FolkWorld Ausgabe 33 05/2007
FolkWorld CD Kritiken
Paperboys "The Road to Ellenside"
Label:
Stompy Discs; SD20602; 2005; Spielzeit: 61:11 min
Die Paperboys
(-> FW#25,
FW#31)
verkörpern eine Mischung aus keltischer und lateinamerikanischer Leichtigkeit.
Manche würden das sicher für zu seicht halten,
aber regelmäßige Touren der kanadischen Folkrock-Band beweisen,
dass die Paperboys ihre Freunde in Deutschland gefunden haben.
Die Stücke von "The Road to Ellenside"
(an dem Ort im englischen Lake District wurde aufgenommen)
wurden während der weltweiten Dauer-Tournee geschrieben.
I'm going places with no traces of home.
Where the faces are foreign I can wander and roam.
Never been on this road but I like where it's going.
Carry me further into the unknown.
Lieder übers Unterwegssein und der Ruhelosigkeit.
Der feste Anker ist der Musikstil, der über die Jahre konstant geblieben ist,
obwohl einzig Frontmann Tom Landa die personelle Konstante ist.
Die Band ist dennoch gut aufeinander eingespielt.
Das einzige Schlechte, was sich sagen lässt, ist, dass sich die Paperboys
mittlerweile allzusehr auf zu glatten und gefälligen Mainstream-Middle-Atlantic-Pop verlassen.
Ein paar Ecken und Kanten würden ihnen gut anstehen.
Zum Schluss wird "Will the Circle be Unbroken" angestimmt; es ist zu
vermuten, dass wir die Paperboys noch einige Male zu sehen bekommen werden.
Dt. Vertrieb: Sunny Moon
Walkin' T:-)M
The Pints "Folk-Rock and more..."
Label:
Eigenverlag; Spielzeit: 45:48 min
The Pints heisst die junge Folkrock-Band
aus Hofheim heute, gestern nannten sie sich noch Black Sheep (->
FW#26).
Motto: Wenn ein Pint die Garantie für einen halben Liter Lebensfreude ist,
dann sind 5 Pints die Garantie für eine Irish-Folk-Party, die sich gewaschen hat ...
Das Repertoire kommt uns bekannt vor: die dreckige alte Stadt, die ich so geliebt habe,
das Verlassen des Leberteichs Richtung Botanische Bucht,
reitet weiter zum nebeligen Tau oder ich sag's meiner Mama.
Die Arrangements sind solide und der Gesamteindruck ist befriedigend.
Das erstaunlichste ist die kernige Stimme von Sänger Holger Franz, die man ihm gar nicht abnehmen
würde, wenn man sich nur das Foto angesehen hat. Darauf kann man aufbauen.
www.fastfolk.de
Walkin' T:-)M
Thomas Riedel & Hubertus Schmidt "Verbannt aus Österreich"
Label:
Flower-Records; FLR CD 4/007; 2004; Spielzeit: 56:09 min
Schon dreimal fiel und schmolz der Schnee; wie lang noch, dass ich nicht vergeh,
verbannt aus Österreich? Entwurzelt, schwind ich nicht so leicht; um meine Schläfen,
sing ich, streicht ein Hauch von Österreich.
Theodor Kramer zum so-und-so-vielten!
Nach Wenzel, Rieck& Kellermann (-> FW#32),
sowie Hahn & Fuhr (-> FW#33)
haben sich der ostdeutsche Liedermacher
Thomas Riedel (Gesang)
und Hubertus Schmidt
(Klavier) dem österreichischen Dichter
angenommen, der am 1. Januar seinen 110. Geburtstag hätte feiern können.
In Liedform wird Kramer derzeit wieder zum Leben erweckt.
In sparsamen und schlichten Arrangements arbeiten Riedel und Schmidt
die Kramersche Poesie heraus. Melancholisch, unsentimental, aber sinnlich.
Thomas Riedel sagt im Interview, er hätte
Texte gesucht, die erstens in mein Programm passen, eine politisch-gesellschaftliche Aussage beinhalten und unser Auge und unser Gefühl für Dinge wecken, die im alltäglichen Leben kaum eine Erwähnung finden bzw. nicht so populär sind. Da bin ich auf die Texte von Kramer gestoßen, der mit einem wachen Blick das Leben beschreibt. Über Randgruppen, Macht und Ohnmacht, erstarkenden Faschismus, Trinker, Arbeitslose, Soldaten, Krieg, Verachtung, Ausgrenzung usw. Und wenn ich so am Aufzählen bin, merke ich schon, dass diese vielen Themen überhaupt nicht erledigt sind.
Seine Texte scheinen uns oft aktuell, als seien sie heute und eben geschrieben, obwohl sie teilweise sechzig und mehr Jahre auf dem Rücken haben. Ein Zeichen, dass sich soviel im mitmenschlichen Umgang nicht geändert hat. Wenn man als Zuhörer oder als Leser auch nur einen Funken Gefühls- oder Herzensbildung besitzt, so wird man durch Kramers Zeilen ergriffen und fühlt auch die Verzweiflung und einen enormen Willen und Mut, die Dinge zu benennen, mit denen er sich nicht abfinden konnte.
www.geschichtenlieder
Walkin' T:-)M
Markus Rill "The Price of Sin"
Label:
Blue Rose;
BLU CD0388; 2006; Spielzeit: 44:52 min
In Arthur Penns "Bonnie & Clyde"-Film (1967) verlief die Flucht des Gangsterpaares
genre-untypisch nicht zu cooler Jazzmusik, sondern zu Flatt & Scruggs
treibendem Bluegrass. Markus Rills "Me & Bonnie Parker" ist die passende
Fortsetzung oder, besser gesagt, das Prequel dazu, denn der Song berichtet von
der Zeit, bevor die schießwütige Lady mit Clyde Barrow durch den Mittleren
Westen zog. Die ausgelassene Stimmung des Liedes, trotz des doch eher
melancholischen Textes, bleibt aber die Ausnahme. Titel wie "The Price of Sin" oder
"Singin' in the Cemetery" lassen eher auf düstere Dramen
und traurige Enden schließen.
