FolkWorld Ausgabe 33 05/2007
FolkWorld CD Kritiken
Le Clou "Live a l'Harmonie"
Label:
Moustache Records; MR 3003; 2006; Spielzeit: 52:23 min
Als ich Le Clou
[-> FW#31]
1979 beim Folk-Meeting in Braunschweig das erste mal hörte,
ging mir diese Musik, nach einem großartigen Konzert, nicht mehr aus dem Kopf. Die von Le Clou gespielte Cajun-Musik hatte etwas mitreißendes, etwas unglaublich lebensfrohes.
Nun nach fast dreißig Jahren Le Clou-Abstinenz, sehe ich den Film „Schulze gets the Blues“ und die Erinnerung ist wieder da. Wer Cajun-Musik nicht kennt, sollte sich den Film ansehen,um zu verstehen, warum einen diese Musik in ihren Bann zieht.
So lege ich also die neuste CD „Live a l'Harmonie“ von Le Clou ein und bin wieder mitten drin im Konzert. Die Musik des international besetzten Quintetts hat nichts von ihrer Spritzigkeit und ihrem Charme verloren. Die Mischung der Musik französischer Einwanderer, afrikanischer Sklaven und Kreolen reißt mich noch genau so mit.
Keine Frage, Michel David, Yves Gueit und Johannes Epremian, die schon in den siebziger Jahren als Pioniere die Cajun-Musik in Europa verbreiteten, sind Kult.
Zusammen mit den Musikern Gero Gellert am Bass und dem Schlagzeuger Ralph Schläger ist ihnen eine großartige Live-CD gelungen, die nicht nur bei Le Clou-Fans den Nerv ausgelassener Begeisterung trifft. Kompliment auch an die Abmischung, die einen Le Clou wirklich „Live“ erleben lässt.
www.leclou.com
Bernhard Foitzik
Smithfield Fair "Walking through this World"
Label:
Stevenson Productions; 2006
Smithfield Fair haben mit „Walking through the World“ bereits ihr zehntes Album veröffentlicht. Die in Louisiana beheimatete Band setzt sich zusammen aus Jan Smith (Akkordeon, Gitarre und Gesang), ihrem Ehemann Dudley-Brian Smith (Gesang, Gitarre, Mandoline und Holzflöte), deren Neffe Frang Bladen (Bodhrán, Perkussion und Gesang) und Dudleys Bruder Bob Smith (Gesang und Akustikbass). J. David Praet (Akustikgitarre) und Merel Bregante (Perkussion, Schlagzeug und Gesang) gesellen sich als Gastmusiker und Mitproduzenten dazu.
Im Gegensatz zu der letzten CD „…swept away“, auf der sie vor allem traditionellen schottischen Folk spielten, bietet die aktuelle CD eine Auswahl von eigenen Songs und Instrumentalstücken, die zwischen 2004 und 2006 komponiert wurden. Das Album ist so etwas wie ein Rückblick auf die Wurzeln und eine Hommage an die Musiker, die die Band zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Aus diesem Grunde wurden auch drei Kompositionen aus den 80er Jahren aufgenommen.
Das Album beginnt mit dem Titelsong, der vor allem durch den wunderschön harmonischen Gesang besticht. Neben den perfekten musikalischen Arrangements und den tollen Kompositionen definiert sich die Band vor allem durch den perfekten zwei- bis mehrstimmigen Gesang. Bei dem 1984 geschriebenen Song „In the Air“ verzaubert Ian Smith den Zuhörer mit ihrer kräftigen Altstimme.
Die Einflüsse von amerikanischem Folk, Country, Gospel, aber auch keltischer Musik oder der Musik der 70er Jahre sind allgegenwärtig. Der Rhythmus wird getragen von Merel und Frangs Bodhràn, Perkussion und Schlagzeug, den Gitarren und dem Bass. Auf diesem bauen Ian Smith mit dem Akkordeon und David Praet an der Lead-Gitarre einen großartigen Klangteppich auf. Das aus dem Jahr 1987 stammende „You’ll miss me when I’m gone“ lässt Erinnerungen an vergangene Zeiten aufleben.
Von den instrumentalen Stücken gefällt mir Dudleys rhythmische Komposition „Kicking Frang“, bei der Frangs Bodhràn und Ians Akkordeon sich wunderbar ergänzen, am besten. Die CD endet mit dem melancholischem „God Never Sleeps“, das mit seinem großartigen mehrstimmigen Gesang besticht.
Smithfield Fair entführen den Zuhörer mit wunderbaren Melodien, atemberaubendem Gesang und gefälligen aber auch mitreißenden Rhythmen in eine Welt voller Klänge und Träume.
www.smithfieldfair.com
Adolf “gorhand” Goriup
An Tor "Craic of Dawn"
Label:
Leiselaut;
LLCD 1-006; 2006; Spielzeit: 57:36 min
Dass mittlerweile auch aus deutschen Landen gute traditionelle irische Musik
kommen kann, hat auch das Irish Music Magazine staunend zur Kenntnis genommen.
"An Tor" ist erstens das gälische Wort für eine steile Anhöhe, zweitens ein Flecken im
County Donegal und, drittens, der Name einer Frankfurter Band, die sich zu
musikalischen Höhen aufschwingt.
