FolkWorld #79 11/2022
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FolkWorld 25th Anniversary 1997-2022

Finnische Folksounds


Okra Playground: Itku

Okra Playground

Artist Video Okra Playground @ FROG

www.okraplayground.fi

Eine Welt aus Schatten und Licht erschaffen: Okra Playground veröffentlichen mit „Itku“ (übersetzt: Weine) ihr drittes Album, das sich mit dem hochaktuellen Thema Veränderung beschäftigt. Die sechs Musiker überzeugen mit einer aufregenden Mischung aus traditioneller finnischen Folksounds, elektronischer Musik und rockigen Klängen. Markenzeichen dieser finnischen „Supergruppe“ sind die drei ausdrucksvollen Stimmen der Sängerinnen. Das Sextett zieht die Hörer mit hypnotischen Rhythmen und energiegeladenen Sounds in seinen Bann. Von finnischer Zurückhaltung ist bei Okra Playground nichts zu spüren, wenn sie traditionelle Folksounds gehörig gegen den Strich bürsten. Die Musiker überzeugen erneut mit einem echten Händchen für Zwischentöne.

Okra Playground

Artist Audio Okra Playground "Itku", Nordic Notes, 2022

Bei Okra Playground sind Musiker aus Ensembles wie Mari Kalkun & Runorun und Rönsy aktiv. Die Vocals stammen von Essi Muikku (auch Kantele), Maija Kauhanen (auch Kantele) und Päivi Hirvonen (auch Violine und Jouhikko). Dazu kommen die drei männlichen Musiker Veikko Muikku (Akkordeon), Sami Kujala (E-Bass) und Tatu Viitala (Drums und Percussion).

„Die Songs auf Itku beschäftigen sich mit globalen und gesellschaftlichen Problemen wie Krieg, Pandemie und psychische Gesundheit. Viele der Albumtracks sind bereits vor den großen Tragödien der jüngsten Zeit entstanden. Die Themen Veränderung und Wachstum sind auf dem Album sehr präsent: Aber am Ende kann man sogar in den schwierigsten Situationen Licht finden“, sagt Sängerin Päivi Hirvonen zum Hintergrund des Albums.

Alle Songs stammen von Hirvonen, Maija Kauhanen und Veikko Muikku, die auch für einen Teil der Albumproduktion verantwortlich zeichnen. Die Albumtracks entwickelten sich aus Soloarbeiten der Musiker und in gemeinsamen Sessions. Im Vergleich zu ihren früheren Alben haben die Bandmitglieder die Texte überwiegend selbst geschrieben. Die uralten Texte des traditionellen finnischen Runo-Gesangs dienen aber weiterhin als wichtige Inspirationsquelle.

Der Track „Ukkonen“ (Donner) handelt von der Kraft des Donners, der sowohl Gutes als auch Schlechtes bewirken kann. Ein Blitz wird ein verheerendes Feuer entfachen, das dann durch den Regen aus derselben Wolke gelöscht wird. „Laula“ (Sing), der poppigste Song des Albums, erzählt von den Kämpfen im eigenen Kopf. „Kylmä Lintu Kyyneleeni“ (Kalter Vogel, nimm meine Tränen) basiert auf einem traditionellen Text. das Lied handelt von dem gefühl, einen geliebten Menschen zu verlieren und von der Trauer, nicht loslassen zu können. Okra Playground zeigen hier ihre elektronische Seite. „Veri“ (Blut) bewegt sich in den Grenzlanden zwiscehn Folk und Prog-Rock. Der Text beschreibt die letzten Momente der Menschen auf der Erde. Am Ende wird die Natur heilen und wir werden Teil ihres Kreislaufs, so die Band.

Die beiden Vorgänger-Alben, „Turmio“ (2015 Nordic Notes) und „Ääneni Yli Vesien“ (2018, Nordic Notes) überzeugten Kritik und Publikum gleichermaßen. Die Gruppe trat beim Rainforest World Music Festival in Malaysia und dem legendären Flow Festival in Helsinki auf und tourte in SKandinavien, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Hongkong. Zuletzt wurden Okra Playground im Juli 2022 auf der Hauptbühne des Nürnberger Bardentreffens von tausenden Fans enthusiastisch gefeiert.

„Das ist eine der aufregendsten Bands, die in jüngster Zeit aus Finnlan kamen“, schwärmt das britische Songlines-Magazin.


