FolkWorld #52 11/2013

CD & DVD Reviews

Juan Carmona "Alchemya"
Nomades Kultur, 2013

www.juancarmona.com

Juan Carmona ist ein Falmencogitarrist von außergewöhnlicher Qualität. Auf seiner aktuellen CD "Alchemya" beweist der Grammygewinner einmal mehr mit spielerischer Eleganz, dass der Flamenco offen ist für weltmusikalische Experimente. Latineinflüsse, wie Mambo und Rumba trifft man auf der CD ganz selbstverständlich an, aber auch die Jazzgitarre von George Benson scheint Juan Carmona gründlich studiert zu haben. Grundelement seiner Musik bleibt jedoch der Flamenco, den er mit Hingabe spielt und der auf einigen Titeln vom typischen schwermütigen Gesang begleitet wird. "Alchemya" ist ein sehr abwechslungsreiches Flamencoalbum mit vielen einfallsreichen weltmusikalischen Seitenblicken.
© Karsten Rube


Forshpil "For Shpil"
Eigenverlag, 2013

www.forshpil.com

Die lettische Band Forsphil zelebriert auf ihrer CD "Forsphil" eine gelungene Mischung aus jüdischem Soul, Psychodelic und experimentellem Jazz, alles basierend auf traditionellen jüdischen Elementen. Innige Liebeslieder finden sich auf der CD ebenso wie mitreißende Tänze, in denen Klezmermelodien allmählich von E-Gitarren zerfetzt werden. Wenn chassidische Gesänge und E-Orgeln aufeinandertreffen, könnte man glauben, dass The Who oder Pink Floyd hier Pate gestanden hätten. Forsphil bringen die moderne jüdische Selbstverständlichkeit recht laut zum Klingen.
© Karsten Rube


Yxalag "Klezmer Tales - Fargint Zikh"
ARTS, 2012

www.yxalag.de

Klezmer war ursprünglich als Tanzmusik gedacht. Vergnügen und Freude. Im Laufe der wechselvollen Geschichte des jüdischen Volkes wurde Klezmer jedoch zum allumfassenden Ausdruck jüdischen Lebens und Leidens. Die Gruppe Yxalag gibt mit ihrer zweiten CD "Klezmer Tales - Fargint Zikh" einen sehr eigenen Einblick in die abwechslungsreiche Klangwelt jüdischer Musik. Yxalag besteht aus sieben Musikern, die kurz vor dem Ende ihrer Zeit als Musikstudenten stehen und bereits in einigen recht angesehenen Klangkörpern der Bundesrepublik spielen. Auf der Musikhochschule Lübeck trafen sie sich und entdeckten ihre Liebe zum Klezmer. Ihre Spiellust brachte sie bald dazu, Klezmer als eine Art Transportmittel für die musikalische Reise um die Welt anzunehmen. Sie fügen nahtlos die Stile verschiedenster Kulturen in den Klezmer ein. So finden sich neben den unvermeidlichen Balkanbeats auch Elemente der Klassik in den Liedern, schwingt Musette mit oder paart sich die Melancholie der Klezmermusik mit der der Bossa Nova. Die klassische Ausbildung der Musiker verbindet sich harmonisch mit der Spontanität der jungen Leute. Die Improvisationsfreude lässt die Grenzen zwischen den Genres schmelzen. Selten war der Begriff Weltmusik so angebracht.
© Karsten Rube


Natiruts "Acústico no Rio de Janeiro" [CD/DVD]
Sony Music, 2012

www.natiruts.com

Manchmal treffen alle guten Dinge aufeinander. Gute Musik, traumhafte Kulisse, wunderbares Wetter und eine friedliche Atmosphäre. So geschehen beim Konzert der brasilianischen Reggaeband Natiruts, die im brasilianischen Sommer 2012 auf dem Mirante Dona Maria oberhalb des Zuckerhutes und unterhalb des Corcovado ein nur schwer beschreibbares Akustik-Konzert gegeben haben. Die Stimmung hat die Band mit der CD "Acústico no Rio de Janeiro" und beiliegender DVD eingefangen. Die Band, die 1996 in Brasilia gegründet wurde, spielt hauptsächlich traditionellen Reggae, den sie mit Elementen der brasilianischen Musik würzen. Hinzu kommt, dass Sänger, Bandleader und Komponist Alexandre Carlo Cruz gern mit elektronischen Effekten arbeitet und die Band Ausflüge zum Dub und zur psychedelischen Musik wagt. "Acústico no Rio de Janeiro" verzichtet allerdings auf all diese Spielereien. Natiruts spielen vor einer Traumkulisse ihre mittlerweile nicht nur in Brasilien beliebten Songs in entspannter Stimmung. Fast schon etwas gleichförmig fließen die Lieder ineinander und lassen so eine tiefempfundene Freude und Friedlichkeit im Hörer aufkeimen. Ohne übertriebene Show spielen Alexandre Carlo Cruz und seine Band ihre erfolgreichen Hits wie "Liberdade pra dentro da cabeça" und "Meu reggae è roots" und holen sich für "Pérola negra" und "Sorri, sou rei" noch ein paar Gäste auf die Bühne. Auf der DVD ergeht sich die Kameracrew in zahllosen Schwenks auf Rio de Janeiro. Die Stadt liegt an diesem Abend so schön da, wie man sich das von der Cidade maravilhosa - wie die Cariocas, die Einwohner Rios ihre Stadt nennen nur wünschen kann. Die Sonne verschwindet allmählich hinter dem Corcovado und die Lichter Rios beginnen zu funkeln, während eine kleine Gruppe Zuschauer - sehr viele finden auf dem kleinen Aussichtspunkt nicht Platz - begeistert dahinschmilzt. Als Zuschauer oder Zuhörer kommt man nicht drum herum, kurzerhand mit zu schmelzen. Wer die Musik Brasiliens mag, kommt an diesem Album nicht vorbei.
© Karsten Rube