Einige Bandmitglieder von An Tor
(siehe auch Interview)
verbrachten einige Zeit im Nordwesten Irlands und ließen sich von der Landschaft
und Musik inspirieren. Davon zeugen die Strathspey-Highland-Reel-Folge
Lord Seaforth/Jimmy Lyons/The Hare in the Corn, als auch die ausgewählten Songs.
"The Verdant Braes of Screen" ist bekannt von der McPeake Family aus Belfast
(zwischendurch wird ein Zwiefacher eingestreut); "I Courted a Wee Girl" stammt
aus dem Fundus der Sligo-Band und Eurovisions-Verlierer Dervish
(-> FW#26),
die es wiederum von Sarah Makem aus dem County Armagh haben.
Aber An Tor sind keine nordischen Puristen, sie spielen auch Lieder aus England und Neufundland.
Das Septett - Siggi und Elke Zörntlein (Fiddle),
Marcus Metz (Gitarre), Klaus Feketics (Bouzouki), Nils Nolte (Flöten, Gesang),
Greg Ostermann (Knopf-Akkordeon) -
und Gäste wie Harfenistin Harriet Earis und
Bodhran-Virtuose Guido Plüschke (-> FW#30)
katapultieren sich mit "Craic of Dawn" in die erste Liga. Und da nützt es
auch nichts, wenn sie bescheiden erklären: Unser Ziel ist es,
einfach nur gemeinsam Musik zu machen und miteinander Spaß zu haben,
sowie andere Leute auch an unserer Freude teilhaben zu lassen.
Leiselaut
Walkin' T:-)M
Bjoern Alberternst "Another Working Class Hero"
Label:
Eigenverlag; 2005; Spielzeit: 29:47 min
Alex Amsterdam "Lonely Streets and Empty Lanes"
Label:
Eigenverlag; 2006; Spielzeit: 26:31 min
Die Menschen wollen nichts Falsches auf der Bühne oder auf ihren CDs.
Wer will schon den ganzen Tag Plastik? Das sagt sich der Enigerloher Singer-Songwriter
Bjoern Alberternst, gerade
mal Mitte zwanzig und nur solo mit Sang und Gitarre innerhalb
und außerhalb Westfalens unterwegs. Bjoern Alberternst ist kein neuer John Lennon,
sondern so eine Art Kreuzung von Johnny Cash und New Model Army.
Live covert er auch Stücke von Cash, genauso wie von Billy Bragg.
Auf seinem Debütalbum "Another Working Class Hero" singt er irgendwo zwischen Pop, Country und Folk
Eigenes (außer Wilcos "Blood Of The Lamb") über das Hundeleben:
ein wenig melancholisch, ein wenig entrüstet, ein wenig pessimistisch, ein wenig hoffnungsvoll.
Das Ganze mit markant tiefer Stimmlage, die nach erhöhtem Zigarettenkonsum klingt.
Aber immer gefällig und einnehmend.
Da gibt es diese Szene in Martin Scorceses "Gangs of New York", als Leonardo Di Caprio
sich nach seinem Namen gefragt vorstellt: Amsterdam, Sir!, und Ober-Gangster
Daniel Day-Lewis antwortet: Amsterdam? I'm New York!. Sprich: Die Straßen da
draußen gehören mir, hier bin ich zuhause, hier kenne ich mich aus.
Die einsamen Straßen und verlassenen Gassen des Singer-Songwriters
Alex Amsterdam (d.i. Alexander Rosin)
liegen ausgerechnet in Düsseldorf. Aber er bummelt nicht die Königsallee entlang,
sondern schleicht durch die Nebengassen.
Eine akustisch authentische Reise durch die Schönheit der Momente und die
Abgründe des Lebens.
Dabei ist auch er gerade mal Mitte zwanzig, aber singt heiser und nachdenklich
kantige, akustische Popsongs. Die Gitarre muss reichen, alles andere ist
als Marschgepäck zu schwer.
Und man wünscht sich am Ende dieser allzu kurzen Reise nur mehr als diese sieben Kleinode.
www.bjoern-alberternst.de,
www.alex-amsterdam.de
Walkin' T:-)M
Arundo "Coram Publico"
Label:
Swamp Room;
4 260069 340806; 2006; Spielzeit: 29:39 min
Die Irrlichter "Aventiure"
Label:
Totentanz/Emmuty;
TOT 23044; 2006; Spielzeit: 46:41 min
Neun Welten "Vergessene Pfade"
Label:
Auerbach;
AB 018; 2006; Spielzeit: 45:51 min
Wolkenstayn "ZeitGefühle"
Label:
Omniamedia/Verlag der Spielleute;
354.5052.2; 2005; Spielzeit: 52:32 min
Süßholz "Nít unsere zît?"
Label:
Curzweyhl;
354.5063.2; 2006; Spielzeit: 55:14 min
Aus dem Stengel der Arundo Donax werden die Rohrblätter diverser
Holzblasinstrumente gefertigt. Die Band Arundo
ist Hannovers selbsternannter StrangeFolk Export Nr. 1.
Die siebenköpfige Mittelalterformation wurde im Jahre 2004 ins Leben gerufen und
spielt auf ihrem Debüt "Coram Publico" nach eigenen Angaben
mittelalternative Weltfolklore mit Herz und Hirn.
Neun Songs in fünf Sprachen über Vergänglichkeit und Tod.
Im Zentrum steht die Gesangsakrobatin Sabrina Reiser,
unterstützt von einem Ensemble, das Drehleier und Dudelsack, Harfe und Bouzouki spielt,
genauso wie die indischen Instrumente Sitar und Shrutibox.
