FolkWorld Ausgabe 32 12/2006

FolkWorld CD Kritiken

V/A "Kinder einer Welt"
Label:
Ökotopia; ISBN 3-936286-91-4; 2006; Spielzeit: 52:30 min
Die Kompilation aus dem Hause Ökotopia (-> FW#19, FW#23, FW#24, FW#26, FW#31) - FolkWorlds Lieblingsverlag in Sachen Kinder(Welt)musik - ist ein bunter Querschnitt durchs Programm: die Münsteraner Pit Budde und Josephine Kronfli, Hartmut E. Höfele (irgendwo aus Süddeutschland, glaube ich), sowie der Hannoveraner 'Unmada' Manfred Kindel und sein Kinderwaldchor mit indianischer Weltmusik. Traditionelle Lieder (im Original und übersetzt) aus aller Menschen Länder: Indien, Australien, Japan, Zimbabwe, Island, Holland, West-Papua. Aber auch eine ganze Reihe Eigenkompositionen. Musikalisch auf hohem Niveau, textlich kindgerecht und gut gemeint sowieso.
Ökotopia Verlag
Walkin' T:-)M


V/A "Strange Coincidences in Speciality Tea Trading, Volume II"
Label:
Osmosys; OSOCHEAP038; 2006; Spielzeit: 51:34 min
Die erste Frage, die sich auftut, ist: wieso heißt eine Platte Seltsame Zufälle im Spezialitäten-Tee-Handel? Scheint ja 'ne interessante Geschichte hinter zu stecken. Na ja geht so. Ich liebe es ja manchmal Geschichten zu erzählen, aber ehrlich gesagt, das tut hier nichts zur Sache, kostet mich meine wertvolle Zeit und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Und das Thema hier ist das britische Osmosys-Label, dass mit diesem Sampler sein Programm vorstellt. Dazu gehören And Did Those Feet, Roger Lloyd Pack, Dougie Maclean, Robin Williamson und Mike Heron (von der ehemaligen Incredible String Band), Stömp, Alison O'Donnel and Isabel Ni Chuireain, Hank Wangford and The Lost Cowboys, Paddyrasta, Logan Wilson, Cutlog 61, Ken Nicol, Ravi (-> FW#17) und Judith Pocock. Siehe insbesondere die CD-Rezensionen an anderer Stelle von And Did Those Feet sowie O'Donnell/Chuireain.
www.terranovamusic.com
Walkin' T:-)M


Emma Härdelin - Katarina Hallberg - Johanna Bölja Hertzberg - Kersti Ståbi
"Love Letters & Russian Satellites - Songs from Hälsingland"

Label: Westpark Music (lizensiert von Holmen Music); No.WP87122; 2005; Spielzeit: 51 min
Auf diesem Album kommen vier hervorragende junge Folksängerinnen aus dem schwedischen Hälsingland zusammen. Emma Härdelin, die auch bei Garmana und Triakel singt, ist die einzige der vier, die mir bekannt ist. Die anderen drei Sängerinnen stehen ihr jedoch in nichts nach; alle vier haben sehr angenehme, klare Stimmen.
Bei einigen Liedern werden die vier instrumental begleitet, auf u.a. Akkordeon, Geige, Kontrabass, Nyckelharpa und Gitarren, andere Lieder sind unbegleitet. Die Lieder sind alle traditionell, und werden wunderschön ruhig vorgetragen. Die Mischung zwischen a capella Liedern und begleiteten Liedern ist perfekt, und die Musik transportiert den Hörer in angenehme Tagträume. Da drei der letzten vier Lieder des Albums Wiegenlieder sind, kann es dann auch leicht passieren, dass man von Tagträumen in tatsächliche Träume abgleitet...
Michael Moll


Yo-Yo Ma & Silk Road Ensemble "Beyond the Horizon"
Label:
Sonymusic (LC06868); 15 Tracks; 63:35 min
Beiderseits der Seidenstraße erhebt sich der Himmel ins Grenzenlose, bestrichen mit Farben, für die es keine Namen gibt. Hitze und Frost lösen sich ab, wie Sonne und Mond. Menschen wandeln auf dieser Handelsroute und man trifft auf hektisches Leben an den alten Handelsstationen, die heute zu gewaltigen Städten angeschwollen sind, auf quirliges Marktleben in den kleineren Orten und auf unendliche Einsamkeit auf den langen und menschenverlassenen Strecken. Lange Wege, die zu Ruhe und Einsicht führen.
Seit Jahrhunderten ist die Seidenstraße die konstanteste Verbindung zwischen den Welten, dem Nahen und dem Fernen Osten. Eine Verbindung, der nicht nur der Handel dringend benötigter Waren zu Grunde lag, sondern die ebenso einen Austausch kulturellen Gedankengutes zur Folge hatte.
Wie leicht sich die Weite des Weges überwinden lässt und welche Verbindungen sich am Rande der Seidenstraße ergeben, zeigt das Album "Beyond the Horizon" des in allen Kulturen heimischen Cellisten Yo-Yo Ma. Nachdem der klassische Konzertcellist sich in Piazzollas Tangowelt austobte, brasilianische Bossa Nova spielte und sich an Ennio Morricones berühmten Filmmusiken versuchte, bewegt er sich nun zwischen den kulturellen Horizonten Arabiens und Asiens. Als musikalische Reisebegleiter erwählte er passenderweise das Silk Road Ensemble.
Dieser Fusion gelingt es mühelos die vorbeiziehenden Landschaften in eine Musik zu packen, die sich durch das gewählte Instrumentarium im Kopf zu Bildern formt. So ziehen Kamelkarawanen vor in der Ferne drohend aufgetürmten Bergen entlang, galoppieren Tausende Pferde über hohes Grasland, verbringt man eine Nacht in einer Karawanserei oder befindet sich bei tibetanischen Mönchen oder vor den Tempeln des indischen Gottes Vishnu.
Die Duduk des kaukasischen Musikers Georg Dabaghyan klagt dabei sehr schön eine armenische Weise. Wu Tong singt ein chinesisches Traditionell, nur begleitet von Yo-Yo Ma's einzigartigen Cellospiel. Eine Vielzahl Instrumente aus den Traditionen des Asiatischen Kulturraumes finden sich zusammen, um die Seidenstraße zu einem Hörerlebnis werden zu lassen. Das Silk Road Ensemble besteht, so wie die Idee der CD aus der ganzen Vielfalt der an der Seidenstraße beheimateten Völker. Chinesische Musiker sitzen neben Mongolen und Iranern. Türken spielen zusammen mit Armeniern und Engländer, die eine missliebige koloniale Gastrolle in Asien innehatten harmonieren mit Indern.
Für europäische Ohren mag diese Verbindung verschiedener exotischer Klangmuster eine Zumutung sein. Doch "Beyond the Horizon" schafft es, auf intensivere Weise meditativ auf den Hörer zu wirken, als so manche Musik, die vorsätzlich dafür geschaffen wurde. Sie nimmt den Hörer mit auf eine Reise, die jeden woanders hinführen kann. Die einen durchs innere Gedankenlabyrinth, die anderen in erwärmende Träumereien, aber alle durch phantastische Klangwelten, die den Horizont musikalischer Hörgewohnheiten näher bringen. Ich halte "Beyond the horizon" für ein leise wirkendes Wunder der Befreiung von starren Hör- und Denkmustern und für eine der bewegendsten CDs der letzten Jahre. Für andere ist es vielleicht nur gute Musik, aufgeschnappt beiderseits der Seidenstraße.
www.silkroadproject.org
Karsten Rube


Thomas Fersen "Piece monte des grands jours"
Label:
Warner Music; Frankreich 2003, 11 Tracks, 42:26 min
Wenn ich in der Küche herumferkel, um Lebensmittel auf appetitliche Weise ihrer kulinarischen Bestimmung zuzuführen, benötige ich eine passende musikalische Umrahmung. Das gegenwärtige Kopfschussradio ist zum Kochen nicht geeignet. Da kocht man bestenfalls vor Wut.
Aber die Auswahl an Musik mit der passenden sinnlichen Note, die dem des kulinarisch verwöhnten Geschmackssinns nahe kommt, ist dünn gesät. Klassikradio ist zum Kochen leider auch nur eine dünne Suppe, die vom Geschmackssinn inspirierten Kompositionen sind nahezu unauffindbar und "Ein Mopps kam in die Küche" ist nicht das, was ich gern hören möchte, wenn ich ein Omelett zubereite.
Eines der wenigen musikalischen Menüs von pikanter Qualität ist die CD "Piece monte des grands jours" des Franzosen Thomas Fersen. Bereits die Covergestaltung gibt die Richtung vor. Die Vorderseite ist in den Farben eines rot-weiß-karierten Tischtuches gehalten, vor der der schlanke Sänger sitzt, einen Schweinskopf über den Schoss balancierend. Durch die CD hindurch schlängelt sich als roter Faden eine weiße Nudel und die Rückseite ziert das Bild einer üppigen Nackten, der Nudeln über die Schultern herunterbaumeln. Der Begriff nudelnackig zwingt sich mir auf und die zu recht völlig vergessene Ermahnung, dass man mit Essen nicht spielt. Man tut das sehr wohl, und das mit Wonne, wie auch die Lieder Thomas Fersens beweisen. Hier singt ein Gourmet mit einer Stimme, wie aus einer Räucherkammer Geschichten vor, die skurril und liebenswert den Appetit anregen sollen. Besonders beeindruckend ist das Lied vom Friedhofsgärtner, der auf einigen abgelegenen und nicht mehr bewohnten Grabflächen Kartoffeln anbaut und bei jeder Beerdigung seltsamerweise an Kotelett denken muss. In diesem Lied spielt er mit gepfefferten Bläsersequenzen, die an eine Beerdigung in New Orleans denken lassen und an die schrägen Töne einer Brechtoper. Oder das Lied, in dem ein Schuhverkäufer auf die Liebe seines Lebens wartet. Das wird die Frau sein, deren niedliche Füße in die Krokolederschuhe passen und dabei auch noch gut duften. Bisher jedoch rochen sie alle wie Reblochon. Dann ist da noch die wunderschöne Weihnachtserinnerung zu erwähnen, die am Schluss der CD mit Harfen und Geigen daher schmilzt, wie der langsam verblassende Geschmack nach Mandelkrokant und einem Whisky zur Verdauung. Immer wieder wechselt Fersen auf der CD den musikalischen Stil, denn Einheitssoße wäre fade. Mal lässt er es rockig krachen, als hätte man eine Tüte Chips vor sich, dann singt er ein leises Lied zu Gitarre, zart wie ein SufflÈ oder lässt ein Banjo klimpern, wie eine Pfeffermühle. Dann bringt er kammermusikalisch orientierte Streicher zum Einsatz, als lasse man ein Löffel in eine Schüssel mit weicher Schokocreme sinken. Das Titellied ist ein launiges Chanson mit der Wochen nach den Aufnahmen tragisch ums Leben gekommenen Sängerin Marie Trintignant, rau und rauchig.
Die CD "Piece monte des grands jours" von Thomas Fersen ist nicht nur eine Doppelstocktorte für den großen Tag, sondern ebenso ein köstlicher Aperitif, ein sättigender Hauptgang und ein verwöhnendes Dessert. Sie sollte in keiner Küche fehlen, die etwas auf sich hält.
Karsten Rube