ENKEL

Artist Video ENKEL @ FROG

www.enkelband.com

ENKEL: Love Hurts

ENKEL

Artist Audio ENKEL "Love Hurts", Nordic Notes, 2022

Volle Frauenpower aus Finnland! Mit „Love Hurts“ legen Enkel, die putzmunteren Folk-Feen aus Helsinki, ihr drittes Album vor. Das Quartett bringt seit fast zehn Jahren traditionelle finnische Folkmusik mit viel Schmackes und noch mehr Spaß an der Sache in die Gegenwart. Das Quartett musiziert auf zwei Handorgeln, einer Kantele und einer Bratsche. Sehr gute Sängerinnen sind die Vier übrigens auch! Das Motto der Folk-Musikerinnen, die in ihrer Heimat bereits vielfach ausgezeichnet wurden, lautet übrigens „Tradition forever!“ Dass diese temperamentvollen Künstlerinnen in den 90er Jahren Teenagerinnen waren, hat in ihrer Musik bleibende Spuren hinterlassen. Wir erinnern uns: Das war das Jahrzehnt, in dem die Spice Girls selbstbewusst ihre Weiblichkeit feierten.

Auf „Love Hurts“ beschäftigen sich die Musikerinnen mit vielen unterschiedlichen Varianten von Liebesliedern: Instrumentale und gesungene Lieder, Lieder über das Finden eines Seelenverwandten, Lieder über das Ende von Beziehungen, Lieder über die Angst um unsere Lieben in Kriegszeiten und nostalgische Lieder, in denen man sich an die besten Freunde aus Kindertagen erinnert. Der Großteil der traditionellen Folksongs sind Tanzlieder aus Westfinnland, die durch einige Melodien aus dem Mittelalter aus Ostfinnland und der Region Karelien ergänzt werden. Die traditionellen Songs werden mit Eigenkompositionen der Bandmitglieder aufgepeppt.

Die vier Bandmitglieder haben sich für „Love Hurts“ bewusst nicht hetzen lassen. „Wir haben uns bei der Auswahl der Songs Zeit genommen und ihnen über die Jahre viel Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben das Gefühl, dass man das am Ergebnis hören kann“, sagen die Bandmitglieder. Die Arrangements sind sorgfältig zusammengestellt, was schon immer ein Markenzeichen der Band war.

Mit „Love Hurts“ haben Enkel ihr Wachstum als Band fortgesetzt. Die Musikerinnen zeigen sich hier von einer neuen, reiferen Seite. Die lange, intensive Zeit gemeinsamen Musizierens kulminiert hier in groovigen und nuancierten Stücken, die von finnischer Polka bis hin zu Foxtrott im Retrostil reichen. Das Album wurde im Juni 2022 von Louise Nipper in den Soundscape Studios Kopenhagen aufgenommen und gemischt. Enkel sind zur Albumveröffentlichung im Oktober in Deutschland auf Tour.

„Ihr Image als Superheldinnen der finnischen Folkmusik haben sich Enkel reichlich verdient“, schwärmt Alex Monaghan in der „FolkWorld“.


Uusikuu: Karuselli

Uusikuu

Artist Video Uusikuu @ FROG

www.uusikuu.com

Uusikuu feiern mit ihrem fünften Album „Karuselli“ ihr Sweet-Sixteen-Jubiläum und stecken 16 Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte an. Im Jahr 2006 gründeten die finnische Sängerin Laura Ryhänen, Geiger Mikko Kuisma, und der deutsche Akkordeonist Norbert Bremes mit ihren damaligen Kollegen das Weltmusik-Ensemble Uusikuu (Neumond). Das ehrgeizige Ziel: Den traditionellen Finntango mit neuem Leben zu füllen! Zum Line-Up des Ensembles gehören heute James Geier an der Gitarre, und Florian Dohrmann am Kontrabass.

Uusikuu verbeugen sich bewundernd vor der traditionellen nordischen Unterhaltungsmusik der 1930er bis 1960er Jahre. Die Band nennt ihren Stil „Vintage Sounds of Finland". Auf „Karuselli“ feiert die Band wieder den außerhalb Finnlands hierzulande relativ unbekannten finnischen Tanzstil Jenkka. Also nicht „Tango Nuevo“, sondern „Jenkka Nuevo“!

