FolkWorld #49 11/2012
© Luise Rube

Musik i Sommarkvällen

Jakob Henriques & Jonas Lindgård @ Gåxsjö, 25. Juli 2012.

Wir befinden uns am 25. Juli 2012 in dem kleinen Ort Gåxsjö irgendwo in der weiten Landschaft des Jämtland. Hier in der örtlichen Kirche heißt es heute Musik an einem Sommerabend. Das gelbe frisch renovierte Gotteshaus steht am gleichnamigem See.

Jakob Henriques & Jonas Lindgård

www.henriques.se

Der Wind weht und lässt die Besucher etwas frieren. Das Innere des evangelischen Gebäudes ist allerdings gut geheizt. Die Bankreihen wurden mit frischen Wildwiesengewächsen geschmückt und über dem Altar hat mal jemand Kunst ausgeübt. Da blickt man über einen Horizont, der wohl die Umgebung widerspiegeln soll und sowohl Häuser, Wald als auch Universum zeigt.

Pünktlich 19:00 kommen die Musiker aus ihrem Vorbereitungsstübchen. Zwei hoch studierte und in Schweden wohl sehr bekannte Herren geben sich heute Abend in diesem kleinen Nest die Ehre, für gerade mal 30 Zuhörer zu spielen.

Jakob Henriques an der Gitarre und Jonas Lindgård an der Fidel oder doch eher Violine. Beide studierten an der königlichen Musikhochschule in Stockholm und sind musikalisch viel in der Welt herumgekommen. Jakob Henriques bekam 1972 sein Solisten Diplom und spielte seitdem als Solist mit einigen schwedischen Orchestern darunter das schwedische Radio Symphonieorchester. Er gewann erste Preise und Platzierungen mehrerer internationaler Gitarrenwettbewerbe und spielte auf Konzertfestivals in Schweden, Italien, USA und Russland. Zudem gab er Meisterkurse auf internationalen Gitarrenfestivals und in Schwedens Musikhochschule.

Mit Jonas Lindgård spielt heute Abend der Konzertmeister des Kammerorchester Sundsvall. Er war Kammersolist in Uppsala und Gast Konzertmeister in einer Reihe von Orchestern in ganz Schweden. Vor kurzem spielte er für den SVT Astor Piazzollas Jahreszeiten und ein Tribut-Konzert für Allan Petterssons hundertsten Jahrestag ein.

Zu hören ist zuerst nur Jakob Henriques mit seiner Gitarre. Er spielt Variationen einer anatolischen Volksweise von Carlo Domeniconi. Ganz anatolisch hält er auch sein Instrument und sieht damit aus wie ein spanischer Flamenco-Interpret. Mal abgesehen vom Flamenco klingt das ganze auch sehr experimentell Spanisch.

Das ganze Konzert bleibt sonst sehr klassisch mit Interpretationen von W. Peterson-Berger, Josef Haydn, C. Saint-Saens sowie vier Teile Scheherazade von N. Rimsky-Korsakov. Die Dominanz der Instrumente wechselt sich immer wieder ab und es macht großen Spaß, dem Gespräch zwischen Musikern und Instrumenten zuzuschauen. Miteinander haben sie eher weniger Augenkonversation. Jeder ist mit seinem Instrument verheiratet.

Besonders bei Jonas Lindgård ist die Unterhaltung mit der Geige sehr prägnant. Mit seiner hohen Statur, dem lässig aus der Hose hängenden Hemd, den wilden Haaren und dem Schnauzbart lässt er mich, in der urkomischem Manier seiner Art zu spielen, stark an John Cleese denken. Die beiden Herren verstehen sich sehr auf Virtuosität. So sehr, dass man sagen möchte, das Gehampel des Violinisten hat einen erfrischenden Wind in den Abend gebracht. Aber sie haben sich gefreut und definitiv für sich statt fürs Publikum gespielt, was der Qualität des musikalischen Beitrages keinen Abbruch getan hat.


Photo Credits: (1) Jakob Henriques & Jonas Lindgård (by Luise Rube).


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