Die Musik ist zwar mittelalterlich einzuordnen, aber die jungen Niedersachsen
begeben sich auf eine Pilgerreise zwischen Orient und Okzident. Wir bekommen
das schwedische "Herr Holger" (Garmarna -> FW#22)
geboten, Minnesang von Neidhart von Reuental und
den Totentanz "Grieve not" aus dem 18. Jhd.
Desweiteren Vertonungen von William Blake ("A Poison Tree") und Percy Shelley ("Misery").
Die Irrlichter sind fünf junge Damen
und wie die mittelalterlichen Rittersleute auf Abenteurfahrt.
Auf ihrem viertem Album Aventiure" irren sie durch die musikalischen Genres, von
Galizien und Mazedonien bis ins thüringische Eichsfeld. Sie gehen zurück bis ins 14. Jhd.
und bringen Licht ins Dunkle.
Es reicht ihnen aber nicht aus, nur überkommenes Material zu interpretieren,
sondern kreieren Eigenes. So finden sie sich auf ihrer Reise in "Lunas Blocksbar" ein
oder hüpfen umeinander zum "Galgentanz". Im "kleinen Geigling" heisst es:
Es war ein kleiner Geigling, der ging alleine in den Wald.
Das war sein grosser Fehler, dort fingen ihn die Räuber bald.
Da nahm er seine Geige und strich den regen Bogen leicht.
Flugs hatte er der Räuber böses, hartes Herz erweicht.
Und wieder sprach ein Räuber: Sei unser Gast am Feuer heut,
und willst du für uns spielen, so kriegst du einen Teil der Beut'!
So spielte er am Feuer und ging als reicher Mann nach Haus.
Von nun an ging der Geigling wohl täglich in die Wälder raus.
Nach einem Minialbum vor drei Jahren folgt nun das vollständige Debüt
von Neun Welten. Das Quintett aus Halle und
Leipzig, bestehend aus Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Gitarre und Schlagzeug,
spielt naturmystischen Folk. Die Melodien plätschern
sanft, träumerisch und melancholisch. So mystisch und sphärisch, dass man das
mit dem Wassermannzeitalter noch mal überdenken kann. Eine musikalische Reise
durch milden Herbstregen, vorbei an knorrigen Bäumen, durch deren Blätter
der Wind pfeift, über hohe grimmige Felsen, am See sitzen und träumen ...
Wie Frodo und seine Gefährten - bevor sie das idylllische Auenland hinter sich
lassen und das dunkle Mordor durchziehen.
Der Bandname bezieht sich auf die neun Welten der nordischen Mythologie,
die Texte sind der Edda-Sage entlehnt und die einzelnen Titel
in 3 Akte namens "Nebelung", "Nordwind" und "Sonnwend" gruppiert.
Da passt es ja gut, dass ich die "Vergessenen Pfade" am heidnischen Osterfest
begangen habe. Und die CD zu hören hat jedenfalls mehr Spaß gemacht, als Mel Gibsons
christliches Folterspektakel im TV zu glotzen.
Die süddeutsche Gruppe Wolkenstayn existiert
seit 1999. Ihre Programme haben sie brav nach Themen geordnet: "KreuzBlumen"
war kirchlich-spirituell, "MoveMento" für die Tanzwütigen. "ZeitGefühle", das
Debütalbum, ist ein Bühnenprojekt, das Zuhörer und Zuschauer in die fremde Welt
des späten Mittelalters versetzen will. Und damit ist nicht nur die äußere Welt,
sondern auch die Gefühlswelt gemeint. Ein eitles Unterfangen? Wahrscheinlich!
Aber man und frau sind mit Eifer bei der Sache, dies ist eher für anspruchsvollere Mittelalter-Fans geeignet.
Das Quartett spielt Schalmei, Flöte, Saz, Schäferpfeife, Gaita,
Drehleier, Harfe und Fidel. Die Stücke stammen aus West- und Südwesteuropa,
vor allem Spanien, Frankreich und Deutschland, und gehen zurück bis ins 13. Jhd.
Die "Cantigas de Santa Maria" sind eine beliebte Quelle,
das bekannte "Stella Splendens" hat wohl jedermann schon mal gehört.
Zur Abwechslung gibt es aber auch etwas Balkan aus jüngerer Zeit.
Ansgar Halfkann und Carsten Müller sind seit fünf Jahren das
Dulcimer-Duo
Süßholz.
Neben Deutsch-Folk mit sozial-kritischem Einschlag haben die zwei
ein Mittelalter-Programm erarbeitet, dem Zeitpunkt, als die Dulcimer, das Scheitholz,
die diatonische und bordune Griffbrettzither, Europa eroberte
(-> FW#22).
Die Stücke stammen aus dem 12. bis 16. Jhd.,
also Mittelalter (-> FW#30)
bis Ende der Renaissance (-> FW#33).
Quellen sind Carmina Burana als auch Minnesänger wie Vogelweide,
Tänze und Lieder wie die gute Allemande und der Fruchtbarkeitstanz "Schirazula"
(-> FW#33). Fazit: ein bemerkenswertes Album,
wenn einem eine Stunde reine Dulcimer-Musik nicht zu langweilig wird ...