Johnny Clegg "One life"
Label: Marabi Productions (46817-2), Südafrica 2006, 16 Tracks; 57:54 min
Nach langer musikalischer Abstinenz meldet sich der Weiße Zulu Johnny Clegg zurück. Keine anderen Musiker sind mit ihrer gemischtrassigen Musik in Südafrika so intensiv auf den Hühneraugen des Apartheidregimes herumgetreten, wie Johnny Clegg und sein langjähriger Gefährte, der Zulu Sipho Mchunu. Nach Ende der Apartheid ließ die Aufmerksamkeit, mit der man Südafrika beäugte nach. Es erfüllte sich den Wunsch, endlich ein Land zu werden, wie jedes andere auch, mit demokratischen Grundwerten, an die sich die Einwohner allerdings erst noch gewöhnen mussten. Ein langwieriger Prozess, der bis heute noch nicht abgeschlossen ist.
Für politisch engagierte Musiker, die doch irgendwie ihren Teil an der Befreiungsbewegung beitrugen, wurde es zunehmend schwieriger Aufmerksamkeit zu finden. Doch Johnny Clegg kennt die Probleme seiner Region, die nicht schlagartig verschwanden, sondern sich verlagerten. Platz also für neue Musik und neue Texte zu neuen brennenden Themen.
"One life" heißt seine neue CD. Alles ist ein Leben, denn jedes Leben harmoniert mit anderen und ist verlinkt mit dem Leben nebenan. So in etwa lautet die Philosophie, mit dem er dieses Album überschreiben will. Wie man ihn in Erinnerung hat, meldet er sich auf "One life" zurück, mit zackigen, sehr sonnigen südafrikanischen Rhythmen, die sich zwischen perlenden Gitarrenklängen und urigen tiefen Männersatzgesängen hin und her bewegen. Zulutänze, schwere Gitarrenriffs und rhythmisches Schlagwerk lässt bei unaufmerksamen nebenbei Hören einen gute Tanzplatte erwarten. Doch Johnny Clegg hat nie aufgehört, seiner Musik die nötige Portion politisches und soziales Engagement beizumengen. Er singt davon, dass man auch, wenn einem das Geld für Miete und Essen fehlt, nicht seine Träume verlieren darf. In einem Lied berichtete er, dass Simbabwes Robert Mugabe heute von seinen früheren revolutionären Idealen nichts mehr wissen will und in einem anderen erzählt er von einem Jungen plötzlich als Kindersoldat wiederfindet.
Clegg bleibt sich treu, auch auf "One life". Ein lange erwartetes Album aus der Zeit, in der Musik nicht allein Unterhaltungsgeräusch war, bestenfalls gut für die klingelnde Geldbeutel der Plattenunternehmer. "One life" geht in die Beine und ins Ohr und ist dabei alles andere als banal.
www.johnnyclegg.com
Karsten Rube


Deux accords diront "Gardadvergur"
Label: Homerecords Liege; Belgien 2005, 12 Tracks; 48:57 min
Im variationsreichen Spiel mit zwei Akkordeons fanden die Belgierinnen Anne Niepold und Aline Pohl zum Duo "Deux accords diront" zusammen. Experimentell, verspielt, frech improvisierend und unverkennbar frankophon. So klingt das Album "Gardadvergur". Die beiden Musikerinnen gehören zu einer allmählich wachsenden Scharr von Akkordeonvirtuosen, die das Instrument vom Muff der Schrammelunterhaltung befreien, ohne gleich mit der großen Kunst Astor Piazzollas angeben zu wollen. Sie reihen sich mit ihren einfallsreichen Kompositionen hervorragend ein zwischen Maria Kalaniemi und Cathrin Pfeifer und sind für Liebhaber anspruchsvoller Akkordeonmusik ein unbedingtes Muss.
Karsten Rube


Donna Maria "Tudo È para sempre..."
Label:
Difference; DW50006CDDVD, Portugal 2004, 12 Tracks;50:53min Plus 12 Video Clips und einem Interview auf DVD
Dass in diesem Jahr der Frühling so spät kam, lag wohl daran, dass es keine passende Musik gab, die ihn begleiten wollte. Als er dann kam, kam er mit Vehemenz und einer CD die zum Aufblühen ermunterte, wie nur wenige andere. Die Lissabonner Gruppe Donna Maria, ein Trio bestehend aus einer jungen singenden Dame und zwei sehr pfiffigen Musikern legt mit der CD "Tudo È para sempre" ein bemerkenswert erfrischendes Debüt Album vor, das, ähnlich wie es der Frühling tut, einiges für die Zukunft verspricht. Junge Musik aus Portugal, tanzbar, hipp und melodiös und mit der kleinen Spur Melancholie versehen, die Portugals Musik so einmalig macht. Dem bekannten und stets in Tragödien endenden Fado haben sie nicht unbedingt den Kampf angesagt, aber sie unterwandern ihn auf spielerische Weise, mischen elektronische Samples unter, lassen die portugiesische Gitarre lachen und entlocken dem Akkordeon Töne, die die Tristesse vertreiben. Dazu taucht die Sängerin Marisa Pinto mit ihrer schmelzenden Stimme in musikalische Zitate zwischen Amalia Rodrigues und Dulce Pontes ab, ohne diese zu kopieren. Ein Hauch von brasilianischem Geist lässt diese CD bis in den späten Sommer attraktiv bleiben. Wunderschön ist auch die mitgelieferte DVD in der alle zwölf Tracks mit einem Videoclip belegt sind. Mal künstlerisch fotografiert und manchmal nur durch albernes Bandgehabe untermalt. Alles wohltuend entspannt und in den erfrischend hellen Farben eines portugiesischen Frühsommertages gehalten. Das alles ist glänzender Fado Nuevo unkompliziert und wunderschön.
Karsten Rube


Diverse "Amalia revisited"
Label:
Difference; (DW5009CD),Portugal 2004, 15 Tracks; 69:15 min
Ich kann mich an einen lauen Sommerabend in Lissabon erinnern, an dem die Feierlichkeiten zum St. Antoniustag vorbereitet wurden. Das ist der Festtag in Lissabon, an dem der Stadtheilige seine jährliche Huldigung erfährt und ihm mit Bier und Ginginha, gegrillten Sardinen und ausufernden Straßenfesten dafür gedankt wird, dass er als Patron der Stadt für einen guten Grund sorgt, solche Feste zu begehen. Ich saß mit meiner Herzdame oberhalb der Alfama ganz in der Nähe einer Dachterrasse eines am Hang stehenden Hauses. Die Dachterrasse war ob der sich nach oben windenden Wege bequem von der Straße aus erreichbar und auf der Terrasse wurde die Tanzwut des nächsten Abends in die Wege geleitet. Aus einigen Boxen wimmerte Amalia Rodrigues, aber nicht in der Schönheit ihres bekannten Gesangs, denn das wäre tanzinkompatibel. Nein, jemand hatte sich die Mühe gemacht, die Lieder Amalias durch das nervige Gejammer aus dem Rhythmusbauteil seiner Bontempi-Orgel zu dreschen und Amalias Lieder zu Discohopsern mutieren zu lassen. Das ganze klang nach Stars on 45 with Amalia. Es war schrecklich, es war billig und wir suchten unser Heil in einer nahe gelegenen Bar, die zwar die Tür offen ließ, aber mit der deutlich angenehmeren Musik Maria Joao's einen Gegenpol erzeugte.
Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Lieder Amalia Rodrigues' in irgendeiner Form abmischbar wären, um tanzbar und modern zu klingen. Amalia ist ein Phänomen der Vergangenheit. Sie ist seit Jahren tot, junge Fadoköniginnen wetteifern um den vakanten Posten, doch der Fado dringt nicht flächendeckend in die Herzen der nachwachsenden Generation. Zu verklärt, zu verkünstelt, zu wenig hipp. Das portugiesische Label Difference tritt dem Vergessen Amalias mit einer Compilation entgegen. Es sammelt verschiedene Künstler aus der portugiesischen Dancefloorszene, Electroakustiker, DJ's, Ethno- und Rockmusiker, die Amalias Interpretationen von Fadoklassikern auf ihre Weise gestalten. Diese Sammlung erweist sich als überaus gelungen. Hier wird Amalias Musik in eine Generation transportiert, die für die Lieder der Diva nur sehr wenig Verständnis aufbringt. Sämtliche Musiker sind in der Lage mit perfektem Beats, coolen Grooves und nach schwülen Trancedance-Nächten klingenden Rhythmen, die Poesie des Fado auf völlig neue Weise zum Klingen zu bringen. Hier darf Amalia endlich ungestraft jazzig klingen, wie in "Vou dar de beber dor" bei der Version des DJ's-Trios Kaflpar, Rui Murka & Melo D. Oder sie kommt in souligen Mantel daher, wie bei den Lisbon City Rockers, die sich mit Margarita Pinto die Sängerin der bekannten portugiesischen Gruppe Coldfinger ausliehen. Das Lied "Barco negro" hört sich mit den untergemischten Tablas an, als käme es direkt aus dem indischen Goa. KaNdoo aus Guinea bringt es sogar fertig, Westafrikanisches Klangempfinden auf die Königin des Fado zu projizieren.
Szenegrößen, wie Kalaf, Alex FX oder die jüngst mit ihrem Debüt "Tudo È para sempre" positiv in Erscheinung getretene Lissabonner Gruppe Donna Maria würzen dieses anständige Album zusätzlich. Lediglich bei dem Lied von JC Loops & Ana Lains fühle ich mich an das Trauma der Dachterrassenbeschallung jenes Sommerabends erinnert und greife beherzt zur Fernbedienung. Fadopuristen und Amaliaanbeter, mögen die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Ich finde das Album rundum gelungen. Ein Beweis, dass es in Portugal mehr gibt, als Traditionshüter. Es ist eine etwas respektlose Verbeugung vor der musikalischen Vergangenheit des Landes und ihrer Stimme - Amalia Rodrigues.
Karsten Rube


