FolkWorld Ausgabe 34 11/2007

FolkWorld CD Kritiken

Olaf Sickmann "Reise nach Neuseeland"
Label: Wonderland Records; WR 9034; 2006; Spielzeit: 46:22 min
Olaf Sickmann, gebürtig in Melle im Landkreis Osnabrück, ist vom Klavier-, Trompeten- und Tenorhornunterricht zur Gitarre gekommen. Erste Bühnenerfahrungen hat er mit einer Hardrockband und der Folkrockband Glen Coe gesammelt. Durch eine Straßenmusikerin im irischen Galway wurde er von der Tin Whistle fasziniert und er bandelte mit der deutschen Irish-Folk-Szene an. In Folge trat er sowohl mit den keltischen Folkduos Ivy und Ceilin auf und spielte CDs ein, 2003 war er zudem Preisträger des Osnabrücker Gitarrenwettbewerbs "Open Strings". Auf seiner dritten Solo-CD "Reise nach Neuseeland" spielt Olaf Sickmann New Celtic Music, wie er selbst seine Instrumentalmusik mit Gitarre und Whistle nennt; ausnahmslos Eigenkompositionen, die er während einer mehrmonatigen Neuseelandreise komponiert hat. Von "Cook's Bay" bis ins "Drift Away Café" in der "City of Sails" führt eine Mischung aus Folk, alter Musik und Minimalmusik. Titel von seiner zweiten CD "Sommertiefe" (2004) wurden als Filmmusik verwendet und auch die "Reise nach Neuseeland" ist ein, wenn auch imaginärer Soundtrack zu einem Feature über die Pazifikinsel. Eine musikalische Reise nicht nach Mordor oder ins Auenland, bei Neuseeland denkt man ja unweigerlich zuerst an den Herrn der Ringe. Ich denke eher an eine kürzliche BBC-Verfilmung von Robert Louis Stevensons "Kidnapped", die man ominöserweise in Neuseeland gedreht hat und wo die Neuseeländischen Alpen die schottischen Highlands darstellen sollten. Obwohl ... das mit dem Auenland passt gar nicht mal so schlecht: mal besinnlich, mal lebhaft, aber immer idyllisch. Olaf Sickmann baut keine dramatischen Szenerien auf. Die träumerischen Melodien sind aber nicht als Fahrstuhlmusik geeignet, dazu sind die Melodien und das Spiel zu markant.
Vertrieb: Rough Trade
Walkin' T:-)M


Steve Skaith Band "Imaginary Friend"
Label:
Pläne; 88943; 2007; Spielzeit: 43:15 min
His guitar strap is sorely splashed with a punter's blood, but he wears it like he always has since those days before the flood ... Steve Skaith (-> FW#26) war der Sänger der englischen Band Latin Quarter, die während der Thatcher-Zeit mit eingängiger Popmusik und hochpolitischen und gesellschaftskritischen Texten Charts-Erfolge gefeiert hat. 1998 löste sich Latin Quarter auf, Steve zog nach Mexiko, wo er seitdem mit einheimischen Musikern arbeitet. Auf seinem dritten Soloalbum "Imaginary Friend" wandelt Steve zusammen mit Schlagzeuger Ricardo Serrano, Bassist Beto Tenorio und Geiger Luis Guttierez auf musikalisch vertrauten Pfaden. Weniger Latino, dafür eher der Latin Quarter-Sound aus der Endzeit der Gruppe. Die Zusammenarbeit Steves mit Texter Mike Jones funktioniert wie eh und je. Die Texte sind weniger politisch - I ain't singing about the guy who works for peanuts in some factory, I ain't singing about the woman tricked and sold into the bedroom -, stattdessen persönlich, nachdenklich und düster (im Gegensatz zur hellen, freundlichen und eingängigen Musik). Den einzigen - wenn man so will - politischen Song "Imaginary Friend" hat Steve selbst gegen religiösen Fundamentalismus geschrieben, gegen die eine - if you believe that virgins wait in some paradise, something just got lost in translation -, als auch die andere Fraktion: we're living with this modern plague, his messengers say 'Abstain's the way', callate! it's condom protection! Mit dem letzten Titel "Adios for Now" nimmt Steve Skaith Abschied von Mexiko. Wir sind gespannt auf was da kommen mag.
Pläne Records
Walkin' T:-)M


Gina Villalobos "Miles Away"
Label:
Laughing Outlaw; LORCD-094; 2006; Spielzeit: 38:16 min
Bek-Jean Stewart "Junior Years"
Label: Laughing Outlaw; LORCD-102; 2006; Spielzeit: 45:52 min
The Redlands Palomino Company "Take Me Home"
Label: Laughing Outlaw; LORCD-099; 2006; Spielzeit: 47:28 min
Das australische Label Laughing Outlaw hat sich auf Rootsmusik von - im weitesten Sinne - amerikanischer Machart spezialisiert. Interessant und bemerkenswert ist hierbei die corporate identity durchaus unterschiedlicher Künstler aus verschiedenen Nationen (in diesem Fall vor allem Musikerinnen) in sowohl klanglicher als auch qualitativer Hinsicht. Ihre Musik ist eingängig, voller Energie, geht live sicher gut ab und die Texte wurden nicht von den Dümmsten verfasst.
Gina Villalobos macht mit einer Stimme eines weiblichen Rod Stewarts da weiter, wo Lucinda Wiliams aufgehört hat. Nach einem traumatischen Unfall, der sie die Sehkraft im rechten Auge gekostet hat, wundert man sich nicht über die düsteren und nachdenklichen Texte. Ihr Country-Rock jedoch ist erdig und einprägsam, ich ertappe mich summend: Don't let go, I wanna feel my way around this oder Come on Baby, I heard you had to sell your sheets again oder Somebody save me from me, somebody take me off repeat. Ted Russel Kamp spielt Bass (siehe Rezension unten), Anne McCue singt im Chor, und ich behaupte mal, dass "Miles Away" in nächster Zeit noch einige Male in meinem Player rotieren wird.
Auch Bek-Jean Stewart reagiert mit Musik ihre Probleme ab (as a release from the monsters within). Die Mittdreißigerin aus Sydney bekam mit 8 eine Gitarre von ihrer Mutter, um ruhig gestellt zu werden. Ruhig wurde sie nicht, sondern tobte sich mit Rock 'n' Roll aus. Ihre Lieder besingen Liebe und Hass und ihre Erfahrungen über Heranwachsen und Erwachsensein. Bek-Jean Stewart sagt: Junior Years is songs written when I was Jesus' age, and I think anyone who lives to and beyond Jesus' age deserves a gold star and a smiley stamp on their hand. Sie nimmt sich selbst nicht davon aus, einer regular freak show anzugehören und stellt fest: it's the 21st century and I'm a modern primitive.
The Redlands Palomino Company ist hingegen im Vergleich eitel Sonnenschein. Und dabei stammen die Musiker aus England, einer Nation, die doch so unendlich viel düsterer als die amerikanische ist. Ein Klischee? Das Genre, das man mit Alt-Country und Americana bezeichnet und mit den sonnigen Weiten des Mittleren Westens verbindet, funktioniert genauso in den verregneten Midlands. Einen spezifischen britischen Einfluss in der Musik der Redlands Palomino Company vermag ich nicht zu erkennen, sie spielen wie die amerikanischen Kollegen. Redlands Palomino Company ist die britische Antwort auf Uncle Tupelo und die Byrds, Gram Parsons und Emmylou Harris gleichermaßen.
Laughing Outlaw Records
Walkin' T:-)M