Walkin' T:-)M
Richard Bargel "Bones"
Label:
Meyer/TOCA;
152; 2006; Spielzeit: 49:46 min
Hans Theessink "Slow Train"
Label:
Blue Groove; 1620; 2007; Spielzeit: 51:56 min
Seit über 30 Jahren ist der Blues-Musiker Richard Bargel
on the road. In den 1970ern prägte er mit Klaus dem Geiger
(-> FW#32) die Kölsche Szene,
in letzter Zeit ließ er sich etwas weniger sehen. War er früher mit Band unterwegs, spielt
er nun wieder den Country-Blues in seiner ursprünglichsten und archaischsten Form,
beschränkt auf Akustik-Gitarre und Dobro.
Bissige und ironische Songs über die ewigen Verlierer und das Mädchen an
der Straßenecke, über Voyeure und Spione,
sowie dem Hund des Sheriffs der im Wüstensand nach alten Knochen gräbt.
Drei traditionelle Songs, "In the Pines" und "I'm Leaving Here", sowie der Gospel
"John the Revelator" a capella. Mit kraftvoll, tiefer Stimme und
erfindungsreichem Picking und Slide interpretiert der zweifache Preisträger der Deutschen
Schallplattenkritik aber auch ein kerniges Liebeslied und verbeugt sich vor dem
Blues im über zehn-minütigen "The River", das fast nichts im Genre auslässt.
"Got To Hurry" mokiert sich über Hektik, Stress, Karriere - und
nicht schnell genug in die Hölle kommen, um dem Teufel die eigene Seele zu verkaufen.
Aber ein Bluesmusiker wie Richard Bargel verkauft seine Seele nur für eines:
noch bessere Musik.
Das Mississippi Delta liegt eben doch am Rhein ... oder an der Donau?
I've been on my way for such a long time singing the blues.
Up and down this road. Seen good times and I've seen bad times
sometimes. Boys I want to go back to the time and place I used to know.
So singt Hans Theessink,
gebürtiger Niederländer mit Wohnsitz Wien, Blues-Gitarrist und Songwriter,
der ebenfalls seit vier Jahrzehnten im slow train unterwegs ist.
Etwa zwanzig Platten hat er in all diesen Jahren eingespielt. Diesmal hat er
sich als Aufnahmeort für ein Häuschen im hügeligen Weinland der Südsteiermark
entschieden. Wie's der Blues-Teufel so will, werde auch ich mich dorthin
begeben, wenn ich diese Zeilen beendet habe. Dies ist die Heimat des
Schilchers, dieses herben Weines, der für zarte Gaumen nach Essig schmeckt,
aber doch so herrlich mundet. Wie der Wein, so die Musik. Herb, aber vorzüglich.
Ohne digitale Effekte, einzig der großartige, natürliche Klang
und eine entspannte Atmosphäre.
Es wurde nicht geschaut, was man aus den Tonspuren herausholen kann,
sondern wie die Songs auf die Tonspuren kommen und sich dort wohl fühlen.
Hans Theessink spielt in seinen Kompositionen den Blues mit Abstechern
in Folk und Gospel, Americana und Africana. Er wird dabei unterstützt von
einer weißen Begleitband (Harry Stampfer, Erich Buchebner, Roland Guggenbichler)
und einem schwarzen Background-Chor aus Zimbabwe (Dumisani Moyo, Zibusiso Nkomo,
Vusumuzu Ndlovu).
May the road take you savely home, may a gentle spirit guide you.
In der Ruhe liegt die Kraft, auch guter Wein muss schließlich reifen.
Also dann: Gute Reise!
Walkin' T:-)M
Bazaar "Bajo Terra"
Label:
Eigenverlag; 2006; Spielzeit: 44:01 min
Bazaar sind die Senores Albert Pons (Gitarre),
Victor Caraol (Didgeridoo), Nacho Peres (Schlagzeug) und David Martinez (Bass).
Das Quartett aus Barcelona spielt Flamenco-Musik, aber nicht auf überkommene Weise
und auch nicht für Touristen. Aus dem Instrumentarium mag man das bereits
ablesen. Mit musikalischen Einflüssen von Indien bis Australien gehen sie bis an die
Grenze dessen, was man noch Flamenco nennen kann. Flamenco als World Beat.
Sie modernisieren Spaniens Nationalmusik, aber äußerst behutsam und
ohne größere Verzerrungen. Mögen muss man derartiges allerdings schon,
Puristen müssen sich woanders umsehen.
www.myspace.com/bazaaroficial
Walkin' T:-)M
Blackmore's Night "The Village Lanterne"
Label:
SPV/Steamhammer;
SPV 99700 2CD-E; 2006; Spielzeit: 60:54 + 7:26 min
Blackmore's Night "Winter Carols"
Label:
Soulfood; PRE 008; 2006; Spielzeit: 42:39 min
Now at the journey's end, we've traveled far and all we have to show are battlescars.
But in the love we shared, we will transcend and in that love, our journey never ends ...
Diese Liebe heißt: Renaissance!
Viele Zeitgenossen haben damals die Stirn gerunzelt, als Ex-Deep-Purple und
Rainbow-Gitarrist Richie Blackmore sich mit seiner Lebensgefährtin und Sängerin Candice Night
zusammentat, um Renaissance-Musik zu spielen. Aber
Blackmore's Night
(-> FW#5,
FW#20,
FW#24)
konnte in den zehn Jahren ihres Bestehens mehr als überzeugen.