Suzanne Ciani "Silver Chip"
Label: Sevent Wave Production (SWP 7010-2), 10 Tracks; 37:40 min, U.S.A. 2005
Die Beschallung öffentlicher Räume mit größerem Publikumsaufkommen ist so weit vorangeschritten, dass man als Nutzer dieser Räume diese Musik meist nur dann noch wahrnimmt, wenn sie störend und unpassend auftritt. Im Allgemeinen erträgt man jedoch die melodiösen Geräusche, die aus Dekopalmen und Wandverkleidungen tropfen klaglos.
Die CD "Silver Ship" der Californierin Suzanne Ciani plätschert gemächlich aus dem Lautsprecher, so unaufdringlich wie der Soundtrack zu einer langen Fahrstuhlfahrt in einem Nobelhotel an der amerikanischen Westküste. Es plätschert aus gutem Grund, denn die CD hat sich ganz der See verschrieben und zwar einer See in friedlicher Laune. Erholsam und mit einem leuchtenden Sonnenuntergang.
Suzanne Cianis Musik, die mehre Grammynominierungen erhielt, lässt sich nur beschreiben wenn man den Begriff der New-Age Musik bemüht. Dennoch würde diese Kategorisierung das Album "Silver Ship" arg einschränken. Auf "Silver Ship" arbeitet Ciani neben elektronischen Synthesizer mit einem Piano, lässt mit Cello, Oboe, Flöte und English Horn klassischen Elementen Spielraum und bringt zusätzlich mit Saxophon, Bass und Percussion eine leichte jazzige Note hinein. Das hebt diese CD aus der Öligkeit bloßer Entspannungsmusik heraus. Es ist keine musikalische Fertigmischung für Massage und Esoterik, aber durchaus geeignet an solchen Plätzen für wohlige Trägheit zu sorgen. "Silver Ship" wirkt entspannend ohne sofort einzuschläfern, außer dort, wo es Absicht zu sein scheint. Der Titelsong "Silver Ship" wurde als Schlaflied gemeint, wirkt entsprechend und ist gnädigerweise an das Ende der CD gesetzt worden. "Silver Ship" ist Musik für den Feierabend auf einem geharkten Sandstrand.
www.suzanneciani.com
Karsten Rube


Draam - Schwedische Bordunmusik
Label:
Westparkmusic; (LC07535) under License from Nordic Tradition Music, 14 Tracks; 50:10 min, Schweden 2006
Ein einzelner Ton, der vibriert, stöhnt, brummt. Er schneidet die Luft, lässt Magenwände zittern, klingelt im Ohr. Ein Grundton, auf dem die ganze folgende Musik aufsetzt. Es handelt sich dabei um den Kommandeur der Bordunmusik. Meist waren es Sackpfeifen und Drehleiern, die diesen Ton erzeugten und die damit ein ganzes Zeitalter der Musik der Spielleute prägten. Im Laufe der Jahre geriet die Bordunmusik ins Abseits. Gerade, als zunehmende Technisierung die Musik begleitete, wurde bei der Bordunmusik immer wieder ein störender Ton festgestellt.
Doch allmählich gewinnt die Bordunmusik in der Folk- und Mittelalterszene wieder an Bedeutung. Traditionsbewusste Spielleute schätzen diese Musik und widmen ihr ganze Festivals.
Draam heißt es auf schwedisch. Anna Rynefors und Erik Ak-Upmark spielten eine CD ein, die sich gänzlich der Bordunmusik Schwedens verpflichtet fühlt. Beide Musiker sind auch in der Gruppe Svanevit aktiv und von daher auf die Musik der einfachen Menschen vergangener Jahrhunderte abonniert. Auch Draam trägt die Mystik vergangener Zeiten im Gepäck, klingt unverkennbar nach den Jahrhunderten, die ohne Dampfmaschinen, Strom und Flugwesen auskamen und in denen die Nächte noch lang und Dunkel und voller Rauch und Kerzen waren. Draam ist eine CD mit Zeitreisecharakter, langsam, leise und dunkel, ohne düster zu wirken.
www.draam.com
Karsten Rube


Svanevit "Gryning"
Label:
Westparkmusic; (WP 87123), Schweden 2005, 12 Tracks; 52:34 min
Kürzlich traf ich einen jungen Menschen, kaum zwanzig, der mir erklärte, dass er grundsätzlich nicht über die Vergangenheit redete. Er lebe jetzt und hier und heute und alles was je vorher war ist vergessen und habe keinen Einfluss auf das Jetzt.
Bedeutungslos was war.
Ein fataler Irrtum, wie ich finde, denn jeder Augenblick der Gegenwart setzt auf einen Augenblick der Vergangenheit auf. So sind es unmittelbare Folgeereignisse. Jede Geschichte, die man liest oder hört ist ein Ergebnis aus vergangener Erfahrung. Die Legenden vom Ritter Svanevit stammen aus dem Mittelalter, sind also Schnee von gestern. Trotzdem nennt sich eine junge schwedische Folkband nach dem alten Ritter und spielt Musik, die den Hörer in die Mythen und Legenden der Vergangenheit entführt. "Gryning" heißt die CD, die sich voller Erzählfreude mit den Gedanken und Erlebnissen der schwedischen Geschichte beschäftigt und mit einfachen Liedern und Tänzen die Gegenwart bereichert.
Die vier Musiker greifen dabei auf allerhand traditionelle Instrumente zurück. Die Schalmei ist dabei, die Sackpfeifer, natürlich Nickelharpa und Drehleier, aber auch Mandoline und Geige.
Svanevit surft durch die Zeit. Eine Ballade über das Streben nach wertlosem Tand ist zu hören und ein wehmütiger Text voller Liebeserklärungen, der nach den Aufzeichnungen von August Strömberg zustande kam. Mit Polskas aus Westschweden erweitert das Quartett ihre Sammlung traditioneller Weisen und sorgt für eine aufmunternde Abwechslung in den häufig etwas niederdrückenden Melodien. Eine hervorragende CD zum Abtauchen in Erinnerungen und märchenhafte Phantasien. Musik für Leute die wissen, dass die Vergangenheit auch für die Gegenwart interessant sein kann.
Ein großes Lob ist hierbei wieder einmal dem Label Westpark Music auszustellen, das sich wie kein anderes deutsches Label der Musik Skandinaviens widmet und mit vollständigen Textübersetzungen und Begleitmaterial den Hörer nicht in Unkenntnis und Vermutungen darüber allein lässt, was er denn da gerade hört.
Karsten Rube


Maria Kalaniemi "Bellow Poetry"
Label:
Intuition-Music; (INT 3388 2), Finnland 2006, 9 Tracks; 51:12 min
Im europäischen Bewusstsein findet sich das finnische Volk als eine kauzige, leicht depressive und den praktischen Dingen zugewandte Nation wieder. Ein eigenwilliges und nicht immer zu verstehendes Volk. Sie schwitzen gern in den nach ihnen benannten Saunen, besitzen mehr Seen, als Einwohner und haben ein brauchbares Taschentelefon hervorgebracht. Als Kulturnation würde man sie auf den ersten Blick nicht bezeichnen. Doch bei genauerer Betrachtung sind sie das sehr wohl, denn sie besitzen eins der größten epischen Werke der europäischen Kulturgeschichte, die Kalevala. Das Epos hat die selbe kulturelle Bedeutung wie das Nibelungenlied oder Homers Ilias. Aus fünfzig Gesängen besteht sie und sie prägte maßgeblich das finnische Nationalbewusstsein.
Viele finnische Künstler greifen auf die Kalevala zurück. So auch Finnlands bedeutendste Musikerin der Gegenwart, Maria Kalaniemi, auf ihrem jüngsten Album "Bellow Poetry".
Die Akkordeonvirtuosin hat sich zum ersten Mal entschlossen ein Soloalbum zu produzieren. Bisher lieferte sie prächtige Alben ab, mal mit der Gruppe Algardaz, dann mit dem Pianisten Timo Alakotilla.
Immer waren es Teamworks, Wechselspiele und Ergänzungen. Auf "Bellow Poetry" versinkt die Kalaniemi ganz in sich selbst, in sich und in die Eindrücke, die die Kalevala in ihr hervorruft. Als Hörer bin ich mit Maria Kalaniemi allein und muss mich auf ihr Tempo, das ein sehr ruhiges ist, herabdrosseln, mit ihr in die Musik versinken, die auf mich wirkt wie ein Wintertag am Polarkreis, lang und dunkel, langsam und voller Innerlichkeit. Und dabei so schön und faszinierend wie das Leuchten des Nordlichtes. Eine fremde Schönheit, selten greifbar und dabei magisch und hypnotisierend.
Karsten Rube


