lyrisches Lied mit Harfe, Drehleier und hypnotischem Trommelschlag. Anonyme Texte in lateinischer (Lacrima) wie auch deutscher Sprache (Dein Gedenken) wurden musikalisch umgesetzt und ein traditioneller französischer Tanz (Tourdillon) begleitet die selbst getextete Ballade „Mon ami“. Immer wieder begeistern die Barden mit tollen Rhythmuswechsel; die Lieder beginnen mit stillen Gesängen der Damen und werden dann von Perkussion und Saiteninstrumenten angetrieben wie bei der Vertonung des historischen Gedichtes „Deine Flammen“ (Gabriel von Baumberg, 18. Jahrhundert). Der Merlin zugesprochene gälische Zauberspruch „Mion Mar“ wird im Chorgesang zum orientalischen Rhythmus der Davul gesungen und beim aus dem gälischen übersetzten Schlaflied „Quiet Lands“ begleitet das Cello Vanessas engelhaften Gesang. Das Album endet mit zwei instrumentalen Stücken: das rhythmische „Haganusa“ besticht mit großartigem Spiel auf der Nyckelharpa und der Sopranflöte und die Harfe dominiert die wunderschöne Melodie „Aeris“, an dessen Ende der Wind auf dem Gipfel der Gleichberge, einer alten keltischen Stätte, die Saiten ertönen lässt.
Das neue Album von Dunkelschön erklingt in sanften Tönen und entführt uns wieder in eine andere Zeit. Verführerische Gesänge, fremde ungewohnte Töne und tolle Rhythmen vereinen sich zu einem weiteren Meisterwerk dieser Band.
www.dunkelschoen-musik.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Patent Ochsner "The Rimini Flashdown"
Label: Universal Music; 2008
Der Sänger Büne Huber hat mit der Berner Mundart Band Patent Ochsner das neue Album „The Rimini Flashdown“ mit14 selbst komponierten Liedern und einem Instrumentalstück aufgenommen. Neben Huber (Gesang, Gitarren, Dobro, Banjo, Ukulele, Lap Steel, Bouzouki, Keyboards, Perkussion) sind Andi Hug (Schlagzeug, Perkussion, Ukulele, Lap Steel, Keyboards, Programmierung, Gesang), Monic Mathys (Bässe), Diesel Gmünder (Gitarren, Mandoline, Gesang), Christian Brantschen (Akkordeon, Keyboards, Gesang), Menk Grossniklaus (Saxophon), Daniel Woodtli (Trompete, Hörner), Andreas Tschopp (Posaune), Daniel Schädeli (Tuba), Katrin Bögli (Cello), Daniela Bertschinger (Bratsche) und Misa Stefanovic (Geigen) mit von der Partie.
Huber singt im gemächlichen Berner Dialekt rockige Lieder (Tiger), stille Balladen (Angelina) und groovige Songs (Globetrotter), alles aufwendig arrangiert mit Bläsern, Streichern, Gitarren, Bass, Schlagzeug, aber auch Akkordeon, Banjo oder Mandoline. „Farfromdasea“ ist ein toller Blues mit Banjobegleitung und Bläsereinsätzen, für mich der Höhepunkt der CD. Das groovige Globetrotter, das man hier in der Schweiz oft im Radio hört, sticht mit dem Zusammenspiel der elektrischen Gitarre und den Bläsern hervor. Der kurze Reggae Skit „Boca Chica“ leitet dann das stille Titellied „Rimini“ ein; Akkordeon und Vibraphon spielen zu langsamen Reggaerhythmus. Der „Brautstrauss für die Königin“ schließlich ist ein pompöses Instrumentalstück mit Blechbläsern und „Gruusigs Lied“ bietet cooles Saxophonspiel.
In der Schweiz gibt es sehr viele dieser Mundart Rockbands, die meiner Ansicht nach sehr ähnlich klingen und sich vor allem durch den typischen Dialekt unterscheiden. Patent Ochsner gehören nicht zu meinen Favoriten, dennoch ist es ein solide eingespieltes Album.
www.patentochsner.ch
Adolf 'gorhand' Goriup


V/A "The Irish Folk Festival 2009 – Between Now and Then"
Label:
Magnetic Music; 2009
Seit 1974 geht Petr Pandula von Magnetic Music jedes Jahr mit The Irish Folk Festival auf Tour in Deutschland und der Schweiz. Zur Einstimmung auf den diesjährigen Event wird am 2. Oktober eine CD mit den vier Protagonisten des Festivals veröffentlicht. Je vier bisher in Europa unveröffentlichte Aufnahmen von der David Munnelly Band (Co. Mayo, Irland), Tommy O’Sullivan (Dingle, Irland), Jennifer Roland Band (Cape Breton, Kanada) und Niamh Parsons & Graham Dunne (Dublin bzw. Co. Clare, Irland) wurden für diesen Sampler ausgewählt.
Die David Munnelly Band startet mit Ian Sinclaires rhythmischen Song „The King’s Shilling“, gesungen von der aus Donegal stammenden Sängerin und Gitarristin Shauna Mullins. Ihre wunderschöne und kraftvolle Altstimme wird von Munnelly (Akkordeon), seinem Bruder Kieran (Irish Flute, Bodhràn), Paul Kelly (Fiddle) und Philippe Barnes (Gitarre) begleitet. Es folgt ein Set mit einem Waltz, einem Slow und einem up-beat Reel, bei dem das Zusammenspiel von Flute, Akkordeon und Fiddle großartig ist. Nach dem stillen Karine Polwart Song „Follow the Heron“ wird es dann mit dem „Connemara Set“ richtig rasant. Step Dancer Nic Garreis gibt gemeinsam mit dem Bodhràn den Takt an und die Band folgt mit tollem Spiel.
Dann singt Tommy O’Sullivan gemeinsam mit der Texanerin Saundra Reichenbach seine Lieder zwischen Gegenwart – Dougie McLeans „Feel so near“ – und Vergangenheit – das traditionelle „The rambling Irishman“. Er hat eine raue Tenorstimme, die er mit rhythmischem Gitarrespiel begleitet, und singt meist melancholische Lieder mit einer Prise Zuversicht.
