FolkWorld #58 11/2015
© Mario Dompke / Folk Club Bonn

Folk Club 42

Folkclub Goes Space

Mario Hühns Bericht vom Folk Club Bonn Nr. 62 im Oktober 2015.

Folk Club Bonn

Artist Video Folk Club Bonn @ FW:
FW#53, #55, #56, #58

folk-club-bonn.blogspot.com

Wo sind wir – wo gehen wir hin? Diese Frage stellte sich so mancher Besucher des 62ten Folkclub Bonn nachdem das bekannte „Laaaadiiies and Gentlemen“ ertönte. Mit einem Nachhall von mindestens 45 Sekunden hatten alle ausreichend Zeit sich Gedanken zu machen, ob dieser Ruf in einem nicht vollständig gefüllten Dom, einer, eine neue Zukunft versprechenden, Bahnhofshalle oder tatsächlich aus Wartungshallen der ESA (European Space Agency) erschallte – kurz bevor die Rakete einer Arche Noah gleich in den Weltall abhob, um alle Folkies in eine glücklichere Welt zu entführen (hier klicken für ein Tondokument).

Doch ein kurzer Blick (oder auch ein längerer Blick – es lohnt sich) durch die gastgebende Halle führte eher in die jüngere Vergangenheit, eine Vergangenheit der zeitlosen Sehnsucht nach Freiheit, nach Natur und nach Loslassen zivilisationsbedingter Fesseln. Gastgeber des 62ten Folkclubs war das Base Camp in Bonn, welches als schrillstes Hotel eben dieses Gefühl vermittelt. Eine Ansammlung liebevoll restaurierter Wohnwagen, angefangen beim Hakengnubbel (also die Zweimenschkugel für Kleinwagen) über luxuriöse, ziehbare Heimstätten bis hin zu der Zeltstatt auf dem Trabi – alles ist vertreten; ja sogar ein Eisenbahnwagon mit Schlafpritschen und eine ehemalige Kabine der Wupertaler Schwebebahn. Alles in einer Lagerhalle, wie auf einem Camplingplatz arrangiert, ergibt ein unvergleichliches Gefühl.

Tom McFarland & Fil Campbell

Artist Video Fil Campbell @ FolkWorld:
FW#16, #23, #38, #45, #50, #58

www.filcampbell.com

Für den Folkclub besonders wichtig jedoch – eine Bühne. Ungewöhnlich für den FCB zwar, dass die Künstler erhöht und das Publikum in Stuhlreihen angeordnet waren, aber für ein Ausweichquartier ein super tolle Erfahrung. So wurde, zwar leicht grummelnd, auch der Hall hingenommen, wurde die schlechte Durchdringung der Stimmen bis zu den letzten Stuhlrehen in Kauf genommen und auch die kleinen Partys vor den Wohnwagen, die sich nicht so recht in das Musikereignis eingliedern ließen, ertragen. Immerhin, standen doch mit Fil Campbell und Tom Mc Farland special guests auf dem Programm, die zu hören nicht alltäglich ist. Aber, wie immer, versetzten auch die local Heroes, die Musiker und Musikerinnen aus dem Bonner Umland das Publikum in eine freudige Stimmung.

Wie auf einem richtigen Campinplatz war nach erstem gemeinsamen Musizieren die Volkerverständigung an der Reihe. Irland tauchte auf – genauer gesagt Nordirland, denn von dort kommen Fil Campbell und Tom McFarland (Tom ist der Mann betonte Fil, denn in England glauben alle Fil wäre ein Männername. Feine Töne wurden angechlagen, keine robuste Lagerfeuermusik, keine gröllfreudigen Trinklieder, sondern ein Irland, welches sich durch sein mildes und doch meeresrauhe Klima, seine durch Weitläufigket geprägte Zusammengehörigkeit und die Romantik beinhaltende, allgegenwärtige Frabe grün wurde dem Publikum nahegebracht. Die Iren sind es gewohnt auch mit widrigen Randbedingungen fertig zu werden, ohne ihre Freude insbesondere an der Musik zu verlieren. Und so verzauberte Fil mit ihrer klaren und Intonatuionssicheren, auch die Oktavgrenzen überschreitende Stimme die Zuhörer. Die Gitarre war der leisen und romantischen Stimmung angepasst – ebenso die Perkusionsbegleitung mit Congas und Bodhran – leise, mild und trotzdem die Seele ausfüllend, zweistimmig und zum Mitsingen animierend – ein Irland also, dass sich jeder wünscht, wenn er/sie/es an Urlaub, wandern und musizieren denkt.

Ich will hier gar nicht alle Titel einzeln aufführen, die gesungen und gespielt wurden. Nachzuhören sind sie alle auf den CDs, die die beiden im Gepäck hatten, aber neben Traditionals wie „Connemara Cradle Song“ oder „It's better to be a single“ „Down the Moor“ oder „Let Mr Maguire sit down“ in englischer Sprache wurden auch gälische Traditonals wie „Seoladh na nGamhna“ oder „Níl Sé'n Lá“ gesungen. Ebenso kamen irische Komponisten wie David Francey mit „Come Rain and Come Shine“ und der Nachbar der beiden Barden Tommy Sands mit „Home Away From Home“ zu Wort (oder besser zu Gesang?). Aber natürlich bewiesen sich die Zwei auch selbst als Komponisten und Texter mit den Liedern „This is Home“ oder „The White Beach“.

Auch wenn ich mit den genannten Liedern schon das zweite Set vorweggenommen habe, sei gesagt, dass es auch ein Pause gab. Diese wurde reichlich genutzt, um die Leckereien des Base Camp Imbiss zu genießen – unter anderem gab es chilie con carne mit vielen Bohnen – ob die Programmdirektion dies gewusst hat und deshalb das Motto Wind Instruments gewählt hat :-).


Simon Kempston

Artist Video Simon Kempston @ FW:
FW#54

www.simonkempston.co.uk

Das nächste Treffen des Folk Club Bonn findet statt

am 6. November 2015 im

Haus Müllestumpe

An der Rheindorfer Burg 22

53117 Bonn (Graurheindorf)

ab 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr

wie immer: Eintritt frei

Singers’ Night; Thema: „Gospel/Spiritual“

Weitere Termine für 2015 sind:

· 4. Dezember: Simon Kempston (Edinburgh/Schottland); Thema ansonsten: „Scheiden/Trennung“



Photo Credits: (1), (2) Folk Club Bonn, (3) Tom McFarland & Fil Campbell, (4) Simon Kempston (by Folk Club Bonn / Barry L. Roshto).


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