Accordeon Tribe "Lunghorn Twist"
Label:
Hoedown Arts 2006; (LC08399), Europa 2006, 15 Tracks; 59:08 min
Wenn fünf Musiker das gleiche Instrument spielen, ist es noch immer nicht das selbe. Accordeon Tribe beweist das erneut eindrücklich. Die CD "Lunghorn Twist" vereinigt die fünf recht verschiedenen Akkordeonvirtuosen nun bereits zum dritten Mal und wieder ist das Ergebnis eine außergewöhnliche Mischung aus nordischem Akkordeonverständnis, jazziger Improvisation und folkloristischer Balkanmusik. Hier tanzt der Tango mit der Polka einen Walzer, verharrt und nimmt plötzlich eine unerwartete Wendung hin zum Quickstepp. Accordeon Tribe bestehen aus den Musikern Maria Kalaniemi (Finnland), Guy Klucevesek (U.S.A.), Otto Lechner (Austria), Bratko Bibic (Slowenien) und Lars Hollmer (Schweden). Alle fünf Musiker sind es gewohnt, als Solisten aufzutreten. Sich in Persönlichkeit und Musikalität so weit zurück zu nehmen, dass am Ende eine Ensembleleistung hervortritt gelingt nicht jedem Künstler. Akkordeon Tribe haben sich hervorragend aneinander angepasst. Ein komplexes Akkordeonkunstwerk ist mit "Lunghorn Twist" entstanden, virtuos, von weltmusikalischer Spannweite und kreativen Einfallsreichtum geprägt. In der neueren selbstbewusst gewordenen Akkordeonmusikszene ist Accordeon Tribe eine absolute Ausnahmeerscheinung.
Karsten Rube


Trio Mio "Pigeon Folk Pieces"
Label:
GO Danish Folk Music; (GO0805); 13 Tracks; 53:35 min; Dänemark 2005
Dänemark erfreut sich seit Jahren einer wachen Musikszene. Der dänische Folkmusikpreis hat sich dabei zu einer steten Quelle kreativer Ideenentwicklung gemausert. Irgendwie will da jeder mal hin.
Das Trio Mio gehört zur jungen dänischen Folkszene, die sich der Fusion traditioneller Musik mit Jazzelementen verschrieben hat. "Pigeon Folk Pieces" besitzt eine erfrischende Virtuosität. Das melancholisch klimpernde Klavier von Nikolaj Busk verbindet sich bestens mit der Bouzouki von Jens Ulvsand und harmoniert ohne Makel mit Kristine Heebolls Violine. Die 13 Lieder sind fast ausschließlich Neukompositionen, traditionellen Tänzen wie der Polska nachempfunden, zum Teil aber auch inspiriert von Reisen und Orten. Besonders das in Guatemala geschriebene "Atitlan" besitzt eine Stimmung, die von Weite und ehrlicher Gastfreundschaft spricht. Jedes Lied will eine kleine Geschichte erzählen oder wenigsten eine Widmung enthalten. Ob es nun einer Pappel gewidmet ist, einem seltenen Vogel, den man im exotischen Ausland gesehen hat und dann unvermittelt vor dem eigenen Haus oder ob es die Erinnerungen an einen erholsamen Nachmittag am Strand ist, die Inspiration lässt sich in den Liedern wiederfinden.
Eine nicht gerade überschäumende, aber freundliche CD, deren Musik weitgehend für die gespenstische Covergestaltung entschädigt.
www.triomio.dk
Karsten Rube


Poul Lendal "ÿnskebarn"
Label:
GO Danish Folk Music; (Go 0305), Dänemark 2005, 22 Tracks; 62:35min
Poul Lendal ist ein dänisches Folkurgestein. Seit 35 Jahren spielt er als Multiinstrumentalist in Dänemarks Folkszene eine Rolle. Manch Kapelle profitierte von diesem anerkannten Musiker. Jetzt hat er nach all der Zeit, die er für andere arbeitete die erste CD unter eigenem Namen herausgebracht. Diese ist kurz und knapp gesagt nichts anderes als ein Ärgernis. Eine wahllose Zusammenstellung altbekannter Tanzhoppser, abgesehen von ein paar kleinen Eigenkompositionen, die aber auch nicht weiter herausstechen. Zudem erweckt die CD "ÿnskebarn" den Eindruck, als habe man sie beim wöchentlichen Folktanzkurs in einem Kulturhaus mit einem Minidisk-Recorder mitgeschnitten. Von einem derart erfahrenen Musiker, wie Poul Lendal sollte man eigentlich etwas weniger Dilettantisches erwarten können.
Karsten Rube


Diverse "11 Jahre Humba"
Label:
Westparkmusic; 87125, Deutschland 2006, 19 Tracks; 71:53 min
Den rheinischen Karneval begreifen wohl nur Leute aus der betroffenen Region. Als Berliner kenne und liebe ich den Karneval der Kulturen, aber damit ist meine Faschingseuphorie auch schon wieder besänftigt. Vom rheinischen Karneval weiß ich nur, dass man ihn nur flüchtend oder schwer betrunken überlebt.
Auch Einheimische sind nicht immer gut auf diese Zeit des Ausnahmezustands zu sprechen. Wer keine Lust hat, sich dem biederen Blödsinn unterzuordnen, darf sich diskriminiert fühlen und eine eigene Betroffenengruppe aufmachen.
Auf dieser Basis entstand unter Karnevalsverweigerern ohne Fluchtmöglichkeit der Alternative Karneval. Es musste anders werden. Kein Kölscher Klüngel der Zurechtgesoffenen, kein regional verordneter Schunkelsozialismus, bei dem alle Narren gleich sind - gleich blöd. Nein, als Gemeinschaft aufrechter Spaßfreunde wollte man der Gemeinschaft der Schunkelstaaten den blanken Hintern zeigen.
Sie treffen sich seit Jahren im Untergrund zu Festsitzungen, konzertieren sich durch verschiedene Kulturhäuser und setzen sich Pappnasen auf, die sie als ironische Überhöhung verstehen. Humbapartys werden veranstaltet. Partys, die ausgelassen und fröhlich und vor allem musikalisch wesentlich globaler sind, als die deutschtümelnden Prunksitzungen von ARD und ZDF. Nach drei Humba-CD's erschien nun auf Westpark-Music eine Sammlung von Livemitschnitten aus 11 Jahren Humbapartytums.
Zahlreiche Alternativkarnevalisten befinden sich darauf, aber auch normale Menschen und Musiker, die sich mit dem Karneval nur ungern in Zusammenhang gebracht sehen. Stoppok ist mir jedenfalls nicht als Karnevalsfreund bekannt. Zusammen mit der Schäl Sick Brass Band hat er das Lied "Kebap" der CD zugefügt. Noch weitere weltmusikalische Adaptionen finden sich auf Humba 4, wie beispielsweise die Lieder "Mer losse de Moschee en Kölle" und "Völker hört die Signale". Beispiele wie alternativ sich die Untergrundkarnevalisten augenzwinkernd auf die Schulter klopfen. Hier wird multikulturell geschunkelt. Progressive Jecken. Wer für diese Art der Fröhlichkeit nicht viel übrig hat, für den sind diese 19 Lieder auf der CD nichts anderes als Krach. Als Berliner bin ich nicht gerade als Stimmungskanone verschrien, wenn es um rheinische Festtagsbräuche geht. Auch der brandenburgische Fasching ist nicht zu ertragen. Ich glaube fest daran, dass sich einen Bart anzukleben, kabarettistische Liedchen zu trällern und sich lauthals darüber zu freuen, wie egal einem jede andere Art von verlogenem Karneval ist, auch nichts anderes darstellt, als elitäre Vereinsmeierei.
www.humba.de
Karsten Rube


Fred Ape und Rudi Mika " Cowboys dürfen das"
Label:
Pläne-Verlag;(LC 00972), Deutschland 2005, 16 Tracks; 66:10 min
Fred Ape und Rudi Mika heben die Tradition der Liedermacher aus dem Sarg. Nur dass man das jetzt Songwriting nennt. "Cowboys dürfen das" klingt zunächst nach Country und Western Music, aber das ist nur eine Facette des Albums, zusammengereimt aus den Nöten und Begebenheiten des Ruhrgebietalltags. Mit einer Mischung aus Country, Tango, Dixijazz und dem ehrlichen Proletarier- Rock'n Roll, wie er seit Springsteens "The River" nur noch selten zu hören ist, fischen Mika und Ape aus dem trüben Ruhrwasser Geschichten von der Einsamkeit des Altwerdens, vom Verschwinden der Gegenwart in die Vergangenheit, von nervigen Nachbarn, Machogehabe und der Ausweglosigkeit eines Beraterschicksals. So witzig und gut launig Mika und Ape es in den meisten Liedern zu verstecken versuchen: Abschied und Ausweglosigkeit, bittere Enttäuschungen, das sind die zentralen Themen der Lieder der CD "Cowboys dürfen das". Im Vortrag von Geschichten ohne großes Happy End zeigt sich ein soziales Gewissen, das keine Hoffnung weckt, wo keine ist. Fred Ape und Rudi Mika, das sind zwei große Melancholiker der neueren Liedermacherszene.
www.fred-ape.de
Karsten Rube