Scott Cook "One More Time Around"
Groove Revival, 2013

www.scottcook.net

Der kanadische Songwriter Scott Cook entspricht ganz dem Bild des Präriebarden. Mit Gitarre und Ukulele zieht er durch die Welt und erzählt mit freundlicher Miene und unspektakulärer Stimme unspektakuläre Geschichten. Seine wenigen Gitarrengriffe, die er für seine Songs benötigt, teilt er den Zuhörern in dem seiner CD "One More Time Around" beigelegten umfangreichen und schön gestalteten Booklet samt Songtexten freundlicherweise mit. Es klingt auch alles recht unkompliziert. Die Texte wälzen nicht gerade die Themen Weltpolitik und Ungerechtigkeit, legen aber eine anständige Alltagspoesie frei. "One more time around" ist die Nabelschau des reisenden Poeten mit seiner Gitarre. Als Ergänzung des Lagerfeuerliederrepertoires ganz ordentlich.
© Karsten Rube


Kai Olaf "Wenn ich groß bin ... live" [2 CDs]
Timezone-Records, 2013

www.kai-olaf.com

Kai-Olaf Stehrenberg macht aus einem Problem eine Erfolgsgeschichte. Ein kleiner Mann kommt groß raus. Mit 1.65 m Körpergröße hat man es nicht immer leicht im Leben, in dem Leute über 1,75 m häufig unbewusst oder bewusst eine gewisse Arroganz Leuten gegenüber entwickeln, auf die sie herabblicken. Dafür können die nichts. Das liegt so im Genpool. Ich schaue ja auch aus einer komfortableren Höhe von knapp vier Zentimetern auf Kai-Olaf herab. Aber das nutzt einem auch nichts, wenn man bei einem Konzert in Reihe Zwei steht, während die erste Reihe mit Einsachtzigern bestückt ist. Kai-Olaf kann mehr als ein Lied davon singen. Allerdings ist Kai-Olaf auch ein guter Beobachter, der sich nicht auf das eigene Problem beschränkt und es ausschlachtet, bis es schmerzt. Seine Lieder, die er auf seiner Live-Doppel-CD präsentiert, handeln von verschmähter Liebe, Einsamkeit und vom permanenten Missverstandenwerden. Doch ist er keiner der verheulten Selbstmitleidsliedermacher, sondern besitzt genügend Witz und Selbstironie. Das macht seine Liveshow nicht zu einer Comedyshow, sondern zu einer lebendigen und sympathischen One-Mann-Performance mit viel Humor. Seine stimmliche Präsenz ist dabei gelegentlich etwas arg massiv, besonders bei den hohen Tönen. Ich weiß ja selbst, dass man als kleiner Mann manchmal recht laut sein muss, damit man wenigstens gehört wird. Doch dieses kleine gesangliche Defizit macht Kai-Olaf immer wieder durch ein präzises Versmaß wett. Hier wird noch fröhlich zusammengereimt, was passt und es passt tatsächlich meist vortrefflich. Angenehm fällt dabei auf, dass Kai-Olaf, wenn er schon über sich und die Mitmenschen lachen will, keine Häme empfindet. Seine Songs bleiben im Umgang trotz einer gewissen Bissigkeit fair und respektvoll. Das unterscheidet Kai-Olaf vom Großteil der Schenkelklopfkomödianten im Land.
© Karsten Rube


Danny Santos "This Old World"
Brambus Records, 2013

www.dannysantosmusic.com

Bei der Vielzahl an Songwritern, die in den USA ihre Lieder schreiben und singen, fällt es schwer zwischen den Einzelnen große Unterschiede zu finden. Ähnlich, wie die deutschen Liedermacher, singen auch die amerikanischen Country- und Folkpoeten zu allererst von ihren eigene Befindlichkeiten und ähnlich wie bei jedem Berufszweig, bei dem es eine Menge Ausführende gibt, ist einem der eine sympathisch und der andere nicht. Danny Santos' CD „This Old World“ kommt ganz nett daher, seine Geschichten sind unterhaltsam und zurückhaltend instrumentiert und musikalisch von einer anheimelnden Leichtigkeit. Seine Musik wirkt angenehm und ist alles in allem schön anzuhören, obwohl ich die CD "This Old World" nicht unbedingt als besonders großen Wurf bezeichnen möchte. Aber ich habe sie mehrfach im CD Player zu liegen gehabt und mich beim Hören wohlgefühlt. Das kann ich nicht bei jedem Songwriter so ohne Weiteres bemerken.
© Karsten Rube


Badi Assad "Badi Assad" [DVD]
flowfish records, 2012

www.badiassad.com

Die brasilianische Gitarristin, Songpoetin und Improvisationskünstlerin Badi Assad spielt bereits seit zwanzig Jahren eine Rolle in der internationalen Musikszene. Man zählt sie zu den besten Gitarrenspielerinnen der Welt. Ihre Musik, ihr Spiel, ihren exzellenten kunstvollen Gesang und die Darstellung ihrer Kompositionen erlebt man immer als Gesamtkunstwerk. Die vorliegende DVD ist etwas ganz Besonderes. 15 ihrer Songs hat sie darauf neu eingespielt, live, aber nicht vor Publikum. Wie ein Theaterstück hat sie sich in drei Szenen inszeniert, die sie in kunstvoll gestalteten Bühnenbildern zeigt. Zuerst befindet sie sich in einer Wohnruine, eine schäbige, abgerissene Wohnzelle, in der sie im weiten Kleid sitzt, Gitarre spielt und dabei mit ihrer Stimme experimentiert. Der zweite Teil ist hell, mit Lichtern und weißem Tüll. In einem hellen Kleid singt sie zärtlich und beruhigend. Ein Baby krabbelt lachend durch die Szenerie. Im abschließenden Teil wirkt die Szenerie wieder etwas abgerissener, aber lebendiger, als am Anfang. Blautöne dominieren das optische Geschehen. Musikalisch agiert Badi Assad hier wieder eine Spur experimenteller. Eine ungeheure Virtuosität geht von der Musik Badi Assads aus. Die DVD ist ein musikalischer und visueller Rausch.
© Karsten Rube


