FolkWorld #53 03/2014
© Gerhard Zimmermann / Mute Music Promotion

Accordion Trip

Das FolkWorld-Magazin hat den Leser schon des öfteren auf den Accordion Trip von Martina Schuhmeckers mitgenommen. Nun steht die Kölner Musikerin Rede und Antwort, was sie zwischen Irland und dem Balkan umhertreibt.

Gerhard Zimmermann: Liebe Martina Schumeckers, nicht alle Leser werden ihren Namen auf Anhieb kennen (auch wenn sie vielleicht schon mit deinen Büchern geübt haben). Könnten Sie uns mehr über sich und ihren musikalischen Werdegang erzählen?

Martina Schumeckers

Martina Schumeckers @ FolkWorld:
FW#39, #43, #48, #52

www.martinaschumeckers.de

Martina Schuhmeckers: Mein musikalischer Werdegang hat schon in den frühsten Kinderjahren angefangen. Ich fuhr jedes Jahr seit 1960 nach Norderney in eine Kinderfreizeit. Dort wurde jede Tätigkeit mit Liedern begleitet und besungen. Morgens, mittags, abends, auf jedem Ausflug usw. das hat mich geimpft.

Meinen ersten Klavierunterricht bekam ich mit sieben Jahren und mit 17 kam der Kontrabass dazu. Dann machte ich die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Düsseldorf. Es folgten die Musikhochschulen Köln und Dortmund.

Wie sind Sie zum Akkordeon gekommen?

In meiner Familie war das Akkordeon durch meine große Schwester besetzt, die aber viel lieber Jimi Hendrix und Janis Joplin hörte. La Paloma war in den sechziger Jahren bei uns sehr unbeliebt.

Als ich 27 war und mitten im Studium mit Kontrabass als Hauptfach, fiel mir das zuhause herumstehende Akkordeon wieder ein und ich versuchte mich darauf. Dieses Mal mit Musette-Walzen. Das gefiel mir so gut, dass ich in Dortmund bei Professor Reidys einen weiteren Studiengang mit Akkordeon belegte.

Spielen Sie noch andere Instrumente?

Außer den oben genannten noch ein bisschen Gitarre und Flöte und so dies und das.

Besitzen Sie musikalische Vorbilder - und welche sind das?

Mit zehn Jahren liebte ich Arthur Rubinstein über alles und dann die "Dubliners".[23] Später sehr den Bassisten Niels Henning Ostern Pedersen. Willi Gräeff, der berühmte Kölner Akkordeonist ist mein größtes Vorbild gewesen. Ich kannte ihn persönlich sehr gut, was meine Motivation sehr hoch hielt. Ein weiteres Vorbild ist für mich Heinz Hox.[52] Ich kenne kaum einen der so einen schönen Ton aus der Kiste raus holt, wie er es kann.

Martina Schumeckers, Irish Folk Music

Schumeckers, Accordion Trip 1

Schumeckers, Accordion Trip 2

Schumeckers: Balkanmusik

www.holzschuh-
verlag.de

Ihre Akkordeon Bücher sind sehr anwendungsorientiert und sehr gut für den Unterricht geeignet. Entstehen Ihre Bücher aus dem eigenen Unterricht heraus?

Ja, genau so war es. Ich hatte immer schon die Pianisten beneidet, die ein überaus großes Angebot an vereinfachter Literatur zur Verfügung hatten.

Da es das für Akkordeon nicht gab, habe ich Stücke für meine Schüler bearbeitet. Also bekannte Stücke in einfachen Arrangements. Ich hatte verschiedene Schwierigkeitsgrade, so dass ich genauso die Anfänger wie auch die etwas Fortgeschritteneren damit erfreuen und begeistern konnte. Nach meiner Erfahrung ist die Bereitwilligkeit schwierige oder einfache Dinge zu lernen sehr viel größer, wenn man unbedingt ein bestimmtes Stück spielen will.

Wie kam es zu der Idee Bücher für Akkordeon zu veröffentlichen?

Seit den 90er Jahren habe ich sehr viel komponiert und hatte auch eine eigene Band. Eines Tages kam ich auf die Idee bei den verschiedensten Verlagen einmal nachzufragen, ob nicht ein Interesse für eine Veröffentlichung meiner Stücke bestand. Beim Holzschuh Verlag sprach ich mit Uwe Sieblitz, mit dem ich sofort in ein fröhliches Plaudern geriet. Und dann kam das Thema auf meine bearbeiteten Stücke für Schüler und schon waren wir beim Thema Akkordeonschule.