Zum ersten Mal ist eine kanadische Band beim IFF dabei und Roland, eine hervorragende Fiddlerin und Step Dancerin, stellt sich mit dem traditionellen Reel „Master Crowley’s“, den beiden Eigenkompositionen „Cape Dauphin Set“ (Jigs) und „This Flower I pick for you (Slow Air) sowie einer Coverversion von Robert Randles „Five Way Street“ (Hornpipes und Reel) vor. Roland bringt einen Schlagzeuger, einen Bassisten und einen Keyboarder mit, die ihr virtuoses Spiel begleiten.
Den Abschluss machen die Sängerin Niamh Parsons aus Dublin und der Gitarrist Graham Dunne mit drei traditionellen Songs und einem Set. Parsons singt mit voller reifer Stimme zu Dunnes gefühlvoll feinem Spiel wie beim flotten „In my Prime“ oder beim traurigen „Wounded Huzzar“. Dunne zeigt dann vor allem bei einem Set mit zwei Jigs, dass er das Spiel mit den Saiten perfekt beherrscht, bevor Parsons eine irische Version des schottischen „Red is the Rose“ vorbringt.
www.irishfolkfestival.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Blechforest Steelorchester "unfassbar"
Label: Eigenverlag; 2009
Das 1998 vom Freiburger Musiker Rolf Grillo (Arrangements, Perkussion, Akustikgitarre, Gesang) gegründete Blechforest Steelorchester hat mit „unfassbar“ bereits ihr zweites Album mit fünf eigenen Stücken, drei Coverversionen und einer traditionellen Melodie aus Ghana veröffentlicht. Die 16 Musiker spielen verschieden Pans (Steeldrums) – zwei 6-bass, zwei triple-guitar, zwei double-second und fünf tenor-pan – diverse Perkussionsinstrumente, Alt- und Tenorsaxophon sowie Gitarren; dazu kommen mehrere SängerInnen.
Die musikalische Reise auf den aus Trinidad-Tobago stammenden ursprünglich aus alten Ölfässern hergestellten Pans beginnt mit „Fliegende Farben“, einem Samba des Freiburgers Martin Merchel. Der 1942 im Krakauer Ghetto ermordete Mordechai Gebirtig schrieb die melancholische Melodie „Kinder Yorn“ (Kinderjahre), das durch den warmen Klang der Steeldrums und des Saxophons etwas weniger bedrückend klingt. Der „Walza“ von Grillo wechselt von 3/4 auf 6/8 Takt und bei einer Co-Produktion der Mitglieder, dem Song „Katamaran“, gastiert der Berner Pan Hersteller Esa Tervala mit einem Solo auf der Tenor Pan.
Das orchestrale „Gnossienne“ des französischen Pianisten Eric Satie, das rhythmische „Yele Yele“ aus Ghana, das mit tollen Gesängen hervorsticht, und David Rudders mitreißender Calypso „The Hammer“ beschließen ein Album, das von einer Reihe begeisterter Steel Drummer eingespielt wurde. Mir gefällt die CD mit dem karibisch anmutenden lockeren Sound.
www.blechforest.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Pflanzplätz "querbeet"
Label: Narrenschiff; 2009
Das Schweizer Trio Echo vom Pflanzplätz wurde bereits 1989 gegründet. In den folgenden Jahren wurde die musikalische Besetzung völlig ausgewechselt, der Name auf Pflanzplätz verkürzt und der Stil wandelte sich von ursprünglich Berner Volksmusik hin zu einem Mix aus traditioneller Volksmusik und modernen Elementen.
Dieser Wandel wurde vor allem 1991 durch Simon Dettwiler (Schwyzerörgeli) und 1993 durch Thomas Aeschbacher (Schwyzerörgeli, Langnouerli, Cajon, Löffeli) initiiert. Seit einigen Jahren hat Jürg Nietlispach (Kontrabass, Gitarre, Trümpi = Maultrommel) auch den letzten des ursprünglichen Trios abgelöst.
Auf ihrem neuen Album „querbeet“ haben die drei gemeinsam mit ein paar ausgewählten Gästen 17 Stücke aufgenommen, Eigenkompositionen, traditionelle Stücke aus Schweden und Finnland wie auch zeitgenössische und historische Kompositionen. So spielt Oli Hartung (Stop the Shoppers) bei Aeschbachers „Schwyzer Kultnacht“ die E-Gitarre. Der „Benzenouwer Zürichtantz“ ist eine alte Melodie aus dem 16. Jahrhundert, hervorragend interpretiert mit Maultrommel, Schwyzerörgeli und Bass. Rainer Walker am Harmonium und Dani Häusler (Hanneli Musig) am Sopransaxophon gastieren beim cool jazzigen „Ritartando“; das Schwyzerörgeli bewahrt den volkstümlichen Charakter und der Kontrabass setzt weitere jazzige Akzente. Ähnlich jazzig geht es weiter mit „Valse à Blackout“, einer weiteren Aeschbacher Komposition, bei der David Märki das Hackbrett schlägt. Ein melancholisch rhythmischer „Schwedischer Walzer“ und das traditionell finnische „Oira“ bringen skandinavische Musik in die Schweiz. Letzteres begeistert mit tollem Zusammenspiel von Gitarre und Schwyzerörgeli, sowie rhythmischen Cajon, Bass und Gesang. Ein weiterer Höhepunkt ist Aeschbachers „Aroser Holding & Co“, das als volkstümlicher Tanz beginnt und dann mit Daniel Küffer am Baritonsaxophon und Nietlispach am Kontrabass immer jazziger wird. Überhaupt überzeugen die Musiker mit abwechslungsreichem Spiel. Beim „Ghetto Tango“ erklingt wieder das Hackbrett, „Stüdubärg“ ist eine schöne Ballade, geschrieben für das Langnouerli, einer einfachen ursprünglich aus Wien stammenden Ziehharmonika, und beim traditionell komponierten „Stumpbärli“ spielt Häusler die Bassklarinette und das Sopransaxophon und Nietlispach die Maultrommel. Mein Favorit ist der jazzige Zigeunertango „Koole Sause“; großartiger Kontrabass, fetziges Schwyzerörgeli und tolles Hackbrettspiel zeichnen ihn aus. Ein romantischer französischer Walzer von M Ragouneau und Dettwilers Verarbeitung diverser Trachtengruppen-Traumata, „Abschottisch“, beschließen ein bemerkenswertes Album.