Matt Stone "Northern Lights"
BMI, 2012

www.mattfolkmuse.com

Matt Stones Debütalbum "Northern Lights" kann man am ehesten als eine autobiografische Sammlung von Geschichten bezeichnen. Der Country- und Folksänger aus Kalifornien verarbeitet eine Vielzahl an Stimmungen auf seiner CD. Titelgebend ist eine Erinnerung an die Nordlichter, die er als Kind gesehen hat. Einfache Dinge, die zum Alltag gehören und die man nicht missen möchte, wie den morgendlichen Kaffee am Küchenfenster gehören zu seinen Themen. So verrät es zumindest der Opener der CD. Ein Lied für seinen Vater bringt Stone zu Gehör und auch etwas über Indianerkulte. Anregend ist der Song über Barcelona. Das Ganze ist musikalisch simpel in folkigen Arrangements mit deutlicher Countrynote verpackt und insgesamt gut am Stück zuhören.
© Karsten Rube


Sting "The Last Ship"
A&M Records, 2013

www.sting.com

Sting ist wirtschaftlich unabhängig. Das ist gut so. Keine Plattenfirma gängelt ihn mehr mit Produktionspflichten und Abgabeterminen oder korrigiert seine musikalischen Ideen in verkaufsfördernde Richtungen. Das ist das Beste, was einem Künstler passieren kann. Für Sting heißt das seit Jahren, dass er an den Projekten arbeiten kann, die er für wichtig hält. So kam dieses wunderschöne Album "Songs from the Labyrint" mit dem bosnischen Lautenisten Edin Karamazov heraus. "If on a Winter’s Night" ist ebenfalls ein sehr eigenwilliges und schönes Album geworden und der Liveauftritt mit großem Orchester, der in der Berliner O2 World aufgezeichnet wurde, gehört zu den großen Momenten der musikalischen Laufbahn von Sting. Jetzt hat er wieder ein Studioalbum aufgenommen, das so auch nicht geplant war. Eigentlich hatte Sting ein paar Songs für ein Broadwaymusical geschrieben, in dem es um den Niedergang der nordenglischen Schiffbauindustrie gehen soll, einem Thema, an dem er sich bereits auf seinem 1991 "Soul Cages" orientierte. Er schrieb noch ein paar mehr Songs als gefordert und brachte sie nun als CD unter dem Namen "The Last Ship" heraus. Beste englische Nordseeherbststimmung verbreitet der Musiker auf der CD. Er erzählt von den "Schuhen des Toten Mannes", von der Schwierigkeit, auf einer Tanzstunde den richtigen Tritt zu finden und davon, dass man beim Älterwerden nicht weniger Liebessehnsucht hat, als Jahre zuvor. Dabei schlägt er einen Bogen, in dem man vom "Dream of the Blue Turtle" über "The Soul Cages" bis zu "Until" aus dem Film "Kate und Leopold" vieles wiedererkennt. Sting komponiert auf der CD "The Last Ship" Lieder von der romantischen Ballade bis zum keltischen Kneipensong. Es gelingt ihm dabei wieder einmal unkomplizierte Melodien und zu Herzen gehende Texte zu einer wunderschönen, eigenen Stimmung zu verweben, die wie feuchter, englischer Nebel übers Gesicht streicht. Neben seinem Stammmusiker Dominic Miller hat er sich ein paar Gäste ins Boot geholt. So die Sängerin Kathryn Tickell, Rachel und Betty Unthank und Jimmy Nail. "The Last Ship" ist richtig großes musikalisches Erzählkino.
© Karsten Rube


Rodrigo Costa Félix "Fados de Amor"
ARC Music, 2013

www.rodrigocostafelix.blogspot.de

Rodrigo Costa Félix gehört zur neuen jungen Generation der portugiesischen Fadointerpreten. Schon 2005 trat er im Palácio de Queluz zusammen mit dem Meister der portugiesischen Gitarre Mario Pacheco auf. Nach seiner Debüt-CD "Fados d'Alma" aus dem Jahr 2008, kam 2012 die Folge-CD "Fados de Amor" in seiner Heimat heraus, die nun, ein Jahr später von ARC-Music auf dem internationalen Markt neu erschienen ist. Da der Fado meist Sehnsucht und Melancholie ausdrückt, ist er wie geschaffen, dem Liebeslied als Schiff zu dienen. Am Ufer des Atlantiks hat Rodrigo Costa Félix fünfzehn sentimentale Fados zusammengesucht, meist von den großen Lyrikern Portugals gedichtet, die er nun mit ergriffener Stimme übers Meer schickt. "Fados de Amor" ist professionell produzierter Fado, wie man ihn aus Lissabon inzwischen recht häufig hört. Perfekt interpretiert, mit emotionaler Intensität und doch inzwischen irgendwie Duzendware.
© Karsten Rube