Notker Homburger "Nur in Konstanz - Eingeborenenmusik vom Westlichen Bodensee"
Label: Chaos (CACD8222), Deutschland 2004, 14 Tracks; 48:36 min
Die Pflege regionaler Eigenheiten ist eine ganz vernünftige Sache, sofern sie in Maßen betrieben wird. In vielen Fällen wird es leider übertrieben und geht häufig ins Auge, denn mit dem Regionalstolz ist es wie mit dem Nationalstolz. Nur in einer Überhöhung, die bereits über simple Ironie hinausgeht, ist er erträglich. In der Hinsicht gibt es hierzulande wenige Künstler, die dies glaubwürdig vorzutragen vermögen. Die Biermösel Blosn fallen mir spontan ein und Ringsgwandl, danach kommt leider erstmal eine Weile nichts.
Notker Homburger scheint mir in die richtige Richtung zu steuern, denn seine CD "Nur in Konstanz - Musik der Eingeborenen vom westlichen Bodensee" zeichnet sich nicht unbedingt durch besondere Feinfühligkeit den regionalen Besonderheiten gegenüber aus. Mit einer speziellen Paarung aus Minderwertigkeitskomplexen und Eitelkeiten dichtet Notker homburger allerhand Gassenlieder neu, zu Melodien die aus dem südschwäbischenTraditionsraum stammen. Das Einmalige daran ist, dass das Biedermeierbürgertum diese von Tugendlosigkeit gezeichneten Lieder und Gassenhauer sehr nachhaltig auszurotten versuchten und es in 80% der Fälle wohl auch geschafft hat. Viele alte einfache Volkslieder sind verschollen, verschwunden, weg. Das Kirchenlied hat in dieser Gegend die Oberhand.
Die CD von Notker homburger schafft da die nötige Abhilfe. Homburger führt sich jedoch nicht traditionsgeknechtet auf, sondern ist mit seiner Instrumentierung und den amüsanten, wenn auch des Dialektes wegen schwer verständlichen Texten weit genug in der Gegenwart angesiedelt, dass die CD zu allererst Spaß macht, bevor man an die Dimension der Rettung schwäbischen Liedgutes glauben will. Und Spaß macht die CD wirklich. Durchtriebene Bläsersätze aus Alt-Saxophon, Trompete und leeren Flaschen, Löffelgeklapper und Gitarrenriffs, wie bei Django Rheinhardt, dazu eine Geige, die nicht perfekt, aber gern gespielt wird, zeigen, dass man gute Musik machen kann, ohne ihr zwangsläufig eine höhere Bedeutung geben zu müssen. Vergessen wir also die regionale Rettungsmission der Eingeborenen und hören uns eine CD mit stimmungsvoller Musik in einer fremden Sprache an, wie wir das auf Weltmusikfestivals ja auch tun.
Karsten Rube


Iain Mackay "Ereag an Fhraoich"
Label:
Macmeanmna ; (SkYECD 35), 15 Tracks; 50:11 min, Schottland 2005
Iain MacKay stammt von den nördlichen schottischen Inseln, da wo der Nordatlantik schäumt und alle Wege nach Seemann riechen. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die CD "Ereag an Fhraoich" gälisch klingt und trotzdem den Eindruck erweckt, als säße man beim Shantiefestival auf den Friesischen Inseln. Ein mäßiges Kneipenalbum für die Freunde des verregneten Islandhoppings.
Karsten Rube


Tantra
Label: Eigenproduktion, Belgien 2005, 14 Tracks; 62:31 min
In Belgien produziert man nicht nur schlechte Straßen und leckeres Konfekt. In mäßigen Abständen kommen aus dem Nachbarland musikalische Überraschungen. Vor Jahren sorgten die drei Mädels von Lais kurzzeitig dafür, dass sich die europäische Folkszene nicht wieder einkriegte. Jetzt scheint sich mit der Gruppe Tantra ähnliches abzuzeichnen, denn die Kapelle zelebriert eine frische dynamische Folkmusik voller Spielfreude. Etwas besessen wirken sie schon, wenn man die Musiker das erste Mal hört, doch klingen ihre Songs, als kenne man sie bereits. Es ist ein geradliniger manchmal leicht psychedelischer Mix aus Folkmusik und Weltmusik ohne übertriebene multikulturelle Experimente, sieht man vom Einsatz eines Digeridoos ab. Zwar kann die CD das vom Anfang an hohe musikalische Tempo nicht bis zum Schluss halten, doch lohnt es sich, alles anzuhören, denn die zügigen Rhythmen tanzen sich gut weg. Ein aufregender Live-Act scheint sich da anzubahnen, vielleicht erscheinen sie ja auch mal in Deutschland auf den Folkfesten.
www.tantra.tk
Karsten Rube


Robbie Overson "Overdue"
Label: Our records; 9 Tracks, 42:20 min
Wenn ich an das faszinierende Himmelsschauspiel denke, dass das Nordlicht veranstaltet, habe ich unwillkührlich auch die passende Musik dazu im Ohr. Mark Knopfler hat für den wunderschönen Film "Local Hero" die Musik geschrieben. Entspannende Gitarrenmusik, Inselklänge, mit typischen Tönen für die westkeltische Kultur. Das Album "Overdue" von Robbie Overson könnte fast ein musikalisches Sequel zum Local Hero-Soundtrack sein. Ebenso entspannt, etwas meertranig, leise und überzeugend melancholisch.
Der Ire Overson gehört zu Band der Sängerin Karan Casey. Deren wunderbar leidende Singstimme dient er treu und tragend mit seinem zurückhaltenden Gitarrenspiel. Seine Folkherkunft ist auch auf "Overdue" unverkennbar. Doch mag er es besinnlich und leicht. Es sind keine bedeutenden Lieder und es ist keine herausragende, neue CD, die alles in den Schatten stellt. "Overdue" ist vielleicht sogar "nur" ein kleines Album, aber es ist ehrlich, authentisch und frei von Allüren. Hier hat sich einfach ein Gitarrist hingesetzt und gespielt, was er fühlt. Es klingt sorgenfrei, unbelastet und geradlinig. Kein Schnick-Schnack, kein Tam-Tam und keine Coolness. Einfache Musik, die man manchmal dringend nötig hat.
www.robbieoverson.com
Karsten Rube


Tre Martelli "Tra Cel e Terra"
Label:
Dunya records/Felmay; fy 8097; Italien 2005, 16 Tracks; 58:09 min
Es ist ja wirklich keine Strecke zwischen den Alpen und dem Mittelmeer zurückzulegen. Aus dem Piemont fährt man gemütlich heraus und ist nach einem halben Tag an der Riviera. Musikalisch jedoch glaubt man, dass zwischen alpenländischer Musik und der des sonnigen Südens Europas Welten liegen.
Dass das nicht so sein muss zeigen Tre Martelli auf der CD "Tra Cel e Terra" mit einer ausgewogenen Mischung aus alpenländischer Folklore, die sich auch gut in der Schweiz ansiedeln ließe und traditionellen Tänzen, die mit einem Hauch süditalienischer Wärme gestreckt an Zikadengesänge und Tarantellas erinnern. Die Instrumente sind dabei sehr folkloristisch gewählt. Mehrere diatonische Akkordeons verschiedener ehrwürdiger italienischer Werkstätten spielen dabei eine Rolle sowie die Drehleier, die der Musik den Schatten alter Musik spendet, Sackpfeife, Violine und Flöte. Alles zusammen eine runde Folk-CD die eine fröhliche Schussfahrt aus dem Aosta-Tal hinunter nach San Remo vollzieht.
Bodenständige Folkmusik, alpenländisch und mediterran zugleich.
www.tremartelli.it
Karsten Rube


Carmelo Salemi "A sud dell'anima"
Label:
Edizioni Musicali FolkClub EthnoSuoni; (S.I.A.E. ES5351), Italien 2005, 11 Tracks; 42:26 min
Carmelo Salemi aus Sizilien bringt mit der CD "A Sud dell'Anima" den italienischen Süden zum klingen. Man kann Carmelo Salemi als sizilianischen Liedermacher bezeichnen, mit dezenten Jazzeinflüssen. Er flieht nicht vor der sizilianischen traditionellen Musik, verwebt jedoch Gitarrensound mit orientalischen Einflüssen und zaubert so eine Musik, die sich nicht starr an bekannten Folkklangmustern orientiert, sondern diese einbindet, wo sie passend erscheinen. Ein besonders schönes Liebeslied findet sich mit "Cu Ti Lu Dissi" auf "A sud dell'anima". Ein traditionelles, recht melancholisches Lied, das Salemi überarbeitet hat und das unter den durchweg angenehmen Liedern der CD, für mich den Höhepunkt markiert.
Karsten Rube


Ariondassa "In cerca di grane"
Label:
Edizioni Musicali FolkClub EthnoSuoni; (ES 5350), Italien 2005, 12 Tracks; 52:18 min
Einen weiteren Blick in die Musik des nördlichen Italien erlaubt die CD "In cerca di grane" der piemontesischen Kapelle Ariondassa. Im alpenländischen Grenzgebiet lassen sich trotz der hohen Berge Einflüsse der Nachbarn nicht vermeiden. Sie sind bei Ariondassa sogar ausdrücklich erwünscht. So mischt sich das Lebensgefühl der Piemontesen mit dem der benachbarten Savoyen, was musikalisch eine Verschmelzung mit französischen, fast okzidentalisch anmutenden Klängen zu Folge hat. Aber auch Einflüsse aus der Schweiz und dem bayrischen Raum sind erkennbar, jedoch geschickt mit dem Krummhörnchen ins südländische Hörverständnis eingebürgert. Ariondassa arbeiten mit alten Melodien aus anonymen Quellen, spielen auf folkloristischen Instrumenten und haben dabei, so wie es sich anhört eine Menge Spaß daran, Melodien von jenseits der Berge ins Piemont zu holen.
www.ariondassa.altervista.org
Karsten Rube