Auch bei Christmas Carols oder dem aktuellen Album "The Village Lanterne".
Dieses besteht zumeist aus Eigenkompositionen, viele inspiriert durch
schaurige Geister-Stories. "25 Years" basiert auf einem ungradzahligen
Balkan-Stück, "Village Lantern" hat sich die Siegfried-Legende vorgenommen.
Außerdem gibt es Ralph McTells bekanntes "Streets of London" und
Joan Osbornes "St Teresa". Der Rockmusiker ist nie weit entfernt, "Mond Tanz"
ist ein alter Deep Purple-Hit, "Street of Dreams" stammt noch von Rainbow.
Zum Teil geht es dabei ganz schön zur Sache und es
erinnert mich an diesen Stellen immer an die walisischen Folkrocker Bluehorses
(-> FW#19).
Richie Blackmore fingert dabei aber nicht wie ein Wahnsinniger auf dem Griffbrett herum,
sondern gibt sich ganz bescheiden:
Für mich kommt immer zuerst der Song, dann erst die Gitarre. Ich spiele
für ganz normales Publikum, nicht ausschließlich für Musiker. Mein Publikum
will richtige Songs hören, keinen wild gewordenen Gitarristen.
Seine musikalische Reise ist sicherlich noch nicht zu Ende:
Down at the Olde Mill Inn we'll laugh and dance and sing, we'll drink and
play the hours away...
www.blackmoresnight.com
Walkin' T:-)M
Bobo "Lieder von Liebe und Tod"
Label:
Eigenverlag; 2006; Spielzeit: 30:45 min
Volksmusik und Deutsch-Folk sind wieder groß in Mode gekommen. Deitsch (->
FW#32) und Schöneweile (->
FW#33) haben es vorgemacht,
aber es gibt noch genügend andere Spielarten und mögliche Interpretationen.
Bobo, die ansonsten
englisch singt, hat in Großmütterleins Schatzkästlein gekramt und ist fündig geworden:
Zuccalmaglio-Texte nach alten Volksliedern, Goethe, Eichendorff
und wirklich Traditionelles (sprich: keiner kennt den Autor mehr) wie
"Der schwere Traum", "Wildvögelein" und "Die Gedanken sind frei".
Dass die Lieder von Liebe und Tod niemals nostalgisch wirken,
dafür sorgt neben Bobos expressivem Gesang
die sparsamen Arrangements von Sebastian Herzfeld (der auch für die Vertonungen
zuständig ist) an Klavier und Zitter und Anne Kaftan an Bassklarinette und
Sopransaxophon. Folkmusik kann man das Ganze schon gar nicht mehr nennen,
es sind Kompositionen zwischen Jazz und Minimalmusik.
Im Gegensatz zum Folk-Revival der 1970er-Jahre sind die Neo-Traditionalisten
unpolitisch und politikverdrossen, düster und romantisch - aber nicht deutschtümelnd.
Der deutsche Blues des 21. Jahrhunderts.
P.S.: Die "Lieder von Liebe und Tod" sind diesen Mai in neuer Auflage bei dem Berliner
Traumton-Label erschienen.
www.bobo-in-white-wooden-houses.de
Walkin' T:-)M
Bow Triplets "Fair Play to You"
Label:
Eigenverlag; 2006; Spielzeit: 59:27 min
Don't regret and blame yourself for things you haven't done,
heisst es in Stef Sigfalks "Fair Play to You".
Only if you do it, you can tell if you have won.
Often it is better if we don't, that is true,
but fair play to all of those who do.
Und Bow Triplets
(-> FW#16) haben es wieder getan:
keltische Tanzmusik und Slow Airs, Lieder aus eigener Feder als auch
Wally Pages "The Fisherman", Tom Waits "Briar and the Rose" und Sydney Carters
"John Ball". (Und wiederum Karine Polwarts "Follow the Heron", der derzeit
scheinbar meist-gecoverte Folksong auf diesem Planeten.)
Seit 1998 spielen die Bow Triplets bereits zusammen und
"Fair Play to You" ist das vierte Album des in der Schweiz ansässigen
deutsch-schwedisch-schweizerisch-irischen Quintetts:
Der irische Flötist und Piper Brendan Wade stammt aus Wexford, dazu kommen
Heide Sigfalk (Geige, Gesang) und Stef Sigfalk (Gitarre, Gesang).
Andreas Aeppli an Perkussion und Keyboards ist der Alibi-Eidgenosse.
Der Mix aus Irland, Schottland und Nordamerika ist genauso vielfältig wie die Musik.
Geradliniger Folk, man ahnt aber im Hintergrund die klassische und jazzige Ausbildung.
Some things will make you want to turn around and stay,
so fair play to those who risk it all.
www.bowtriplets.com
Walkin' T:-)M
Fiona Boyes and the Fortune Tellers "Lucky 13"
Label:
Yellow Dog Records; 2006
Fiona Boyes stammt aus Melbourne in Australien.
Wo andere Kids sich bei Popmusik langweilen, hat Fiona für sich
den Country-Blues von Robert Johnson entdeckt.
Bei diesen Wurzeln des Blues beginnend, arbeitete sie sich vorwärts bis sie auf
eine Gitarre spielende Blues-Musikerin stieß, die ihr Idol wurde: Memphis Minnie.
Im Heimatland Australien konnte sie bald niemandem und sich selber mehr etwas beweisen.