Dudu Tucci "Morena do Sol"
Weltwunder, 2013

www.dudu-tucci.com

Dudu Tucci dürfte wohl der einflussreichste brasilianische Musiker sein, der derzeit in Deutschland lebt. Seit Mitte der Achtziger Jahre lebt und arbeitet er in Berlin. Sein Bloco Afoxé Loni war die größte Gruppe, die auf dem jährlichen Karneval der Kulturen in Berlin antrat. Als Solokünstler hat Dudu Tucci zahlreiche CDs veröffentlicht. Seine Neueste heißt "Morena do sol". Dieses Album versucht den Sommer und die Sonne zu feiern. Dank der pulsierenden Rhythmen der Samba und der Leichtigkeit der Bossa Nova lässt Dudu Tucci auf dieser CD keinen Moment der Melancholie zu. Fast eine Stunde lang ist Fröhlichkeit und Tanz Pflicht, dröhnen die Trommeln, klingeln die Agogôs, tönen die Congas. Dass die brasilianische Musik dabei auch sehr religiös ist, bemerkt man, wenn man sich mal mit den Naturgöttern der Brasilianer, den Religionen der eingeschleppten Sklaven und der Waldgötter der Indios auseinandersetzt. Auf "Morena do Sol" finden sich viele Momente brasilianischer Spiritualität. Dass diese in der brasilianischen Musik auch viel mit Tanz und Fröhlichkeit zu tun hat, dürfte in der amtskirchlich geprägten Kultur Europas nicht gerade flächendeckend auf Wohlwollen fallen. Aber Kultur ist ja gottseidank eine Sache der Vielfalt.
© Karsten Rube


Orkestar Bordurka "Jogurt"
Eigenverlag, 2013

www.bordurka.com

Nicht nur deutsche Musiker tummeln sich gern in erfundenen osteuropäischen Spaßstaaten. Was die Gruppe „?Shmaltz“! mit der erfundenen Republik Malwonien zelebriert,[50] erlaubt sich die finnische Kapelle Orkestar Bordurka mit der unerforschten Bergregion Borduria. In dieser frei erfundenen Balkanregion spielt man also die Musik, die das Orkestar Bordurka auf ihrer CD "Jogurt" vorstellt. Viel Blech- und Balkanpunk kann man da hören, Musik zwischen Gogol Bordello und Goran Bregovic. Doch auch finnische Folklore, Mariachianklänge und Elektrofolk finden sich in der Musik des Orkestars Bordurka wieder. Die Kapelle besteht aus Top-Musikern der finnischen Folk-Szene, die aus anderen Ensembles, wie dem Tsuumi Sound System und Johanna Juhola Reaktori bekannt sind. Die Platte ist ein großer Spaß, in dem sich Tanzfreude mit anarchistischer Spielwut verbindet.
© Karsten Rube


Scala & Kolacny Brothers "December"
Pias Recordings, 2012

www.scalachoir.com

FolkWorld Xmas

Was die Zeit des Menschen wert ist, merke ich immer im Advent. Ausgerechnet in der Jahreszeit der Besinnung, in der die Uhren etwas langsamer ticken sollten, taumelt der Mensch besinnungslos und hektisch durchs Leben. Torschlusspanik. Da waren noch ein paar Dinge zu erledigen. Wie sinnlos das alles ist, merkt man meist, wenn man zur nächsten Phase, die der guten Vorsätze gerät. Eine große Hilfe im Kampf gegen die Uhr ist Musik, die gerade um die Weihnachtszeit zur Ruhe aufruft, zur Besinnung, zum Bremsen. Der belgische Chor Scala kennt seit mehreren Jahren das Rezept, Zeit zu strecken, Zeit langsamer fließen oder wenigsten es so erscheinen zu lassen. Ihr Beitrag zur Weihnachtszeit ist das Album "December", das sie im Jahr 2012 mit den Kolacny Brothers aufgenommen haben. Wer diese 15 wunderschönen Wintersongs hört, tritt automatisch langsamer. Neben einigen Kompositionen von Steven Kolacny, einem, der beiden Chorleiter, sind es wieder zahlreiche gelungene Coverversionen, die das Herz berühren. So stechen der Joni Mitchel Titel "River" heraus, sowie der Prince-Hit "When Doves Cry". Sehr schön und vorsichtig entkitscht klingt "Last Christmas" von Wham, den Scala als Bonustrack auf die CD gepackt hat. Wer Weihnachten zur Ruhe kommen möchte, der versuche es mit diesem schönen Album.
© Karsten Rube


Jarzebina/Drewutnia "Od Kocudzy do Betlejem"
Magic Records, 2012

www.kapeladrewutnia.pl

Bezug: www.serpent.pl

FolkWorld Xmas

Nicht weit von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernt liegt der Ort Kocudza. In diesem Dorf fanden sich 1990 ein paar Damen zusammen, die gern miteinander volkstümliche Lieder singen wollten. Es dauerte gar nicht so lange, bis ihre fröhliche Art, polnisch-ukrainische Volkslieder vorzutragen, über die Grenzen ihrer Region bekannt wurde. Letztlich mussten aber 22 Jahre vergehen, bis sie während der Fußballeuropameisterschaft 2012, die in Polen und der Ukraine stattfand, ein Lied sangen, das wegen seiner Einfachheit von jedem Polen im Stadion leicht mitgegröhlt werden konnte. Gegen "Koko koko Euro Spoko" kam kein offizieller EM-Hit in Polen an. Im selben Jahr sangen die inzwischen gereiften Damen eine CD ein, die das neben dem Fußball wichtigste Ereignis im polnischen Kalender begleitete: Weihnachten. Für das katholische Land Polen ist Weihnachten eine Zeit, in der Besinnung, Religiosität und ausgelassene Fröhlichkeit zu gleichen Teilen eine Rolle spielt. Die Weihnachtsmusik, die die Frauen von Jarzebina zusammen mit der bekannten polnischen Folkloregruppe Drewutnia aufgenommen hat, mischt deshalb auch geschickt religiös geprägte Weihnachtslieder mit fröhlichen Schunkelliedern, die bei Familienfesten am Weihnachtstag gesungen werden. Dieses Album vermittelt einen wirklich schönen Eindruck eines Weihnachtsfestes in einer Landgemeinde, in der die Oma nicht nur kocht und bäckt, sondern dazu auch noch ausgelassen singt. Ein akustischer Traum einer heilen weihnachtlichen Welt.
© Karsten Rube