Das Trio besticht mit musikalisch hervorragend interpretierter Volksmusik, spielerisch und kreativ arrangiert und mit starken Einflüssen aus Jazz.
www.pflanzplaetz.ch
Adolf 'gorhand' Goriup


The Carrivick Sisters "Jupiter’s Corner"
Label: Eigenverlag; 2009
Die beiden Zwillinge Charlotte (Gesang, Gitarre, Mandoline, Banjo) und Laura (Gesang, Fiddle, Dobro, Cello, Gitarre) Carrivick haben 2006 gemeinsam als Strassenmusiker begonnen. Drei Jahre später haben sie bereits ihr drittes Album „Jupiter’s Corner“ mit neun eigenen, einem traditionellen Song sowie zwei Instrumentalstücken produziert. Begleitet wurden sie bei den Aufnahmen im Heim der Carrivicks im Süden der Grafschaft Devon von John Breese (Banjo, Bass) und Jeremy Carrivick (Gitarre).
Das Album beginnt mit meinem Lieblingssong, dem traditionellen Bluegrass „Darling Corey“. Charlotte begleitet ihren großartigen Gesang auf der Gitarre, während Laura das Dobro und den Begleitgesang erklingen lässt; Devon goes Bluegrass. Beide haben eine gut ausgebildete volle Gesangsstimme und beherrschen ihre Instrumente hervorragend. Laura hat die wunderschöne Ballade „Stars“ geschrieben, bei der sie Fiddle und Cello spielt. Weiter geht’s mit dem schönen Countrysong „Only Hills“ (Charlotte), der traurigen Ballade „The William and Emma“ (Laura) und dem fröhlichen Walzer „Song for the Year“ (Laura). Am besten klingen die beiden jedoch wenn sie rhythmischen Bluegrass spielen. Bei „The Herzogin Cecile“ (Charlotte) brilliert die Sängerin mit ihrem Clawhammer Banjo und wird von Laura am Cello begleitet, während beim „The sticky Bread Set“ das Zusammenspiel von Mandoline und Fiddle überzeugt. Ein romantischer Love Song von Charlotte (All the Times), das vom Klang der Fiddle und Lauras Stimme dominierte „The old Apple Tree“ und das melancholische Schlaflied „Slip away“ (Charlotte) ergänzen das abwechslungsreiche Programm. Ein weiterer Höhepunkt ist das rasante „Waiting for a Train“, bei dem Breese das Banjo und den Bass spielt; Fiddle, Mandoline und Lauras Gesang setzen dem rhythmischen Feuerwerk noch das Sahnehäubchen auf. Zum Abschluss gibt es das instrumentale Titelstück mit Jeremy an der Gitarre, Charlotte am Banjo und Laura an der Fiddle; bei diesem Rhythmus bleibt keiner still sitzen.
Mich haben die Geschwister mit ihren erstklassigen Songs und Tunes begeistert, Americana at it’s best und das von den britischen Inseln. Lasst euch das nicht entgehen!
thecarrivicksisters.wordpress.com
Adolf 'gorhand' Goriup


A Life, A Song, A Cigarette "Black Air"
Label: Siluh Records; 2008
Die sechsköpfige Wiener Band A Life, A Song, A Cigarette hat auf ihrem zweiten Album „Black Air“ zehn neue Songs des Sängers und Gitarristen Stephan Stanzel aufgenommen. Dazu gehören Bassist Martin Knobloch, Schlagzeuger Daniel Grailach, Cellist Lukas Lauermann, Hannes Wirth (Gitarre, Bottleneck, Gesang) und Philipp Karas (Keyboards, Akkordeon, Piano, Hammondorgel). Als Gastmusiker hören wir Ken Stringfellow (Gesang, Gitarre, Synthesizer, Tamburin), Patrick R. Porter (Pedal Steel), Marilies Jagsch (Gesang), Stephanie Radon (Fagott) und Stefan Deisenberger (Trompete).
Die CD beginnt rhythmisch rockig mit „Babyface“; da werden Erinnerungen wach. Es klingt wie die moderne Weiterführung der Musik meiner Jugend, die 70er. Es folgen abwechselnd melancholische Balladen (Near), mitreißende Rocksongs (Devil) und rhythmischer Happysound (Marie). „Down“ ist ein brillant gespielter Blues, bei dem Cello, Gitarren, Keyboards, Bass und Schlagzeug den Ton angeben und Stanzel mit leidenschaftlichem Gesang begeistert. Auch der Titelsong kommt bluesig daher, ist jedoch eher still melancholisch und wird vom Klang des Cello dominiert. Dann gibt es epische Songs wie „Truth“ oder „Simmering“ zu hören bevor zum Abschluss meine beiden Favoriten kommen. Psychedelic Rock vom Feinsten erklingt bei „Tears“. Piano, Orgel, Synthesizer, Gitarre und Cello begleiten Stanzels tollen Gesang und der hypnotische Rhythmus steigert sich im Stil einer großen Rockballade. Jagsch singt beim melancholischen „Fever“ ein betörendes Duett mit Stanzel, begleitet nur von der Akustikgitarre.
Die sechs Wiener haben da ein hervorragendes Album produziert, dass sich durchaus auf internationalem Niveau messen kann. Arrangements, Aufnahmen, musikalisch wie gesanglich brillant eingespielt präsentieren sie zehn tolle Songs.
www.alasac.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Wolfenmond "Neumond"
Label: Trisol music group; 2009
Die dreiköpfige Mittelalterband Wolfenmond hat für ihr aktuelles Album „Neumond“ drei neue Songs, zwei eigene Remixes sowie neun externe Remixes aufgenommen. Die Sängerin und Texterin Sonja Saltara wird von Christo de Marmedico (Sackpfeifen, Drehleier, Schalmeien, Flöten, Programming) und Tambor von Wila (Drums, Perkussion, Didgeridoo) begleitet.