Kein New Hollywood der späten 1960er-Jahre, um im Bild zu bleiben,
sondern Film Noir.
Der Würzburger Markus Rill beherrscht
das Americana-Genre wie kein zweiter Deutscher. Keine Knittelverse a la
Bonnie Parker (auch wenn die im Film Clydes Impotenz überwunden haben).
Sein mittlerweile fünftes Album hat er nun denn auch direkt in Nashville
aufgenommen und sich dabei von gestandenen Musikern aushelfen lassen.
Multi-Instrumentalist Fats Kaplin (-> FW#31) ist dabei nur ein bekanntes Beispiel.
Markus Rills Roots-Rock bleibt weitgehend akustisch, er wagt sich
gelegentlich in Country- und Gospel-Gefilde vor.
Ja, wenn das der Preis für seine Sünden ist, dann wünschen wir Markus Rill noch ein
lasterhaftes Leben.
Blue Rose Records
Walkin' T:-)M
Sperris & Wicca "Indian Queen"
Label:
Eigenverlag; 2006; Spielzeit: 51:45 min
In regelmäßigen Abständen lässt sich das Münsteraner Duo
Sperris & Wicca, alias
Sabine Hillen (Gesang) und Ralf Schomacher (Akustik-Gitarre)
mit einem weiteren dutzend Liedern sehen
(-> FW#19,
FW#22,
FW#29).
So auch in dieser Saison. Die meisten Songs der neuen und vierten CD "Indian Queen"
sind im vergangenen Sommer auf einer Konzertreise durch Cornwall enstanden.
Keltisch angehauchte Lieder in bewährter akustischer Singer-Songwriter-Tradition.
Mittlerweile spielt das Duo zumeist eigene Stücke, dennoch gibt es auch eine
Interpretation des bekannten englischen Folksongs "Scarborough Fair", sowie
das gälische "Siuil a run".
Ein paar Gastmusiker setzen mit Cello, Sitar, Drehleier und Dudelsack farbige Akzente.
Akustische Musik, die einer indianischen, wie keltischen Königin würdig ist.
www.sperris-wicca.de
Walkin' T:-)M
Stoppok "HITS 1997-2007"
Label:
GRUNDSOUND;
GS0020/80806.2; 2007; Spielzeit: 73:58 min
Dziuks Küche "Live im Quasimodo"
Label:
BuschFunk;
05322; 2007; Spielzeit: 59:18 min
Das erste Jahrzehnt Stoppok
gab es ja schon als Best-Of-Album, nun hat der emsige Deutsch-Rocker
auch seine zweite Dekade (-> FW#16,
FW#18,
FW#19,
FW#21,
FW#31)
in einem Überblick zusammengestellt.
Anfangs noch Zechensound, dann ist er nach Bayern gezogen,
hat mit Bassist Reggie Worthy ein Duo-Album eingespielt,
die folkigste CD mit Gästen wie den Schandmäulern (-> FW#29),
das bislang letzte Studio-Album u.a. mit den Transsylvanians (siehe Rezension unten),
und zuguterletzt eine Solo-Live-Scheibe.
"HITS 1997-2007" vereint die besten Songs aus dieser Zeit,
alle Titel wurden neu gemastert. Das war eine "Feine Idee".
Als Zugabe gibt es zwei unveröffentlichte Songs:
"Dein Glück" in Zusammenarbeit mit den indischen Musikern
Soumyojit Das (Gesang), Sourendro Mullick (Piano) und Biswajit Roy (Tablas),
sowie "Wat" mit der Schäl Sick Brass Band (-> FW#32).
Zur Veröffentlichung von "HITS 1997-2007" hat Stoppok auch einige wenige
Konzerte mit seiner "Artgenossen"-Band gegeben und seine indischen Freunde
wurden extra aus Kalkutta eingeflogen.
Im nächsten Jahr wird es dann wieder ein neues Album und eine Tour mit
elektrischer Band geben. Stoppok gehört noch nicht auf die "Mülldeponie".
Hat sich eigentlich schon mal jemand überlegt, dass die vielgelobte
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Kulturbereich ein Jobkiller war?
Einen Monat brauchten sich jedenfalls Kulturschaffende auf keine Bühne stellen.
Oder den Moment für die Ewigkeit festhalten. So geschehen
Dziuks Küche bei dem Konzert im
Berliner Quasimodo in unmittelbarer Nähe zur Fanmeile. Da WM-Halbfinale war,
spielten sie nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Nimm deinen lustigen Quatsch und steck ihn dir in den ...
An jeder Ecke 'n Hampelmann, der sagt: komm, wir spielen Idiot.
Na schön, hier kommt der Spielverderber - von Kindesbeinen an.
Sei für alles offen und du kannst ganz dicht nicht sein.