Paul Reinig "Kinder unserer Stadt"
Label: Eigenverlag; PR CD 2006-04; 2006
Asylum Street Spankers "Mommy Says No!"
Label:
Yellow Dog; YDR 1471; 2007
Pit Budde & Josephine Kronfli "Gute Nacht Kinder in aller Welt"
Label: Ökotopia; 2007; Spielzeit: 68:35 min
Einmal noch mal Kind sein ... Dieser Wunsch erfasst mich eigentlich nur selten, allerdings blicke ich zugegebenermaßen neidisch auf die heutigen Musikproduktionen für Kinder. Die hatte es, was Quantität als auch Qualität betrifft, zu meiner Zeit nicht gegeben.
Der Pfälzer Paul Reinig (-> FW#23, FW#31) ist oder war Mitglied von Gruppen wie Siebenpfeiffer, Lismore, bzw. Reinig, Braun & Böhm. Er ist selbst Erzieher von Beruf, was lag also näher, sich einmal an Musik für die kleineren Zuhörer heranzuwagen. Er verfasste Lieder von und über Tom den Bär, Clown Beppo, Robbie Robbe, Ferdinand den kleinen Vampir, und Charlotte die Motte. Das ganze Spektrum: zum Spielen, zum Bewegen und Tanzen oder einfach nur zum Zuhören. Stromgitarre und Schlagzeug kommen zum Einsatz, Geige und Saxophon, als auch für die meisten Kinder wohl ungewöhnlicheren Instrumente wie Schalmei, Fagott, Krummhorn, Dudelsack und Hackbrett. Die Arrangements bedienen sich bei Folk, Pop, Blues und Rock. Mit dieser Scheibe hat sich Paul Reinig von null auf hundert in die erste Liga der deutschen Kinder-Liedermacher katapultiert.
Asylum Street Spankers versuchen die Klänge und Traditionen nordamerikanischer Musik jüngeren Hörern nahe zu bringen. (Ja, es gibt noch was vor Rap und Hiphop!) "You only Love Me For My Lunchbox" ist eine witzige Nummer für die ganze Familie. "Sliver" von Nirvana kommt im Bluegrass-Gewand daher, sicherlich der Höhepunkt von "Mommy Says No!" Man sollte aber die Sprache verstehen. Insofern hätte diese Rezension eigentlich eher in den englisch-sprachigen Teil der FW gehört.
Schlaf ein, kleine Mücke, schlaf! Mitten in der Nacht wollen mich die Mücken stechen. Ich find keine Ruh. Schlaf ein, kleine Mücke, schlaf! So heißt es in einem Lullaby aus Haiti. Pit Budde und Josephine Kronfli aka Karibuni (-> FW#19, FW#24, FW#26, FW#31) haben wieder ein schlagkräftiges Team um sich gesammelt, darunter Ahmet Bektas als auch Steffi Stephan (ehem. Bassist der Udo Lindenberg-Band), um all unseren und nicht nur hyperaktiven Kids ruhige Schlaflieder und Gute-Nacht-Geschichten von hier und überall näherzubringen. Die Stücke stammen aus Nord- und Südamerika, aus Afrika und Asien, und nicht zuletzt aus Europa. In einem nicht unangenehm dahin plätschernden Folkpop-Sound erfüllen sie wohl ihren Zweck. Es gibt wie immer beim Ökotopia-Verlag ein gleichnamiges Buch zum Tonträger, das nicht nur Schlaflieder und Gute-Nacht-Geschichten, sondern auch noch Schlafbräuche von hier und überall enthält. Na dann, gute Nacht!
Walkin' T:-)M


Damian Clarke "The River Wherever"
Label:
Vox Pop; VOX 027; Spielzeit: 39:45 min
Sangesfolk "Wunjo"
Label: Eigenverlag; 300571; 2006; Spielzeit: 43:53 min
Damian Clarke war (und ist) der Frontman, Sänger und Akkordeonist der englischen Folkrock-Band Pressgang (-> FW#9). Auf Solopfaden wandelnd schert er sich nicht um irgendwelche Trends, sondern liefert ein erdiges und raues Endprodukt ab. Damian singt und spielt Drehleier (hurdy gurdy) und Hackbrett (hammered dulcimer). Nicht nur englische und walisische Songs und Tunes, Damian hat "The River Wherever" ausdrücklich allen Folksängern gewidmet, die in regionalen Sprachen und Dialekten singen anstatt Englisch to be rich and famous. Folgerichtig interpretiert er das bretonische Tanzlied "Naon Tek" und die niederdeutschen Lieder "Dat Abendleed" und "Dree Rosen". Die Verbindung zu Deutschland kommt nicht von ungefähr und so kann man auf dem englischen "Goode Ale" aus dem 15. Jahrhundert auch die Stimme von Marco Neumann (Lack of Limits) vernehmen.
Auch die Oldenburger Folkrocker Lack of Limits (-> FW#33) lassen es neuerdings etwas ruhiger angehen. Oder sagen wir besser: weniger elektrisch! Als Sangesfolk spielen Marco Neumann (Gesang, Bodhran, Whistle, Bombarde, Didgeridoo), Martje Saljé (Gesang, Gitarre, Flöte, Mandoline) und André Wiegert (Cajon, Djembe) traditionelle Folkmusik, Mittelalterliches und eigene Kompositionen. Das Repertoire umfasst Ewan MacColls "Dirty Old Town" und "Ye Jacobites by Name" gleichermaßen wie die "Merseburger Zaubersprüche" und Walter von der Vogelweides "Palästinalied". Sangesfolk statt Lack of Limits, Folkclubs statt Rockbühne. Das Zielpublikum dürfte in etwa das Gleiche sein, aber möglicherweise finden sich neue Fans abseits des Folkrockpublikums. "Wunjo" ist nämlich die germanische Rune der Wonne und Freude, des Glücks und Erfolges. Alles wird gut.
www.sangesfolk.de
Walkin' T:-)M


V/A "Doom & Gloom - Early Songs of Angst and Disaster 1927-1945"
Label:
Trikont; US-0364; 2007; Spielzeit: 73:42 min
Anfang des Jahres war die Klimakatastrophe in aller Munde. Seitdem die Medien ein anderes Thema entdeckt haben, herrscht wieder Schweigen im Walde über Erkenntnisse, die eigentlich seit den Siebziger Jahren (Club of Rome etc.) bekannt sein sollten. Im populären Liedgut hat sich das jedenfalls nicht niedergeschlagen. Da waren die Blueser, Bluegrasser und Countryisten (damals noch Folk genannt) der Dreißiger und Vierziger Jahre wesentlich produktiver. Sie sangen über Naturkatastrophen und Kriege, Finanzkrisen und Verkehrsunfälle. Als Seismographen brachten die Musiker die kollektive Seelenlage zum Ausdruck, heißt es. Vielleicht. Vielleicht haben sie aber auch nur ihre traditionelle Rolle als Verkünder von Nachrichten gespielt. Neben Mord und Totschlag waren Katastrophen nun einmal ein beliebtes Thema der fahrenden Troubadoure. Wenn der Zug Nr. 97 aus den Gleisen sprang, ließ sich eben ein guter Song daraus machen, wenn gleichzeitig die Zahl der Toten 9 und die Zahl der Verletzten 7 betrug. Während der Prohibitionszeit war schlechter Alkohol eine Gefahr, heute spricht man über Gammelfleisch. Insofern ist nichts besser, sondern nur anders geworden. "Wreck on the Highway" ist der bekannteste Titel der Sammlung "Doom & Gloom - Early Songs of Angst and Disaster 1927-1945". Die Interpreten sind: Blind Willie Johnson, Roy Acuff, Charlie Poole, Big Bill Broonzy, Bessie Smith, The Carter Family, Charley Patton u.a. Interessante Kollektion. Ob uns das irgendwie weiterbringt, vermag ich allerdings nicht zu sagen.
Trikont
Walkin' T:-)M


V/A "Pays de Galles - Welsh Music"
Label:
Airmail Music; SA 141146; 2007; Spielzeit: 54:32 min
Walisische Musik ist hierzulande immer noch viel zu wenig bekannt. Die - hier nicht enthaltenen - Allan Yn Y Fan tourten gerade mit ein paar wenigen Terminen durch Deutschland, unseren meisten Mitmenschen wird dies entgangen sein. Schade eigentlich, denn das keltische Rückzugsgebiet auf britischem Boden hat einiges zu bieten. Die Kollektion "Pays de Galles - Welsh Music" stammt von einem französischen Label, das Booklet ist dementsprechend in Französisch und Englisch. Es enthält außer Titel und Interpret aber sowieso kaum Informationen und Google ist hilfreicher. Die musikalische Mischung ist umso besser: Carreg Lafar, Crasdant, Gwenan Gibbard, Bob Delyn a'r Ebillion, Robin Huw Bowen, Sian James, Rhes Ganol, Neil Browning, Gwilym Morus, Gwerinos, Meinir Heulyn, Ar Log, u.a. (siehe auch z.T. erfolgte Rezensionen in dieser und vorherigen FW-Ausgaben). Das gesamte Spektrum: Harmoniegesang aus dem kleinen Land der großen Chöre, die walisische Harfe namens triple harp, der walische Dudelsack namens pibgorn, und letztendlich Gruppen mit dem heute so typischen keltischen Instrumentarium Fiddle, Flutes, Akkordion und Gitarre. Insgesamt eine Kompilation der besseren Sorte.
Dt. Vertrieb: Sunny Moon
Walkin' T:-)M