Zum Auftakt spricht Saltara über die „Dunkelheit“ und besingt mit betörendem Gesange den „Neumond“, der besagte Dunkelheit über das Land legt; dazu gibt es elektronische Klänge und hypnotische Rhythmen. Was da an der Besetzung so mittelalterlich klingt erweist sich als ein Mix aus düsteren Texten, mitreißenden Grooves und fremd anmutenden Klängen aus alten Instrumenten – eine brillante Mischung. Dann folgt mit „Feuerbrunst“ ein weiterer neuer Song, der mit Drehleier, Loops und toller Perkussion genau in das Konzept passt. Der Remix von „In Flammen“ beginnt mit dem Dudelsack und rhythmischen Loops, bevor der beinahe unheimliche Hexengesang und die Schalmei das Mittelalter zurückbringen. So wechseln moderne Grooves, großartiger Gesang und traditionell gespielte Melodien ab und erzeugen einen beeindruckenden Sound. Als zweiten Song haben die drei „Hel“ neu gemischt und in eine elektronische Klangwelt eingebettet, ebenso faszinierend klingt der Song als Sector Alpha EBM (Electronic Body Music) Remix. Ingo Hampf (Subway to Sally) verwandelt „Wolfszeit“ in ein animalisch-majestätisches Werk und Matthias Ambré (ASP) mischt es bei der „Supernova 1006 Club Version“ als abgehackten Gothic-Rock. Sven Dörr erzeugt beim „Sandkasten Remix“ von Katla den typisch harten Spielkind Sound, während Cadaterra beim „Katlaterra Remix“ den mittelalterlichen Charakter bewahrt. Dream 17 machen aus „Odádahraun“ ein Electronic World Music Stück und das australische dark ethereal electro worldmusic Duo Dandelion Wine interpretiert die „Elfenhochzeit“ (The Tripping Elves Mix) als TripHop Ballade. Zum Abschluss gibt es den dunkel bedrohlichen PS Remix „Ymir“ des Portugiesen Filipe Cruz.
Das Marburger Trio hat mit dem neuen Album „Neumond“ ein innovatives Werk geschaffen, das eine Brücke schlägt von archaisch mittelalterlicher Musik zu modernen elektronischen Klängen.
www.wolfenmond.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Martin Simpson "True Stories"
Label:
Topic Records Ltd.; 2009
Der aus dem Lincolnshire stammende englische Folkmusiker Martin Simpson begeistert bereits seit mehr als drei Jahrzehnten die britische Folkszene mit seinen Songs in Clubs wie auch auf großen Konzertbühnen. Zu den Aufnahmen der zehn Songs und drei Instrumentalstücke seines neuen Albums „True Stories“ lud er eine Reihe hervorragender Gastmusiker ein.
Simpson startet mit „Look up, look down“, einem traditionellen Song aus dem Süden der USA, und einem beeindruckenden Arrangement. Er spielt das Banjola und wird von BJ Cole an der Pedal Steel und Andy Cutting am Akkordeon begleitet. Rhythmisch unterstützt werden die drei von Philip Selway (Drums, Perkussion), Keith Angel (Perkussion) und Danny Thompson (Bass). Dazu kommen die beiden großartigen Stimmen von Simpson und Muireann Nic Amhlaoibh; da stimmt einfach alles. Die britische Folkballade „Sir Patrick Spens“ wurde als Trio aufgenommen mit Gitarre, Gesang, Akkordeon und Nigel Eaton am Hurdy Gurdy. So wechseln sich die Stile ab: Americana, britischer Folk und Songwriter. Beim selbst komponierten melancholischen Instrumentalstück „Greystones“ greift Simpson zur Slide Gitarre und umgarnt die gefühlvolle Bassbegleitung. Es folgen Simpsons melancholischer Americana Song „Home again“, der traditionelle Folkklassiker „The Wind and the Rain“, bei dem Simpson ein Duett mit Kellie While singt, und „One Day“, ein trauriges Lied, das Simpson für seinen Freund Martin Taylor fertig geschrieben hat. Die Besetzung reicht von simpler Gitarrenbegleitung wie bei der Eigenkomposition „Will Atkinson“ über Dreier Line-ups wie beim schwungvollen traditionellen „Kielder Schottische“ bis hin zu Bandbesetzungen wie beim Eröffnungstitel. Immer wieder sticht Cuttings Akkordeonspiel hervor wie beim durch ein traditionelles Kinderlied inspirierten „Done it again“, bei dem Jon Boden (Fiddle) und Cutting den tollen Gesang begleiten. Auch Simpson schrieb einen Song über „An Englishman abroad“ und er interpretiert es mit einer Americana Besetzung mit Dobro, Gitarren, Drums, Bass, Pedal Steel, Akkordeon und Perkussion. Am Bass gastiert hier Mitproduzent Andy Seward. Feines Solo Fingerpicking gibt’s beim instrumentalen „Swooping Molly“ zu hören und zum Abschluss spielt Simpson den traditionellen Mississippi Blues „Stagolee“ auf dem Banjo. Die Begleitung mit Drums, Akkordeon, Fiddle und Bass machen diesen mitreißenden Song zu meinem Favoriten.
Das Album ist eine ausgezeichnete Mischung von rhythmischen und melodiösen Songs, die von erstklassigen Musikern aufgenommen wurden. Simpsons Singstimme ist ebenfalls erste Sahne und mit den beiden Gastsängerinnen gibt es auch hier das Feinste vom Feinen.
www.martinsimpson.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Zimt & Zauber "In mir daham"
Label:
Extraplatte; 2008
Petra Hartl (Gesang, Cello) ist eine anerkannte Kammermusikerin und seit 2003 Mimi Zimt, musikalische Partnerin von Michl Zauber (Gesang, Gitarren, Geigen, Bratschen, E-Bass, E-Piano, Orgel), der im wirklichen Leben Michael Radanovics heißt; beide sind auch Mitglieder des Radio Symphony Orchesters Wien. Obwohl sie aus der klassischen Musik und im Fall von Zauber auch vom Jazz kommen, ist die Musik von Zimt & Zauber wohl dem typischen Wienerlied am nächsten. Für ihr zweites Album „in mir daham“ haben sie zwölf neue Songs von Radanovics eingespielt.
Das Album beginnt mit dem bluesigen „Vü zu vü“ (viel zu viel) und dem Zauber-haften Klang von Gitarre, Bratsche und Bass; dazu gibt es zweistimmigen Gesang, der aber eher dem Wienerlied zuzuordnen ist als dem Blues, und sarkastischen Text über den Überfluss, in dem wir leben. In jazzigem Swing fragt sich Zauber „Wie wird wohl heuer der Wein wer’n?“ und „Zehnermess“ (10 Uhr Messe) erzählt von Michaels Vater, der seine Messe im Wirtshaus bei einem halben Blonden und einem Spiel Karten feierte. Bei diesem im ¾ Takt gesungenen Lied gastiert Walter Soyka an der Ziehharmonika und es wurde im Stil der klassischen Wienerlieder interpretiert. Dann geht es weiter mit melancholischem Liedermacher Sound (Eysnfeld), sozialkritischen Blues Liedern (Bleib in der Reih) und rhythmischen Protest Songs wie „Mehr oder weniger“. Das Album endet mit dem stillen Titellied, das die meditative Stimmung eines Yoga Meisters beschreibt; Geige und Gitarre begleiten dabei den gefühlvollen Gesang.