Texter solche Zeilen ist der
Singer-Songwriter, Keyboarder und Gitarrist Danny Dziuk -
dein Gesicht ist was für ARTE, aber nicht für MTV -
besser bekannt aus der Stoppok-Band.
10 Songs aus 10 Jahren Dziuks Küche, Lieder für "Kopf & Herz", von den Alben
Kairomond (1996) bis "Gebet & Revolution" (2005).
Melancholischer Slow-Rock, als hockten sie
um den Küchentisch und erzählten vom Leben. Die Stücke des
Quartetts beginnen locker und gefühlvoll, um dann jeweils in Rock und Blues zu explodieren.
Ich bin zu alt für's Showgeschäft, für diese Bühne hier,
mir meinen Text zu merken, ich bin zu alt seit ich 17 war.
Ich glaub, ich leg mich hin und les 'n Buch. Nicht doch!
Da Dziuks Küche hauptsächlich im Norden der Republik tourt,
wurde Dziuks Südbalkon mit Mandolinist Köpf
und Bassist Georg Spindler gegründet. In etwas folkigerem Gewand wurden
zwei neue Stücke in Stoppoks Wohnzimmer aufgenommen und den Live-Aufnahmen angefügt.
Ich freue mich jedenfalls auf die nächste Weltmeisterschaft.
Nicht wegen des Sports (da halte ich es mit Churchill),
aber vielleicht bringt sie ja auch wieder ein nettes Album hervor.
Walkin' T:-)M
Transsylvanians "fél és egész"
Label:
Westpark;
87140; 2007; Spielzeit: 44:24 + 57:18 min
"Fél és egész" ist die mittlerweile sechste CD der
in Berlin hausenden ungarischen Folkrocker. Seit 1996 gibt es die
Transsylvanians
(-> FW#11,
FW#15,
FW#17)
um Geiger Andras Tiborcz und Sängerin-Kontrabassistin Isabel Nagy.
Der Titel der Doppel-CD bedeutet so viel wie halb und ganz,
was wiederum nicht bedeutet, dass hier nix halbes und nix ganzes vorliegt,
sondern: halb Folk, halb Rock'n'Roll, halb traditionsbewusst,
halb im musikalischen Hier und Jetzt, halb aus dem Bauch, halb nachdenklich und
überlegt. Zwei verschiedene Puls-Frequenzen:
CD nummero 1 ist für Stagediver, CD 2 für Slowfolker.
Die Roots-Rocker spielen aufgepeppte Traditionals,
Bartók (-> FW#13), Texte der Nationaldichter Arany János und Petöfi Sándor,
sowie Auszüge einer epischen Rockoper über den ungarischen König Istvan.
Für die Melancholiker gibt es das Stück "Szomorú vasarnap - Gloomy Sunday".
Die Komposition wurde in den 1930ern aus dem Radio verbannt, weil die
schwermütige Melodie und der trübsinnige Text mit einer Serie von Suiziden in Verbindung gebracht wurde.
Als Anti-Depressivum verabreichen die Transsylvanians
Jimi Hendrix' Klassiker "Fire". Paprika-scharf!
Westpark Music
Walkin' T:-)M
ulman "vibes"
Label:
HeiDeck/Löwenzahn;
HD 20065; 2006; Spielzeit: 68:14 min
Zehn Jahre ist es her, dass das FolkWorld-Magazin gegründet wurde.
Zu diesem Zeitpunkt, Mitte der 90er Jahre, kam
Folk-, Roots- und Weltmusik gerade einmal wieder furchtbar in Mode
und manch Silberstreif war am Horizont auszumachen. Auch in Leipzig!
1994 gewannen die Gebrüder Johannes und Andreas Uhlmann, deren Vater Peter
Gründungsmitglied von Folkländer war und heute im Leitungsteam des TFF
Rudolstadts sitzt, als 17- und 18-jährige den Deutschen Folk-Förderpreis.
1996 folgte als U.L.M.A.N. (UnLimited Music And Noise) das Album "Acoustic Power".
Anschließend verschwanden sie zwar nicht in der Versenkung,
aber in einer Vielzahl von musikalischen Projekten.
Vielleicht war damals die Zeit noch nicht reif, jetzt ist sie es.
ULMAN sind zurück mit
folk-grooves, world-beat & ethno-jazz.
Johannes spielt Akkordeon und Bratsche,
Andreas Posaune und Flöten,
Cousin Till Uhlmann Drehleier und Geige.
Uli Stornowski spielt die ULMAN-Drums, in eine Davul (überdimensionale türkische
Rahmentrommel) sind Snare, Tom und Becken eingespannt.
(Über die Janitscharenmusik gelangte diese übrigens in die westliche Militär- und Orchestermusik
und war bei der Erfindung des Jazz-Schlagzeugs Vorbild für die Bass-Drum.)
Außer einer traditionellen Polska zu Beginn spielen ULMAN
alles Eigenkompositionen, darunter finden sich
einige neu arrangierte Stücke des Debütalbums.
Die Arrangements liegen irgendwo zwischen westeuropäischer Bordunmusik und
skandinavischem Trad, mit Rock und Jazz zum Ethno-Beat versetzt.
Garmarna & Co. (-> FW#22) lassen grüßen.
Diese Fusion hört man hierzulande selten, ist von nun an aber nicht mehr
Exklusiveigentum der nordischen Länder. ULMAN ist in
diesen unseren Landen ziemlich einzigartig und konkurrenzlos.