Also ging sie nach Amiland und gewann 2003 in Memphis den
Blues Foundation's International Blues Challenge, sowohl als erster Künstler aus
Down Under als auch als erste Frau überhaupt. Pinetop Perkins (siehe Rezension in
der englischen FW-Ausgabe)
zeigte sich begeistert: I ain't never heard a
woman finger-pick a guitar like that since Memphis Minnie. She's the best gal
guitar player I heard in more than 35 years.
Fiona Boyes und ihre Band spielen auf
"Lucky 13" dreizehn akustische und elektrische Nummern.
Delta Blues und New Orleans Swing, Memphis Soul, Chikago Blues-Rock und Rockabilly.
Fionas kraftvoller Gesang und Gitarre, eine coole Harp,
Tuba, Trompete und Barrelhouse-Piano. Zehn Stücke stammen aus eigener Feder.
Sie hat ein glückliches Händchen dabei: "Big Bigger Biggest", das ist nicht nur
der Titel einer Nummer.
Yellow Dog Records
Walkin' T:-)M
David Bromberg "Try Me One More Time"
Label:
Appleseed; 2007
In der Mitte der 1960er-Jahre zog es
David Bromberg
von Philadelphia in die Folkszene des New Yorker Greenwich Village.
David führte den blinden Bluessänger Reverend Gary Davis zu Konzerten
in Coffehouses und Kirchen und erhielt als Gegenleistung Gitarrenunterricht.
Schon bald darauf sah man ihn als musikalischen Begleiter von Tom Paxton (->
FW#20,
FW#24,
FW#28) und Rosalie Sorrels
(-> FW#31),
er arbeitete im Studio für Bob Dylan die Eagles, Ringo Starr und Willie Nelson.
Solo erweiterte er sein ursprüngliches Folk- und Blues-Repertoire durch
Bluegrass, Ragtime, Country und ethnische Spielarten jeglicher Couleur.
Seine Begleitband wurde immer größer und beinhaltete bald Bläser und
Geiger. Darunter waren auch zeitweise
der spätere Klezmer-Mandolinenspieler Andy Statman
und Fiddler Jay Ungar (-> FW#27).
In den 1980ern löste David seine Band auf und zog sich ausgebrannt in den Ruhestand zurück.
"Try Me One More Time" ist nach 17 Jahren Davids erstes Album.
Back to the roots: Folk und Blues, nur Gesang und Gitarre. Auch beim Fingerpicking
hält er sich technisch zurück (abgesehen vielleicht von ein paar trickreichen
Metrenwechseln beim Instrumentalstück "Buck Dancer's Choice").
Ich brauche niemanden mehr zu beeindrucken. Ich spiele nur die Tunes.
Die Liedauswahl ist exquisit: Traditionelles ("East Virginia" u.a.),
zwei Rev. Gary Davis-Kompositionen ("I Belong to the Band", "Trying to Get Home"),
Dylan ("It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry"),
Robert Johnson, Elizabeth Cotton, Blind Willie McTell.
Ich hoffe, wir müssen nicht noch einmal 17 Jahre warten.
Appleseed
Walkin' T:-)M
Cathleen [Demo]
Demo-Aufnahmen; 2005-2007
Die Leipziger Singer-Songwriterin Cathleen
begann gegen Ende der 1990er-Jahre sich mit der Gitarre zu beschäftigen.
Innerhalb kürzester Zeit entstanden die ersten eigenen Lieder - anbetrachts des
jungen Alters der Künstlerin als auch der kurzen Zeit, die sie aktiv musiziert,
von erstaunlich hoher Qualität. Es entstand die Band, oder besser gesagt
das Projekt, "Deep Blue Voices", aber Cathleen ist vor allem solo mit Stimme
und Akustik-Gitarre unterwegs. Richtige CDs gibt es noch nicht von ihr,
aber eine Reihe von unbearbeiteten Demo-Aufnahmen. Angesichts deren Qualität
wiederum mag man sich kaum vorstellen, wie eine professionelle Studioproduktion klingen würde.
Einflüsse und Inspirationen sind bei Neil Young, Warren Zevon, Bob Dylan,
Heather Nova, Alanis Morrissette und Joni Mitchell
zu suchen, und damit ist auch ihr eigenes Songwriting einzuordnen.
Cahleens englisch-sprachige Eigenkompositionen sind solide und zurückhaltend.
Eingängige Folk-Pop-Balladen, die sie
mit gleichsam einschmeichelnder wie kraftvoll erotischer Stimme vorträgt.
Aber es gelingt ihr auch mühelos, Covern wie
Ricky Martins "El amor de mi vida",
Springsteens "Because the Night",
Sheryl Crows "Hard to make a Stand",
Patti Smiths "Peaceable Kingdom"
und - als einziges deutsch-sprachiges - Gundermanns (-> FW#9) "Nur Papier"
einen eigenen Stempel aufzudrücken. Um nicht zu sagen,
aufzufrischen und zu verbessern.
www.deepbluevoices.de
Walkin' T:-)M
Tom Constanten & Ken Foust "Moved to Stanleyville"
Label:
Sireena;
2024; 2007; Spielzeit: 53:53 min
Von 1968 bis 1970 spielte Tom Constanten
Piano und Cembalo bei den Grateful Dead (u.a. in Woodstock)
und brachte seine Vorliebe für Stockhausen & Co ein.
