FolkWorld #52 11/2013
© Music Contact

Blu­e­grass is ever­ywhe­re!



Bluegrass Jamboree 2012
Im Zeichen der Stimme


www.bluegrassjamboree.de

Bluegrass Jamboree! - 5. Festival of Bluegrass and Americana Music, 27. Nov. - 15. Dez. 2013.

Die Idee, bunte und oft noch wenig bekannte Facetten der Bluegrass-, Folk-Roots- und Americana Music in einem regelmäßigen, hochkarätigen abendfüllenden Programm darzustellen, hat eine derart enorme Resonanz hervorgerufen, dass im Dezember 2013 der fünfte Treck des „Bluegrass Jamboree! – Festival of Bluegrass and Americana Music“ mit neuen Künstlern und Stilrichtungen im "Banjo-Bus" durchs Land reisen wird.

Bluegrass findet man heute schon lange nicht mehr nur in der Ursprungsregion der Appalachen im Südosten der USA. Langsam und von der Mainstream-Kommerzialisierung praktisch unbemerkt, hat sich diese Musik weltweit ausgesät. Immer mehr junge Musiker entdecken die Radikalität und Kraft akustischer Instrumente und mehrstimmiger Gesangsharmonien sowie Songtexten, die direkt aus dem Leben der Menschen entstehen. Bluegrass bezeichnet heute als Genrebegriff mit seinen unzähligen Mutationen einen großen musikalischen Kosmos.



Red Tail Ring @ FolkWorld: FW#51

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Seine Sternstunde liegt in der virtuosen Zusammenführung von Blues, Early Jazz, Celtic Folk und Spirituals in der Ur-Bluegrass Band „The Bluegrass Boys“ unter Mandolinist und Bandleader Bill Monroe in den 40er Jahren in Kentucky. Und immer noch lernen junge Musiker diese Bluegrass-Basics, bevor sie sich mit Banjo, Geige, Mandoline, Gitarre und Bass auf den Weg machen, die Fackel einer einmaligen Musikform weiterzutragen und selbst innovativ zu werden. Es gibt kaum ein Genre, das siebzig Jahre am Leben geblieben ist ohne zu erstarren. Bluegrass hat sich permanent selbst erneuert und gleichzeitig als Impulsgeber für Weiterentwicklungen wie Country, Rock’n’Roll und Rock gewirkt. Eine Generation Musiker nach der anderen geht bis heute mal konservativ, dann wieder progressiv mit dem Erbe um.

Diesen Prozess will das Bluegrass Jamboree begleiten und Künstler präsentieren, die dazu bedeutende Beiträge leisten. Blu­e­grass-​Im­pres­sa­rio Rai­ner Zell­ner prä­sen­tiert drei For­ma­tio­nen, die eher nicht auf den kon­ser­va­ti­ven Süd­staa­ten Fes­ti­vals zu sehen sind. Sie zei­gen, dass man geo­gra­fisch und mu­si­ka­lisch auch weit au­ßer­halb des Blu­e­grass Home­lands immer wie­der Spu­ren der Gras-​Aus­saat fin­det, durch­aus ver­schie­den, aber immer doch mit der Na­bel­schnur der Blu­e­grass Musik ver­bun­den.

Red Tail Ring - Neo-Traditional Folk Roots

Lau­rel Premo & Mi­cha­el Be­auchamp sehen sich als mu­si­ka­li­sche Ent­de­cker und Er­neue­rer zu­gleich. Sie er­wei­tern die Gren­zen tra­di­tio­nel­ler ame­ri­ka­ni­scher Folkmusik, ohne diese dabei zu ver­ra­ten. Ihre Liebe ge­hört den alten Bal­la­den und Tanz­stü­cken der eu­ro­päi­schen Aus­wan­de­rer, wie man sie über­all in den USA weit vor ihrer Kom­mer­zia­li­sie­rung ge­spielt hat. Auf die­ser Basis ent­ste­hen auch ihre ei­ge­nen Songs. Die In­ten­si­tät und Ein­fach­heit ewig gül­ti­ger The­men (wie Liebe, Trau­er, Weg­ge­hen, Natur) und Me­lo­di­en grei­fen sie auf, in­ter­pre­tie­ren sie und las­sen dar­aus über­ra­schend Neues ent­ste­hen.



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Dabei ver­las­sen sie immer wie­der gerne den Pfad der Tra­di­ti­on, um mo­dern in­spi­rier­te Klang­wel­ten auf ihren au­then­ti­schen In­stru­men­ten wie Banjo, Fidd­le, Man­do­li­ne und Gi­tar­re zu ent­wer­fen. Ra­di­ka­li­tät zeigt sich hier in der Lust zu di­rek­ter un­ver­fälsch­ter Ein­fach­heit als ein An­griff auf die häu­fig über­frach­te­te und von künst­li­chen Rhyth­men do­mi­nier­te ak­tu­el­le Musik der Zeit. Nur mit Mi­kro­fon und In­stru­ment und enor­mer Vir­tuo­si­tät stel­len sie ganz tra­di­tio­nell von der Bühne herab die di­rek­te Ver­bin­dung zu ihrem Pu­bli­kum her.