Die zehnjährige Wartezeit hat gut getan.
HeiDeck/Löwenzahn
Walkin' T:-)M
The Unseen Guest "Checkpoint"
Label:
Tuition;
TIN 0100 2; 2007; Spielzeit: 47:41 min
The Unseen Guest
(-> FW#30)
besteht aus dem Iren Declan Murray (Gesang, Gitarre, Piano)
und dem Inder Amith Narayan (Gitarre, Mandoline und Veena, d.i. ein lautenähnliches
Instrument mit zwei Kürbissen als Resonatoren).
Erwarten Sie bei dieser Konstellation aber keine Weltmusik,
das irisch-indische Zusammentreffen der Kulturen ergibt globalisierte Popmusik.
Die unbemerkten Gäste spielen Folk und akustischen Rock -
und möglicherweise mögen da auch indische Einflüsse sein,
aber weder Roots-Musik noch Bollywood.
Ihr Gitarrenpop ist eingängig und clever, das hat auch der Schott-Verlag
erkannt, denn auf ihrem Tuition-Label ist das zweite Album des Duos erschienen.
You'll have to realize that this is not a love song that you're trying to write.
If anyone was listening, hey'd say the words were wrong and the music wasn't right.
Aber nicht doch. Kolumbus wollte auch gen Indien fahren und hat Amerika entdeckt.
Am Ende gab es Gold statt Gewürze.
Schott/Tuition
Walkin' T:-)M
Wet Your Whistle "%"
Label:
Eigenverlag; 2005; Spielzeit: 57:17 min
Fiddlerin Tina Wachtel, Piper und Flötist Marc Decker,
sowie Sänger-Gitarrist Christian Waleschkowski sind das Ruhrgebiets-Trio
Wet Your Whistle.
Letzterer war für den Rhythmus bei der Gruppe
airím (-> FW#25) verantwortlich.
Die Drei spielen Lieder from Bantry Bay up tp Derry Quay,
and from Galway to Dublin Town. Aber nicht nur von
Paddy's Green Shamrock Shore, sondern sie bringen auch
News from Moidart (aka "Wha'll be King but Charlie").
Die meisten Lieder sind alt-bekannte Heuler aus Ir- und Schottland:
"Star of the County Down" immerhin endlich mal mit der korrekten Angabe des Dichters,
nämlich Herrn Cathal McGarvey; "Leaving of Liverpool", "One Last Cold Kiss",
"Well Below the Valley" (-> FW#25), "Pride of the Springfield Road",
"She Moved Through the Fair".
Die Song-Auswahl ist etwas banal, interessanter sind da schon
Robert Tannahills (-> FW#32) "Gloomy Winter's Noo Awa'"
und Robin Laings (->FW#33) "Arisaig"
(ist der schottische Whisky-Poet etwa für den Bandnamen verantwortlich
oder nur die allgemeine deutsche Vorliebe für den Alkohol).
Insgesamt sind die Interpretationen und Arrangements,
auch einiger Instrumental-Sets, mehr als gelungen. Im deutschen Vergleich allemal.
www.wetyourwhistle.de
Walkin' T:-)M
Götz Widmann "Habt euch lieb"
Label:
Ahuga!; 4 042564 019117; 2006; Spielzeit: 55:37 min
Besonders zartbesaitet war Liedermaching-Vorreiter
Götz Widmann
(-> FW#23, FW#26)
noch nie, auf "Habt euch lieb" legt er noch eine Stufe zu.
Lieder über seine Drogen Wein, Weib und Gesang:
über Kamikazefrauen, Badmülleimer, den Erguß von seinem Schwanz und
Nüchtern werden auf der Bühne. Der Stammtisch-Philosoph ist
aggressiv und geht direkt in die Weichteile. Götz Widmann krempelt sein Innerstes nach außen,
als wäre er der deutsche Villon des 21. Jahrhunderts.
Persönlich finde ich, dass seine früheren Werke gelungener waren und
ich würde insbesondere seine Live-Scheibe empfehlen. Die interessante
Note an "Habt euch lieb" ist jedoch, dass er das Album nicht im
Alleingang, sondern mit Band eingespielt hat.
Die Spielgefährten sind u.a.
Strom & Wasser (->
FW#30),
Sascha Loss (-> FW#32) und
Rüdiger Bierhorst.
P.S.: Wer sich mehr mit Leben und Werk Götz Widmanns beschäftigen möchte,
dem sei die DVD "Harmlos" von Filmemacher Holger Brömel ans Herz gelegt.
goetzwidmann.de
Walkin' T:-)M
Alexander Wolfrum "Sie nennen mich Sandy"
Label:
Intraton;
IntrA-06007; 2006; Spielzeit: 68:59 min
Deutschland suchte die Superstars! Aber wir haben die Künstler!
Eigenlob des Bayreuther Liedermachers
Alexander 'Sandy' Wolfrum
(-> FW#27,
FW#31).
Er gibt selbst zu, er ist ein
Taugenichts, Versager, Schwachkopf, Hofnarr, Vollidiot, ein Besserwisser,
Angeber. Was über mich gesagt wird ist mir klar. Doch rührt's mich nicht.
Ihr mögt weiser, schlauer, besser sein, doch ich kann noch Dummheiten machen,
große Dummheiten, größer und dümmer, als ihr es euch sowieso nicht vorstellen könnt!
Ansonsten ist Sandys Songwriting aber unaufgeregt.
Ich bin Liedermacher, doch kein Niedermacher. Ich bin kein Zeigefinger.