2Raumwohnung "Melancholisch Schön"
Label: Sony bmg (LC11732), Deutschland 2005, 11Tracks; 48:19 min
Inga Humpe ist bekannt seit der Neuen Deutschen Welle. Seit 25 Jahren ergründet die umtriebige Soundtüftlerin neue musikalische Spielwiesen. Manchmal mit ihrer Schwester, doch meistens auf eigene Gefahr. Sie zählt zu den einfallsreichsten Produzentinnen qualitativ hochwertiger deutscher Musik.
Das Projekt 2Raumwohnung jubelten Presse, Kritik und Hörer gleichermaßen euphorisch durch die Popcharts.
Doch gehört es nicht zu Inga Humpes Eigenschaften, sich mit dem Erfolg zufrieden zu geben. Sie muss weiter spielen und tüfteln und mischte die erfolgreichen Popsongs ihrer 2Raumwohnung neu ab. Mit deutlich zurückgenommenem Equipment gelang es ihr auf "Melancholisch schön" aus poppigen Songs wie "Nimm mich mit", "Wir trafen uns in einem Garten" oder "Ich und Elaine" ein paar bezaubernd melancholische Bossa Nova Stücke zu arrangieren, bei denen es überhaupt nicht stört, wenn sie nicht auf portugiesisch zu hören sind. Eine fast einsilbige Gitarre begleitet mit sparsamen Bossa Nova Sequenzen Inga Humpes Lolitastimme. Percussive Elemente, die teils aus dem Synthesizer, teils aus verschiedenen Klangkörpern stammen, ergänzen das sanfte Plätschern der CD. Ein Streicharrangement tut ein ‹briges, um bei "Nimm mich mit" die ganz große Sommersehnsucht zu fördern.
"Melancholisch schön" verführt zum Genuss. Das Leben kann auch in einer Stadt ganz schön und aufregend sein, besonders wenn es nicht regnet, sagt sich der Hörer, schlendert durch den sommerstaubigen Friedrichshain, ein Caipi-to-go in der Hand, planscht im Badeschiff herum, um in der Spree schwimmend dem Himmel beim Abendwerden zuzuschauen. Dafür ist die Platte geschaffen, für Großstadtmelancholiker und aussichtslos Verliebte.
www.2raumwohnung.de
Karsten Rube


Paula Morelenbaum "Berimbaum"
Label: Mirante ProduÁ?es 2004 - Edel Records 2006;(LC 01666); Brasilien 2004, 13 Tracks; 51:44 min
Die brasilianische Sängerin Paula Morelenbaum hat sich schon vor Jahren der Bossa Nova verschrieben und gemeinsam mit ihrem Mann, dem brasilianischen Cellisten und Arrangeur Jaques Morelenbaum zwei CD's produziert, die Jobim gewidmet waren. Die CD "Quartetto" zusammen mit Jobimís Nachwuchs Paulo und Daniel und die CD "Casa" gemeinsam mit dem japanischen Pianist Ryuichi Sakamoto". Während die Hommage an Antonio Carlos Jobim den Originalkompositionen treu blieb, wagt sich Paula Morelenbaum auf ihrem neuen Album "Berimbaum" ein paar Schritte weiter in die Gegenwart. Diesmal widmet sie sich nicht ausschließlich den Melodien der Bossa Nova, sondern deren Lyrik. "Berimbaum" beinhaltet ausschließlich Lieder, deren Texte von Vinicius de Moraes stammen. Moraes ist an der Beliebtheit des bekanntesten Bossa Nova-Hits "Girl's von Ipanema" mindesten genauso Schuld wie Jobim. Schließlich sind es seine lyrischen Träumereien vom milchkaffeefarbenen Mädchen Rio de Janeiros, die Jobim vertonte und die Jo„o Gilberto mit Gitarre und einer Stimme von obszönen Schmelz in die Ohren einer Zeit gurgeln ließ, die voll war von James Bond, Martini und der Idee komplikationsfreier Frauen. Astrud Gilberto, die weibliche Stimme der Bossa Nova, passte mit ihrer hingebungsvollen Verschlafenheit ganz hervorragend in dieses Bild.
An den Träumereien hat sich im Jahre 2006 nicht viel geändert. Statt Martini gibt es Alcopops, man guckt immer noch James Bond, nur verschlafen klingt die Bossa Nova kaum noch. Paula Morelenbaum geht streckenweise recht forsch mit dieser Musik um. Drum-Maschinen, Elektrobeats, deutlich hörbare Percussion, Scratches und Loops, um ein paar Begriffe gegenwärtiger Musikherstellung zu erwähnen, mit denen die DJ's von Bossacucanova die behäbigen Songs aufmischen und schmuseweiche Songs in schwindelerregende Clubsounds verwandeln.
Ein besonderes Highlight ist Paula Morelenbaum dabei mit dem Lied "Canto de Ossano" gelungen, einer Komposition von Baden Powell und natürlich dem Text von Moraes. Eine gut abgemischte Version, die sich da auf "Berimbaum" findet und eine der abgebrühtesten Tanznummern der letzten Zeit. Eine Bläsersektion bringt frischen Wind in die Nummer und die elektroakustischen Spielereien von Antonio Pinto sorgen dafür, dass dieser betagte Bossa Nova-Song klingt, als befände er sich im zweiten Frühling.Die CD "Berimbaum" wirkt ungemein belebend und beweist, dass Brasiliens Musik immun ist gegen Alterserscheinungen.
www.paulamorelenbaum.com.br
Karsten Rube


Sergio Mendes "Timeless"
Label: Concord-records, Brasilien 2006; 62:52 min, 16 Tracks
Zeitlos ist die Erkenntnis, dass sich im musikalischen Generationenverständnis eher Großeltern und Enkel verbünden, als Eltern und Kinder. Die Musik der Eltern ist meist grauenvoll, die der Großeltern aber irgendwie cool. Zeitlos ist aber auch die Tatsache, dass alles in Bewegung bleibt und sich Unvereinbares vielleicht doch einmal harmonisch ergänzt.
Die Black Eyed Peas, Flaggschiff der aktuellen Rapper-Generation haben sich vor einiger Zeit im Zusammenhang mit den Dreharbeiten zum Hollywood-Film "Be cool" mit dem Brasilianer Sergio Mendes getroffen. Will.i.am. der Kopf der Peas ist seit seiner Jugend ein Fan von Mendes. Der erste Song, den er als junger Musiker gesampelt hat, war einer von Sergio Mendes. Die schwülwarme Stimmung der Musik Brasiliens animierte ihn, selbst Musiker zu werden.
Nach Jahren erfüllte sich sein Traum, Sergio Mendes zu treffen. Im Verlauf dieses Treffens fanden sich zwei Musiker zusammen, die im wesentlichen die selbe Musik machen, urbane Musik, die vom gleichen Wunsch nach einem Leben erfüllt ist, in dem man seine Wünsche und Sehnsüchte in den Griff bekommt. Zwei Generationen mit der urbanen Musik Brasiliens und der der amerikanischen Westküste. Während die Brasilianer in sentimentaler Bossa Nova schwelgen, formuliert sich der Westküsten-Rapper meckernd und stampfend durch die Welt.
Sergio Mendes hat ein feines Gespür dafür, was funktioniert und was nicht. Er hat mit Brasil 66 bereits Popsongs in ein exotisches, aber hörtaugliches Gewand gesteckt und war in dieser Formation in den Sechzigern der Erfinder der Dancefloormusik. In den Neunzigern nominierte man ihn zweimal für den Grammy - "Brasileiro" eine wahrlich heiße Scheibe voller brasilianischer Tanznummern bekam diesen Preis.
Nun hat er seinen enthusiastischen Fan Will.i.am. von den Black Eyed Peas ohne Schwierigkeiten für das Album "Timeless" gewinnen können und steuert sich und seine Musik damit geradewegs in einen Olymp, der erst noch eine Kategorie bekommen muss. Dieses Album ist in seiner Fusion einzigartig. Hier ist endlich mal eine neues Musikverständniss entstanden. Bossa Nova verschmilzt mit Rap mit Raggee und mit Jazz und der wiederum mit HipHop. Harte Rapnummern mit Latinosound, schmelzender Gesang von Sergio Mendes langjähriger Lebensgefährtin, die wunderbar soulige Mundharmonika Stevie Wonders und noch einige ‹berraschungen bietet diese absolut mitreißende CD. Sie ist zeitlos, was sich nicht zuletzt am Sommerhit des Jahres 2006 manifestieren wird. "Mas que nada" diese Jahrzehnte alte Hymne brasilianischen Lebensgefühls, die Jorge Ben komponierte und an der sich soviel Musiker versuchten. Ein Song, der totarrangiert wurde, bekommt in der beinahe etwas wütend anmutenden Version der Black Eyed Peas, und den bändigenden brasilianischen Rhythmen Sergio Mendes jenen vitalisierenden Drive, der die brasilianische Mannschaft bei der Fussball-WM eigentlich erfolgreich ins Finale hätte tragen können. "Timeless" geht nun mal über die Aufhellung des Gemütes, durchs Herz direkt in die Füße. Wenn das kein Schuss mitten ins Tor ist?
www.sergiomendesmusic.com
Karsten Rube