Ge­tra­gen wird die Musik Red Tail Rings von zwei groß­ar­ti­gen Stim­men, die sich in auf­re­gend krea­ti­ver Zwei­stim­mig­keit an­ein­an­der rei­ben, aber auch in war­men In­ter­val­len Har­mo­nie ver­brei­ten. Die Be­glei­tung ihres Ge­sangs ist oft über­aus span­nend in­ein­an­der ver­wo­ben, Me­lo­die­li­ni­en von Banjo und Gi­tar­re ran­ken in­ein­an­der.

The Carper Family - Texas Girls

Beth Chris­man, Jenn Miori und Me­lis­sa Car­per - schon die Namen der drei Frau­en aus Aus­tin in Texas ver­ra­ten, dass es sich hier nicht um Ge­schwis­ter han­delt. Aber sie sin­gen, als ver­bän­de sie die­ses be­son­ders in­ten­si­ve Band, wie es nur zwi­schen Schwes­tern be­steht. Alle drei wuch­sen in tra­di­tio­nel­len Fa­mi­lie­n­en­sem­bles auf, lei­te­ten ihre ei­ge­nen Bands und zähl­ten bald zu den wich­tigs­ten Mu­si­kern der Wes­tern Swing-​ und Blu­e­grass-​Szene der heim­li­chen Mu­sik­haupt­stadt Aus­tin.



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In un­zäh­li­gen die­ser Ses­si­ons per­fek­tio­nier­ten die Car­pers ihren Sound, eine Kreu­zung aus vir­tuo­sen An­d­rew Sis­ters-​Ge­sangs­har­mo­ni­en, Wes­tern Swing in­no­va­ti­ver Cow­boy Bands wie Ri­ders in the Sky und mo­der­nem Blu­e­grass. Dazu eine Prise Hard Honky Tonk und Old­ti­me, be­glei­tet auf höchs­tem Ni­veau von Geige, Gi­tar­re und Kon­tra­bass. Das alles so kom­plex und „in­ein­an­der“, dass man mei­nen könn­te, dop­pelt so viele Mu­si­ker stün­den auf der Bühne.

The Foggy Hogtown Boys - Northern Bluegrass

Zum ers­ten Mal prä­sen­tiert das Blu­e­grass Jam­bo­ree eine Band aus Ka­na­da. Schon lange macht der Nach­bar im Nor­den der USA mit krea­ti­ven und un­kon­ven­tio­nel­len Künst­lern auf sich auf­merk­sam. Schon im Namen zei­gen sie Nähe und Ehr­furcht vor dem Namen der Blu­e­grass Grün­der Foggy Moun­tain Boys, um die­sen gleich­zei­tig iro­nisch und lokal an­ge­passt zu ihrem zu ma­chen. „Hog­town“ ist bis heute der Spitz­na­me für To­ron­to, frü­her Lo­gis­tik­zen­trum der Schwei­ne­fleisch­in­dus­trie.

Die „Fog­gies“ als eine der po­pu­lärs­ten Bands Ka­na­das, ent­wi­ckel­ten unter die­sen Be­din­gun­gen einen Stil, den man als Nort­hern Blu­e­grass be­zeich­nen kann. Schließ­lich gibt es da oben weit im Nor­den keine „Blu­e­grass Po­li­zei“, die, wie im Süden üb­lich, „Straf­zet­tel“ für „un­er­laub­te In­ter­pre­ta­ti­on oder Aus­füh­rung“ ver­teilt. Ent­spre­chend li­be­ral gehen die Mu­si­ker mit dem Ur­sprungs­ma­te­ri­al um, mi­schen mit­rei­ßen­de Old­ti­me Fidd­le Tunes, Pre-​War Coun­try und ra­san­ten High Speed Blu­e­grass wie es ihnen ge­ra­de in den Sinn kommt.

Sie nei­gen ge­ne­rell zum frü­hen Sound der Blu­e­grass Ge­schich­te, in dem statt an­dau­ern­der rei­ner Fin­ger-​Akro­ba­tik Songs und ein­gän­gi­ge Me­lo­di­en im Zen­trum ste­hen. Mit ihrer vi­ta­len und hu­mo­ris­ti­schen Büh­nen­show füh­ren sie die Zu­schau­er zu­rück in die glor­rei­chen Zei­ten, als En­ter­tain­ment und erst­klas­si­ge Musik immer zu­sam­men­ge­hör­ten.


Photo Credits: (1) Bluegrass Jamboree Logo (by Music Contact); (2) Red Tail Ring, (3) The Carper Family, (4) The Foggy Hogtown Boys (unknown).


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