FolkWorld Ausgabe 42 07/2010; Artikel aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Ferdinand Freiligrath

Trotz Alledem

Ob Armut euer Los auch sei,
Hebt hoch die Stirn, trotz alledem!
Geht kühn den feigen Knecht vorbei;
Wagt's, arm zu sein trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Trotz niederm Plack und alledem,
Der Rang ist das Gepräge nur,
Der Mann das Gold trotz alledem!

Und sitzt ihr auch beim kargen Mahl
In Zwilch und Lein und alledem,
Gönnt Schurken Samt und Goldpokal -
Ein Mann ist Mann trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Trotz Prunk und Pracht und alledem!
Der brave Mann, wie dürftig auch,
Ist König doch trotz alledem!

Heißt "gnäd'ger Herr" das Bürschchen dort,
Man sieht's am Stolz und alledem;
Doch lenkt auch Hunderte sein Wort,
's ist nur ein Tropf trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
Trotz Band und Stern und alledem!
Der Mann von unabhängigem Sinn
Sieht zu und lacht zu alledem!

Ein Fürst macht Ritter wenn er spricht,
Mit Sporn und Schild und alledem:
Den braven Mann kreiert er nicht,
Der steht zu hoch trotz alledem:
Trotz alledem und alledem!
Trotz Würdenschnack und alledem -
Des innern Wertes stolz Gefühl
Läuft doch den Rang ab alledem!

Drum jeder fleh', daß es gescheh',
Wie es geschieht trotz alledem,
Daß Wert und Kern, so nah wie fern,
Den Sieg erringt trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
Es kommt dazu trotz alledem,
Daß rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht trotz alledem!

  • The Songs of Robert Burns (FW#40)
  • Lieder der Revolution 1848/1849 (#37)
  • Trotz Alledem
    Ferdinand Freiligrath zum 200.

    Am 17. Juni 2010 können wir dem 200. Geburtstag des in Detmold geborenen Dichters Hermann Ferdinand Freiligrath gedenken. Sein berühmtestes Werk: "Trotz alledem", das auf einem Text des schottischen Nationaldichters Robert Burns beruht ("A Man's A Man For A' That", 1795).

    1810 wurde Ferdinand als Sohn des Lehrers Johann Wilhelm Freiligrath in Detmold geboren. 1825 verließ er das Detmolder Gymnasium und erlernte von 1825 bis 1832 in Soest im Geschäft eines Verwandten den Beruf des Kaufmanns. Zugleich versuchte er sich mit ersten Versen und huldigte schwärmerisch „den schönsten Bewohnerinnen Soests“. 1832 übernahm er eine Korrespondentenstelle in Amsterdam. 1837 bis 1839 war er als Kaufmann in Barmen tätig.

    Im Jahre 1839 begann in Unkel am Rhein, wo noch heute das Freiligrathhaus an diese Schaffensperiode erinnert, sein Leben als freier Schriftsteller. Zusammen mit Karl Simrock und Christian Matzerath gibt Freiligrath das Werk "Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie" heraus (ein zweiter Band erscheint 1840). Mit seinem Freund Levin Schücking veröffentlichte er 1840 Das malerische und romantische Westphalen. Dieses Werk ist im Zusammenhang mit einer starken Zeitströmung zu sehen. Landschaft und Region wurden als politischer Bezirk und literarisches Neuland entdeckt, das Interesse an Märchen, Sagen und literarischem Volksgut erwachte. Nach Heirat (1841) mit der Professorentochter Ida Melos ließ er sich in Darmstadt nieder und erhielt auf Empfehlung Alexander von Humboldts 1842 eine Pension vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV.. Im selben Jahr ziehen die Freiligraths nach St. Goar.

    Am 14. Mai 1842 wurde Freiligrath ein Mitglied im Bund der Freimaurer. Seine Freimaurerloge hieß Zum wiedererbauten Tempel und war in Worms ansässig. Korrespondenzen mit seinen Brüdern belegen, dass er der unpolitischen Haltung der Freimaurerei kritisch gegenüber stand.