Solid Ground "First Flush"
Label: GEMA compact disc 2004
Solid Ground ist eine siebenköpfige Band aus Würzburg, die sich vor allem von der Musik, den Geschichten und der Poesie Irlands und Schottlands inspirieren lässt. "Solid Ground" ist aber auch der Titel eines Songs von Dougie McLean, nach dem sich die Gruppe benannt hat. Bei der Coverversion dieses wunderschönen Lieds brilliert nicht nur Simone Papke mit ihrer tollen Stimme, sondern auch die Band mit ihrer Spielfreude. Ich nehme vorweg, dass die CD mit diesem Lied als absoluter Höhepunkt beginnt. Solid Ground spielt in einer für traditionelle Musik eher untypischen Besetzung mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano und Gesang. Einzig die Multi-Instrumentalistin Christel West spielt die klassisch traditionellen Instrumente wie das Akkordeon, den Dudelsack und die Flöten. Der Besetzung entsprechend findet man auf der CD auch nicht nur rein traditionelle Musik. Von den 12 Stücken sind 5 Eigenkompositionen, 2 Cover Versionen sowie 5 traditionelle Stücke, 3 davon instrumentale Stücke.
Neben dem erwähnten McLean Song gefallen mir vor allem das traditionelle Lied "Johnny Miner" und die traditionnellen Tunes "Roy's Wife of Aldivalloch" und "Dusty Windowsills". Die meines Erachtens beste Eigenkomposition ist das rockige "Sally". Die CD gefällt mir vor allem auf Grund der musikalischen Qualitäten und der "echten" keltischen Kompositionen und Traditionals. Die Eigenkompositionen sind für meinen Geschmack mit Ausnahme von "Sally" zu brav und widerspiegeln nicht die Leidenschaft und den Spielwitz irisch/schottischer Musik. Mehr Informationen zur Band und Hörproben gibt's unter
www.solid-ground.de. Dort findet man auch Informationen zur Benefiz CD "The Flood" zugunsten des Würzburger Fluthilfeprojekts "Den Fischern eine Zukunft".
Adolf "Gorhand" Goirup


Jim Wilson "A Place In My Heart"
Label: Artemis Nashville 2005
Jim Wilson stammt aus Texas und lebt nun schon seit Jahren in Kalifornien, das ihn nicht nur wegen der belebten Musikszene, sondern auch wegen der spektakulären Landschaft angezogen hat. Seine Musik muss irgendwo zwischen New Age, Jazz und Pop angesiedelt werden. Das nunmehr fünfte Album "A Place in my Heart" widmet er seinem kürzlich verstorbenen Vater und all den Menschen, Orten und Augenblicken, die einen Platz in seinem Herzen gefunden haben.
Wilson ist ein hervorragender Pianist und arbeitet auch mit einigen der besten Musiker aus verschiedenen Stilrichtungen zusammen. Obwohl er vor allem Instrumentalmusik schreibt, hat er für dieses Album zwei Sänger gewinnen können, Dillon O'Brian und Marilyn Martin, die bei "If the Morning never Comes" ein wunderschönes Duett mit Jim Wilson singt. Überhaupt brilliert die CD mit einer großartigen Instrumentierung, die von Gitarre, Bass, Mandoline, Banjo und Perkussion über Flöte, den irischen Dudelsack und Trompete bis hin zu solo gespielten wie auch orchestral arrangierten Streichern führt.
Meine Favoriten sind neben den erwähnten Stücken das stille "Sanctuary" wie auch das rhythmische "Morning on Cannery Row". Außerdem hat das wunderschöne Titelstück "A Place in my Heart" mit Eric Rigler an den Flöten und Whistles einen Platz in meinem Herzen gefunden.
Wilsons Musik bringt den Zuhörer zum Träumen, man kann bei den Tönen von Chris Bottis Trompete und Eric Rigers Dudelsack den Adler über der atemberaubenden Landschaft durch die Lüfte rauschen sehen (Eagle's Flight) oder die Tänzer bei "Avalon Ballroom 1934" im Walzertakt über das Parkett des Art Deco Ballsaales schweben sehen. Perfekte Arrangements, großartige Musiker und wunderschöne Kompositionen machen diese CD zu einer optimalen Begleitung für romantische oder auch nachdenkliche Stunden. Weitere Informationen und Hörproben gibt's unter
www.jimwilson.net.
Adolf "Gorhand" Goirup


Happy Traum "I Walk the Road Again"
Label: Eigenverlag
Happy Traum ist bereits seit beinahe 40 Jahren in der amerikanischen Musikszene bekannt. Seine neueste CD "I Walk The Road Again" ist eine Sammlung von traditionellen und modernen Blues- und Folksongs, die er in den vergangenen Jahren immer wieder gespielt und dabei lieben gelernt hat. Eine Anzahl ausgezeichneter Gastmusiker, die zum Teil schon seit Jahren mit ihm zusammenarbeiten, haben zum Gelingen dieser CD beigetragen.
Dem Genre entsprechend ist die Instrumentierung vor allem von verschiedenen Gitarren, der Mandoline, dem Banjo, dem Dobro dem Bass und der Geige dominiert. Die Mundharmonika, die Hammondorgel, das Akkordeon,das Cello und das Schlagzeug ergänzen die Besetzung bei manchen Liedern. Neben den traditionellen Stücken finden wir auch Kompositionen von Bob Dylan, Paul Siebel, Brownie McGhee, Alan Taylor, Lee Hays und Pete Seeger.
Bei dem solo gespielten traditionellen Titelsong "I Walk the Road again" spielt Happy seine brillante Technik leidenschaftlich aus. Für echte Bluesfans ist das Zusammenspiel von Happy auf der Gitarre und John Sebastian auf der Harmonika bei "Betty & Dupree" sicherlich ein weiterer Höhepunkt. Doch nicht nur traditioneller Blues, sondern auch Brownie McGhees "Sporting Life Blues" lässt mit Hammondorgel und Slide Gitarre aufhorchen. Bob Dylans Song "Tonight I'll be Staying here with You" (1969) ist ein wahres Gustostückerl und mein Lieblingsstück, hervorragend interpretiert von Happy und Larry Campbell (Pedal Steel Gitarre und Mandoline).
Happy Traum ist ein sehr guter Musiker und besticht vor allem mit seiner Technik des Fingerpicking, über die er auch Lehrbücher geschrieben hat. Gemeinsam mit seinem musikalischem Langzeitpartner und Bruder Artie Traum und vielen anderen talentierten Musikern hat er ein Stück Erinnerung geschaffen, das bei Freunden von amerikanischem Blues und Folk sicherlich großen Erfolg haben wird. Weitere Informationen und Hörproben gibt's unter
www.happytraum.com.
Adolf "Gorhand" Goirup


Donal Hinely "Giants"
Label: Scuffletown Records 2005
Donal Hinely lebt seinen Traum und hat die Musik zum Zentrum seines Lebens gemacht. Nachdem er bereits 2003 als Songwriter mit seiner CD "We built a Fire" bei den Kritikern große Anerkennung erhielt, stellt er uns nun sein neues Album "Giants" vor. Das von David Henry und Donal Hinely produzierte Album ist voll von Erinnerungen und politischen aber auch alltäglichen Gedanken. Alle Songs stammen aus Donals Feder und die engagierten Texte kann man auf dem Cover mitlesen.
Als Begleitmusiker hat Hinely neben David Henry noch den Gitaristen Will Kimbrough und den Schlagzeuger Park Ellis gewinnen können. Gastauftritte von Mark Rosenthal (Orgel) und Chris Carmichael (Streichinstrumente) ergänzen die Besetzung. Hinely ist schwierig einzuordnen, seine Musik kommt ebenso aus dem amerikanischen Folk wie aus der Pop- und Rockmusik.
Rockige Stücke wie "Before Music Was a Product" wechseln sich ab mit melancholischen Songs wie "Road to Ruin" und Country Balladen wie "Blue Ink". Bei "The Shakes" verbindet Hinely den singenden Klang der mit Wasser gefüllten Gläser mit der Ukelele, dem Cello, der Gitarre und dem Schlagzeug - ein gelungenes Experiment, bei dem Donal Hinely sein zweites musikalisches Steckenpferd vorstellt. Er spielt mit 24 verschiedenen Wein-und Weinbrandgläsern, die er mit einer bestimmten Menge Wasser füllt und sie auf diese Weise stimmt. Bei "Louisville" zeigt er, dass seine Stimme und sein Gesang erstklassig sind und dass er Mick Jagger als Blues und Rocksänger in nichts nachsteht. "Talkin' Cheap Trick Blues" ist ein weiteres Beispiel, bei dem er mich mit seinem bluesigen Gesang begeistert.
Donal Hinely hat mit "Giants" ein abwechslungsreiches Albumaufgenommen,das für jeden Geschmack etwas bietet. Neben dieser Vielfältigkeit besticht er meiner Meinung nach vor allem mit seinem Gesang und den einfachen aber musikalisch hochwertigen Arrangements. Ein toller Liedermacher ohne Schnörkel, der sein Genre von Grund auf gelernt hat, aber den Mut hat neue Wege zu gehen. Weitere Informationen und Hörproben gibt's unter
www.donalhinely.com.
Adolf "Gorhand" Goirup