Es folgte ein kurzes Zwischenspiel bei der Incredible String Band, aber
Tom Constanten fühlte sich solo wesentlich wohler.
Gitarrist Ken Foust, eine Generation jünger, war in den 1980ern Gründungsmitglied
von IKO, einer Dead-Tribute-Band, um schließlich eine Jam-Band mit Tom Constanten
zu gründen. Ihr gemeinsames Album "Moved to Stanleyville" besteht aus jeweils
selbstgeschriebenen Songs im Rock-, Blues- und Folk-Idiom. Gemäß dem Titel:
Old Wine, New Bottles. Es wird nie besonders aufregend, aber das waren
die Dead letzten Endes ja auch nicht. Das traditionelle "Cold Rain & Snow",
ein damaliges Dead-Stückchen, haben sie ebenfalls eingespielt.
Dieses ist gesanglich allerdings eine ein wenig verunglückte Aufnahme,
obwohl es grundsätzlich eine gute Idee ist, es mal mit Klavierbegleitung zu spielen.
Sireena Records
Walkin' T:-)M
Ed Csupkay "Das Tier in mir"
Label:
Labels/EMI; 3842282; 2007; Spielzeit: 42:49 min
Ed Csupkay kann auf ein bewegtes Rock‘n‘Roll-Leben zurückblicken.
Der gebürtige Bremer mit ungarischen Wurzeln spielte
als Gitarrist und Geiger bei Folk-, Country- und Punk-Bands,
war Tourmanager von Motörhead und Anthrax, als auch Türsteher und Barmann in Berlin.
Zusammen mit einem weiteren Bremer, nämlich Sven Regener (Frontmann von "Element of Crime",
Autor von "Herr Lehmann"), verarbeitete Ed Csupkay seine Erfahrungen im Bremer und Berliner Nachtleben
(siehe Herr Lehmann) und vertonte diese Texte - ausgerechnet als Country-Songs.
Erfreulicherweise kein deutsches Schlager- und Neo-Country-Gedudel,
keine Cowboy- (trotz Titel "Loch in der Brust") oder Fernfahrer-Romantik
(trotz Zeilen wie wer bremst verliert), und Csupkay markiert nicht den starken Gabriel.
Die Lieder sind einfach gestrickt, aber kernig. Ein Rezensent schrieb irgendwo:
Ich bin wie ein Funke, du bist wie Benzin, heißt es schließlich in "Garagenliebe",
aber springt der Funke auch tatsächlich über? Einerseits ist es beruhigend zu wissen,
dass Alben wie dieses heute noch möglich sind, andererseits fragt man sich,
wer diese Musik hören wird? Na, ich zum Beispiel!
Nach einem Eurovision Song Contest (dessen bester Beitrag übrigens auch aus
Ungarn kam) kann man sich ja nur noch betrinken oder eine Platte von Leuten wie
Ed Csupkay auflegen.
www.edcsupkay.de
Walkin' T:-)M
Dán "Stranger at the Gate"
Label:
OJO-Music;
CD 009; 2005; Spielzeit: 56:37 min
Mit "Sandy Bell's Broadstreet" schrieb sich Dougie McLean
den Frust über einen Verriss in der gleichnamigen schottischen Folk-Zeitschrift vom Leib.
Someone's not too happy 'bout the way I'm singing, heisst es da. Und:
They strung him up on the gallows tree. Upps, wen haben sie gleich gehängt?
Da fällt es dem armen Rezensenten schwer, nicht frightened zu sein.
Dies ist nicht der einzige Song des Dán-Albums
"Stranger at the Gate". Außerdem gibt es
das traditionelle "When First I Came to Caledonia" aus Cape Breton und das
traditionelle englische "Hares on the Mountain". Vor allem aber
Tunes, Tunes und noch mal Tunes. Mit dem Trio treffen wir einige alte Bekannte wieder:
Johannes Mayr (-> FW#30)
am Piano-Akkordeon und am Kontra-Bass,
Franziska Urton an der Fiddle und Joergen W. Lang singt und spielt Gitarre,
Bouzouki und Low Whistle.
Hoelderlin Express, Lynch the Box (-> FW#25),
Fiddlesticks (-> FW#24)
und Friel's Kitchen (-> FW#23)
heißen nur einige der musikalischen Stationen, an denen die drei zuvor Halt
gemacht haben. Schlussendlich erwähne ich nur noch einmal das ungewöhnlich hohe
Niveau, auf dem irish music mittlerweile auch in
deutschen Landen gespielt wird. Dán gehört zu den Auserwählten.
So, ich glaube, ich habe die Kurve gekriegt, um weder an den Galgen zu kommen,
noch um als Charakter eines Songs auf der nächsten Dán-Scheibe zu enden. Die hoffentlich nicht
allzu lange auf sich warten lässt.
Vertrieb: Verlag der Spielleute
Walkin' T:-)M
Doppelbock & Christine Lauterburg "Obio!"
Label:
Narrenschiff;
Nar 2006024; 2006; Spielzeit: 44:35 min
Tritonus "Alpan"
Label:
Zytglogge;
ZYT 4901; 2006; Spielzeit: 62:02 min
FitzlaffHaenni & Notty's Jug Serenaders "Wääh!"
Label:
Elite Special; ES 73702; 2006; Spielzeit: 60:05 min
Schweizer Volksmusik scheint im Kommen zu sein und wird nicht nur
von den Bauern hoch oben auf den Almen a Leben gehalten, sondern auch in der Stadt wahrgenommen.