Das Album ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Liedern, die sowohl textlich als auch musikalisch einiges zu bieten haben. Die zweistimmigen Gesänge, die einfachen aber wirkungsvollen Arrangements und der großteils akustische Sound gefallen mir sehr gut. Die Texte sind in Mundart und bringen sowohl zum Lachen, als auch zum Nachdenken, manchmal versetzen sie den Zuhörer auch in eine melancholische Stimmung. Reinhören zahlt sich aus.
www.zimtundzauber.at
Adolf 'gorhand' Goriup


V/A "Folk aus Skandinavien - Highlights des Nordens"
Label:
Nordic Notes; 2009
Peter Bickel, Christian Pliefke und das Team von nordische-musik.de haben einen engagierten Sampler mit 18 Titeln aus Schweden, Finnland, Norwegen, Färöer, Dänemark, Grönland, Island und sogar aus der Arktis zusammengestellt. Wie auch die Herkunft so sind auch die Stile breit gefächert und reichen von Folk über Folkrock und Neo-Folk bis hin zu Jazz. Es wurden dafür zwölf Songs, vier Instrumentalstücke und zwei Vokalstücke ausgewählt.
Aus Schweden brilliert das Neo-Folk Quintett Garmarna mit dem rhythmischen Folk-Rock-TripHop „O Euchari“, eine Überarbeitung eines Stücks der mittelalterlichen deutschen Mystikerin Hildegard von Bingen, meinem absoluten Favoriten. Doch auch Lena Willemark & Ale Möller überzeugen mit einer traditionellen melancholischen Folkballade während Jonas Knutsson & Johan Norberg ein großartiges selbst komponiertes Jazz-Folk Stück beisteuern. Mit Kraja, einem weiteren weiblichen Gesangsquartett, gibt es auch unverfälschte Folklore zu hören.
Finnland beginnt mit einem typischen Tango des Quartetts Sväng und bietet dann noch das Folk Comedy Duo La Sega del Canto mit einer finnischen Coverversion von „I wanna be loved by you“, sowie Akkordeonmeisterin Maria Kalaniemi und den A Capella Song „Sisarueni“ von der vierköpfigen Frauenformation Suden Aika. Kalaniemis Lied ist mein Lieblingsstück aus Finnland.
Dänemark kommt mit teilweise lauten Tönen daher. Meine Favoriten Valravn erwecken mit ihrem mitreißenden Folkrock und der wunderschönen Stimme ihrer Färöischen Sängerin neue Lebensgeister und die Musiker von Instinkt, ein anderes Projekt von Martin Seeberg, überfallen den Zuhörer mit ihrem instrumentalen Power Folk-Rock. Daneben gibt es noch den melodiösen Folk von Karen und Helene zu hören.
Aus Norwegen darf natürlich die Hardanger Fiddle nicht fehlen, die uns die Band Rusk vorstellt. Doch da gibt es auch moderne Töne wie bei Johan Sara Juniors „Mánnu“ (the Moon) oder interessante Klangexperimente wie bei Terje Isungset, der seine Instrumente aus dem Eis schneidet und dann als faszinierende Klangkörper verwendet. Die erstklassige Geigenspielerin Susanne Lundeng spielt ihr leidenschaftlich und schönes Spiel zum getragenen Lauf des Pianos, mein Lieblingsstück aus Norwegen.
Das Ensemble Piniartut setzt sich aus Musikern aus Grönland, Finnland und den Färöer Inseln zusammen. Sie spielen ausgezeichneten rhythmisch tanzbaren Folk. Aus der Arktis stammt das Katajaq Duo, das mit ihren Inuit Gesängen die Laute der Wildnis imitieren und die isländische Band Klakki spielt eine Mischung aus Pop, Folk und Jazz.
Auf diesem Album findet man eine hervorragende Auswahl von Musikern aus dem hohen Norden, die traditionelle Musik mit modernen Einflüssen verbinden, neue Klänge entdecken und so die Folkmusik revolutionieren. Folk (Volksmusik) ist die Musik des Volkes und darf sich nicht auf alt überlieferte Gassenhauer beschränken. In Skandinavien besteht diese Gefahr offenbar nicht.
www.skandinavien-folk.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Joanne Shenandoah & Michael Bucher "Bitter Tears Sacred Ground"
Label: Hondo Mesa Records; 2009
Joanne Shenandoah (Gesang, Gitarre, Flöte, Perkussion) ist Mitglied der Oneida Irokesen Konföderation und wird bereits seit beinahe 20 Jahren ihrem indianischen Namen „Tekali wha kwah“ (sie singt) gerecht. Gemeinsam mit Michael Bucher (Gesang, Gitarre), aka „Ko-la-nv“ (Rabe) – Cherokee Nation, und einer Reihe von hervorragenden Gastmusikern hat sie ein Album zu Ehren dreier unvergesslicher Fürsprecher des Native American Movement aufgenommen.
Auf „Bitter Tears – Sacred Ground“ covern die beiden fünf Songs des in Amerika auf die schwarze Liste gesetzten Johnny Cash Albums „Bitter Tears“, darunter drei Stücke des verstorbenen New Yorker Songwriters Peter Lafarge und zwei von Cash selbst. Daneben gibt es Joannes Fassung der amerikanischen Nationalhymne, eine Coverversion des verstorbenen Dakota Aktivisten Floyd Westerman, zwei Songs von Bucher und vier von Shenandoah zu hören.
Grund für das Verkaufs- und Übertragungsverbot des Cash Albums war Lafarges Protestsong gegen den Vertragsbruch der amerikanischen Regierung gegenüber den Native American Vertragspartnern „As long as the Sun will shine“, hier gesungen von Shenandoah. Den typischen Cash Sound gibt bei „Apache Tears“ und „Talking Leaves“ zu hören, beide von Bucher gesungen, und die beiden Lafarge Stücke „Drums“ und „The Ballad of Ira Hayes“ schließen sich musikalisch an die beinahe schon klischeehafte Westernmusik des Cash Albums an. Als Kontrapunkt zu diesen systemkritischen Songs singt Joanne eine wunderschöne a Capella Version von „Star spangled Banner“. Dann folgen die Eigenkompositionen, die obwohl auch die Coverversionen sehr gut gemacht sind mir besser gefallen. Bucher brilliert mit seiner großartigen Hymne „Sacred Ground“ und dem dramatisch arrangierten „Don’t forget about me“. Letzteres sticht vor allem durch den tollen Gesang und die rhythmische Begleitung hervor. Shenandoah schrieb vor allem melancholische Songs wie „Who imagined“ oder die beeindruckende Ode auf das Leben der Indianer, „Riding free“. Dumpfer Trommelschlag begleitet Shenandoahs Klagegesang bei Westermans „They didn’t listen“ und zum Abschluss singt Shenandoah ein versöhnliches Lied für ihre Heimat, „America“.