V/A "Six Strings North of the Border - The Collection"
Label:
Borealis; BCD180; 2006; Spielzeit: 49:53 + 49:25 + 46:34 min
Kanada verfügt über eine Reihe von bedeutsamen akustischen Gitarristen. Ihre Einflüsse reichen von keltischen Wurzeln (Jigs & Reels & Carolan-Stücke), über Blues und Ragtime, Französisches und Osteuropäisches, Indisches und Arabisches bis zu Old-Time-Musik. Die 3 CDs der Kompilation "Six Strings North of the Border", jetzt als Box erhältlich, vereinigt Meister ihres Fachs wie: Bruce Cockburn, Doug Cox, Don Ross, J.P. Cormier, Zubot & Dawson, David Rogers, Stan Rogers Stiefsohn, Paul Mills, Olive Demers von Le Vent du Nord, Harry Manx, u.v.m. (siehe auch Rezensionen in den vorangegangenen FW-Ausgaben). Nicht zu vergessen Eve Goldberg, Managerin von Borealis Records, und der Herausgeber dieser Kompilationen Bill Garrett höchstpersönlich. Ein Fest für die Ohren, jedenfalls für die aller Gitarrenfreunde.
Dt. Vertrieb: New Music Distribution
Walkin' T:-)M


V/A "Summertime Blues"
Label:
Ruf Records; RUF 1130; 2007; Spielzeit: 43:15 min
Bluesmusik gilt als Stimmungstöter. Selbst in Eddie Cochrans "Summertime Blues" heißt es there ain't no cure for the summertime blues. Townes Van Zandt (siehe Buchrezension in dieser FW-Ausgabe) hat Lightnin' Hopkins mal gefragt, what the blues were. Dieser antwortete, well, son, I think they're a cross between the greens and the yellows. Aber kein tieftrauriger Delta Blues, die Kompilation "Summertime Blues" enthält Blues Rock, Rhythm'n'Blues, Soul, Rock'n'Roll und Boogie Woogie. Im verregneten Sommer 2007 musste man ja den Blues kriegen und so erweist sich Bluesmusik doch tatsächlich als Lichtschein. Diese Sammlung ist aber eher geneigt, die Nacht zum Tag zumachen, als in der Sonne zu braten (abgesehen vielleicht von einem souligen Reggae von Luther Allison und einem Calypso von Grayson Capps). Außerdem spielen auf: Canned Heat, Candye Kane & Popa Chubby, Ana Popovic, Ian Parker, Walter Trout & John Mayall, Roxanne Potvin, Aynsley Lister, Larry Garner, Sue Foley und Eric Bibb (siehe auch Rezension in der englisch-sprachigen FW-Ausgabe). Um noch einmal auf Townes Van Zandt zurückzukommen; der sagte: From recognizing the sadness you can put it aside and be happy and enjoy the happy side of life. Blues is happy music. Na, da freue ich mich doch auf den nächsten Sommer.
Ruf Records
Walkin' T:-)M


Brian Keane "The War That Made America"
Label:
Valley Entertainment; VLT-15202; Spielzeit: 62:31 min
The War That Made America ist der Englisch-französische Krieg, der 1754-63 mit tatkräftiger Unterstützung indianischer Völker auf beiden Seiten in den nordamerikanischen Kolonien ausgetragen wurde. Was uns aus den Lederstrumpf-Erzählungen bekannt ist, hat PBS zu einer TV-Serie verarbeitet. Der dazugehörige Soundtrack stammt vom Komponisten Brian Keane. Auf der CD-Hülle kann man lesen, dass der ten time Emmy winning composer and Grammy winning producer has crafted a unique soundtrack. Schlimm genug, dass man derartig schwulstiges Eigenlob auf den Werbebeilagen lesen muss, steht das aber auf der Rückseite der CD selbst schrillen die Alarmglocken. Der Soundtrack enthält Werke von Händel (2 Stück) und Lully (1), traditionelle indianische (2) und französische Musik (3). Die anderen 16 Titel stammen von Keane. Melodien, die man schon mal gehört zu haben glaubt, so das ich die ganze Zeit versucht bin mitzusingen. Man ändere einfach eine Note, aus "Sally Gardens" wird "Early Americans" und man kann ein Copyright darauf anmelden. Und das gleich beim ersten Track, das versaut die Stimmung. Auf "Mary Jemison's Theme" kann man auch über den "Bold Fenian Man" singen. Es gibt allerdings auch ein paar schöne Melodien, wie z.B. "Young Washington's Theme", die ich nicht wiedererkenne. Der Rest ist halt typische, keltisch angehauchte Filmmusik, die immer gut ankommt und für Atmosphäre sorgt. Vielleicht sollte man sich einfach die DVD besorgen - die könnte ganz interessant sein -, aber die hat seinen Weg (noch) nicht nach Deutschland gefunden. Wir schauen halt eher amerikanische Mystery- oder Krankenhaus-Serien und die Franzosen- und Indianerkriege sind für die meisten nur böhmische Dörfer. Lederstrumpf hin, Wildtöter her, die deutsche Letzte-Mohikaner-Verfilmung von Harald Reinl (1965) hat man auch hundert Jahre später in die Winnetou-Zeit verlegt.
Valley Entertainment
Walkin' T:-)M


V/A "Sidewalk Songs & City Stories - New Urban Folk"
Label:
Trikont; US-360; 2007; Spielzeit: 69:41 min
V/A "Creative Outlaws - US Underground 1962-1970"
Label: Trikont; US-0338; 2005; Spielzeit: 75:07 min
Martin Büsser ist Autor des Buches "Antifolk - Von Beck bis Adam Green" und folgerichtig Herausgeber des zugehörigen Soundtracks. Antifolk, Neofolk, Freefolk, New Urban Folk oder Weird Folk heisst die Stilrichtung einer jungen Singer-Songwriter-Generation, die musikalischen Widerstand leistet; nein, nicht gegen die Politik, sondern gegen den Pop-Mainstream. Die Musik knüpft nicht am klassischen Folk an, sondern ist unorthodox und bisweilen (bewusst) dilettantisch. Monty Python meets Velvet Underground meets Dylan & Baez. Urban, punkig, aggressiv, anarchistisch. Die Kompilation mit umfangreichem Booklet "Sidewalk Songs & City Stories - New Urban Folk" blickt über den Tellerrand des legendären New Yorker Sidewalk Cafes hinaus, das die Antifolk-Szene hervorgebracht hat. Die Vorläufer der 70er und 80er: Jad Fair & Daniel Johnston, The Frogs, Eugene Chadbourne. Antifolk der 1. Stunde: Kimya Dawson (Moldy Peaches, siehe auch nachfolgende Rezension), Jeffrey Lewis, Prewar Yardsale, Dufus, Devendra Banhart, Herman Düne. Aber auch traditionellen Folk, wie von Diane Cluck. Die Musiker bedienen sich aller erdenklichen Stile, mal lärmig, mal verträumt, Folkmusik nur im Sinne als demokratischer Musik von unten. Das ist beim ersten Hinhören gewöhnungsbedürftig, scheint beim zweiten und dritten ungehörig und originell, aber ich fürchte, vieles davon wird wohl nicht in Erinnerung bleiben.
Antifolk hat seine Vorgänger in der Musik der 1960er Jahre, dem Zeitpunkt, als die Popmusik im Zentrum des jugendlichen Aufbruchs zwischen Bürgerrechtsbewegung und Hippietum stand. Viele Musiker begannen zu experimentieren und hingen die Plattenfirmen ab. Erfolgreich waren letztlich natürlich nur die Angepassteren. Nach den Rolling Stones, deren "Street Fighting Man" einst auf dem Plattenteller der Kommune I rotierte, ist inzwischen ein Wagen der Mittelklasse benannt worden. "Creative Outlaws - US Underground 1962-1970" will denn auch keine Standard-Sechziger-Jahre-Kompilation sein, sondern dokumentiert die Freaks und Outlaws. Martin Büsser schreibt: Wirkungsgeschichtlich waren die großen Außenseiter der 1960er alles andere als nur eine kuriose Fußnote. Ihr Einfluss auf kommende Generationen war weitaus größer als der von konventionellen Künstlern wie The Mamas & The Papas, deren formatierter Sound die eigene Zeit lediglich in Form von nostalgisch wiederkehrenden Oldies überdauert hat. Über The Velevt Underground wurde einmal gesagt, dass sie zu Lebzeiten zwar kaum Platten verkauft haben, dass aber fast jeder, der eine Platte von ihnen kaufte, daraufhin selbst eine Band gründete. Jimi Hendrix beginnt mit dem "Star Spangled Banner", The Stooges, die viele Punks als Vorbilder nennen, bringen das Kapitel zum Abschluss. Dazwischen Bekannte wie Captain Beefhart, Country Joe & The Fish (I Feel Like I'M Fixin' To Die), Shel Silverstein, Grace Slick (vor der Jefferson Airplane-Zeit), Canned Heat; Berüchtigte wie Tiny Tim, Moondog, The Fugs, Nina Simone; und die vielen Vergessenen oder niemals Erwähnung gefundenen. Einzelgänger wie Conor Oberst, die Psychedelic-Folkband Kaleidoscope, die typisch amerikanische Genres wie Old Time, Blues und Cajun mit Folklore aus dem Mittleren Osten paarten, der Folksänger Tim Rose, dessen Arrangement von "Hey Joe" Jimi Hendrix übernehmen sollte.
Und so skurril vieles klingt, der Geist des US-Undergrounds lebt heute in so verschiedenen Stilen wie Antifolk, Punk und Grunge weiter.
Trikont
Walkin' T:-)M