Das heisst, jen- und abseits von den Volksmusikantenstadln, den Gesangsvereinen, den
kostümierten Schlagerstars - und der Schweizerische Volkspartei und derem rechts-nationalen
Anspruch, Volkskultur und Volksmusik zu vertreten.
Das Schweizer Quintett Doppelbock
(-> FW#27)
um die Berner Sängerin und Jodlerin Christine Lauterburg ist
ausgezogen, um originale Notierungen zu suchen, die alten Melodien wiederzuentdecken
und in neuem Kontext und mit modernen Rhythmen wiederzubeleben.
Auf dem dritten Album "Obio!" trifft Sackpfeife auf Djembe, Drehleier auf Busuki
Schwyzerörgeli (d.i. diatonisches Akkordeon) und Trümpi (Maultrommel) auf Cajon und Schalmei.
Die Melodien sind traditionell schweizerisch (abgesehen von einer Interpretation des
bekannten italienischen "Saltarello" aus dem 14. Jhd.).
Obio! heisst Obacht! Aufgepasst! Platz da! Hoppla, jetzt kommen wir!
Doppelbock nennen selbst ihren Stil living urban Swiss Folkmusic,
eben kein kitschiger Schlager und auch keine Konserve aus dem Giftschrank von
Traditions-Ayatollahs. Aber:
Uns geht es nicht um distanzierte Verhöhnung. Uns geht es um liebevolle Pflege der
Tradition im Kontext der Zeit. Auch hier gilt das Motto von Gustav Mahler:
Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.
Einen historisch und wissenschaftlichen Ansatz pflegt hingegen
Tritonus.
1991 wurde die Gruppe für ihr Standardwerk "Alte Volksmusik in der Schweiz" ausgezeichnet.
15 Jahre danach legt Tritonus ihr zweites Album vor, nachdem sie
seit einigen Jahren in neuer Besetzung musizieren und viel neues Material gesammelt haben:
archaische Lieder und Tanzmusik aus dem Appenzeller Land,
Geiss- und Kuhreihen, Löckler (Eintreibelied für Vieh) und Alpsegen.
Die wenigsten Melodien dürften allgemein bekannt sein, sie stammen aus
der Ära vor 1800, aus der Vor-Ländler-Zeit.
Das Alpan-Projekt geht mit Einbindung von jungen Jazz-Musikern jedoch noch einen Schritt weiter.
Die alten Melodien, Texte und Instrumente wie Sackpfeifen, Drehleier und Schalmei
treffen auf Klänge und Arrangements, die sich in Weltmusik- und Jazz-Gefilde aufschwingen.
Im Titelstück wurde die Alpstein-Silhouette in ein Notenbild umgesetzt,
aber wie man sich denken kann, geht es Tritonus bestimmt nicht um
einen Soundtrack für Touristen.
Doppelbock und Tritonus haben eine hoch willkommene Fleißarbeit erledigt,
die Traditionelles bewahrt, aber auch dem heutigen Menschen wieder zugänglich macht.
Und wenn die Musik dann auch noch angenehm im Ohr verweilt, umso besser.
Wir bleiben in der Schweiz, kommen aber im wahrsten Sinne des Wortes zu
something completely different.
Roland Fitzlaff und Ueli Haenni
sind zwei gestandene Schweizer Kabarettisten.
Notty's Jug Serenaders
ist eine Jug-Band aus Konstanz um Notker Homburger (-> FW#32), die eine
Mischung aus Blues und Jazz und Eingeborenenmusik vom Bodensee spielt,
ohrwurmartige (Klein-)World-Music. (Ein jug ist ein Ton- oder Blechkrug,
der als Tuba-Ersatz und treibender Rhythmusgeber eingesetzt wird; ich bin mir aber
nicht sicher, ob auf diesem Album eins zu hören ist.)
Beide Formationen sind seit rund 20 Jahren on the road.
Wenn diese beiden zusammentreffen - "Wääh!" - , ergeben sich Lieder über
Schimpf und Schand im Schwizerland. Da werden Grenzen überschritten,
nicht nur die zwischen Deutschland und der Schweiz, man kann getrost sagen,
es geht ziemlich grenzwertig zu. Und auf Grenzen ist man nicht nur in der Schweiz stolz.
Ich bi mit Schtolz en Rächte und wasi mach, isch link.
Mit Ländler, Fahneschwinge chasch si bi de Schtange bhalte.
Vaterland und Willy Tell scho glaubets alss, wasi verzell
Es heisst nicht umsonst im Beitext:
Kundenwarnung: CD nicht geeignet für Humormüffler, Heimatturbos, Volkstümler,
Strammschweizer, Young-Funkonservos, Machos, Mediomanen, Jesusjunkies, Tempofreaks,
Tevauholiker und Slowthinker u.ä.
Möglicherweise trifft der Humor auch nördlich des Bodensees auf Verständnis.
Möglicherweise. Schyzzerdütsche Sprachkenntnisse schaden allerdings nichts.
Jetzt stellts mer ab. Ich glaub, ich mache Schluss.
De virtuelli Friedhof isch s einzig wos für mich na git.
Alles lösche, Windows zue und dänn Cancel, Exit, Quit.
Narrenschiff,
Zytglogge
Walkin' T:-)M
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 05/2007
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