Ich bin der Über-Bringer. Liedermachen ist nicht leicht. Liedermachen
das ist schwer, weil sonst der Name Schlagermacher wäre.
Aus "Hey Joe" wird "Hey Büblein", das Gedicht von Friedrich Güll:
Gefroren hat es heuer noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher und spricht zu sich ganz leis:
"Ich will es einmal wagen, das Eis, es muß doch tragen..."
Zudem werden Dylans "Blowing in the Wind" und von den Kinks "Celluloid Heroes"
und "Loony Balloon" gecovert. Aus "Pressure" wird "Bayreuth". Musikalisch zwischen Chanson und Rock'n'Roll,
schlägt er textlich einen großen Bogen vom Alltäglichen zur großen Politik,
inklusive aller Zwischentöne. Und die gibt es heute ja viel zu selten.
Intraton
Walkin' T:-)M
Wortfront "Lieder eines postmodernen Arschlochs"
Label:
Extraplatte;
EX-LC 13316; 2006; Spielzeit: 48:13 min
Ich bin immun gegen Titten, die für irgendein Produkt steh'n,
ich bin immun gegen Günter Jauch und den Traum der grossen Kohle,
immun gegen Kuschelrock und angepassten Show-Pop.
Das macht ja gleich sympathisch. Ich bin ein postmodernes Arschloch.
Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.
Mein Plattenspieler hängt seit Jahren in der gleichen Rille
und ich spiele immer nur den alten Song. Das stimmt nun mal
überhaupt nicht. Wortfront sind
Sandra Kreisler und Roger Stein, letzterer für Musik und Text zuständig.
Beide haben nie die Konfrontation gescheut:
Sandra Kreisler hat Live-Verbot im österreichischen Fernsehen wegen allzu deutlicher
Worte gegen Haiders Anti-Ausländer-Volksbegehren,
Roger Stein erntete wütende Pressereaktionen mit seinem "Jelinek-Song".
Beider Single "Schwanzersatz" wurde von ihrer damaligen Plattenfirma nach der
Veröffentlichung zurückgezogen. Nun hat es sie aus Wien nach Berlin verschlagen
und als Duo Wortfront sind sie ja fast schon harmlos geworden.
Als "Söldner der Gegenwart" ziehen sie ins
"Herbstmanöver", aber eine "Schwalbe"
macht noch kein "Sommerkind", sondern höchstens "Beifahrer der Belanglosigkeit".
Die Musik ist poppiger Chanson mit starker HipHop-Tendenz,
Synthie und Samples versus Klavier, Geige und Cello.
O-Ton: Das neue Biedermeier wird durch die kammermusikalischen Elemente zwar
lustvoll zitiert, doch die strikten Beats verweigern das Abgleiten in jegliche
Weinerlichkeit.
Nun gut, mein Ding ist das musikalisch nicht, aber ich kann ja die Texte im
Booklet lesen.
Extraplatte; Dt. Vertrieb: Sunny Moon
Walkin' T:-)M
Wuppinger & L'Orchestre Europa "Le Grand Rouge"
Label:
Laika;
3510226.2; 2007; Spielzeit: 50:25 min
Das L'Orchestre Europa
wurde im Jahre 2003 von den Gitarristen Andreas Wiersich und Frank Wuppinger gegründet.
Dazu kamen Akkordeonist Wolfgang Lell, Bassist Alex Bayer, Schlagzeuger
Roland Duckarm, sowie Jazzgeiger Jörg Widmoser (Modern String Quartet).
In der zweiten Hälfte des "Le Grand Rouge"-Albums finden sich
Eigenkompositionen von Gitarrist Frank Wuppinger,
in der ersten Hälfte traditionelle Instrumentalmusik aus Bulgarien, Rumänien,
Mazedonien und Russland. Als Überleitung steht Keltisches:
"Kepplehall" von Michael McGoldrick (-> FW#31) und der "Osmosis Reel" von Donald Shaw
(Capercaillie -> FW#31).
Swing und Jazz ist das Verbindende auf der musikalischen Reise von
den Karpathen bis zum Atlantischen Ozean.
Balkan-Folk, Zigeunerswing a la Django Reinhardt,
Klassik-Jazz-Crossover a la Stephane Grappelli - das Europäische Orchester
beherrscht alle Spielarten. Ein großartiger Roter, Jahrgang 2007, mit vollem,
kräftigem und ausgewogenem Bukett.
Laika-Records
Walkin' T:-)M
Fling "Lost in Dunkineely"
Label:
-I-C-U-B4-T-;
CUP 8032; 2006; Spielzeit: 48:21 min
Dunkineely ist ein Durchfahrort zwischen Donegal-Stadt und Killybegs
im äußersten Nordwesten Irlands, von dem nichts weiter berichtenswert ist.
Was soll man also davon halten, wenn man in dem Kaff verloren geht?
Fling
(-> FW#21)
ist eine Band aus dem niederländischen Friesland und eine der besseren und
interessanteren kontinental-europäischen Gruppen, die sich mit traditioneller irischer
Musik beschäftigen. Auf ihrem dritten Album "Lost in Dunkineely" hat sich als
Neuerung die erstklassige Sängerin Annemarie de Bie zugesellt.
Traditionelle Balladen wie "The Rigs of Rye" (Quelle: Niamh Parsons -> FW#23) oder
"Lord Franklin" (Micheal O Domhnaill ->
FW#32) erhalten einen modernen Anstrich.