Uusikuu

Artist Audio Uusikuu "Karuselli", Nordic Notes, 2022

Drei Elemente prägen das Repertoire von Uusikuu: Neuinterpretationen von Klassikern, wiederentdeckte Juwelen der finnischen Tanzmusik und Stücke, die von den Bandmitgliedern selbst stammen. „Wir erzählen Märchen für Erwachsene über die Skurrilitäten des nordischen Lebens“, bringt Laura Ryhänen die Philosophie der Band auf den Punkt. Auf „Karuselli“ erinnern uns die Musiker liebevoll daran, dass sich das Leben wie ein Kirmeskarussell dreht. Traurigkeit folgt auf Freude, hoffnungslose Liebe tanzt mit Ekstase und die Einsamkeit hält Händchen mit inniger Zweisamkeit.

Nach der Philosophie von Uusikuu entsteht wahre Lebensfreude erst durch Kaiho, das finnische Pendant zur portugiesischen Saudade, also sanfte Melancholie. Kaiho existiert bei den Musikern aber nicht ohne eine große Portion Selbstironie und Witz.

Uusikuu sind begeisterte Fans des Eurovision Song Contest und haben auf ihren Alben stets mit ihren ganz eigenen Interpretationen von Grand-Prix-Gewinnersongs überrascht. Auf „Karuselli“ liefern sie mit „Me rakastavaiset“ eine beschwingte Version von „Nous les amoureux“ ab, dem luxemburgischen Gewinnertitel aus dem Jahr 1961.

Mit „Suklaasydän“ (Schokoladenherz), einem der Sahnestückchen auf „Karuselli“ machen uns Uusikuu mit dem Genre des finnischen Jazz-Schlagers bekannt. Der Track basiert ursprünglich auf einem US-Stück aus den 50er Jahren. Das „Bumtsi-bum“ im Refrain kennt in Finnland noch heute jeder! „Joo vai ei?“ (Ja oder Nein?) ist eine neue Jenkka von Laura Ryhänen und thematisiert eine der grundlegenden Lebensfragen: Ja oder nein, ein kurzer Flirt oder ein gemeinsames Leben gemeinsam? Was ist besser für Dich?

Uusikuu lassen auf „Karuselli“ die Puppen tanzen und tun sich beim temperamentvollen Track „Ievan Polkka“ mit den fränkischen Folk-Rebellen von Gankino Circus auf deren neuen Album „Suomessa“ zusammen. Das wunderbare Video zum Song ist bereits jetzt ein veritabler YouTube-Hit! In dieser aufregenden Geschichte um Ieva und ihren Galan geht auf der Kirmes die Post ab!

Mit ihrer gekonnten Mischung aus feurigen Tangos, verträumten Walzern, frechen Jenkkas, lustigen Humppas und leichtfüßigen Swing-Sounds laden Uusikuu ihre Hörer auch auf „Karuselli“ erneut dazu ein, das Tanzbei zu schwingen. Auch die Kritik ist angetan: So ist die Band im Jahr 2022 für den Weltmusikpreis „Eiserner Eversteiner“ nominiert.


Gankino Circus: Suomessa

Gankino Circus

Artist Video Gankino Circus @ FROG

www.gankinocircus.de

Gankino Circus

Artist Audio Gankino Circus "Suomessa", Nordic Notes, 2022

Mystische Klänge, kraftvolle Folk-Songs und wunderschöne Instrumentalmusik präsentieren die 2019 mit dem Weltmusikpreis RUTH gekürten Gankino Circus auf dem neuen Album „Suomessa“, das am 16. September erscheint, und zeigen sich von einer wahrhaft nordischen Seite. Pulsierende Klangwelten voll magischer Gitarren und zauberhafter finnischer Gesänge lassen den Hörer in den Weiten des Nordens ab- und auf rauschenden Mittsommer-Partys wieder auftauchen. Wie ein Polarlicht schimmert das Vibraphon über dem Album, das den Gankino-Circus-typischen Bandsound aus Akkordeon, Klarinette, Gitarre und Schlagzeug diesmal erweitert. Mit „Suomessa“ veröffentlichen Gankino Circus eine musikalische Liebeserklärung an Finnland. Neben den vier Gankinos sind auch viele ihrer finnischen Freunde darauf zu hören.