Das Album ist nicht nur gesanglich und musikalisch ausgezeichnet interpretiert, sondern stellt uns auch einige bemerkenswerte Songwriter aus dem Umfeld der Native American Gesellschaft vor. Shenandoah und Bucher haben beide wunderschöne Gesangsstimmen und die musikalische Begleitung ist erstklassig. Die engagierten Texte setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Ein Muss für Freunde des Native American Americana.
www.joanneshenandoah.com, www.michaelbucher.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Mundy "Strawberry Blood"
Label: Camcor Recording; 2009
Edmond Enright ist Mundy, Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Mandolinenspieler in der gleichnamigen Dubliner Band. Auf ihrem neuen Album haben die sechs Iren 14 neue Songs von Enright aufgenommen. Neben Mundy gehören Binzer (Dums, Perkussion), Keith Farrell (Bass, Gesang), Simon Good (E-Gitarren), Ger Eaton (Keyboards, Piano, Perkussion) und Joe Chester (Gitarren, Dobro, Piano, Keyboards, Gesang, Perkussion) dazu.
Das Album beginnt mit rockigem 70er Jahre Sound und mehrstimmigen Gesang und erweckt Erinnerungen an lang vergangene Zeiten. Manchmal klingen die Songs fast ein wenig nach Beatles oder Barclay James Harvest wie „It’s all yours“, dann fließen psychedelisch hypnotische Klänge ein wie bei „I miss the Country“. Der Titelsong ist ein wunderschöner melancholischer Song mit einfacher Gitarrenbegleitung und Shane MacGowan singt beim rhythmischen „Love is a Casino“ die zweite Stimme. Mein Lieblingssong ist „Fever“, bei dem die Irin Gemma Hayes gemeinsam mit Enright singt; dazu kommt Solas Geigerin Winnie Horan an den Strings. Meist gibt es mehr oder weniger rockige und teilweise psychedelische Beats zu hören. Mir gefallen die melodiösen Balladen wie „Head over Heals“ mit dem gefühlvollen Gesang von Mundy besser als der altbekannte 70er Beat.
Die Jungs erfinden nichts neu, sondern sie machen einfach ihre Musik, rockig-poppige Songs, gesanglich und musikalisch ansprechend. Wer diesen Stil mag wird die CD sicher lieben.
www.mundy.ie
Adolf 'gorhand' Goriup


Big City Indians "Tribal Vision"
Label: G.I. Records; 2009
Die in Wien ansässige Band Big City Indians spielt seit 1997 ihre Mischung aus indianischer Musik und moderner Pop- und Rockmusik. Für ihr mittlerweile viertes Album „tribal vision“ haben sie zehn Eigenkompositionen von Bernie „Wolfsheart“ Weilguni (Gesang, indianische Flöten, Perkussion) und Gigi Skokan (Keyboards, Harmonika, Gesang, Programmierung) aufgenommen. Das elfte Stück ist eine Komposition von Weilguni, Chris Pogats (Gitarren, Gesang) und Chris Prenger. Werner „Firefly“ Haller (Bass, Perkussion, Gesang), Roland Reiter (Drums, Gesang) sowie die Gastsänger Roy Pete (Native American Chants), Anna Weghuber und Julia Tiecher ergänzen das Line-up.
So beginnt das Album mit „Like an Indian“, Wolfhearts epischer Erzählung und mystischem Sound. Flöte, Vibraphon, Keyboards und E-Gitarre begleiten den sonoren Gesang und Bass und Schlagzeug sorgen für den tollen Rhythmus. Wolfhearts Stimme erinnert ein wenig an Barry White und der groovige Sound an die Temptations. Dennoch dominieren vor allem Native American Chants und Rhythmen wie bei „Dark Age and a Memory“. Eingebettet in moderne Grooves und rockige Arrangements verzaubern indianische Flöten und Gesänge den Zuhörer. Piano und Flöte verleihen dem instrumentalen „Vision Circle“ eine jazzige Note und Ziehharmonika und Gitarre beherrschen „Walk with the Wind“, das ein wenig nach Americana klingt. Dann dominiert die fetzige E-Gitarre „Buffalo Thunder“ und elektronische Effekte „United“, beides rockig rhythmische Songs. „Sin of Ignorance“ ist dem indianischen Bürgerrechtler Leonard Peltier, der in den Augen verschiedener Menschenrechtsorganisationen seit 32 Jahren als politischer Gefangener der Vereinigten Staaten inhaftiert ist, gewidmet.
Das Album ist eine abwechslungsreiche Sammlung von Songs, die obwohl sie aus dem Zentrum Europas stammen, dank der Gesänge, Flöten und Trommeln durchaus authentisch klingen. Auch die Texte sind engagiert und befassen sich mit dem Leben, den Mythen und der spirituellen Welt der Native American. Mir hat das Album sehr gut gefallen.
www.bigcityindians.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Tommy Sands "Let the Circle Be Wide"
Label:
Appleseed; APR CD 1114; 2009
Siehe auch die englischsprachige
Rezension in dieser FW-Ausgabe
Der aus dem County Down stammende irische Barde Tommy Sands blickt zurück auf mehr als drei Jahrzehnte als einer der erfolgreichsten Songwriter seiner Heimat. Neben seiner Musik ist Sands auch als Friedensaktivist und Buchautor bekannt. Nun hat er gemeinsam mit seiner Tochter Moya (Gesang, Fiddle, Bodhràn, Whistle) und seinem Sohn Fionán (Banjo, Mandoline, Gesang) ein neues Album mit 15 Songs aufgenommen. Sands singt und spielt Gitarre, Whistle, Banjo und das aus Bangla Desh stammende Saiteninstrument Dotara. Eine Reihe von hervorragenden Gastmusikern ergänzt das Line-up mit weiteren Gitarren, Fiddle, Bass, Akkordeon, Keyboards, Concertina, Pipes und Whistles.