Wie sieht Ihr Konzept aus und was ist das besondere an ihren Veröffentlichungen?

Das Konzept ist sehr einfach. Wie schon eben gesagt, ist die Literatur spannend, lernen alle lieber. Das Problem war ja lange lange Jahre, dass es kaum was Interessantes zu spielen gab, weil die Verlage die Kosten scheuten. Der Gedanke war, dass sich die Lizenzeinkäufe bei der geringen Anzahl an Akkordeonisten nicht lohnt.

Die Leute vom Holzschuh Verlag denken da zum Glück anders und so gibt es bei Ihnen eine sehr große Auswahl an spannender Akkordeon-Literatur. So wird das Akkordeon für viele wieder sehr attraktiv.

Warum gibt es keine DVD zu den Büchern?

In dem Akkordeonworkshop 1 ist eine DVD. Und das ist auch wichtig und gut so. Die Akkordeonspieler sind so mehrfach abgesichert, den richtigen Einstieg zu finden.

Weitere DVDs halte ich nicht für nötig, weil ich es für sehr viel wichtiger erachte, dass jeder einen guten Lehrer hat, der sich jeden individuell einstellen kann.

Ich bewundere Leute um ihre Energien, die sich einem Selbststudium widmen möchten. Habe allerdings nur schlechte Erfahrungen mit den Ergebnissen gesehen. Soll heißen, dass die Leute die jahrelang aus Unwissenheit falsche Techniken oder gar keine anwenden, sehr schnell an ihre Grenzen stoßen, während die, die Unterricht haben, niemals an ihre Grenzen stoßen.

Welches Lernziel verfolgen Sie in ihren Büchern?

Schöne Musik recht bald spielen zu können. Technik kann auch an den Stücken gelernt werden. Gemeinsames musizieren, singen. Musik macht einfach in jeder Form glücklich. Und wenn man sie selber macht noch mehr.

An wen richten Sich Ihre Bücher?

Martina Schumeckers und Band

Meine Bücher sind für alle die gerne Akkordeon spielen. Es soll schön klingen, nicht allzu schwer sein und das Herz erfreuen. Ich habe viele erwachsene Schüler, die Jahrzehnte den Traum mit sich herumtragen, Akkordeon spielen zu können.

Gerade mit den Akkordeon-Workshops können sich viele diesen Traum erfüllen. Und das macht mich ehrlich gesagt sehr glücklich. Akkordeon spielen ist und bleibt ein Handwerk, aber es kann so viel Spaß machen, dieses Handwerk zu erlernen.

Musik die mich glücklich macht versuche ich immer in Akkordeonbearbeitungen weiterzugeben in der Hoffnung, dass es auch andere glücklich macht.

Sie arbeiten als freie Musikerin, Komponistin und Liedermacherin in Köln. Ist es schwierig, sich in der heutigen Zeit als Musiker zu behaupten? Wie sieht ein "normaler" Tag in ihrem Leben aus?

Heutzutage ist es in sehr vielen freiberuflichen Arbeiten schwer sich zu behaupten. Ich habe so viele Ideen, dass ich nur einen Bruchteil davon umgesetzt bekomme. Das Umsetzen in die Tat ist dann die eigentliche Arbeit und man braucht viel Glück. Ich habe zum Glück Leute getroffen, die meine Kreativität voll unterstützen. Man sollte immer alles tun, was einem in den Kopf kommt, denn darum fällt es einem ja ein.

Trotzdem gibt es auch bei mir einige Projekte, die ihren Platz in der Öffentlichkeit noch nicht gefunden haben. Die Welt es einfach schon sehr voll. Mein Glück ist auch meine Vielseitigkeit. Mit drei Instrumenten hat man immer an einem zu tun.

Ich arbeite, was ansteht. Gibt es ein Theaterprojekt, habe ich Proben und Vorstellungen, gibt es ein Konzert, gibt es Proben und Vorstellungen. Ebenso bei diversen Auftritten. Dann noch die Schüler und wenn ich dann „frei“ habe, schreibe ich Noten, komponiere und verwirkliche meine Ideen.

Was sind Ihre Pläne in der Zukunft und was steht demnächst an Aktivitäten an?

Beim Holzschuh-Verlag liegt schon einiges, auf das ich mich sehr freue, aber das ist noch eine Überraschung ...


Photo Credits: (1)-(2) Martina Schumeckers, (3)-(6) Book Cover (unknown/from website).


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