Oh My Darling "Venez Danser"
Pid, 2012

www.ohmydarling.ca

Süßer Name, süße Musikerinnen, brillanter Roots- und Countrysound. So kurz könnte man die CD "Venez Danser" der kanadischen Damenkapelle Oh My Darling eindampfen, wenn da nicht eine Menge mehr hinter stecken würde. Die vier Frauen aus Kanada würzen ihre Musik stark mit Cajuneinflüssen, lieben es mit Bluegrass herum zu experimentieren und schieben ein paar keltische Einflüsse rein. Schließlich steckt in vielen nicht indigenen Nordamerikaner genügend europäisches Blut, um ein paar Traditionen in sich pochen zu hören. Oh My Darling wissen davon mehr als ein Lied zu singen."Venez Danser" ist mit sechs Titeln zwar nicht mehr, als ein Appetithappen, aber die CD ist sehr gehaltvoll. Hervorragend agieren sie mit Gesang, Fiedel und Gitarren und bringen mit Leichtigkeit jede Hüfte zum Schaukeln.
© Karsten Rube


Various Artists "The Ultimate Guide to Spanish Folk"
ARC Music, 2013

Article: Folk Music Festivals Spain in 2013

Die Iberische Halbinsel besteht nicht nur aus Benidorm, Barcelona und den Balearen. Legt man mal Portugal beiseite, dann hat man mit dem spanischen Mutterland eine extrem reichhaltige Kulturregion. ARC-Music hat eine Sammlung spanischer Folkmusik herausgebracht, die einen hervorragenden Querschnitt der spanischen Musikkultur jenseits des Pop liefert. Das fängt schon hervorragend mit Mercedes Peon an.[44] Die Gaitaspielerin und Sammlerin galizischer Folklore beginnt mit einem der eindrucksvollsten Songs ihres Albums "Isue" aus dem Jahr 2000. Weiter geht es ins beeindruckende Asturien. Anabel Santiago fungiert hier als Botschafterin ihrer gebirgigen Heimat.[45] Die CD lässt kaum eine Region aus. Aus der Extremadura, einer finanziell sehr armen, kulturell aber um so reicheren Region hören wir Manuel Sequera. Über Biella Nuei aus Aragonien habe ich vor ein paar Jahren bereits sehr viel Lobendes geschrieben.[34] Die Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, traditionelle Instrumente ihrer Region wieder zum Leben zu erwecken, bringt auch auf dieser Sammlung hervorragendes musikalisches Volksgut ans Licht. Das Baskenland darf nicht fehlen. Diese grüne, eigenwillig schöne und von einem etwas aufmüpfigen Volk bewohnte Region hat mit Musikern wie Kepa Junkera, dem Klopfholzinstrument Txalabarta und diesem knochenbrechenden Pelotaspiel genug hervorgebracht, um einen Eintrag im Weltkulturerbe zu bekommen. Das baskische Hörbeispiel auf dieser CD stammt von Aintzina.[50] Die Sammlung wäre nicht vollständig ohne die Musik der sephardischen Juden, die ein Teil der spanischen Hochkultur in der Zeit der maurischen Besatzung darstellten. Ana Alcaide wird hier mit einem Lied ihres Albums "Tierra del Fuego" vorgestellt.[48] So könnte man Titel für Titel weiter vorgehen, Miguel Gil,[48] Mariana Rossell[51] und weitere Musiker hervorheben. Aber eigentlich kann man sich auch nur von diesen knapp siebzig Minuten der musikalischen Reise durch Spanien gefangen nehmen lassen.
© Karsten Rube


Fromseier & Hockings "Flot Gevir"
Go Folk, 2013

www.fromseierhockings.com

Dänemarks Folkmusikszene ist seit Jahren einer der besten Orte für traditionsbewusste und lebendige Folkmusik. Fromseier und Hockings haben sich vor gar nicht all zu langer Zeit zusammengefunden. Ditte Fromseier, gebürtige Bornholmerin, spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Geige. Sigurd Hockings ist ein Meister des Spiels auf der akustischen Gitarre, der sich von der skandinavischen Musik ebenso beeinflussen lässt, wie von der keltischen. Zusammen produzieren sie auf der vorliegenden CD „Flot Gevir“ frische Folkmusik, die schnell verzaubert, aber mit sieben Titeln eindeutig zu kurz ist.
© Karsten Rube