Annemarie tritt auch als Komponistin in Erscheinung, bei dem
eigenen "Where Eternity Lies" als auch Vertonungen von Yeatscher Poesie.
"The Song of Wandering Aengus" ist auch von Christy Moore bekannt (allerdings
mit anderer Melodie). Neben Liedern spielt Fling auch Instrumentalmusik,
wie ja der Bandname ahnen lässt, ein Fling ist ein irischer Tanz.
Uilleann Piper Evert Jan ’t Hart erweist sich ebenfalls als ein begnadeter Komponist von Airs
als auch von Tanzstücken. Fiddler Peter Zijlstra und Gitarrist Peter Rechsteiner
ergänzen schließlich die Besetzung.
Und wenn sonst nichts weiter über Fling zu sagen wäre, dann, Dunkineely auf
die musikalische Landkarte gesetzt zu haben. Man kann dort bestimmt in irgendeinem
Pub versacken ...
Music & Words / -I-C-U-B4-T-;
Dt. Vertrieb: Sunny Moon
Walkin' T:-)M
Eliza Gilkyson "Paradise Hotel"
Label:
Red House;
RHR CD 187; 2005; Spielzeit: 40:13 min
"Paradise Hotel" stammt bereits aus dem Jahre 2005, aber irgendwie muss ich
das Album damals verpasst haben. Schande über mein Haupt, denn ich scheine
mich zu einem großen Fan von Eliza Gilkyson
(-> FW#29) zu entwickeln. Ein Mix aus
Folk, Country und Folk, großartige Songs und eine erstklassige Stimme.
Die Sängerin aus Austin, Texas, vertritt einen progressiven Patriotismus.
"Jedidiah 1777" ist über ihren Ur-Ur-Großvater Brigadier General Jedidiah Huntington,
der an der Seite von George Washington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hat.
"Man of God" wendet sich gegen George W.'s Gebrauch - oder Missbrauch - der Religion.
Mit "Is It Like Today" von Ex-Waterboy Karl Wallinger (-> FW#31)
interpretiert sie vortreflich einen Brit-Pop-Klassiker der 1990er-Jahre.
"Paradise Hotel" hat mich bei erstem Hören nicht so umgeworfen wie das Vorgängeralbum
"Land of Milk and Honey", aber mittlerweile kann ich es nur in höchsten Tönen loben.
P.S.: Es gibt von Eliza auch etwas ganz Neues.
Eine brandneue Single enthält den Tsunami-Song "Requiem",
der auch auf "Paradise Hotel" zu finden ist, sowie
die klassische Öko-Ballade "Greenfield’s", verfasst von ihrem Vater Terry Gilkyson.
Red House Records
Walkin' T:-)M
Peggy Seeger "Three Score and Ten"
Label:
Appleseed;
APR CD 1100; 2007; Spielzeit: 50:43 + 67:03 min
V/A "The Songs of the Radio Ballads"
Label:
Gott Discs;
GOTTCD053; 2006; Spielzeit: 56:57 min
Peggy Seeger
(-> FW#31,
FW#31)
hat am 29. Mai 2005 ihren 70. Geburtstag auf einer Bühne in London gefeiert.
Musikalische Mitstreiter waren Bruder Mike und Halbbruder
Pete Seeger (->
FW#29) -
eine Premiere, denn es ist die allererste Aufnahme aller drei zusammen -,
ihre Kinder, Freunde wie Martin und Eliza Carthy (-> FW#26), Norma Waterson
und Billy Bragg (->
FW#13,
FW#23).
Auch dabei die traditionelle irische Sängerin Irene Pyper-Scott, mit der
Peggy Seeger seit dem Tod ihres Ehemanns Ewan MacColl 1989 eine berufliche
und persönliche Beziehung eingegangen ist.
Das Konzert ist eine Tour de Force durch Peggys Repertoire:
anglo-amerikanische Folksongs, eigene Stücke sowie von Mike, Pete und Ewan
über soziale, feministische und ökologische Anliegen.
Ewan MacColl wird ewig in Erinnerung bleiben, dass er in den 1950ern die
BBC Radio Ballads
geschaffen hat, Radio-Dokumentationen über die
Tagesthemen. Die Sendungen waren eine Mischung aus
Wortbeiträgen unterprivilegierter Gruppen wie
Bahnarbeitern, Straßenbauern, Fischern, Grubenkumpeln, Kindergelähmten und Zigeunern,
sowie im Folkidiom verfassten Liedern.
Einige von Ewans Beiträgen sind Standards geworden ("Dirty Old Town",
"The Shoals of Herring"). Fünfzig Jahre danach hat BBC Radio 2
eine neue Serie von sechs Folgen produziert,
die Anfang 2006 ausgestrahlt worden ist.
Die Themen von 2006 sind das Ende der Jagd,
der Niedergang der Schiffsbau- und Stahl-Industrie,
die Troubles in Nordirland, Schausteller
und AIDS. Unter der musikalischen Leitung von John Tams haben
Kate Rusby (-> FW#26),
Julie Matthews, Karine Polwart, Bob Fox (->
FW#27),
Chris Wile, Lester & Martin Simpson (->
FW#15),
Kellie While, Barry Coope (->
FW#20),
Cara Dillon (-> FW#22),
Tommy Sands (-> FW#13) und
Jez Lowe (-> FW#30)
musikalische Beiträge geliefert. Jede der sechs Sendungen ist auf CD erschienen, dazu gibt es das
Album "The Songs of the Radio Ballads" mit 20 von über 60 ausgewählten Liedern.