Kimya Dawson "Remember that I Love You"
Label: Eigenverlag; 2006
Kimya Dawson gehört zu einem Kreis New-Yorker Künstler, der eine sehr eigene Musikrichtung kreiert hat. Mit ausgesprochen simpler Aufnahmetechnik werden Lieder aufgenommen, die ich irgendwo zwischen Kinderliedern und alternativen Folk-Pop einordnen würde. Sprechgesang, einfache Gitarrenbegleitung und teilweise schräge Geigen-, Flöten- oder Piano-Töne kennzeichnen die 12 selbst komponierten Songs auf ihrem aktuellen Album „Remember that I Love You“.
Einige befreundete Musiker haben Dawson bei ihren Aufnahmen begleitet, die Instrumentierung reicht dabei von Keyboards über Flöten, Geigen, Mandolinen, bis hin zu den verschiedensten Perkussionsinstrumenten. Das ganze klingt dann auch irgendwo nach einer Menge Spaß für die Beteiligten. Inwiefern der unbeteiligte Zuhörer die Musik verstehen und nachvollziehen kann ist natürlich eine andere Frage.
Ich lasse euch selbst urteilen. Auf
www.kimyadawson.com könnt ihr mal reinhören.
Adolf 'gorhand' Goriup


Jack Beusch "D’Wält dreht sich witer"
Label: Edition Turicaphon; 2006
Der Liedermacher vom linken Zürichseeufer meldet sich nach 20 Jahren mit seinem neuen Album „D’Wält dreht sich witer“ (Die Welt dreht sich weiter) zurück. Seine Lieder sind in der dort üblichen Mundart aufgenommen und wahrscheinlich für Schweizunkundige nicht immer leicht verständlich. Obwohl Züridütsch eigentlich noch einer der leichter verständlichen Schweizer Dialekte ist. Neben Beusch an Gitarren und Gesang spielen Richard Pechota am Kontrabass und Beda Ehrensperger am Schlagzeug und an den Perkussion auf allen Liedern mit. Gastauftritte von Remo Kessler an der E-Gitarre, Philippe Kuhn am Piano und der Orgel, H. P. Brüggemann an der Handorgel, Jörg Frei am Gong und Che Peyer am E-Piano ergänzen das musikalische Trio.
Die Lieder werden in dem für Schweizer Liedermacher typischen Sprechgesang vorgetragen und erzählen von persönlichen Erinnerungen und Überlegungen. Der oft melodiöse Stil passt dabei gut zu den nachdenklichen und teilweise sentimentalen Texten. Manchmal geht es jedoch auch etwas rhythmischer zu und sehr oft treffen wir auf Bluesthemen. Die Aufnahmen sind ausgezeichnet und die Musiker erfreuen den Zuhörer mit hoher Musikalität. Mir persönlich fehlen allerdings die zündenden Ideen, das gewisse etwas, das die Musik vom Altbekannten abhebt.
Meine Lieblingsstücke sind das rhythmische “Mir sind doch Mänsche” (Wir sind doch Menschen) mit tollen E-Gitarre Soli, das mit einem Rhythmuswechsel und der Handorgel brillierende “S’Glück” (das Glück) sowie „Hilft mer dänn niemert“ (Hilft mir denn niemand), einem tollen Blues.
Der Hörer findet auf dieser CD interessante Beispiele von Schweizer Mundart Liedern und wenn man sich an den Dialekt gewöhnt hat versteht man die Texte recht gut.
www.jackbeusch.ch
Adolf 'gorhand' Goriup


Fabula "Panta Rhei"
Label: Eigenverlag; 2006
Mit der Formel „Panta Rhei“ des griechischen Philosophen Heraklit haben sich die Musiker von Fabula ein oft zitiertes Wort als CD Titel gewählt. Panta rhei heißt „Alles fließt“ und auf der CD Hülle finden wir auch das Originalzitat des Philosophen: „… denn in denselben Strom vermag man nicht zweimal steigen“ (Auszug). Das regt denn doch sehr zum Nachdenken an und dazu bietet die Musik von Fabula das optimale Ambiente.
Als Bandmitglieder werden uns 3 Musiker gezeigt: Briantanus der Einsiedler, Asmon und Stevo’klat der Wächter. Unterdessen hat sich laut Webauftritt ein 4. Mann dazugesellt, El Sabio de Moya. Die verwendeten Instrumente haben einerseits ebenso altertümlich klingende Namen wie zum Beispiel Sackpfeifen, Schalmeien oder Berghörner, oder stammen andererseits aus exotischen Gefilden wie Darabuka, Djembe oder Davul.
Fabula machen instrumentale Musik, rhythmisch betont mit teilweise lyrisch hypnotischen Themen. Es werden sowohl traditionelle Stücke wie auch Eigenkompositionen interpretiert, der Stil bleibt dabei jedoch unverkennbar. Einflüsse aus verschiedenen Kulturen prägen die Musik. Das von Asmon komponierte „Thuya“ erinnert stark an bretonische Folklore, während das darauf folgende „Mendax“ vor allem von der nordafrikanischen Musik inspiriert zu sein scheint. Das Thema von Dougie MacLeans „Mohican“ diente 1992 als Filmmusik zu „Der letzte Mohikaner“.
Der Zuhörer findet auf dieser CD sehr innovative und interessante Musik, die sich aus der Masse hervorhebt, und Arrangements, Aufnahmen und musikalische Instrumentierung lassen nichts zu wünschen übrig.
www.fabula-aetatis.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Siàn James "Y Ferch o Bedlam"
Label: Bos Records; 2006
Siàn James ist seit mehr als 15 Jahren ein fester Begriff in der Walisischen Folk Szene und die Walisische Folkmusik ist seit Ihrer Kindheit ein fester Bestandteil Ihres Lebens. Ihr neuestes Album „Y Ferch o Bedlam“ ist eine Sammlung von 12 traditionellen Liedern, die sowohl einfache Arrangements mit Harfe und Gesang als auch Stücke mit aufwendiger musikalischer Besetzung beinhaltet.
Die Walisische Sprache ist offensichtlich noch quicklebendig, so muss man sich auch damit begnügen, dass die Titel und Texte auf der CD Hülle nur zum Teil ins Englische übersetzt sind. Ebenso authentisch präsentieren sich auch die Musik und die Instrumentierung. Neben der Harfe und dem Piano finden wir verschiedene Flöten, die Fiddle, Gitarren, Bass, Schlagzeug und Perkussionsinstrumente.
„Ar Lan y Môr“ (On the Sea Shore) besticht nicht nur durch den wunderschönen Gesang, sondern auch mit einer vollen Besetzung, bei der ich vor allem Mick Wallace an der Lap Steel Gitarre und Geraint Cynan an den Keyboards hervorheben möchte. Das Titelstück „Y Ferch o Bedlam“ (The Girl from Bedlam) ist ein melancholisches Stück, bei dem Siàns Gesang, die Harfe und Henry Sears an der Flöte ein optimales Zusammenspiel zeigen. Robin Hames am Kontrabass macht aus „Beth yw’r Haf i Mi“ (What is the Summer to me) eine jazzig angehauchte Ballade. „Cân Crwtyn y Gwartheg“ (The Cowboy Song) ist mit Gwyn Jones am Schlagzeug und dem Djembe und Siàns Gesang ein einfaches und ausgesprochen rhythmisches Arrangement. Das romantische Liebeslied „Lisa Lân“ (Fair Lisa) wird von James an der Harfe solo interpretiert und ist ein perfektes Schaustück für ihre Qualitäten als Sängerin und Harfenspielerin. Und mit dem atemberaubend schönen „Angau“ (Death), meinem persönlichen Lieblingsstück, endet das Album.
James hat eine wunderbare Stimme und die Arrangements wie auch die tollen Musiker machen aus dieser CD ein großartiges Stück echter Folkmusik.
www.sianjames.co.uk
Adolf 'gorhand' Goriup