Blagresi "Hvad Ef Himininn Brotnar"
Nordic Notes, 2013

www.blagresi.is

Blagresi heißt eine junge Band aus Island, die sich ganz dem Bluegrass und der Countrymusik verschrieben hat. Das klingt mit der Sprache der Isländer erst einmal recht exotisch, passt aber zur Musik hervorragend. Ihre Texte greifen auf Publikationen des isländischen Schriftstellers Einar Mar Gudmundsson zurück, der auf der Atlantikinsel gern auch deutlich zu politischen Themen Stellung bezieht. Auf Island leben etwas über 300.000 Einwohner. Das sind weniger, als derzeit in Dresden oder knapp so viel, wie in Mannheim leben. Da kennt man sich untereinander, besonders in Musikerkreisen. Daniel Audunsson stammt von der bekannten isländischen Band Arstidir und spielt hier die akustische Gitarre. Tinna Marina Jonsdottir hat bereits im Jahr 2008 einen Versuch gemacht, am Eurovisions Contest teilzunehmen. Ihre Stimme besitzt eine wunderbare Klarheit. Leifur Björnsson komponiert, spielt Gitarre und Orgel und fungiert als kreativer Kopf des Trios. Auf dem Album befinden sich zehn sehr schöne Songs, die zwischen Country und Ballade hin und herschwingen und eine ganz eigene Inselstimmung erzeugen, der man sich ohne Probleme hingeben kann. Und wenn man doch ein paar Probleme mit sich herumträgt, kann man sie für die Dauer einer halben Stunde, länger ist das Album leider nicht, ganz wunderbar verdrängen.
© Karsten Rube


Helmut Eisel "Klezmer in the Air"
Pianissimo, 2013

www.helmut-eisel.de

Helmut Eisel sucht als Klezmermusiker gern den Dialog zwischen den Kulturen. Mal nähert er sich dem Jazz, wie er es mit der CD "Klezmer at the Cotton Club"[34] tat, ein anderes Mal versucht er die Gipsymusic und den Klezmer zu verbinden. Auf seinem aktuellen Album "Klezmer in the Air" findet der Klarinettist verschiedene Gemeinsamkeiten mit der Klassik eines Johann Sebastian Bach. Vier Interpretationen des Barockmeisters verwendet Eisel. Besonders "Air" halte ich für sehr gelungen, weil Eisel die Bachsche Komposition mit der Klarinette immer wieder von einem Hauch des Nahem Ostens umwehen lässt, ohne das europäische Barock zu verfremden. Abgesehen von den Kompositionen Bachs, spielt Eisel auch mit dem Tango und lässt seiner Improvisationsfreude in allen Formen der Klezmermusik freien Lauf. Wie immer verbindet Helmut Eisel gelungen Spielfreude mit hohem künstlerischen Anspruch.
© Karsten Rube


Mr Zarko "Electric Gipsy Disco Noise"
Pyromusic, 2013

www.mrzarko.com

English CD Review

Wenn man sich in Berlins Clubszene so umhört, entgeht einem kaum der dezente Hinweis darauf, dass Berlin eine der größten Metropolen des Balkans zu sein scheint. Was an Balkanbeats in Berlin entsteht, wie viele Bands in der Hauptstadt dem Einfluss der slawischen Musikalität folgen, lässt sich kaum noch zählen. Vieles ergießt sich dabei jedoch im schrillen Klangbrei aus Brass, Punk und Rummelplatzbrimborium. Neben den zahllosen Tüftlern und Trendmitreisenden gibt es ein paar Originale, denen die Musik des Balkans schon aus rein regionalem Bezug in die Wiege gelegt wurde. Zarko Jovasevic wurde in Zentralserbien geboren. Genauer in Čačak, ganz in der Nähe von Guča, wo eines der größten Musikfestivals Serbiens stattfindet: das Guča-Trompetenfestival. Dass er davon nicht ganz unbeeinflusst blieb, beweist seine erste CD unter seinem Namen Mr. Zarko. Trotzdem das Album den Begriff "Noise" im Namen trägt, macht Zarko Jovasevic alles andere als Krach. Im Gegenteil, soviel gut arrangierte, von Einfallsreichtum geprägte Musik habe ich in den Produktionen der aktuellen Balkanwelle lange nicht gehört. Man nehme sich nur den Tango "The Land of Forgotten Dreams", der wie ein Schieber über die Tanzfläche schleicht, bevor er zum Ende hin einen schwindelerregten Drehwurm aussetzt. "Fingerbang My Heart" gehört ebenfalls zu den stimmungsvollen Tanznummern, die an die beste Zeit einer Miss Platnum erinnert. Witzig ist ebenfalls sein Ausflug in die Latinmusic, wie im Titel "Un Porquito De La Vida". "Electric Gipsy Disco Noise" ist eine Balkanparty ohne Kopfschmerzgefahr. Hier zeigt sich eine der selten gewordenen Gelegenheiten, den Zauber der Balkanmusik wiederzuentdecken.
© Karsten Rube


Strom und Wasser featuring The Refugees "Freiheit ist ein Paradies"
Traumton Records, 2013

www.strom-wasser.de

"Freiheit ist ein Paradies" ist die zweite CD, die Hans Ratz mit Musikern aus Flüchtlingsheimen in Deutschland eingespielt hat. Als Hans Ratz Ende 2011 mit seinem Refugee-Projekt begann und mit Musikern aus verschiedenen Flüchtlingslagern in Deutschland einen Feldzug gegen Ignoranz und Heimtücke startete, hat er sicher nicht erwartet, was für eine Welle an Solidarität und Hilfe er unter den Hörern und Konzertbesuchern auslösen würde. Inzwischen ist das Thema der unwürdigen Bedingungen in den Flüchtlings- und Abschiebelagern, wie man einige nicht anders bezeichnen kann, doch wenigstens hinundwieder in der Öffentlichkeit angekommen. Es ist ein langsames Erwachen und man kann nur hoffen, dass es nicht einschläft, wenn Hans Ratz sein Refugees-Projekt Ende 2013 von seiner Seite aus für beendet erklärt. Seine Band Strom und Wasser muss sich irgendwann auch wieder eigenen Projekten widmen, anderen Themen, die ebenfalls eine größere Aufmerksamkeit benötigen. Zuvor gibt es noch einmal ein gemeinsames Programm, wie es auf der CD "Freiheit ist ein Paradies" zu hören ist. Wieder erklingt ein fulminanter Mix aus politischen Botschaften, weltmusikalischer Spielwut, HipHop und Protest. Eine gesunde Mischung, die mit etwas Glück und Selbstvertrauen auch ohne Hans Ratz' Engagement auf eigenen Füßen stehen sollte. Ich wünschen an dieser Stelle den Refugees dieses Glück und möchte Hans Ratz für dessen Engagement danke sagen.
© Karsten Rube