    1844 verlässt Freiligrath St. Goar; in Assmannshausen (im Gasthof Zur Krone) schließt Freiligrath seine Sammlung politischer Gedichte Ein Glaubensbekenntniß ab. Das Buch erscheint im September 1844 im Verlag Von Zabern in Mainz und begründet Freiligraths Ruf als politischer Dichter. Aus Gründen politischer Opposition verzichtet er 1844 auf die Pension und auf eine mögliche Anstellung am Hof von Weimar. Wegen der Gefahr polizeilicher Verfolgung verlässt Freiligrath Deutschland und siedelt 1845 nach Brüssel, wo er Karl Marx begegnete.

    Im gleichen Jahr zog er in die Schweiz und ließ sich mit seiner Frau und deren Schwester Marie Melos auf dem Meienberg ob Rapperswil am Zürichsee nieder. Er machte Bekanntschaft mit Gottfried Keller, der sich unglücklich in Marie Melos verliebte. In der Schweiz lernte Freiligrath auch Franz Liszt kennen. 1846 veröffentlichte er den Gedichtband Ça ira!, in dem zum Ausdruck kommt, dass die Zeit für eine Revolution in Deutschland reif ist. Danach ging er aus finanziellen Gründen nach London, wo er als Korrespondent eines Handelshauses und später als Dozent an der Londoner Universität arbeitete. Er war auf dem Sprung nach Amerika, als in Deutschland die 1848er Revolution ausbrach, die er mit den Gedichten Februar-Klänge und Die Revolution (1849) begrüßte und in deren Folge er nach Düsseldorf zurückkehrte und sich aktiv an der Revolution beteiligte. Im Oktober 1848 wurde ihm dort der Prozess wegen „Aufreizung zu hochverrätherischen Unternehmungen“ gemacht, als das die Lesung und der Druck seines Gedichtes Die Todten an die Lebenden aufgefasst wurde, wovon der Stenographische Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath zeugt. Er wurde freigesprochen. Für kurze Zeit war er Mitherausgeber der Neuen Rheinischen Zeitung von Karl Marx und Friedrich Engels und Mitglied im Bund der Kommunisten.

    Hein & Oss, Deutsche Lieder 1848/49 Er floh nach Holland und kehrte 1850 nach Deutschland zurück, wohnte 1850/51 in Düsseldorf-Bilk, das er bald wieder wegen kritischer Veröffentlichungen Richtung London verlassen musste.

    1868 abermals nach Deutschland zurückgekehrt, ging er 1874 nach Cannstatt bei Stuttgart.

    Bereits nach der gescheiterten Revolution verflachte Freiligraths Begeisterung für Revolution, Klassenkampf und Proletariat. In seinem Spätwerk schloss er sich der nationalen Begeisterungswelle an und begrüßte mit nationalen, patriotischen Gedichten wie Hurra, Germania! den Krieg gegen Frankreich und die Reichsgründung von 1871.

    Freiligrath betätigte sich auch als Übersetzer, u. a. von Werken von Robert Burns, Victor Hugo, Alfred de Musset. Von bleibender Bedeutung ist vor allem sein politischer Einsatz und idealistischer Schwung gegen die als ungerecht empfundenen Zustände seiner Zeit.

    Freiligrath starb am 18. März 1876 in Cannstatt im Wirtshaus „Alter Hase“ an Herzversagen. Er wurde auf dem Uff-Kirchhof in Cannstatt beigesetzt.

    Der Nachlass Ferdinand Freiligraths befindet sich im Goethe-und-Schiller-Archiv Weimar, weitere Materialien liegen in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund und im Literaturarchiv der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Die Lippische Landesbibliothek Detmold betreut das literarische Erbe Freiligraths, erwirbt antiquarisch angebotene Autographen und erstellt eine Freiligrath-Bibliographie.

    Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_
    Freiligrath
    ]. Ihr Inhalt steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.

    Stand: Juni 2010.

    Photo Credits: (1) Ferdinand Freiligrath, gemalt von Johann Peter Hasenclever (1851); (4) Wikipedia Logo (by Wikipedia); (2) Hein & Oss "Deutsche Lieder 1848/49" (unknown); (3) GNU Logo (by GNU Project).


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    © The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 07/2010

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