Kim Sanders with Peter Kennard "Trance'n'Dancin"
Label: eigenes Label 2005
Der australische Multi-Instrumentalist Kim Sanders ist seit 1984 regelmäßig in verschiedenen Teilen der Welt unterwegs, um traditionelle Musik zu studieren. Neben einem langen Aufenthalt in Westafrika, der Türkei und den Balkanländern, insbesondere in Bulgarien, blickt eraufzahlreiche Reisen nach Indonesien, der Türkei und China zurück. Peter Kennard hat nach einem langen Studium der Perkussionsinstrumente in Westafrika Erfahrungen in Japan, der Türkei, den Vereinigten Staaten, Europa und in Australien gemacht. Die beiden haben nun ein gemeinsames Werk geschaffen, das den ätherischen Klang der Ney (Sufi Flöte) mit den leidenschaftlichen Riten der Derwische und den komplizierten Rhythmen der Tänze aus dem Balkan verbindet.
Die 14 instrumentalen Stücke setzen sich aus traditionellen Melodien aus der Türkei, arabischen Tänzen, von Sanders und Kennard arrangierten türkischen Derwisch-Klängen und Eigenkompositionen von Kim Sanders zusammen. Gespielt wird die Musik auf Originalinstrumenten; Sanders spielt den bulgarischen und türkischen Dudelsack und verschiedene Flöten aus der Türkei, Bulgarien und aus Sumatra und Kennard trommelt dazu den Rhythmus auf so exotischen Perkussionsinstrumenten wie Darabukka, Bendir und ähnliche.
Neben dem Klang der Sufi-Flöte, die einen Grossteil der Stücke dominiert ist auch die Gaida (Dudelsack) ein wichtiger Bestandteil der Musik. Sanders hat mit seiner Komposition für Gaida, Hammondorgel und Surdo (brasilianische Trommel) "Solitary Circumambulation" eine Weltpremiere geschaffen. "Ah Ya Zane" ist ein meisterlich vertonter arabischer Tanz, bei dem man sich in einen Harem mitten in der Wüste wähnt und das türkische Wiegenlied "Bebek" beschließt das Album mit den sanften Klängen der Mey (türkische Flöte).
Die CD entführt den Hörer in eine fremdartige Welt, deren Töne nicht in den Katalog eines Badeurlaubs an der türkischen Riviera gehören. Die verwendeten Instrumente, wie auch die Melodien bescheren dem Liebhaber traditioneller Musik aus dem Balkan eine faszinierende Reise und machen Lust auf eine Alternativreise in diese Region. Weitere Informationen findet Ihr auf
kimsanders.customer.netspace.net.au/.
Adolf "Gorhand" Goirup


Smithfield Fair "...swept away"
Label: Stevenson Productions 2005
Smithfield Fair tragen auf der Bühne den McLaurin Tartan, da sie von diesem auf Argyll beheimateten Clan abstammen. Die drei in Louisiana lebenden Musiker blicken bereits auf eine langjährige Karriere und neun gemeinsam aufgenommene Alben zurück. Neben Jan Smith (Akkordeon, Akustikgitarre und Gesang) und Dudley-Brian Smith (Gesang, Akustikgitarre und Bass, Mandoline und Highland Pipes) ist Frang Bladen (Bodhrán, Perkussion und Gesang) der dritte im Bunde.
Die neueste CD "...swept away" wurde gemeinsam mit Gastmusiker David Praet (Gitarre) produziert und bietet eine ausgewogene Mischung aus traditionellen schottischen Liedern, Cover Versionen und eigenen Songs. Zwei selbst komponierte Instrumentalstücke runden das Repertoire ab und mit Gastauftritten von Bob Smith (Gesang und Akustikbass) und John Taylor (Fiddle) wird die Besetzung verstärkt.
Die CD beginnt mit einer sehr traditionell klingenden Version von Paul McCartneys oft gespielten Klassiker "Mull of Kintyre". Ein idealer Einstieg für dieses Album, das noch weitere Schätze zu bieten hat. Mirgefallen vor allem die wunderbaren mehrstimmigen Gesänge wie bei meinem Lieblingsstück "Wild Mountain Thyme" oder dem "Mingulay Boat Song". Vor allem Jan Smiths tolle Altstimme macht aus den traditionellen wie auch eigenhändig geschriebenen Songs einen Ohrenschmaus. Höhepunkte sind Smiths Geschichte von "Greyfriar's Bobby", das traditionelle "Bonnie Banks of Loch Lomond" oder auch das aus dem Gälischen übersetzte "The Mist Covered Mountains of Home". Neben dem Gesang muss man jedoch auch die musikalischen Qualitäten hervorheben, die Smithfield Fair unter anderem bei dem instrumentalen "Hauling Angus" zur Schau stellen.
Smithfield Fair zeigen dem Hörer, dass man auch im Süden der USA original schottische Musik in meisterlicher Qualität spielen kann. Durch die tragischen "Highland Clearances" im Schottland des 18. Jahrhunderts konnte das schottische Kulturerbe weltweit verbreitet werden und dadurch mit fremden Einflüssen bereichert werden. Neugierig geworden? Auf
www.smithfieldfair.com gibt es mehr Informationen.
Adolf "Gorhand" Goirup


Cora Smyth Breda Smyth
Label: eigenes Label 2005
Die Geschwister Cora und Breda Smyth aus dem County Mayo haben beide ihre Karriere mit Projekten von Michael Flately (Lord of the Dance, Feet of Flames) begonnen. Breda hat bereits 2003 eine erfolgreiche Solo CD veröffentlicht und nun haben die beiden gemeinsam ihre erste CD aufgenommen. Produziert wurde das Album von Perkussionist Jim Higgins und neben Cora (Fiddle) und Breda (Whistles) gehören Tim Edey (Gitarre), Damien Evans (Bass), Brendan O'Regan (Bouzouki) und Eoghan O'Donnell (Piano) zum Line-up.
Die CD wird mit einem langsamen Walzer von Michel Faubert eröffnet, "valsede jouets", doch schon bald steigert sich das Tempo auf "irisches" Niveau und das "Salamanca Set" besticht nicht nur durch atemberaubendes Tempo, sondern auch durch das brillante Zusammenspiel der Whistle und Gitarre. Anschließend hat bei Martin Hayes "Maghera Mountains" Declan O'Donohue seinen Einsatz als Gastmusiker. Sein betontes aber beinahe behäbiges Schlagzeugspiel und das schwermütige Piano kontrastieren zum leichten Klang der Whistle und der Fiddle. So abwechslungsreich wie die ersten drei Stücke präsentiert sich das ganze Album und obwohl natürlich Coras Fiddle und Bredas Whistles die 12 instrumentalen Stücke dominieren, so ist der musikalische Standard der gesamten Band absolute Spitzenklasse. Langsame gefühlvolle Melodien wechseln sich ab mit schnellen und leidenschaftlich gespielten Tänzen, wie dem Set "The Golden Stud", bei dem Kevin Hough den Gitarrenpart übernimmt. Meine Lieblingsstücke sind das "Beara Island Set", das nur von Breda an der Whistle und Jim Higgins am Bodhran vorgetragen wird, und "Sunstreet Shuffle", eine der beiden Eigenkompositionen, in voller Besetzung gespielt.
Die CD ist ein Vorzeigestück irischer Folkmusik, Walzer, Märsche, Jigs und Reels werden hier meisterlich vertont. Der Zuhörer fühlt sich an die wilde Westküste Irlands versetzt und muss sich unweigerlich zu den Rhythmen bewegen. Die Musik beschert dem Liebhaber Irlands einen Vorgeschmack auf den nächsten Urlaub auf der grünen Insel. Weitere Informationen auf
www.corasmythbredasmyth.com/
Adolf "Gorhand" Goirup


Dom Duff "Lagan"
Label: BNC Productions 2006
Dom Duff ist in der Bretagne ein Begriff für innovative Musik mitstarken traditionellen Wurzeln. Mit dem Klangzauberer Pascal Lamour hat er einen perfekten Partner gefunden, um seiner Kreativität freien Lauf lassen zu können. Des Weiteren sind die Ex Diwall Mitglieder Nicola Hayes (Fiddle) und Herri Loquet (Drums und Percussions) sowie der Bassist Dominique Braud beteiligt. Einen besonderen Leckerbissen bietet die CD mit den großartigen Gastsängerinnen Julie Murphy, Joyce Bacon, Iann an Duff, Sille Ilves und Nolwenn Korbel.
11 der 12 Songs sind von Dom Duff geschrieben, nur "Job Al Lonker" ist ein traditionelles Stück. Pascal Lamour ist nicht nur Produzent, sondern zeigt auch sein multiinstrumentales Talent. Neben typisch bretonischen Instrumenten wie das Biniou, die Bombarde oder das SaxoKoad spielt er die Low Whistle, die Gaita (Galizischer Dudelsack), das indische Harmonium, Banjo, Keyboards und sorgt für die elektronischen Effekte.
Das Album startet mit "Son Faro" (proud song), bei dem Dom mit seinem Gesang und der Gitarre und Pascal Lamour am bretonischen Dudelsack, dem Biniou, einen bemerkenswerten Sound erzeugen, Loquet am Schlagzeug sorgt dabei für den Rhythmus. Banjo und Gitarre begleiten das traurige "Miz Du" (black month), bei dem Dom, Julie Murphy und Joyce Bacon mit ihrem wunderschönen Gesang brillieren.
Durch die vielfältige Instrumentierung und die so unterschiedlichen Gesangsstimmen bietet die CD einen abwechslungsreichen und unvergleichlichen Sound. Ein weiteres Beispiel ist das einzige englisch gesungene Lied "Pagan Camp", bei dem Lamour mit Soundeffekten und Hayes an der Fiddle ein atemberaubendes Duett der estnischen Sängerin Sille Ilves mit Dom Duff begleiten. Nolwenn Korbel besticht mit ihrer engelhaften Sopranstimme bei "Kertrouz", sie flüstert, stöhnt und singt mit ihrer klaren Stimme zu Doms Gesang, der vom einzigartigen Klang des indischen Harmoniums und der Gitarre, die in DADGAD gestimmt ist, unterstützt wird.
Dom Duff zeigt mit seinem neuen Album "Logan" wieder einmal, dass er zu den besten und interessantesten Musikern der bretonischen Szene gehört. Ich kann diese CD jedem empfehlen, der bereit ist, sich auf eine Musik einzulassen, die moderne elektronische Effekte mit dem Klang traditioneller Instrumente und atemberaubenden Gesängen verbindet. Neugierig geworden? Auf
www.domduff.com gibt es Sound Samples und mehr Informationen.
Adolf "Gorhand" Goirup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 12/2006

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