Äl Jawala "Live"
ENJA Records, 2013

www.jawala.de

Gewinnt Äl Jawala Live CDs

Gewinnt Äl Jawala Live CDs

"Die Reisenden", wie Al Jawala übersetzt heißen, touren nun schon seit 2000 durch die Welt. Live sind sie immer wieder eine Herausforderung für die Schweißdrüsen. Wenn sie bei Open Air Konzerten aufspielen, wächst dort vorerst kein Gras mehr. Ihre Mischung aus fröhlichem Balkanbeat, Dub, Klängen aus dem Nahen Osten und verschiedenen Seitenhieben aus Klezmer, Polka, Gipsymusic und Punk, die auf ihren Alben und Konzerten zu hören ist, gibt es jetzt zum Anhören und Nachtanzen auf einer knapp einstündigen Live-CD. Dabei fehlen weder der "Talibanski Dub" noch die Flo Mega Komposition "Backstabbers". Großartiger Mitschnitt der Liveaktivität Al Jawalas. Aber Vorsicht beim Gebrauch: CD-Player bzw. Ohren könnten sehr heiß werden!
© Karsten Rube


Claire Lynch "Dear Sister"
Compass Records, 2013

www.clairelynch.com

Claire Lynch gehört zu den großen Damen der amerikanischen Bluegrass- und Countryszene. Sie wird in einem Atemzug mit Alison Krauss genannt und hat bereits ihre Stimme auf CDs von Linda Ronstadt, Dolly Parton und Emmylou Harris beigesteuert. "Dear Sister" ist ihre aktuelle CD. Konsequent auf Country und Bluegrass setzend hat sie zehn Songs aufgenommen, die beim genauen Hinhören mehr sind als perfektes Handwerk. "Little Sister" ist thematisch an eine Novelle angelehnt, die sich auf die Briefe eines Soldaten an seine Schwester, während des amerikanischen Bürgerkriegs bezieht. Das Album beschäftigt sich mit Trennung, Herzschmerzen und Verlust. Aber auch erfüllbare Sehnsüchte und das Gefühl, in der Weite des Landes seine Heimat zu wissen, gehören zu den Themen dieses schön gesungenen und professionell eingespielten Albums. "Dear Sister" ist ein wunderbar klares Countryalbum einer der besten Countrymusikerinnen der Gegenwart.
© Karsten Rube


Various Artists "40 Hamburger Küchensessions #2" [2 CDs]
Hanseklang, 2013

www.kuechensessions.de

Die Hamburger Küchensession lädt seit 2010 Musiker ein, auf engstem Raum und ohne Showgehabe ihre Lieder zu präsentieren, rein akustisch und frei von allem elektronischen Gebammel. Jens Pfeifer steht hinter dieser schönen Idee, der jedes Konzert auch optisch zum Nachverfolgen auf seinen YouTube Kanal hochlädt. Auf dieser Doppel-CD findet sich nun die zweite Ausgabe seiner Kompilation aus den Hamburger Küchensessions. Vierzig Lieder verschiedener Gäste aus der deutschen Singer/Songwriterszene kann man darauf hören und genießen. Katie Freudenschuss sinniert darüber, wie es wäre, wenn sie aus Schweden wär. Olli Schulz ist gleich zweimal vertreten. Staring Girl, eine Gruppe aus fünf Jungs aus dem hohen Norden liefern melancholischen Rock mit hintergründigen Texten. Junge entdeckenswerte Talente geben bei den Hamburger Küchensessions gestandenen Songwritern die Klinke in die Hand. Diese Sessions sind, wie ihr Berliner Pendant, die Berlin-Sessions immer wieder hörens- und sehenswert. Sie zeigen, wie lebendig die junge Songwriterszene jenseits der Chartnotierungen und Liederbestenlisten tatsächlich ist.
© Karsten Rube


Jaune Toujours "Routes"
Sabam, 2013

www.choux.net

Ich hatte Jaune Toujours vor fünf Jahren, anlässlich ihrer CD "Club" bereits als belgische Folk-Guerilla bezeichnet.[37] An dieser Einschätzung hat sich auch nach dem Hören des nun erschienenen Albums "Routes" nichts geändert. Allerdings haben sich die einstigen Lokalmatadoren inzwischen einiges an internationaler Anerkennung erspielt, sind musikalisch anspruchsvoller und qualitativ hochwertiger geworden. War noch vor Jahren ein deutliches Interesse an der Musik des Balkans zu bemerken, so kann man jetzt von einem weitaus umfassenderen Blick auf die Welt ausgehen. Heute kann man ihre Musik als belgischen Dub mit einer Prise multikulturellem Jazz bezeichnen. "Routes" ist schon vom Namen her ein Album, das unbeirrt voranschreitet und sich rechts und links vom Wegesrand ein paar der besten Musiker pflückt. So würzen den wilden Sound von Jaune Toujours unter anderem ein paar kräftigen Bläser aus dem Benin, Yves Fernandez- Solino - ein freischaffender Flügelhornspieler aus Brügge sowie Katja & Mielka Pohlodkova von der belgischen Balkan-Gipsy-Popformation MEK YEK. Nach vierjähriger Schaffenspause ist Jaune Toujours erneut ein mitreißendes Weltmusikalbum gelungen.
© Karsten Rube