Ab Mitte September geht es mit dem neuen Album im Rucksack auf Tour durch Deutschland. Als weltweit erstes Kulturspektakel bringen sie Wathose, Schuhplattler und Filterkaffeemaschine auf der Bühne, präsentieren eigentümliche Bräuche wie Axt- und Grashalm-Weitwurf, wissen inzwischen, warum Finnen so selten ihre Hemden wechseln, was das mit den rätselhaften Waschschüsseln auf der Bühne zu tun hat und welche Zauberkräfte in dem mitgebrachten roten Kanu stecken. Im Mittelpunkt steht aber natürlich trotzdem die Musik: Finnische Polkas treffen auf fränkischen Rock’n’Roll, virtuose Weltmusik aus eigener Feder verschmilzt mit unkonventionellen Interpretationen alter finnischer Volkslieder oder klassischer Werke wie der „Finlandia“ des Komponisten Jean Sibelius.


Solju: Uvjamuotha

Frühling im Sápmi im äußersten Norden Finnlands: Für Ulla Pirttijärvi und ihre Tochter Hildá Länsman ist das die liebste Jahreszeit: Endlich wieder die warmen Sonnenstrahlen genießen! Nicht nur die Bergbirken leuchten, sondern die ganze karge Land Landschaft Lapplands erstrahlt in einem silbrigen Glanz. Die beiden Musikerinnen, die gemeinsam die Gruppe Solju bilden, sind zu dieser Zeit häufig mit ihrer Rentierherde auf der Weide. Der Frühling in Lappland ist alles andere als lieblich: Es ist häufig schwierig, den Weg zur Herde durch abendliche Schneestürme zu finden. Die Frauen erfreuen sich aber auch an den milderen Tagen mit wärmeren Temperaturen.

Solju

Artist Video Solju @ FROG

www.solju.fi

„Uvjamuohta“ (übersetzt: Pulverschnee), das zweite Album von Solju, lässt sich bewusst von dieser glücklichen Jahreszeit inspirieren. Die Musikerinnen verbinden hier erneut die Joiks, die traditionellen Gesänge der Samen, gekonnt mit moderner Popmusik. Die erste Single, das balladige „Oassi Mus“ (übersetzt: Ein Teil von mir), macht sich bestens auf jeder Indiepop-Playlist.

Ulla Pirttijärvi und Hildá Länsman stammen aus dem lappländischen Utsjoki, der nördlichsten Gemeinde Finnlands. Sie sind stolz auf die ursprüngliche Kultur ihrer Heimat. Die samische Kultur und Identität stehen im Mittelpunkt ihrer Musik, die die Mythologie der traditionellen Lebensweise der Samen widerspiegelt.

Solju

Solju "Uvjamuotha", Nordic Notes, 2022

Solju sind für ihr Debütalbum „Ođđa Áigodat“ (Neue Zeiten) international für zahlreiche Preise nominiert worden. So wurden sie mit dem kanadischen Indigenous Music Award ausgezeichnet und waren in Finnland für den nationalen Grammy für das beste Ethno-Album in der engeren AUswahl. Dass sie für moderne Einflüsse offen sind, haben die Musikerinnen schon bei ihrem Debütalbum bewiesen: Für die Synthies konnten sie Janne Burton Puutinen gewinnen, der in Finnland als Tastenmann der erfolgreichen Love-Metal-Band HIM bekannt ist. Auf „Uvjamoutha“ ist Abdissa „Mamba“ Assefa als Gastmusiker dabei, ein finnischer Schlagzeuger äthiopischer Abstammung, der als einer der gefragtesten Perkussionisten der finnischen Unterhaltungsmusikszene gilt.

Der Bandname Solju bedeutet in der Übersetzung die Brosche, welche die samischen Frauen zu Ihrer traditionellen Tracht tragen. Die Musikerinnen thematisieren in ihren Songs immer wieder die großen Herausforderungen, denen sich die Sami-Kultur heute stellen muss: Klimawandel, neue Fischereiabkommen, riesige neue Bergbauvorhaben im rohstoffreichen Norden, neue Eisenbahn-Projekte, Windparks udn auch der zunehmende Tourismus. Sie alle bedrohen den traditionellen Lebensraum der Samen.

Ulla Pittajärvi startete ihre Karriere bereits in den 1980er Jahren in der Gruppe Angelin Tytöt und machte sich später als Solokünstlerin einen Namen. Hildá Länsman studiert an der Folkmusik-Abteilung der renommierten Sibelius-Akademie in Helsinki und bildet mit der Akkordeonistin Vivii Maria Saarenkylä das erfolgreiche Folk-Duo Vildá.



Photo Credits: (1) Okra Playground, (2) Enkel, (3) Uusikuu, (4) Gankino Circus, (5) Solju, (unknown/website).


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