Nur schade, dass Peggy Seeger nicht mit von der Partie ist.
Walkin' T:-)M
Levellers "Chaos Theory live" [CD]
Label:
On The Fiddle; OTFCD001; 2006; Spielzeit: 56:13 + 40:32 min
Levellers "Chaos Theory live" [DVD]
Label:
On The Fiddle; OTFDVD001; 2006; Spielzeit: 96:28 min + Extras
Die Levellers
(-> FW#18,
FW#19,
FW#25,
FW#26)
muss man wahrscheinlich niemandem mehr vorstellen.
Für die Freundinnen und Freunde der englischen Folk-Punk-Rocker
gibt es nun einen Live-Mitschnitt auf sowohl CD als auch DVD,
aufgezeichnet auf einem Konzert am 31. März 2006 in Reading.
Das Chaos in Theorie und Praxis steht für die eingespielte Bush-Rede
am Konzert-Anfang und dem nachfolgenden Opener "England My Home".
Die Levs spielen Klassiker wie "One Way" und "Carry Me", aber
auch neuere Abhotter wie "Last Man Alive". Letzteren Titel könnte man
auch als Motto nehmen, die Brightoner Folkrocker stehen auch
noch nach zwei Dekaden Bandgeschichte ihren Mann, unbeirrbar und unverwüstlich.
Neben dem anderthalb-stündigen Konzert gibt es auf DVD 2 die
Levellers akustisch mit Gastdarbietungen von
Nick Burbridge ("Dainty Davy", den Nick vor vielen Jahren geschrieben hat
und den die Levs immer schon spielen -> FW#29),
Maddy Prior (siehe auch die Steeleye Span-Rezension in dieser FW-Ausgabe)
und Rev Hammer (-> FW#5).
Dann wird es wieder elektrisch mit Billy Bragg (-> FW#13,
FW#23) zum
Joe Strummer-Gedächtnis (-> FW#25) und dem punkigen "English Civil War";
die Melodie kennt jeder als "Johnny I Hardly Knew Yeh".
Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf das Konzert beim diesjährigen Tønder-Festival.
www.levellers.co.uk
Walkin' T:-)M
Richard Gilpin "Loose Ends"
Label:
Eigenverlag; RGCD003; 2007; Spielzeit: 46:53 min
Gavin Ryan "Broken Blues"
Label:
Eigenverlag; 2004
Eamonn Dowd & The Racketeers "Silver & Dust"
Label:
Spellbound/Cannery Row;
SPCD06/CRR0603; 2006; Spielzeit: 41:31 min
Die übermächtige Trad-Szene in Irland lässt einen manchmal vergessen, dass die
grüne Insel auch hervorragende Pop-Künstler hervorgebracht hat. Sei es Rory und
Van the Man gestern oder Sinead und Bono in jüngerer Zeit. Beschäftigen wir uns
aber lieber mit einigen unverbrauchten Gesichtern.
Please don't push me away because you can, singt
Richard Gilpin
(-> FW#23,
FW#27).
Der in Belfast gebürtige und auf der anderen Seite der Grenze
im County Donegal lebende Musiker lässt sich nicht gerne herumschubsen.
Seine Musik auch nicht, die ist gänzlich unforciert.
Popmusik für (und über) Erwachsene. Akustischer Pop-Rock, als
Gast der traditionelle Fiddler Cathal Hayden (-> FW#14).
Anspieltipp auf Richard Gilpins drittem Album "Loose Ends":
"The Ballad of Francis and the Sultan" über
Franz von Assisis Orientreise zur Zeit der Kreuzzüge.
Gavin Ryan
ist ein junger Dubliner mit einer Neigung zur Bluesmusik und
Blues-verwandten Stilen,
die so gar nicht seinem Lebensalter zu entsprechen scheinen.
Sein bereits vor einiger Zeit erschienenes Debütalbum "Broken Blues"
wurde mit dem Besten eingespielt, was Dublin an Sessionmusikern zu bieten hat.
Gitarrist Bill Shanley, Bassist Nick Scott, Keyboarder Brian Connor.
Die zehn Songs präsentieren einen ausgereiften Singer-Songwriter.
Gavin ist fähig, den Tom Waits zu geben, aber auch wandlungsfähig genug,
zarten Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Well I woke up in the morning, don't need no one to tell me it looks like rain,
got a head-full of ideas, some of them are good and some I can't explain.
"Silver & Dust" ist bereits das vierte Album der Dubliner Band
The Racketeers
(-> FW#29)
und ihres Frontmanns und Songwriters Eamonn Dowd. Dieser klagt
mit rauher und wahrhaftiger Stimme
- oh my shabby dress, my hair is a mess, and I'm under duress -
über das Leben in - ja - Dublin,
Irland, nicht über das im mittleren Westen. Dabei beherrscht die
Band von Country-Rock bis Rockabilly alle Spielarten des Americana.
Und zwar interessanter und vielseitiger als manch uramerikanische Gruppe.
Die Geschichten sind bildreich, die Texte lyrisch.
Nebenbei werden Themen abgehandelt wie der elisabethanische
Hofastrologe John Dee; die schwarzen Künste sowieso
in einer Reihe von Liedern. Das hier ist aber keine schwarze Magie,
sondern Silber und Staub, und so soll es auch sein.