Fairport Convention "Sense of Occasion"
Label: Matty Grooves Records; 2007
40 Jahre Fairport Convention und Gründungsmitglied Simon Nicol (Gitarre und Gesang) sagt: ”Well, that’s the first forty years out of the way. Onwards!”. Zu diesem Jubiläum gibt es auch ein neues Album mit 16 Titeln. Chris Leslie (Gesang, Mandoline und Bouzouki) hat fünf neue Songs geschrieben und Ric Sanders (Geige) beteiligt sich mit drei Instrumentalstücken. Dazu kommen 2 Neuaufnahmen von alten Fairport Convention Titeln und 6 Originaltitel aus dem Umfeld der Band.
Neben den erwähnten Musikern sind heute noch Dave Pegg (Gesang und Bassgitarre) und Gerry Conway (Schlagzeug und Perkussion) dabei. Peggs „Polly on the Shore“ ist eines der beiden Neuaufnahmen und besticht mit Simon Nicols hervorragenden Gesang und musikalischen Höhepunkten der Mandoline und der Geige. Das zweite Revival, das traditionelle „Tam Lin“, ist ein weiterer Höhepunkt. Der abwechselnde Gesang von Simon Nicol (Bariton) und Chris Leslie (Tenor) mit den Tonlagenwechsel sowie die fetzigen Rhythmuswechsel von Conway und Peggs machen dieses 7 Minuten 30 Stück zu meinem Lieblingstitel.
Doch auch die neuen Kompositionen gefallen mir ausgesprochen gut. Ric Sanders Instrumentalstück „The Bowman’s Return“ sticht vor allem durch den rhythmischen Perkussionsteil und das atemberaubende Geigenspiel von Leslie und Sanders hervor. Chris Leslies „South Dakota to Manchester“ ist eine Hommage an das Leiden der native American mit tollem Gesang und schönem Mandolinspiel. Zuletzt möchte ich noch „Hawkwood’s Army“, eine Komposition von Pete Scrowther, einem Freund der Band, hervorheben. Es ist eine Rock-Ballade über den Krieg, bei dem Simon Nicol mit grollender Stimme jedem Rocksänger Konkurrenz macht.
Die Fans schließen sich den „Best Wishes“ von einem anderen Freund, Steve Ashley, an und wünschen der Band noch ein langes erfolgreiches, musikalisches Schaffen.
www.fairportconvention.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Tiny Vipers "Hands across the Void"
Label: SUB POP Records; 2007
Hinter dem Synonym TINY VIPERS steht die aus Seattle stammende Jesy Fortino, eine Liedermacherin, die als Solo Akustik Artistin auftritt und nun mit „Hands across the Void“ ihr erstes Album auf den Markt bringt. Dass Fortino aus Seattle stammt erstaunt nicht wenn man die melancholisch, nachdenklichen Songs hört. Irgendwie erwartet man im Hintergrund das ewige Prasseln des für den Nordwesten der Vereinigten Staaten so typischen Regens zu hören.
Auf der CD gibt es 7 Eigenkompositionen, die von der Liedermacherin gemeinsam mit dem Toningenieur des Red Room Studios, Chris Common, und dem Gitarristen Ben Cissner aufgenommen wurden. Neben der Stimme und Gitarre von Fortino hören wir auf 2 Songs Cissners Gitarre und auf „Forest on Fire“ spielt Fortino einen Oberheim Synthesizer. Der Gesang erinnert manchmal etwas an Sinead O’Connor, nicht nur wegen der Stimmlage, sondern auch weil Fortino manchmal ebenso schräge Töne hervorbringt wie die irische Popikone. Das Gitarrenspiel mutet manchmal minimalistisch an, was die Aufmerksamkeit auf die Aussage der Lieder lenkt. Trotzdem oder vielleicht gerade darum versinkt man beim Zuhören in die Musik, die uns nicht mit großartigen Arrangements überfordert, sondern mit einfachen, aber aussagekräftigen und betörenden Liedern umschmeichelt. Ich halte dieses Album, das in den Promotionsunterlagen dem acoustic/goth Genre zugeteilt wird, für ein sehr interessantes Debutalbum dieser jungen Künstlerin.
Reinhören zahlt sich auf jeden Fall aus, eine Hörprobe von meinem Lieblingsstück „On this Side“ und weitere Informationen findet ihr auf
www.subpop.com/artists/tiny_vipers.
Adolf 'gorhand' Goriup


