FolkWorld #54 07/2014
© Jens-Peter Müller

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folkBALTICA 2014:
Wehmut & Hoffnung
auf der Bernsteinstraße


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FW#33, #36, #38, #39, #41,
#42, #44, #45, #48, #51

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Präzise, dynamisch, hochmotiviert

„Nachwuchsmusiker retteten Festivalauftakt“ titelte das Flensburger Tageblatt in seiner Kritik zum großen Eröffnungskonzert der 10. folkBALTICA am 7. Mai im Konzertsaal des Alsion in Sønderborg. In der Tat: während die Auftragsarbeit des dänischen Jazztrompeters Palle Mikkelborg zu den Festivalschwerpunkten „Bernsteinstraße“ und „Stimme“ gemischte Reaktionen hervorrief, erntete das 40-köpfige folkBALTICA-Jugendensemble unter der Leitung von Harald Haugaard für das „Düppelkonzert“ nicht enden wollende „Standing Ovations“.

Vor 150 Jahren am 18. April 1864 verloren die Dänen die Schlacht bei Düppel unweit der Stadt Sönderborg gegen das preußische Heer. Ein für die Nation traumatisches Ereignis, denn das Land büßte einen beachtlichen Teil seines Territoriums und seiner Bevölkerung ein. In Erinnerung an dieses Ereignis und mit Blick nach Vorn spielten die deutschen und dänischen Jugendlichen dieses Programm schon bei der Gedenkfeier am 18. April auf den Düppeler Schanzen im Beisein der dänischen Königin und bei kaltem Ostwind.

folkBALTICA Ensemble
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Die Aufführung im Alsion rief ebenfalls Gänsehaut hervor. Da war zum einen die hervorragende Konzeption und Dramaturgie mit gleichermaßen dänischen, hochdeutschen und plattdeutschen Liedern („Es geht eine dunkle Wolk, „De junge Wetfru“), traditionellen Melodien (u.a. arrangiert von Christiana Voss), neuen Kompositionen von Harald Haugaard und seinen beiden Assistenten Rasmus Zeeberg und Andreas Tophøj, sowie von den Jugendlichen vorgetragene Literaturausschnitte.

Jennifer Kothe
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Zum anderen die Faszination dieses unglaublichen Klangkörpers: 40 junge Folkmusikerinnen und -musiker mit vielen Geigen, mehreren Celli, Akkordeons, Gitarren, Klarinetten und Flöten. Präzise, dynamisch, hochmotiviert. Dazu ein sehr talentierter Kontrabassist, der auch mit jazzigen Soli glänzte.

Gegenüber dem Debut beim letztjährigen Festival hat sich dieses Ensemble enorm entwickelt. Man muss schon lange überlegen, wo es in Nordeuropa etwas Vergleichbares gibt. Und man darf als norddeutscher Folkfan und Funktionär schon etwas stolz sein – und vielleicht auch etwas träumen.

Beim Lied „Es geht eine dunkle Wolk“ trat die Sängerin des Trio Rosenrot, Jennifer Kothe, als Gast vor das Ensemble. Für mich ein Höhepunkt des gesamten Festivals. Es könnte großartige Musik entstehen, wenn deutsche und dänische Gruppen mit diesem Folk-Orchester zusammenarbeiten würden bzw. könnten. Es ist schön zu sehen, welch neue Talente aus Schleswig-Holstein die Ensemblearbeit hervorbringt.

Aber noch wird die Gruppe hauptsächlich von Jugendlichen aus Dänemark getragen, wo die Nachwuchsförderung auf öffentlich getragenen Programmen basiert. In Schleswig-Holstein ist die Decke eben weitaus dünner. Vielleicht ließen sich über dieses, ebenfalls öffentlich geförderte, folkBALTICA-Ensemble, auch in Schleswig-Holstein Strukturen zur folkmusikalischen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen entwickeln und einsetzen. Man sieht und hört ja, was dabei herauskommen kann!

Aktuell sucht das Ensemble für die nächste Probenphase nach den Sommerferien neue Mitglieder. Kontakt: info@folkbaltica.de.


Jens-Peter Müller (www.nordpool-musik.de) hat als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer bis 2012 das jährlich in der deutsch-dänischen Region Sønderjylland-Schleswig stattfindende Festival folkBALTICA (www.folkbaltica.de) geprägt. Der Beitrag ist im Mitteilungsblatt der LAG Folk Schleswig-Holstein e.V., FolkPost Mai 2014, erschienen (www.lagfolk.de).


Photo Credits: (1) folkBALTICA logo, (2) Harald Hauggard & folkBALTICA Ensemble, (3) Jennifer Kothe (Trio Rosenrot) (by Patricio Soto / folkBALTICA).


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