Sands hat vor allem eigenes Material vertont, teilweise basieren die Lieder auch auf traditionellen Stücken wie das stille „Young Man’s Dream“, bei dem Sands mit seiner Tochter ein schönes Duett singt, begleitet von den Uilleann Pipes, Whistle, Banjo und Hammondorgel. Beim rhythmischen „The Song sings on“ singt Sands von seinem verstorbenen Liedermacherkollegen Tommy Makem und bei „Send for Maguire“ über den großartigen Fiddler und Sänger Sean Maguire, der auch selbst die Fiddle spielt. Der Tag an dem in Nordirland ein friedliches Zusammenleben möglich ist wird bei „The People have spoken“ heraufbeschworen und die wunderschöne melancholische Ballade „You will never grow old“ ist seinem verstorbenen Bruder Dino gewidmet. Weitere Themen, die Sands in seinen Liedern aufgreift, sind Rassismus (Keep on singing) und Friedenssongs („Make those Dreams come true“ oder „Time for asking why“).
Es wechseln sich rhythmische Songs wie „Rambling wild and free“ mit melodiösen Liedern wie die Liebeserklärung an seine Heimat „Carlingford Bay“ ab. Moya singt mit ihrer klaren hohen Stimme, nur vom Klang der Orgel und des Akkordeons begleitet, die einzige Coverversion des Albums, „A Stór mo chroi“ von Brian O’Higgins. „Rovers of Wonder“ hat Sands in Paris gemeinsam mit einer Gruppe mongolischer Kehlkopfsänger, die dort als Strassenmusiker auftraten, geschrieben und heraus kam dabei eine bemerkenswerte Fusion von Irischer und Mongolischer Musik. Fionan zeigt sein Können beim mitreissend-rhythmischen „Ballyvalley Brae“ und zum Abschluss gibt es den wunderschönen Titelsong, der wie geschaffen ist für einen Abend mit Freunden oder auch Fremden am Lagerfeuer.
Tommy Sands ist ein Urgestein des Irish Folk und auch heute noch überzeugt er mit seinen textlich engagierten und musikalisch ausgezeichnet gespielten und gesungenen Songs.
www.tommysands.com
Adolf 'gorhand' Goriup


L.Bow Grease "Let’s call it home"
Label: ruhrfolk; 2009
Der Brite Dave Jackson (Gesang, Gitarre, Mandoline) und der Bochumer Guntmar Feuerstein (Gesang, Gitarre, Mandoline, Guitjo) sind die kreativen Songschreiber der deutschen Folkband L. Bow Grease; Alexandra Krings (Gesang, Kontrabass) und Sascha „Salossi“ Loss (Gesang, Fiddle, Mundharmonika) ergänzen das Quartett. Gemeinsam mit einigen tollen Gastmusikern haben sie für ihr drittes Album 13 neue Originalsongs aufgenommen.
Das Album beginnt mit meinem Favoriten „Dead Man’s Hand“; Guntmar schlägt die Mandoline zu Daves großartigen Gesang, Fiddle, Bass, Gitarren und Chorgesänge begleiten die beiden perfekt und heraus kommt dabei ein rhythmisch mitreißender Blues. Es folgen „A little Song“, ein rasanter Cajun Rhythmus mit Roland Heinrich am Washboard und der Titelsong, eine melodiöse Country Melodie, mit Andrew Cadie an der Fiddle. So abwechslungsreich geht es dann auch weiter: rasante Country Tänze wie „Big Betty“ wechseln sich ab mit melancholischen Folksongs im Irish Style (Precipitation) oder traurigen Americana Balladen (Blue Nights). Bei „Been there done it“ spielt Nils Tuxen das Dobro, Dave Mandoline und Mundharmonika, Guntmar die 12-saitige Gitarre und Alexandra den Bass; gemeinsam gibt das eine herzzerreißende Americana Blues-Ballade. Bei „The Days go by slowly“ gibt es tollen Bluegrass zu hören; Matthias Malcher am fünfsaitigen Banjo und Ulli Sieker an der Fiddle verstärken das Line-up. Weitere Höhepunkte für mich sind die im Louisiana Stil geschriebenen Songs: „Queen of New Orleans“ ist ein erstklassig gespielter Cajun mit Hartmund Hegewald an der Fiddle und Chris Hall am Akkordeon und „Rug Rat“ mit Mundharmonika, Brush Beat und rhythmischer Gitarrenbegleitung brilliert mit bluesigem Zydeco Rhythmus.
Ich war von diesem Americana Album begeistert, die Songs kommen authentisch rüber und brillieren mit ausgezeichneter musikalischer Begleitung und großartigen Gesängen. Vor allem gefällt mir die Stimme von Jackson, aber auch die Chorgesänge und Feuersteins Lead Gesang sind durchaus hörenswert.
www.lbowgrease.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Allan Thomas "Brooklyn Boy in Paradise"
Label: Black Bamboo Recordings 2009
Zwei Jahre nach seinem erstklassigen Album „Making up for lost Time” (FW#39) hat der auf Hawai lebende Singer/Songwriter Allan Thomas einen Sampler mit 14 bisher unveröffentlichten Songs, die alle zwischen 1980 und 1994 geschrieben wurden jedoch nie den Weg auf einen der vier Alben gefunden hatten, veröffentlicht. Diesmal wird der Sänger und Gitarrist von neun Gastmusikern und zwei Begleitstimmen begleitet, darunter erneut der Gitarrist Bryan Kessler und Keyboarder Michael Ruff.
Die CD beginnt mit der still romantischen Ballade „The Gift“ und tollem Gitarrenspiel von Kessler. In gemäßigt rhythmischem Tempo geht es weiter mit „Rock the World“ (hervorragendes Bassspiel), dem hypnotisch rockigen „Fear of falling“ (beeindruckender Gesang) oder dem bluesigen „Troubled Times“. Bei Letzterem überzeugt das Zusammenspiel von Gitarre, Lap Steel (Chris Templeton) und Bass ebenso wie der gefühlvolle Gesang. Das jazzig coole „Intimate Stranger“ erinnert etwas an Stevie Wonders beste Zeiten und bei „Soldier of Misfortune“ spielen die Jungs einen mitreißenden Blues. Mit „She’s Starlight“ hat Thomas auch eine wunderschöne Instrumentalnummer aufgenommen und bei „Unlock your Heart“ wird es sogar etwas poppig. Mein Lieblingssong ist „After the Storm“, bei dem sich Blues und Jazz ein gemeinsames Stelldichein geben.