The Roving Crows "Baccanalia"
Eigenverlag, 2012

English CD Review

www.rovingcrows.co.uk

Das Cover der CD "Bacchanalia" zeigt die Band The Roving Crows in dynamischer Pose. Drei der Musiker schweben in der Luft und die Geigerin geht vor Spielfreude in die Knie. Wenn man die Kritiken über diese Band vergleicht, dann kommen alle auf denselben Nenner. The Roving Crows sprudeln über vor Energie. Live auf einem Festival sollen sie schon mal als Vorband den Headliner hinter der Bühne, in diesem Fall The Levellers den Angstschweiß ins Gesicht gespielt haben. "Baccanalia" ist keine typische englische Folkplatte, sondern ein sehr gelungener Versuch zwischen Folk, Rock, Pop und verschiedenen anderen Musikstilen zu vermitteln. Ska, Klezmer, Country spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle, wie die keltische Tradition ihrer Heimat. Dabei wird allerdings nicht zu viel Wert auf die Suche stimmiger Genreverbindungen gelegt, sondern zu allererst fröhlich drauflos musiziert. Der Genremix ergibt sich dann von selbst. Die Trompete ist als Instrument nicht unbedingt richtungsweisend für die Folkmusik der britischen Inseln. Sie harmoniert hier jedoch bestens mit der Teufelsfiedel der einzigen Frau im Quartett Caitlin Barrett. Zwischen energiegeladenen Folksongs tauchen immer wieder leisere Töne und längere Balladen auf. Diese stetige Abwechslung lassen das Album zu einem kurzweiligen stimmungsvollen Hörerlebnis werden.
© Karsten Rube


Alma "Nativa"
Col Legno, 2013

Article: Österreichische Weltmusik genießen

www.almamusik.at

Die österreichische Gruppe Alma besteht aus jungen Musikern, die mit Hausmusik und Folklore groß geworden sind. Zu musizieren war immer selbstverständlich für sie. Irgendwann führte sie der Weg durch eine akademische Ausbildung an verschiedenen Musikhochschulen. Klassische Ausbildung und Freude an der Volksmusik brachten die Musiker zusammen. Das eigenwillige Projekt "Nativa" der Gruppe Alma kann man jetzt auf diesem Album bestaunen. Ein alpiner Jodler, das Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" und ein bretonischer Tanz, sowie die kammermusikalisch adaptierte Version des Jazzsongs "Fly me to the moon", eine Interpretation, die sich innerhalb des Stückes mehrfach wandelt, finden sich auf dieser liebevoll zusammengestellten CD. Die hochschulmusikalische Ausbildung, die die Musiker befähigte, ihre Instrumente hervorragend zu beherrschen und mit einfallsreichen Arrangements aufzufallen, ist dabei jederzeit angenehm herauszuhören. "Nativa" ist ein gelungener Grenzgang zwischen E-Musik, Jazz und Folklore.
© Karsten Rube


Sam Lee "Ground of ist Own"
India Records, 2013

Article: Vier Tage Sommer

www.samleesongs.co.uk

Sam Lee singt alte Volkslieder. Doch gehört er nicht zu den schnieken Volksmusikganoven, die im Laufe eines Liedes: "und jetzt alle" rufen, während das ausgesuchte Publikum in die Kamera prostet. Vielmehr greift Sam Lee tief in den Fundus der Lieder seines Volkes. Er ist ein Feldforscher und sucht nach den Melodien der Weiden, des Hochlandes und der Moore. Lieder, wie sie der Schäfer während der Wanderung sang, die Walkerinnen bei der Arbeit und die Clans, die durch die Highlands zogen. "Ground of ist own" ist ein kleines Schatzkästchen aus dem reichhaltigen Fundus alter Lieder, die nur singend überliefert wurden. Sam Lee bewahrt sie vor dem Vergessen. Seine Interpretationen gehen allerdings über die reine Traditionspflege hinaus. Auf der CD mischt er traditionelle Instrumente und Klangfarben aus der Weltmusik und dem Jazz. Eine indische Shurtibox, ein Alphorn, eine Trompete erklingen und Sam Lee singt dazu mit facettenreichen Arrangements die alten Weisen. Dabei geht er behutsam vor. Er macht sich diese Lieder zu eigen, er gibt sie weiter. Fast mit Ehrfurcht behandelt er die Melodien, als könnten sie zerbrechen. Und je öfter ich Sam Lee höre, die Rhythmik begreife und den Respekt bemerke, mit der er der Musik begegnet, desto sicherer bin ich, dass er diese Lieder auf die einzig richtige Weise singt.
© Karsten Rube


Jessica Rydén "My Little Heart"
Eigenverlag, 2013

www.jessicaryden.se

"My Little Heart" ist das Debütalbum der schwedischen Songwriterin Jessica Rydén. Nach einem Songwriting- Workshop konnte sie einfach nicht mehr aufhören, Musik zu schreiben. So entstand dieses leise, melancholische Album, mit dem Hang zur Selbstdarstellung, wie es bei Songwritern ja häufig der Fall ist. Stimmlich versucht sie sich elfenhaft, besitzt allerdings noch ein paar Schwächen in den Höhen. Musikalisch jedoch hat das Album durchaus Qualität. Die Arrangements, die ihre Stimme mit Cello, Piano, Gitarren und Banjo unterstützen, sind schön anzuhören, wenn auch über die Distanz einer Dreiviertelstunde etwas abwechslungsarm.
© Karsten Rube



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