Walkin' T:-)M
Tannahill Weavers "Live & In Session"
Label:
Compass;
7 4454 2; 2007; Spielzeit: 58:34 min
Paisley, die alte Weberstadt in Schottland. Dort lebte und wirkte der Weberpoet
Robert Tannahill (-> FW#32). Und dort
gründeten sich irgendwann in der Folk-Steinzeit die
Tannahill Weavers
(-> FW#5,
FW#8,
FW#18,
FW#20,
FW#28,
FW#32)
und benannten sich prompt nach dem berühmtesten Sohn der Stadt.
Berühmt? Na ja, Robert Tannahill kommt erst in den letzten Jahren
neben dem Dichterkollegen Robert Burns wieder zu Ehren. Das Problem
mit dem Bekanntheitsgrad haben die Tannahill Weavers hingegen nicht,
können sie doch auf eine stellare Karriere innerhalb der Folkszene
zurückblicken. Insbesondere dem deutschen Publikum sind sie keine
Unbekannten. Auf sieben Live-Aufnahmen von der US-Tour 2005 und sieben neuen Studio-Aufnahmen
beweisen Roy Gullane (Gitarre und Gesang), Les Wilson (Bouzouki, Gitarre, Keyboards),
Phil Smillie (Flöten, Whistles, Bodhran), John Martin (Fiddle, Mandoline, Cello) und
Colin Melville (Highland Pipes, Small Pipes, Whistles), dass sie auch im vierten
Jahrzehnt ihres Bestehens noch längst nicht zum alten Eisen gehören, sondern eine
von Schottlands führenden Folkbands sind.
Man sagt, dass die Lieder der Kelten traurig, ihre Kriege aber fröhliche
Angelegenheiten seien. Dennoch gibt es diesmal auch einen flennenden Soldaten,
was die Band zu der Bemerkung veranlasst: Nächstens erzählen sie uns noch,
er hätte unter seinem Kilt etwas angehabt.
Ansonsten sind die Schotten schon ein romantisches Völkchen:
Mein Großvater nannte meine Großmutter immer
"darlin', sweetheart, angel". Als ich ihm dafür einmal ein Kompliment machte,
brummte er nur: "Ach, ich habe ihren Namen vor fünfzehn Jahren vergessen."
Ob sanfte Balladen oder flotten Tänzchen, auch die Jugend kann sich noch
einiges bei den Folk-Veteranen abgucken.
Das Booklet enthält alle Texte, sowie ein Glossar der schottischen Dialekt-Ausdrücke.
Vorbildlich.
Compass Records
Walkin' T:-)M
V/A "Geantraí"
Label:
Gael Linn;
CEFCD 189; 2006; Spielzeit: 65:58 min
Seit zehn Jahren läuft im irischen Fernsehkanal TG4 die populäre
Serie "Geantraí", was so viel wie lebhafte Musik heissen soll.
Wir Deutschen stehen auf Musikantenstadl und Schlagerparade. Wenn wir es
mal ganz exotisch haben wollen, schauen wir ungläubig den jährlichen
Eurovision Song Contest. Apropos Eurochanson, der Beitrag Irlands war heuer
ja nichts so der Hit. Dabei hatte man sogar die Gruppe Dervish
(-> FW#26)
ins Rennen geschickt (-> FW#32),
die dann aber nur etwas betreten zum Playback herumtanzten.
"They Can’t Stop The Spring" entpuppte sich als äußerst belangloses Liedchen
und ich mag mir gar nicht erst vorstellen, wie die anderen 200 Einsendungen,
über die die Iren im Vorfeld zu entscheiden hatten, geklungen haben mögen.
Ansonsten gehen die Iren in den Pub und musizieren mehr oder weniger spontan
- und besser. Aus solchen Sessions mit traditioneller irischer Musik
wurden auch die Geantraí-Sendungen zusammengestellt.
Das zehnjährige Bestehen wird mit einer CD-Veröffentlichung
und einer Zusammenstellung der Höhepunkte gefeiert.
Das Aufgebot kann sich sehen lassen:
die Fiddler Cathal Hayden (-> FW#14) und die
Kane Sisters
(-> FW#24),
Banjo-Spieler Gerry O'Connor
(-> FW#30),
die Akkordeonist Mairtin O'Connor
(-> FW#24),
Piper Ronan Browne (->
FW#21,
FW#24,
FW#24),
die Gruppen Providence (-> FW#31),
Boys of the Lough (-> FW#32),
At First Light (-> FW#33) und
At the Racket (-> FW#3), u.v.a.
38 Instrumentalstücke und 3 Lieder fangen
die Spontanität und den Spaß ein, die man mit keiner Studioaufnahme erzielen kann.
Eine gute Session eben!
Der exzellente Überblick an traditioneller irischer Musik ist
natürlich auch als DVD erhältlich.
Gael Linn
Walkin' T:-)M
V/A [Demo CDs]
Cinderella Rockefellas (Germany):
Das Trio aus Kiel spielt Oldies der Folk-Pop-Music, vor allem The Seekers und Esther & Abi Ofarim. Je nach Standpunkt - kultig, urig oder grottig.
www.remember-kiel.de
ZebraSommerwind (Germany):
Deutsch-Folk a la "Islandfischer" und "Klein Wild Vögelein" von Thomas Kagermann (ehem. Fiedel Michel), Urs Fuchs (Farfarello) und Andrea Leonhardt.
www.zebrasommerwind.de
© The Mollis - Editors of FolkWorld; Published 05/2007
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