Auch auf diesem Sampler brilliert Thomas mit wunderschönen Balladen und Songs, seiner einschmeichelnden Gesangsstimme, dem gefühlvollen Gesang und natürlich der hervorragenden musikalischen Begleitung. Hawai ist wahrscheinlich etwas zu weit, besucht ihn also doch mal auf seiner Homepage.
allanthomas.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Arroyo, Engler, Schläppi "Puerta Sur"
Label:
Catwalk music; CW090006-2; 2009; 19 Tracks; 60:31 min
Buenos Aires ist seit einem guten Jahrhundert die Hauptstadt des Tango. Leidenschaft und Schwermut mögen auch in anderen Städten ihre musikalische Entsprechung haben, aber so ausgeprägt, konsequent und kompromisslos, so fordernd drückt sich wohl kaum ein musikalischer Stil aus, wie der Tango Argentino. Marcela Arroyo stammt aus Argentinien, ist eine ausdrucksstarke Tangointerpretin und findet ausgerechnet in der Schweiz, einem Land das nicht unbedingt für hingebungsvolle Gefühlsausbrüche bekannt ist zwei Musiker, die so wunderbar mit ihrer dunklen leidenschaftlichen Stimme harmonieren, dass jeder Ton, jeder Takt, jede Sekunde ihrer Interpretation zu einer Gänsehaut führen. "Puerta Sur" heißt ihr Album, das in der spärlichen und umso eindringlicheren Besetzung aus Violine (Andreas Engler), Bass (Daniel Schläppi) und eben der Sängerin Marcela Arroyo wie ein Wirbelsturm alles zerzaust und auf den Kopf stellt, was bis zum Moment des Hörens noch an Gedanken oder Gefühlen wichtig war. Die großen Tango-Klassiker von Gardel und Piazolla mal nicht in der gewohnten Bandoneoninterpretation, sondern reduziert auf Bass, Violine und Marcela Arroyos Gesang bezaubern auch Leute, denen der Tango bisher egal war. Marcela Arroyo spielte in der Tango-Oper "Maria de Buenos Aires" in den Inszenierungen von Darmstadt und Zürich die Maria. "Yo soy Maria" ist beherztes Zeugnis ihrer Präsenz in dieser Oper. Aber auch ohne dieses Beispiel zeigt die CD "Puerta sur" wie viel Seele Frau Arroyo über ihre Stimme freilässt. Eine der hinreißendsten Aufnahmen des Jahres.
www.catwalkjazz.com
Karsten Rube


Muyayos de Raïz "Muyayos de Raïz"
Label: Dulcimer Songs/EMI; 2008; 11 Tracks; 48:59 min
Vier spanische Musiker trafen sich 2005 in Utrecht in den Niederlanden und vereinigten sich zu einer Band, die auf ungewöhnliche Weise zu Nomaden der europäischen Musik wurden. Muyayos der Raïz verbinden Tanzmusik verschiedener Traditionen und kombinieren die Melodien Spaniens, vor allem der nördlichen Regionen Galizien und des Baskenland mit Zigeunermusik und Klezmeranklängen. In Zwischentönen schimmert immer wieder auch eine klassische Sequenz hindurch. Dabei merkt man den vier Musikers den Spaß, den sie dabei hatten in allen elf Liedern deutlich an. Muyayos de Raïz' CD, die bedauerlicherweise nicht mehr als den Bandnamen trägt, folgt den europäischen Folk-Roots und trägt dabei einen frischen und ziemlich knackigen musikalischen Salat zusammen, der gut angerichtet ist.
www.muyaosderaiz.com
Karsten Rube


Vayo "Tango"
Label: Pantaleón Records; PAN 1009; 2009; 9 Tracks; 29:58 min
Vayo Ramondo ist einer der wenigen Tangomusiker, die nicht nur interpretieren, sondern neue Tangos schreiben und singen. Der Sänger aus Uruguay wohnt zwar bereits seit einigen Jahren in den USA. Sein Herz und seine Stimme aber lebt noch immer am Rio del la Plata. Neun Lieder die von Milonga bis Cumparsita reichen gibt er auf "Tango" mit seiner schmelzenden sonoren Stimme zum Besten, immer hinreißend, immer mit großem Ausdruck und großer Geste. Die ihn begleitenden Musiker unterstreichen sein Gesang mit sentimentalen Arrangements. Das Album wirkt vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Angesichts der Leidenschaftlichkeit, mit der Vayo Raimondo agiert, ist das gerechtfertigt.
www.vayoraimondo.com
Karsten Rube


Baaba Maal "Television"
Label: Palm Pictures; 2009; 8 Tracks; 43:03 min
Baaba Maal aus dem an hervorragenden Musikern nicht armen Senegal hat nach einer längeren Zeit der Ruhe und des Suchens nach neuen Impressionen endlich wieder ein Album aufgenommen. "Television" heißt es und es ist nicht nur hochkarätig besetzt, sondern auch gekonnt inszeniert. Eine fast tranceartige Stimmung verbreitet, "A Song for a women". Eigentlich ein traditionelles Lied, das das Leben einer geduldigen und unterwürfigen Hausfrau beschreibt, dichtete es Baaba Maal um in einen Aufruf, sich zu emanzipieren. Dabei lässt er lange gleichklingende Akkorde kreisen, um aufzuzeigen, was für ein langer Weg das für die afrikanische Frau ist. "Television" der Titelsong beleuchtet kritisch die Schwemme an Fernsehgeräten, die vor kurzem noch Luxus, jetzt von Kairo bis Kapstadt überall herumstehen und Tag und Nacht angeschaltet sind. "Dakar Moon", ungewöhnlicher Weise in Englisch gesungen ist ein melancholischer Blick auf seine Heimatstadt. Das ganze Album ist sehr modern abgemischt, mit elektronischen Stilelementen versetzt Der Toningenieur Jerry Boys hat bei den Rolling Stones beim Buena Vista Social Club, Ali Faka Touré und bei Yehudi Menuhin gearbeitet, was ihn bereits einige Grammys einbrachte. "Televison" ist ein mit acht Tracks sehr kurzes, sehr afrikanisches modernes und stimmungsvolles Album. Kurz, aber vortrefflich.
www.baabamaal.tv
Karsten Rube


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2009

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