Luka Bloom "Innocence"
Label: Big Sky Records; 2005
Luka Bloom "Tribe"
Label: Skip Records; 2007
Luka Bloom startete seine Karriere vor 38 Jahren, als er mit seinem Bruder Christy Moore auf Tournee ging. Heute mit 52 Jahren ist Barry Moore, Lukas bürgerlicher Name, wohl einer der renommiertesten irischen Singer und Songwriter. Zu seinem 50. Geburtstag hat Bloom „innocence“ veröffentlicht, ein Album mit 12 Eigenkompositionen und einem traditionellen Stück.
Musikalisch wird er dabei begleitet von Kenneth Edge, Sopransaxophon und Klarinette, Joe Csibi, Kontrabass, Ray Fean, Perkussion, Mohamed Bouhanna, Darabuka, Pat Collins, Fiddle und Eithne Ní Chatháin, Gesang und Fiddle. Die Songs wurden bis auf den Klassiker „City of Chicago“ im County Kildare geschrieben und auch dort aufgenommen. Das Album beginnt mit dem spanisch / italienisch angehauchten „Primavera“, bei dem neben Blooms Gesang und Gitarre vor allem Kenneth Edge an der Klarinette den Ton angibt. Überhaupt spielt Edge eine wichtige Rolle und gibt der Musik einen Touch von Jazz, wie man vor allem beim Zusammenspiel von Kontrabass, Sopransaxophon und Gitarre auf „Venus“ hören kann. Mein Lieblingsstück ist „Gypsy Music“, eine rhythmische Ballade über das „Zigeunerleben“ eines Musikers, den keine Mauern und Grenzen aufhalten können. Der Gesang von Eithne und Luka, die orientalisch anmutende Perkussion, die Klarinette, der Bass und die Gitarre erzeugen einen unvergleichlich abwechslungsreichen Sound.
„No matter where you go, there you are“ ist ein Lied über einen nordafrikanischen Flüchtling, der in Irland eine neue Heimat gefunden hat. Bouhanna spielt bei diesem Song die Darabuka und legt gemeinsam mit Bloom einen rhythmischen Klangteppich für die Melodien der Fiddle von Pat Collins. Mit dem traditionellen „Larry Redicon’s Bow“, bei dem Eithne den Fiddle-Bogen tanzen lässt, endet die CD.
Nach Blooms letzter CD „Before sleep comes“, das er solo aufgenommen hat und sehr stille Lieder beinhaltete, ist „innocence“ ein abwechslungsreiches Album mit tollen Gastmusikern.
Bis anhin kannte man Luka Bloom als Liedermacher, der eigene Songs, traditionelle Stücke und Cover Versionen in seinem Programm hatte. Sein neuestes Album „Tribe“ ist das gemeinsame Produkt vom irischen Multi-Instrumentalisten Simon O’Reilly, der die Sounds liefert, und Bloom, der einmal nur seine eigenen Texte singt. Zwölf Stücke haben die beiden in O’Reillys Studio aufgenommen, neun Songs und zwei instrumentale Co-Kompositionen sowie einen Tune von O’Reilly.
Die Besetzung hat sich seit seinem letzten Album „Innocence“ stark verändert. Bloom spielt nur auf drei Stücken die spanische Gitarre, alle anderen Gitarren, die Keyboards, den Mini-Moog und das Programming übernimmt Simon O’Reilly. Kenneth Edge ist wieder am Sopransaxophon und der Klarinette zu hören. Robbie Perry an Perkussion und Drums und Elmear O’Grady am Cello vervollständigen die Standardbesetzung. Dazu kommen Jon O’Connell (Bass), David Odlum, Andrew Oldman und Guy Jackson (Keyboards), BJ Cole (Pedal Steel), Yvonne Casey (Fiddle) und Lukas Sohn Robbie Moore (Gesang) als Gastmusiker.
Bereits beim Titelstück „Tribe“ erkennt man die Handschrift von O’Reilly. Verträumter elektronischer Sound im Stile von Brian Eno verbindet sich mit der spanischen Gitarre und O’Gradys Cello zu einem perfekten Hintergrund für den gehauchten Gesang. Mit diesem völlig neuen Stil überraschen Bloom und O’Reilly den Zuhörer und erzeugen eine gespannte Stimmung. Drei Stücke später erwacht man wie aus einem Traum, der rockige Gesang in Verbindung mit keltischen Rhythmen, dröhnendem Bass, funkigen Keyboard und der Pedal Steel machen „Change“ zu einem echten Aufmacher. Dann wird es wieder stiller, ja zeitweise sogar psychedelisch.
Yvonne Caseys Fiddle gibt den rhythmischen Pace beim instrumentalen „Star of Doolin“ an, Bloom spielt dazu wieder die spanische Gitarre. Selbstkritischer Sprechgesang, jazziger Bass, schräge Gitarrentöne und das Schlagzeug beherrschen „Homeless“ und mit resignierenden Worten und dem traurigen Klang der Klarinette entführt uns Bloom nach „Lebanon“.
Mit 52 Jahren schafft es Luka Bloom gemeinsam mit Simon O’Reilly noch einmal starke Akzente zu setzen und die Folkmusik mit interessanten, neuen Aspekten zu bereichern. Kann er diesen Sound auch solo auf die Bühne bringen, oder tourt er nun gemeinsam mit einer Band?
www.lukabloom.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Gillebrìde MacMillan "Thogainn ort fonn"
Label: Macmeanmna; 2006
Gillebrìde MacMillan stammt von den äußeren Hebriden und hat bereits als Kind traditionelle Gesangswettbewerbe gewonnen. Mit 13 Jahren hörte er zu singen auf und machte eine Pause von 8 Jahren. Heute hat ihn die alte Leidenschaft für das gälische Liedgut wieder gepackt und sein Album „thogainn ort fonn“ (I’d sing you a song) ist das Ergebnis von 7 Jahren intensiver Arbeit mit Ishabel T. MacDonald.
Das Album ist eine atemberaubend schöne Sammlung von gälischen Liedern hauptsächlich von den Uist Inseln. Es reicht von solo gesungenen a capella Liedern über Chorgesänge bis zu einfach arrangierten Liedern mit traditioneller Begleitung durch Bouzouki, Bass, Clàrsach, Piano, Whistles und Perkussion. Als Gastmusiker hat Gillebríde einige großartige Musiker gewinnen können: Aaron Jones (Old Blind Dogs) am Bass und der Bouzouki, Mary-Anne Kennedy an der Clàrsach und als Sängerin, Allan Henderson am Piano, an den Whistles und als Chorsänger. Dazu kommen die Stimmen von Mary MacMillan, James Graham, Rachel Walker und Angus MacPlaid.
„Turas Dhomhsa chon na galldeachd“ (my journey to the lowlands) ist ein schönes Beispiel. MacMillan macht bei diesem Waulking Song den Vorsänger und der sechsstimmige Chor antwortet im typischen Rhythmus der Tweed Produzenten. Gemeinsam mit Mairi MacMillan singt Gillebrìde einen rhythmischen puirt a beul, einer Musikform, die entstand, als die Engländer die Highland Pipes verboten haben. Das ins gälische übersetzte Gebet „Ùruaigh Naomh Fraueis“ (Gebet des heiligen Franziskus) wurde von Ishabel T. MacDonald vertont und brilliert mit Kennedys Spiel an der Clàrsach und Jones’ feinfühligem Bass. Mein Lieblingsstück ist „Mo Nighean Dubh“ (my black haired girl), bei dem Aaron Jones an der Bouzouki den wundervollen Gesang von Gillebrìde und dem Chor begleitet.
Gillebrìde MacMillan hat eine wunderbare Tenorstimme und die Begleitung durch Chorstimmen von unter anderen Mary-Anne Kennedy, Aaron Jones und Mairi MacMillan machen diese CD zu einem einzigartig schönen Werk schottisch gälischer Kultur.
www.gaelicmusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


No Fixed Abode "Clearwater"
Label: Eigenverlag; 2007
Una Walsh (Gesang) und Tony Dean (Akustikgitarren) stehen nicht nur an der Front der englischen Band No Fixed Abode, sondern haben auch die 11 Songs für ihr Album „Clearwater“ geschrieben. Die CD wurde von Paul Hopkinson (elektrische Gitarren und Mandoline) und Nip Heeley (Schlagzeug und Perkussion) produziert und arrangiert und mit einigen hochbegabten Musikern aufgenommen.
Patrick Walker an der Geige und Bratsche ist mit seinen ausgezeichneten Soli meiner Meinung nach wohl der herausragendste Musiker. Aber auch Ashley Hutchins (Bass) und Jim Palfreyman (Piano) bereichern den Sound mit ihrem Spiel. Walshs klare Stimme reicht von vollen und tiefen bis zu hellen und hohen Tönen. Die Musik ist dank der Besetzung mit Schlagzeug, Bass und Gitarren meist sehr rhythmisch und besticht mit schönen Harmonien, gespielt von Geige, Piano Gitarren und Mandoline.
Das Album beginnt mit „What did I do“, einem rhythmischen Stück mit tollen Geigensoli und Unas schönem Gesang. Mein Lieblingsstück ist „Modern Life“, ein langsames jazziges Stück bei dem Gastmusikerin Wendy Kirkland das Piano und die Trompete spielt. Eine gelungene Vermischung von verschiedenen Stilen zeichnet „Sunne Days“ aus. Der Blues, Boogie Woogie, aber auch Country scheinen bei diesem Song Pate gestanden zu sein. Wieder einmal ist das Zusammenspiel von Geige und Piano besonders erwähnenswert.
Das Album wurde von den Künstlern selbst finanziert und promoviert und kann bei
www.cdbaby.com/nofixedabode/ bestellt werden. Es gibt dort natürlich auch Hörproben. Weitere Informationen findet ihr auf www.freewebs.com/musicnfa/index.htm.
Adolf 'gorhand' Goriup


Goo Birds Flight "Villains and Brides"
Label: Leiselaut; 2006
Die 1994 in Mainz gegründete Band Goo Birds Flight hat mit ihrem Album „Villains and Brides“ einen weiteren Beweis geliefert, dass man Irish Music auch selbst komponieren kann und nicht darauf angewiesen ist die altbekannten traditionellen Stücke zu spielen. Die CD beinhaltet 9 Songs, deren Musik von Peter Erb (Gitarren, Akkordeon und Low Whistle) stammt. Die Texte sind traditionellen Ursprungs bis auf Bob Edwards’ „The Flamin’ Pub“.
Neben Erb besteht die Formation aus Ina Breivogel (Gesang und Tin Whistle), Manfred Vollrath (Schlagzeug), Lothar Schwamb (Keyboards) und Volker Hünefeldt (Bass und Mandoline). Als Gast hat sich noch Nils Nolte an der Low Whistle und als Chorsänger dazugesellt. Goo Birds Flight spielen einen fetzigen Folkrock mit schönen Harmonien und sowohl der Gesang von Breivogel wie auch die musikalischen Qualitäten der Musiker haben mich vollends überzeugt.
„The Dawning of the Day“ ist ein rhythmischer Song, der mich bereits beim ersten Anspielen der CD begeistert hat. Der helle und klare Gesang, der tolle Rhythmus und der Aufbau des Stücks ergeben eine tolle Dramatik. Gleich darauf folgt mein Lieblingsstück, „Miss Divine“, das mit einem Lunasa Reel gespielt auf der Low Whistle aufgepeppt wurde. Es ist ein wunderschönes Lied, bei dem Breivogels Stimme, umschmeichelt von Hünefeldts Mandoline und der Low Whistle, voll zur Geltung kommt. Ein weiterer Höhepunkt ist „The Lady and the Death“, bei dem Gastmusiker Klaus Ebling das diatonische button-accordion spielt. Das Stück brilliert vor allem mit seiner zum Text passenden düsteren Stimmung, hervorgerufen durch das diatonische Akkordeon. Dieses kommt dann noch einmal zum Einsatz bei dem gruselig makabren „Slack the Rope“, das mit einem traditionellen Jig bereichert wurde.
Das Album ist sicher eines der besten Folkrockalben, die ich aus deutschen Landen gehört habe.
www.goobirdsflight.de
Adolf 'gorhand' Goriup


The Alexandria Kleztet "Close Enough for Klezmer"
Label: Eigenverlag; 2005
Das Alexandria Kleztet ist eine aufregende Klezmer Formation aus dem Raum Washington/Baltimore. „Close Enough for Klezmer“ ist bereits ihr drittes Album und wurde mit einem Wammie Award ausgezeichnet. Neben 4 Kompositionen von Seth Kibel (Klarinette, Flöte, Saxophon, Akkordeon und Ukelele) und einer von Scott Harlan (Bass und E-Gitarre) gibt es 8 traditionelle Klezmer Stücke zu hören.
Die Besetzung mit 2 Streichern, Claire Cardon (Geige und Bratsche) und Helen Hausmann (Geige und Mandoline), und Schlagzeug, Perkussion und Whistles (Tim Jarvis) wird durch Gastpianisten Sean Lane ergänzt. Die alte jüdische Tradition der Klezmer Musik (übersetzt: Gesangswerkzeug) erlebt seit den 70er Jahren eine regelrechte Wiedergeburt, nachdem sie nach dem 2. Weltkrieg beinahe in Vergessenheit geraten war. Meine Lieblingsstücke sind die jazzigen Kompositionen von Kibel und Harlan, wie zum Beispiel „Where there’s a Will there’s a Waltz“, „Klezmer Nova“ oder „Bassist on the Roof“. Aber auch das mit südamerikanischen Rhythmen versehene „Bashana Haba’a“ von Ehud Manor und Nurit Hirsch oder das traditionelle Klezmer Stück „Kolomeike“ gefallen mir sehr gut.
Das Album ist eine interessante Mischung aus traditioneller jüdischer Musik mit einer guten Portion Jazz. Man merkt, dass die Musiker eine weitreichende musikalische Erfahrung mitbringen. Kibel und Harlan haben mindestens ein Bein in der Jazzmusik, während Hausmann, Cardon und Jarvis eine klassische Ausbildung mit Erfahrungen in der Rockmusik bzw. in Worldmusic vereinigen.
www.kleztet.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Mary Greene "Sea of Hearts"
Label: Eigenverlag; 2006
Mary Greene stammt ursprünglich aus Waterford und lebt heute in einer irisch sprechenden Gemeinde (Gaeltacht) im County Cork. Als Singer/Songwriter und Musiker arbeitet sie mit ihrem Ehemann, dem Multi-Instrumentalisten Noel Shine, seit Jahren zusammen. Mit „Sea of Hearts“ hat sie ihr erstes Album unter ihrem Namen herausgegeben, allerdings mit starker Unterstützung von Shine und einigen anderen hervorragenden Musikern und Sängern.
Die Besetzung ist eine Mischung von typisch traditionell irischen Instrumenten wie Fiddle, Bouzouki, Mandoline, Akustikgitarre, Whistles und Flöten und elektronisch verstärkten Instrumenten, die man eher aus der Rockmusik kennt wie E-Gitarren, Bass oder Orgel. Dazu kommen natürlich noch Piano und Schlagzeug. Die großteils stillen und romantischen Songs sind alle aus der Feder von Mary Greene.
Die CD beginnt mit der traditionell anmutenden Ballade „Clear Blue Skies“, bei dem Sadie Shine Greenes Gesang unterstützt und traditionelle Instrumente wie Kastagnetten und Banjo ein originelles und gelungenes Arrangement bieten. Der Titelsong „Sea of Hearts“ ist ein melancholisch-jazziges Lied, das durch das brillante Zusammenspiel von Saxophon, Gitarre und Gesang geprägt wird. Mit dem rockigen „Groove around the World“ beweist Greene, dass sie auch rhythmische Lieder im Programm hat. Hier singt Ellen Shine die Chorstimme und die Instrumentierung mit verschiedenen Flöten und Orgel ergeben einen mitreißenden Folkrock-Sound.
Mary Greene hat eine schöne klare Stimme und dank der tollen Musiker und der guten Aufnahmequalität ist das Album ein hörenswertes Beispiel irischen Songwritings.
www.greenshinemusic.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Gwenan Gibbard "Y Gwenith Gwynnaf"
Label:
Sain; 2006
Gwenan Gibbard ist eine der vielen jungen und talentierten Musiker der traditionellen Folkszene von Wales. Sie stammt aus dem Nordwesten des Landes und wuchs in einer Familie auf, in der nicht nur walisisch gesprochen wurde sondern in der auch die Waliser Kultur gepflegt wurde. Nachdem sie mehrere nationale Gesangs- und Harfenwettbewerbe gewonnen hatte, vervollständigte sie ihre musikalische Ausbildung an den Universitäten von Bangor und London.
Auf Ihrem Debut Album „Y Gwenith Gwynnaf“ (der weißeste Weizen) erhält sie von einigen ganz Grossen der Szene Unterstützung. Als Produzenten und Gitarristen konnte Sie Maartin Allcock (ex Fairport Convention und Jethro Tull) gewinnen. Dazu gesellen sich drei Mitglieder der Walisischen Band Ar Log: Huw Roberts und Stephen Rees an der Fiddle und Dafydd Roberts an den Flöten und Whistles. Für den Rhythmus ist Deian Elfryn an den Perkussionsinstrumenten verantwortlich.
8 Songs und 7 instrumentale Stücke werden uns von Gibbard vorgestellt. „Gwenni aeth i ffair pwllheli“ ist ein toller rhythmischer Song mit Allcock an Gitarre, Bass und Bouzouki und Gibbard an der Harfe. Das wunderschöne Schlaflied „Cysga di fy mhlentyn tlws“ wird ganz simpel mit Gesang und Harfe interpretiert. Gibbards Gesang lässt den Zuhörer dabei in eine Traumwelt eintauchen. Mit „Tý a gardd“ wurde auch eine Dänische Melodie aufgenommen, die sich aber mit ihrem tollen Rhythmus nahtlos in das Album einpasst. Zuletzt möchte ich noch das a Kapella gesungene „Yderyn du“ hervorheben, bei dem uns Gibbard ein weiteres Mal mit ihrer großartigen Stimme aufhorchen lässt.
Das Album ist ein Sammelwerk authentischer Walisischer Folkmusik arrangiert, gespielt und gesungen von hervorragenden Künstlern, die den alten traditionellen Stücken durchaus ihren eigenen Stempel aufdrücken.
www.gwenangibbard.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Phil Kuys "Isn’t It Time"
Label: Warner Chappell; 2003
Phil Kuys "Once More"
Label: Warner Chappell; 2005
Singer / Songwriter und Gitarrist Phil Kuys hat sein Album „Isn’t it time“ in den Beatty Lane Studios in Vancouver aufgenommen. Die acht beteiligten Musiker und die gute Aufnahmequalität tragen viel dazu bei, dass man die CD gerne hört. Neben den beiden Keyboard Spielern, gibt es zwei Schlagzeuger, eine Geige, ein Cello, einen Bass und eine Pedal Steel Gitarre. Kuys singt mit seiner etwas näselnden, aber trotzdem vollen Stimme 11 Eigenkompositionen, die durch die vielseitige musikalische Unterstützung sehr abwechslungsreich arrangiert wurden. Einflüsse von verschiedenen Musikrichtungen trugen ebenfalls zum Gelingen der CD bei. Mein absoluter Lieblingssong ist „Father“, eine wunderschöne Ballade, die mit tollen jazzigen Elementen auftrumpft. Bass, Gitarre, Orgel, Schlagzeug und Gesang sind hier wirklich vom Feinsten. Das melancholische „Gone“ ist mit dem Zusammenspiel von Pedal Steel Gitarre, Orgel und Bass und Kuys eindringlichen Gesang ein weiterer Höhepunkt. „Let it Go“ beginnt mit einer langsamen Melodie, gespielt von Piano und Cello, bevor Kuys mit seinem Gesang einsteigt; später gesellen sich noch Geige und Bass dazu. Das Album wurde bereits vor 4 Jahren aufgenommen, da die Musik jedoch sehr zeitlos ist, hat sie auch heute nichts von ihrem Reiz verloren. Tolle Kompositionen, perfekt interpretiert von einer sehr abwechslungsreichen Besetzung, machen daraus eine CD, die jedem Liebhaber des Genres gefallen wird.
Zwei Jahre nach „Isn’t it Time“ kehrt Singer/Songwriter und Gitarrist Phil Kuys in die Beatty Lane Studios in Vancouver zurück, um ein neues Album aufzunehmen. Wieder singt Kuys ausschließlich Eigenkompositionen. Die elf Songs auf „Once More“ wurden zum Grossteil mit denselben Musikern aufgenommen, allerdings fällt ein Keyboarder weg und ein Drummer wird ersetzt. Das Album wartet wieder mit einer Vielzahl von musikalischen Stilen auf. Rhythmische Pop- Rock- und Countrysongs wechseln ab mit melancholischen Balladen und Liebesliedern. Das Titelstück „Once More“ ist ein langsamer Countrysong über eine verlorene Liebe. Paul Rigby an der Pedal Steel, Billy Mendoza am Bass, Panos Grames an der Orgel und Randall Stoll am Schlagzeug begleiten Kuys Gesang und erzeugen eine sehnsüchtige Stimmung. Die traurige Vergangenheit eines verlassenen Farmhauses ist Stoff für das melancholische „Bug on a Leaf“. Der Klang des Cello von Finn Maniche, Kuys Gitarre und Rigbys Mandoline passen perfekt zu der haarsträubenden Geschichte eines Mordes aus Eifersucht. Mein Lieblingsstück ist „Solo Mentiras“, ein latino-kanadischer Lovesong, bei dem Kuys eine tolle spanische Gitarre spielt. Aber auch der Gesang, das Piano, das Schlagzeug und der Bass lassen das Tanzbein zucken, hervorragend eingespielt. Es ist nicht leicht zwei Alben zu vergleichen und ich möchte es vermeiden. Auf jeden Fall gibt es auf „Once More“ durchaus neue Ideen und da die Besetzung fast identisch ist, bleibt die Qualität der Aufnahmen erstklassig.
www.philkuys.com
Adolf 'gorhand' Goriup


Galahad "Ladhivan"
Label: Eigenverlag; 2006
Die aus dem Raum Duisburg-Essen stammende Band Galahad blickt bereits auf mehr als 20 Jahre Bandgeschichte zurück. 1985 veröffentlichten sie ihre erste EP. Trotzdem ist das neue Album „Ladhivan“ erst das 5. Album dieser tollen Folkrock-Band, leider. Schon beim ersten Reinhören hat mich die Musik, die ich irgendwo zwischen mittelalterlicher Musik, der Rockmusik im Stil von Jethro Tull und dem keltischen Rock von Steeleye Span einordnen würde, begeistert.
Tina Schreiber ist erste Leadsängerin und Perkussionistin. Komponist und Leadsänger Paul Alexander Jost spielt die Querflöte, die Mandoline und die akustische Gitarre. Ralf Veith an den Keyboards, dem Psalter, der akustischen Gitarre und Begleitgesang teilt sich die Aufgabe des Komponierens mit Jost und Oliver Huntenburg, Bassist und Begleitsänger, schreibt einige der Texte. Dazu kommen Dieter Horlitz an der Lead Gitarre und Oliver Horlitz am Schlagzeug und der Perkussion. Als Gastmusiker tritt Henning Wilms an verschiedenen Dudelsäcken, Whistles und der Bombarde auf.
Josts rhythmischer Song „Sparrow in the Midwinter Hall“ eröffnet die mehr als einstündige Show. Schreibers klare und wunderschöne Stimme dominiert dabei die musikalische Begleitung mit Leichtigkeit. Mandoline, Whistle und E-Gitarre setzten sich erst bei den instrumentalen Teilen in den Vordergrund. Bei Veiths „Mediis Tenebris“ (soweit meine Lateinkenntnisse mich nicht täuschen für mitten in der Finsternis) wechseln sich Dudelsack und E-Gitarre mit den Soli ab und begleiten den schleppenden Gesang von Tina. Das beste Instrumentalstück, „Not a Moment“, stammt ebenfalls von Veith und überzeugt mit rhythmisch melodiösen Sound und dem Klang der Psalter. Mein Lieblingsstück ist der Titelsong „Ladhivan“ von Veith, bei dem Wims die Bombarde spielt. Der mystisch angehauchte Song mit dem brillanten musikalischen Thema wird zum Abschluss noch als Instrumentalstück wieder aufgenommen.
Die 14 Songs und die 3 Instrumentalstücke aus eigener Hand sind ein eindeutiger Beweis, dass Galahad sich nicht hinter den bekannten Folkrock-Größen von den britischen Inseln verstecken müssen.
www.galahad.de
Adolf 'gorhand' Goriup


Dave Gross "Take the Gamble"
Label: Swing Nation Records; 2006
Der talentierte, junge Rock- und Bluesmusiker aus New Jersey hat mit „Take the Gamble“ schon sein zweites Album aufgenommen. Gross spielt die Gitarre, singt und hat 9 der 13 Songs selbst komponiert. Die 4 Cover Versionen stammen unter anderem von Clarence Brown und T-Bone Walker.
Als Begleitung und „Gitarrenduellant“ konnte er Duke Robillard gewinnen. Dazu kommen zwei Blechbläser, ein Keyboard Spieler, ein Kontrabassist und ein E-Bass Spieler, zwei Schlagzeuger und ein Harmonika Spieler. Die CD hält dann auch was die Besetzung verspricht. Fetziger Rock’n’Roll wechselt ab mit mitreißendem Blues und zwischendurch gibt es noch eine Prise Swing.
Robillard und Gross spielen sich am Ende des 6-minütigen Bluessongs „I’m Leavin’ Baby“ in eine regelrechte Ekstase. Es ist eine der ältesten Kompositionen von Gross. Ein gelungenes Beispiel des Swings der 30er/40er Jahre präsentiert uns Gross mit „Swingin’on all Six“. Blechbläser und Keyboard werden hier von Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug zu Höchstleistungen angetrieben. „That’s all You Get“ ist das modernste Arrangement des Albums mit Fender Bass und zwei Gitarren ist es auch das rockigste Stück. Mit „Movin’on down the Line“ gibt es dann noch einen aufregenden Bluesrock zu hören.
Dave Gross hat eine tolle Stimme und ist ein leidenschaftlicher und brillanter Gitarrist und ein viel versprechender Komponist. Dank der großartigen Besetzung ist das Album ein wahrer Leckerbissen für Freunde des Genres. Aber auch die, die diese Musik für veraltet halten werden es nicht vermeiden können mitzuswingen.
www.davegrossband.com
Adolf 'gorhand' Goriup


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© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 11/2007

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